Wechselwirkungen

Herr Schla­bon­ski hat kürz­lich in einem Kom­men­tar eine Wech­sel­wir­kung ange­spro­chen:

".. Kein Tier auf der Welt geht mit der­sel­ben nach­hal­tig um, sie alle wer­den nur von ihren Freß­fein­den und/oder durch Nah­rungs­man­gel dar­an gehin­dert, auf Dau­er “über ihre Ver­hält­nis­se zu leben” .."

Die­se Aus­sa­ge kommt den wah­ren Bedin­gun­gen schon recht nahe, ist aber nicht wis­sen­schaft­lich-prä­zi­se, des­halb hier ein paar Aus­füh­run­gen zum Stand der bio­lo­gi­schen Forschung:

Es gibt zwi­schen Jäger und Beu­te (bei den Pflan­zen­fres­sern natür­lich zwi­schen Nahrungspflanze(-n) und Nah­rungs­su­chen­den) eine Wech­sel­be­zie­hung, die man als "Mas­sen­wech­sel" bezeich­net - es ist in etwa eine sinus­kur­ven­ähn­li­che Bewegung.

Gibt es vie­le Fres­ser, dann wer­den die Zah­len der Gefres­se­nen stark redu­ziert. Die Räu­ber fin­den weni­ger Nah­rung und ihre Nach­kom­men­schaft sinkt. Die Beu­te­spe­zi­es erho­len sich und die Indi­vi­du­en­zahl wächst. Als Fol­ge wer­den durch bes­se­re Ernäh­rung die Räu­ber wie­der mehr und so geht das im Wech­sel immer wei­ter .... sofern nicht ande­re Ereig­nis­se auftreten.

Eine Stö­rung die­ses Ablau­fes durch den Men­schen bringt nicht nur dies eine Gleich­ge­wicht zum Wan­ken! Wenn man sich vor­stellt, dass wie­der­um die­se Beu­te­tie­re von ihrer Nah­rung - ande­re Tie­re oder Pflan­zen - abhän­gig sind, so wird schnell klar, dass es sich bei die­sem 'öko­lo­gi­schen Gleich­ge­wicht'¹,² um ein fein aus­ta­rier­tes Gefü­ge han­delt, in dem die gering­ste Stö­rung weit­rei­chen­de Fol­gen hat.

Man kann sich das - stark ver­ein­facht! - wie ein Mobi­le vorstellen:
Eine gerin­ge Aus­len­kung auf einer Sei­te bedingt eine Stö­rung auf der ande­ren Seite.

¹Lexi­kon der Bio­lo­gie: öko­lo­gi­sches Gleichgewicht
²WIKIPEDIA: Öko­lo­gi­sches Gleichgewicht

Abbil­dung "Räu­ber-Beu­te-Bezie­hung" CC BY-SA 3.0  Cur­tis New­ton; 10:55, 20. Apr. 2010 (CEST). Ori­gi­nal uploa­der was Läm­pel at de.wikipedia 17:50, 09. Mai 2007 (CEST).

Abbil­dung "Mobi­le" CC BY-SA 2.0; Mobi­le (sculp­tu­re) in the style of Alex­an­der Cal­der; Hoch­ge­la­den: 13. Sep­tem­ber 2006

Kommentare

  1. Die Dar­stel­lung der Abhän­gig­keit ist sehr instruk­tiv. Es gibt die­sel­be auch in vie­len ande­ren bio­lo­gi­schen Berei­chen. Aber das ken­nen sie bes­ser als ich.
    Dass der Mensch hier so stö­rend ein­wirkt, ist die Fol­ge unse­re, in die­sem Fall nicht emo­tio­na­len, son­dern intel­lek­tu­el­len Intelligenz.
    Heu­te glau­ben wir ja, dass wir alles ana­ly­tisch und mathe­ma­tisch bestim­men kön­nen. (Viel­leicht noch nicht heu­te, aber doch irgend­wann ein­mal in einem "heu­te" der Zukunft.)
    Wir über­se­hen dabei aller­dings, dass unse­re Her­an­ge­hens­wei­se nicht immer die sinn­voll­ste ist. Ein Bei­spiel, dass ich ger­ne erwäh­ne, ist die Über­le­gen­heit unse­res Arsches ver­gli­chen mit unse­rem Hirn.
    Es geht um das Auto­fah­ren. Die sen­so­ri­schen Rei­ze, die in einer Kur­ve auf uns ein­wir­ken. wer­den vom Hin­tern wesent­lich rich­ti­ger inter­pre­tiert, als wenn ich ver­su­chen wür­de die dabei ent­ste­hen­den Dif­fe­ren­zi­al­glei­chun­gen mit einem Com­pu­ter auszurechnen.
    Wenn es um das Erken­nen, ob zwei Krei­se kon­zen­trisch sind, geht, war die Vor­ver­ar­bei­tung im Auge und Seh­nerv bis in die 70er-Jah­re weit­aus schnel­ler, als die Berech­nung mit einem Computerprogramm.
    In den 70er-Jah­ren gab es auch noch ana­lo­ge Com­pu­ter, die spä­ter den digi­ta­len wei­chen muss­ten. Doch bestimm­te Pro­ble­me konn­ten sie schnel­ler lösen. Sie basier­ten auf den elek­tro­ni­schen Reak­tio­nen, die durch Max­well-sche Glei­chun­gen beschrie­ben wur­den. Das Auf­la­den eines Kon­den­sa­tors war wesent­lich bes­ser an natür­li­che Fra­ge­stel­lun­gen ange­passt, als das punk­tu­el­le Erfas­sen der Span­nungs­er­hö­hung. Usw.

    1. Was Sie beschrei­ben ist durch die man­gel­haf­te Geschwin­dig­keit ein­mal der Ner­ven­lei­tung (im Ver­gleich zu elek­tro­ni­scher Lei­tung) und zwei­tens der evo­lu­tio­nä­ren Lang­zeit­än­de­run­gen bedingt:

      Mit Com­pu­tern wer­den wir nie wie­der 'mit­hal­ten' kön­nen, und ob wir als Spe­zi­es es je schaf­fen wer­den uns den elek­tro­ni­schen Maschi­nen anzu­pas­sen bezweif­le ich sehr - das wür­de als Grund­la­ge einen Still­stand bei den Com­pu­tern und der Ent­wick­lung der künst­li­chen Intel­li­genz erfor­dern. Sehr zweifelhaft.

      Die Erfol­ge bei der Simu­la­ti­on der Wirk­lich­keit als Com­pu­ter­mo­dell sind schon weit­rei­chend und ver­blüf­fend, des­we­gen bin ich da nicht so sicher ob es noch lan­ge dau­ern wird bis das Modell die Wirk­lich­keit überholt.

    2. Es ist lustig, sie ver­tre­ten ja viel eher mei­nen Stand­punkt, dass vie­les mög­lich ist, wäh­rend ich mich da viel kon­ser­va­ti­ver ver­hal­te. Also ich selbst glau­be ja auch, dass uns die Maschi­nen so über­le­gen sein wer­den, dass wir uns wie Kin­der­gar­ten­kin­der vor­fin­den. Doch wird das nicht 2041 (wie in mei­nem Buch geschil­dert) pas­sie­ren, son­dern doch erst gegen Ende des Jahr­hun­derts. Ich füh­le mich hier durch renom­mier­te Wis­sen­schaf­ter, die an Quan­ten­com­pu­ting arbei­ten, bestä­tigt. Es sind nur die Jour­na­li­sten, die sie vor den Kar­ren von Groß­fir­men span­nen las­sen, die alles mög­li­che Unmög­li­che schon für näch­stes Jahr vorhersagen.

      1. Sagen wir 'mal so:
        Egal wie lan­ge es dau­ert - ich wer­de es nicht mehr erle­ben, denn dann müss­te ich über 100 Jah­re alt wer­den. Eher unwahrscheinlich.
        Bei Simu­la­tio­nen in bio­lo­gi­schen Fra­ge­stel­lun­gen ist man schon recht weit - aller­dings sind das kei­ne all­um­fas­sen­den Model­le, son­dern Teil­be­rei­che → Wie Simu­la­tio­nen die Welt erklären

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