Faschistoïde Tendenzen

Am Wochen­en­de habe ich mir - lan­ge nach Mit­ter­nacht - noch einen Film ange­se­hen: Star­ship Tro­o­pers 3 "Mar­au­der". Wie bei Teil 1, den ich vor­mals im Kino sah, war ich nicht beson­ders erbaut von dem, was da über den Bild­schirm flimmerte.

Die Idee mit intel­li­gen­ten Kerb­tie­ren (Insek­ten) ist geni­al aus­ge­ar­bei­tet - ins­be­son­de­re deren Fähig­keit kol­lek­tiv zu agie­ren und über­legt zu han­deln. Auch das Vor­han­den­sein eines "super-bug" als "brain" für die gro­ßen Ent­wür­fe des Insek­ten­han­delns ist neu gewe­sen. Das wiegt aber - sehr bedau­er­lich - den son­sti­gen Schund in die­sem Film nicht auf. 

Eine Recher­che ergab dann auch, daß die Roman­vor­la­ge .. Mili­ta­ry Sci­ence-Fic­tion-Roman von Robert A. Hein­lein aus dem Jahr 1959. Die deutsch­spra­chi­ge Aus­ga­be erschien erst 20 Jah­re spä­ter unter dem Titel Sternenkrieger ..
[Quel­le]
nicht in allen Teil­aspek­ten dem ent­spricht, was nach­her in dem Strei­fen von Ver­hoe­ven dar­aus gemacht wurde. 

Des­we­gen wun­dert es mich auch nicht, fol­gen­de Rezen­si­on zu lesen:
.. Der Film wur­de von Ver­hoe­ven nach eige­ner Aus­sa­ge als Sati­re auf den Faschis­mus und Mili­ta­ris­mus konzipiert.[1] Die Bun­des­prüf­stel­le für jugend­ge­fähr­den­de Medi­en indi­zier­te den Film 1999 auf­grund der Gewalt­dar­stel­lun­gen und des pro-mili­ta­ri­stisch inter­pre­tier­ten Inhalts. Nach Ansicht der BPjM spie­len die sati­ri­schen Ele­men­te nur eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Der Film sei ver­ro­hend und geeig­net, Kin­der und Jugend­li­che sozi­al­ethisch zu desorientieren ..
[Quel­le]

Tota­le Mili­ta­ri­sie­rung & faschi­sto­ide Ten­den­zen - das ist eher unter­trie­ben. Die Ver­ro­hung der Gesell­schaft, öffent­li­che Hin­rich­tun­gen als Spek­ta­kel insze­niert, erin­nern eher an mit­tel­al­ter­li­che Feu­dal­struk­tu­ren als eine Zukunfts­per­spek­ti­ve für die Zivi­li­sa­ti­on auf unse­rem Planeten.

In sehr abge­schwäch­ter Form wird das bei "Wiki­pe­dia" ausgedrückt:
.. Zudem besinnt er sich auf die sati­ri­schen und schwarz­hu­mo­ri­gen Wur­zeln des ersten Teils und kari­kiert die immer noch neo­fa­schi­sti­sche Gesell­schaft, die Föde­ra­ti­on die jede Mög­lich­keit nutzt ihre Macht zu erhal­ten und den Krieg als not­wen­di­gen Bestand­teil ihrer Kul­tur zu verkaufen ..
[Quel­le]
Von "sati­risch" oder "schwarz­hu­mo­rig" kann aber wohl kaum die Rede sein. Min­de­stens nicht für mein Ver­ständ­nis die­ser Charakterisierung.

Ein absto­ßen­des, bil­li­ges Mach­werk, ganz ein­deu­tig an ein bestimm­tes Publi­kum gerichtet:
Die Leu­te, die man­nig­fal­ti­ge Explo­sio­nen, wil­de Schie­ße­rei­en, zer­fetz­te und blut­sprit­zen­de Kör­per und ein HASSOBJEKT - in die­sem Fall Insek­ten­ar­ti­ge - brau­chen um ihre eige­ne 'Supe­rio­ri­tät' bestä­tigt zu sehen.

Der sexi­sti­sche Aspekt ist bei Wiki­pe­dia nicht bespro­chen, des­we­gen will ich hier noch dar­auf ein­ge­hen. Dazu ein­gangs ein Zitat zur Pilo­tin, im Film ver­lobt mit einem Gene­ral, hin­ge­zo­gen aller­dings zu einem Colo­nel, den sie am Ende auch hei­ra­tet. Es ist die Schau­spie­le­rin Jolene Bla­lock die hier als zen­tra­les Objekt der Begier­de Vie­ler fungiert.
Notiz am Rande:
".. 2001 wur­de ihr schließ­lich die Rol­le der T’Pol in der Serie Enter­pri­se ange­bo­ten, die sie .. in allen 98 Epi­so­den der Serie ver­kör­per­te .. Zuletzt dreh­te Bla­lock an Star­ship Tro­o­pers 3: Mar­au­der, dem drit­ten Teil der Star­ship-Tro­o­pers-Rei­he .."

Die Schau­spie­le­rin pro­fi­tiert wohl auch von einer gewis­sen Ähn­lich­keit mit Ange­li­na Jolie und Jen­ni­fer Lopez - zumin­dest ist es der glei­che Frau­en­typ, der wäh­rend einer Pha­se vor und nach der Jahr­tau­send­wen­de pro­pa­giert wur­de, sie­he z.B. Pro­to­typ "Lara Croft: Tomb Rai­der 20012003".

Um die­ses Kabi­nett­stück ledig­lich auf 'pro­fit' abge­stell­ten Schund­films end­gül­tig unmög­lich zu machen wird dann zuerst sub­til ver­steckt, spä­ter deut­li­cher ange­deu­tet, und am Ende geballt ein­ge­paukt Reli­gi­on ins Spiel gebracht. Zuerst natür­lich die 'fal­sche' Reli­gi­on in Form der 'Anbe­tung' des gro­ßen Brain-Bugs. Fal­sche Göt­ter - so das Fazit - füh­ren zum Tode der Anbe­ten­den. Den 'ein­zig rich­ti­gen' Gott anzu­be­ten führt aller­dings zu Glück, Heil & Harmonie.

Die­se gefühlstrie­fen­de Ver­eh­rung eines Got­tes, mit den ent­spre­chen­den Ritua­len gar­niert, in Ver­bin­dung mit der pseu­do-reli­giö­sen mili­ta­ri­sti­schen Gesell­schafts­form über­schrei­tet dann auch jeg­li­che Gren­ze des Erträglichen.

 ∙ ▪  ▪ ∙ 

Die­ser Film reiht sich naht­los an ande­re, ver­gleich­ba­re ame­ri­ka­ni­sche Pro­duk­te an - alle­samt von einer "Herrenrasse"-Mentalität durch­zo­gen. Die darf sich ALLES erlau­ben, Recht und Gesetz sind 'was für 'sis­sies' ....

Da bleibt nur Shake­speare zu zitie­ren [»Ham­let« (II, 2)]
".. Ist dies schon Toll­heit, hat es doch Methode .. "

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert