- " .. Es mangelt rund 7,5 Millionen Deutschen zwischen 18 und 64 Jahren in großem Maß an Schriftsprachekenntnissen. Genauer: Knapp fünf Millionen können nur einzelne, kurze Sätze lesen und schreiben, weitere zwei Millionen kommen über einzelne Wörter nicht hinaus, und etwa 300 000 Menschen scheitern selbst daran. Sie alle gelten zumindest als funktionale Analphabeten .. " [Quelle]
- " .. Fast ein Zehntel der Menschen in Deutschland sind funktionale Analphabeten .. " [Quelle]
- " .. Bei weiteren 13 Millionen Menschen oder 25,9 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung tritt fehlerhaftes Schreiben selbst bei gebräuchlichen Wörtern auf .. " [Quelle]
- " .. Die Zahl der Fehler pro 100 Wörter stieg von durchschnittlich sieben im Jahr 1972, auf zwölf im Jahr 2002 und dann noch einmal auf 17 Fehler im Jahr 2012. Das ist innerhalb von vierzig Jahren mehr als eine Verdoppelung der Fehlerquote. .. " [Quelle]
Es ist nicht zu leugnen:
Selbst in einem so hoch entwickelten Land wie unserem gibt es Analphabeten, mehr männliche als weibliche, und interessanterweise sind sie überwiegend berufstätig.
Die bereits 'erkannten' Analphabeten sind erst der Anfang. Denn wir sind auf einer Abwärtsspirale was das "sinnerfassende Lesen von Text(-en)" angeht.
Geprägt von Werbung und Comics, Computerspielen und Musik, die ohne die dahinter liegenden Bilder nichtssagend und unverständlich wäre, und von der ausufernden Nutzung der sogenannten "smart phones", entwickelt sich der visuelle Kanal zum wichtigsten Informationsdienst des modernen, mediennutzenden Menschen. Allerdings nicht in Form von Text und Sprache, sondern in Form von Bild & Ton.
Schauen wir einmal zurück:
Wurden bei der Einführung von "sms" noch verständliche Sätze formuliert, so veränderte sich der Text immer mehr zu Kürzeln. Entgegen der damals vertretenen Auffassung einiger Pädagogen, das sei eine Jugenderscheinung, die sich später wieder ausgleichen werde, scheint es doch Spuren bei der Alphabetisierung hinterlassen zu haben - wie sonst wären die steigenden Zahlen von Analphabeten zu erklären?
Werbebotschaften stellen verkürzt das dar, was der Konsument über ein Produkt wissen soll. Da braucht es nicht viel Text, da braucht man nur einige Bilder, die Emotionen ansprechen. Text ist da eher im Wege.
Die Politik hat den Zug der Zeit erkannt: Programmatik ist etwas für Hinterzimmer, dem Souverän, den Wählern, wirft man Satzfetzen und Sloganfragmente, vielleicht noch hier und da sogar einen kompletten, dann aber völlig sinnbefreiten Satz vor.
Der 'Siegeszug' einiger Kiddie- und Jugendblogs, die weitgehend davon profitieren pubertierenden Kindern die Segnungen der Kosmetik- und Bekleidungsindistrie - sozusagen von Teen zu Teen - nahe zu bringen und sie zum Kauf bestimmter Marken zu bewegen, sind ein beredtes Beispiel dafür.
"twitter" - ein sogenannter Kurznachrichtendienst - wäre ohne Bilder zu einigen tweets höchst langweilig. Denn wenn auch BonMot auf BonMot folgt, die Pointen nur so rasseln und in der Kürze ja sowieso die Würze liegt, die paar Zeichen reichen tatsächlich und objektiv nicht zum Austausch von verständlichen Argumenten aus. Auch dort reicht es wieder nur zu parolenhaften Kürzeln und Floskeln.
{Der Herr Pathologe wird mir den vorhergehenden Satz sicher verzeihen}.
Seit Jahrtausenden gelten die Fertigkeit zu schreiben und Geschriebenes zu lesen als wesentliche Kulturstufe, von der an sich Gesellschaften auf diesem Planeten entwickelt haben. Wir sind auf dem besten Wege das Beides abzuschaffen. Es durch Bilder zu ersetzen. Selbst Bilder sind nicht mehr für sich genommen aussagefähig, man muß vielfach den Zusammenhang kennen um den Inhalt zu verstehen - siehe Videos zu aktueller Jugendmusik.
Diese Beliebigkeit der Aussage wird noch verschärft wenn man an die Möglichkeiten denkt die Daten zu manipulieren. Wem gehören die Daten und wer kann sie überhaupt verändern? Was ist Wahrheit in der Form von Datenbanken, im Zeitalter von Algorithmen, die anstatt des Menschen die Auswahl und Einschätzung von Person und Persönlichkeit vornehmen.
Der anhaltende Trend zur Nutzung elektronischer Maßnahmen als Ersatz für physisch vorhandenn Zugangssysteme, die Video-Darstellung des Auspackens einer gekauften Ware als Unterhaltung (?) - auch das Beispiele einer irregeleiteten Entwicklung weg von Sprache und Verantwortung .... die Computer werden es schon richten.
Oder nehmen wir den Trend zum selbstfahrenden Auto - wer braucht dann noch Verkehrsregeln lernen? Wieder ein Feld in dem Sprache überflüssig wird. Wie übrigens auch ganze Berufszweige, man denke an Speditionen und Taxiunternehmen und deren Bedienstete.
Wir werden Generationen auf diesem Planeten haben, die es nicht mehr nötig haben werden selbst lesen und schreiben zu können, es reicht wenn sie einigermaßen verständlich SAGEN können was ihr derzeitiges Begehr ist, ihr Alltag wird sowieso von Computern strukturiert sein.
Zugleich sind die vorgenannten Bereiche ohne Lesenotwendigkeit ein Beispiel, wie immer weniger intelligentes Handeln von Menschen verlangt werden wird. Klar, es braucht eine dünne Intelligenzschicht die die Computer steuert und als Reserve da ist, wenn einmal die Elektronen verrückt spielen.
Wenn wir es darauf ankommen lassen werden selbst die Intelligenzler sich eines Tages überflüssig gemacht haben: Sie werden sich selbst programmierende & verbessernde Computer erschaffen haben und damit überflüssig, überflüssiger geht garnicht, weil die Rechenkapazität ein Vielfaches dessen ausmacht was der Mensch in gleicher Zeiteinheit an Programm oder Analyse zu schreiben (!) in der Lage wäre.
Wehe, wehe, wenn es dann einmal einen "blackout" oder Computerfehleinschätzungen gibt - da heißt es datennmäßig anonym zu sein oder der Datenmanipulation fähig .... das ist eine bedrückende Zukunft, die wir da kommen haben.
Eine Bild sagt mehr als tausend Worte.
Es ist wirklich so, die Fähigkeit, Sprache in all ihren Facetten zu nutzen, nimmt immer mehr ab. Nicht nur, dass dem Leser sein Verständnis vereinfacht wird (oder sollte ich schreiben "des Lesers Intelligenz aberkannt wird"?), viele Menschen werden gerade durch die kurzen, bebilderten Schnipsel der Werbung wie auch der Nachrichten direkt darauf konditioniert, komplexe Zusammenhänge sich nicht mehr selbst zu erarbeiten, sondern es sich häppchenweise servieren zu lassen. Und zwar hirnschonend in einer Sprache, zu deren Verständnis ein zweistelliger IQ ausreicht. Fremdwörter? Oh Graus, die muss man abschaffen, wie die Fremden auch selb... oh, schon sind wir den AfD-Parolen verfallen.
Ich verzeihe Ihnen den Satz über Twitter, nutze ich es doch, um mich selbst in Übung zu halten, mit möglichst wenigen Worten (hach! Da haben wir wieder die Verringerung des geschriebene Wortes!) Sinnvolles auszudrücken. Und dabei Mehrfachdeutungen oder Umdeutungen des Ursprungsausdruckes zu verwenden. Die Engländer können dies, aufgrund der häufigen Doppelbesetzung ihrer Worte, sehr schön. Im Deutschen ist das schon schwieriger, geht aber auch. Aber auch bei Twitter merke ich: nicht viele Personen können damit etwas anfangen. So kann man dann doch dieses Medium nutzen, um den Bildungsstand vieler abzuleiten.
Zu Hause übrigens merke ich es ebenfalls: es kommt sehr häufig vor, dass ich den 6jährigen lehren muss, dass es nicht "I wanna drink!" heißt, sondern "Kann ich bitte etwas zu trinken haben?"
Wahrscheinlich ist es so:
Irgendwann reichen "0" und "1" .... back to basics!
Diese Beobachtung, über längere Zeit wohlgemerkt, hat mich schon erschaudern lassen. Keine kompületten Sätze mehr, nur noch Fragmente.
Es ist eine synergistische Wirkung zu verzeichnen. Einmal reduziert sich die Lese- und Schreibfähigkeit der einheimischen Bevölkerung,. dann kommen die Zweitgenerationeinwanderer von denen nur eine sehr kleine Zahl den Antrieb zu haben scheint Deutsch korrekt zu nutzen, und dann die technische Entwicklung im Verein mit Medien aller Art .... da wird leicht aus -1 + -1 + -1 = -5 (! ich weiß, das ist übertrieben).
Die Abstraktion einerseits und die dreimal-um-die-Ecke-zu-denkende Mitteilung bei twitter sind teilweise erstaunlich - nicht überwiegend, aber doch punktuell (Sie hatten mir ja freundlicherweise den Einstieg durch Empfehlungen erleichtert).
Was mich allerdings zunehmend stört sind diese ideologisierten Pseuso-tweets, die politisch eher Verwirrung stiften als Klarheit bringen.
Grundsätzlich - Sie sprechen es indirekt an - eignet sich die englische Sprache besser für die gegebene Länge der Texte bei twitter. Deutsch hat zu viele zusammengesetzte Worte plus unbestimmte / bestimmte Artikel, etc. da sind die wenigen Zeichen schnell verbraucht ....
Zudem ist - in den letzten Wochen mehr als zuvor - mein Tag erfüllt mit Arbeit am neuen (gebrauchten) Wohnwagen und all dem was dazu gehört, wie Materialbeschaffung und Abholung von Teilen [zwar ist Vieles per Internet zu ordern, nur dauert es manchmal sehr lange & es wird nicht immer sehr sorgfältig verpackt].
"deadline" ist Anfang Oktober, Start in den Süden, daran halte ich eisern fest. Da heißt es jetzt dran bleiben und täglich ein Pensum erfüllen.