07:30h
Motorenlärm
Zwei Kleingeräte in Betrieb:
Vertikutierer & Laubsauger
Schaden: Lärm¹ & CO2²
Schaden: Insektentod direkt³ und indirekt⁴
Vom Lärm der Kleingeräte aufgeweckt fing mein Tag nicht besonders erbaulich an. Dazu muss man wissen, der *Rasen* wurde gerade in der vergangenen Woche, genauer vor fünf Tagen, fast bis auf die Wurzeln angeschnitten. Drei Durchgänge mit dem Rasenmäher - das dauerte (mit Pausen) den gesamten Vormittag.
Und heute nun gleich zwei dieser kleinmotorbetriebenen Geräte.
Es reicht!
Vor dem Hintergrund dessen, was gerade die UNO verlautbart hat ist der Frevel noch gigantischer, der - unter anderem - durch diese stinkenden⁵ und lärmenden Werkzeuge hervorgerufen wird.
Schauen wir doch einmal darauf, was für ein Biotop die Wiese nach dem Mähen ist:
Eine verdichtete Grünfläche, in der bestenfalls Gras wächst, weil alle anderen Pflanzen immer wieder am Austrieb gehindert werden oder, wenn sie ausgetrieben sind, abgeschnitten wurden. Keine Pflanze hält das auf Dauer aus, und so stellen die derart malträtierten Arten nach zwei oder drei Versuchen den Austrieb ein. Schaden: Es fehlt an Insektennahrung, denn nur wenn Blüten vorhanden sind können sich diese Arten ausreichend ernähren und fortpflanzen. In der Folge gibt es also weniger Insekten, was für die Singvögel bedeutet: Weniger Nahrung - und das führt dazu, dass sie erst nichts mehr zu fressen finden das sie ihren Jungen füttern können, dann selbst verhungern weil sie mehr Kalorien für die Suche brauchen als sie finden und diese Negativbilanz tötet sie schließlich!
Der blanke gemähte Rasen mag für manche Menschen "Ordnung" und "Sauberkeit" suggerieren - ich sehe nur eine tote Vegetationsfläche, die keinem Tier mehr genügend Nahrung bereitstellen kann. Und damit ist es noch nicht getan. Denn in der Nahrungskette stehen darüber andere Arten, die mit ins Verderben gerissen werden, weil ihnen natürlich ebenfalls das Futter ausgeht.
Jetzt habe ich noch nicht einmal damit angefangen den Strauch- und Baumbestand zu erwähnen. Dort sieht es ähnlich aus: Ziergehölze aus fremden Biotopen (Ländern) taugen nicht als Nahrung für unsere heimischen Tiere - sie sehen zwar schön aus, aber nur für Menschen, für Tiere sind sie nutzloses Grünwerk. Wenn sie dann noch Blattläuse und ähnliche Sauger anlocken geht man diesen von Seiten der Menschen mit Insektenvernichtungsmitteln ans Zeug - und tötet die noch verbliebenen Nutzinsekten gleich mit .... und nicht nur die, denn diese Stoffe reichern sich in der Nahrungskette an und führen dazu, dass die Eischalen dünner werden und die darin wachsenden Embryonen durch Wassermangel absterben.
Hier setzt nun meine Überlegung an.
Zuerst ist es nötig alle motorgetriebenen Kleingeräte zu verbieten. Wenn man alle Rasenmäher, Laubbläser, Laubsauger, Kantenschneider, Astsägen, Vertikutierer, Motorsensen und Aufsitzmäher verbannt werden gleich mehrere Zwecke erfüllt:
- 1. Reduzierung der Produktion solcher Gerätschaften
→ Resourcenschonung; - 2. Reduktion der Abgase
→ CO2 wird reduziert; - 3. Reduktion der Nutzung von seltenen Chemikalien (bspw. Lithium)
→ weniger Bergbauschaden; - 4. Schonende Landschaftsgestaltung mit Handgeräten
→ kaum Verdichtung des Bodens; - 5. Frequenz der Gartenarbeiten sinkt
→ mehr Zeit für Pflanzen zu wachsen und zu blühen, mehr Insektennahrung und damit Vogelnahrung.
So ganz nebenbei werden Menschen gesünder, weil sie sich selbst bewegen und nicht Maschinen die Arbeit verrichten lassen.
Außerdem werden Blätter und abgemähtes Gras (per Sense & Sichel!) natürlich kompostiert (Reduzierung des Düngerverbrauches) und sie verrotten dort wo sie fallen: Das ist deswegen sinnvoll, weil sie dann der neuen Generation im nächsten Jahr als Nährstoffe dienen.
Wenn Rasenkanten nicht schnurgerade abgeschnitten sind ist das ein Zeichen dafür, dass auch sonst die Gartenbesitzer weniger in die Vegetation eingreifen - es ist sinnvoll und nützlich sich zurück zu halten und der Natur ihren Lauf zu lassen. Übertriebener Ordnungssinn ist - nicht nur hier - eher schädlich als nützlich.
Natur ist stets mehr Chaos als Ordnung.
Deswegen ist Ordnung in der Natur schädlich!
¹ das trifft weniger auf Elektromotoren zu, deren Energieverbauch ist allerdings höher;
² der Anstieg findet andernorts statt: Im Kraftwerk!;
³ beim Mähen/Blasen/Saugen werden durch die entstehenden mechanischen Kräfte Insekten getötet;
⁴ durch Einsatz von Chemikalien;
⁵ neben CO2 werden noch mehr Schadstoffe erzeugt: Stickstoff- und Schwefelverbindungen.
Erstveröffentlichung → 7. Mai. 2019 um 13:30 Uhr
Zu jedem einzelnen Satz volle Zustimmung!!!
Sie haben vergessen, die unerträglichen Steingärten zu erwähnen, die der Tod jeder Gartenkultur sind (einen Rasenmäher brauchen die allerdings nicht m e h r ! ), die wie eine Seuche grassieren und, wie ich vor kurzem gelesen habe, in Hessen nun verboten werden sollen. Hoffentlich kommt das durch, das würde ich mal einen Fortschritt nennen! Mir dreht sich alles um, wenn ich diese schrittweise Abtötung jeder natürlichen Umgebung mitbekomme, sei es die von Ihnen beschriebene 'Attacke', die Hyperpflege des Rasens, oder der mehrstöckige Neubau auf einem vormals verwilderten Grundstück, während ältere Häuser leer stehen ... Mich erinnert das Ganze an einen Pferdeliebhaber, der die Vorzüge des Pferdes preist und es dann zu Tode reitet.
Wo ich wohne gibt es mehrere solcher Grundstücke mit alten Villen - da steht der Denkmalschutz vor jeder Modernisierung und dadurch werden die leeren Gebäude dem Untergang entgegen rotten .... um sie herum die Gärten natürlich auch. Nicht weit von einem Gebäude bei uns in der Nähe wird ein ehemaliger Obstgarten gerade gerodet um dort eine (4-) Reihenhausanlage zu bauen, so wird Natur vernichtet.
Es sollte den Banken verboten werden Immobilienabteilungen zu unterhalten oder (ausgegliedert) zu finanzieren. Dann wäre schon viel gewonnen. Denn der Flächenverbrauch entsteht ja gerade dadurch, dass an Neubauprojekten immer die Banken mit-verdienen (wollen) und über ihre Maklerorganisationen so nebenbei die Preise in die Höhe treiben. Um von Jahr zu Jahr ihren 'profit' höher ausweisen zu können.
Werden wir eine Regierung haben, die uns ein Verbot sämtlicher Kleinmotoren-Geräte liefert? Nein, werden wir nicht. Kein Politiker der derzeit regierenden Parteien versteht was exponentielles Wachstum bzw. Verfall bedeuten und daher sind sie unfähig der drohenden Gefahr angemessene Gesetze zu erlassen.
Die Schandtat, die sich in dieses Muster fügt, ist die sog. "Schließung der Baulücken", die zum verpflichtenden Konzept erhoben wird. Schon schlimm genug, dass man einen verwilderten Garten nur noch als Baulücke deklariert (und zu einer solchen degradiert) und nicht als ein wunderschönes Stück Natur wahrnimmt, aber schlimmer noch, dass die Grundstücksbesitzer auch noch zur Bebauung verpflichtet werden sollen, wenn sie es nicht von selber tun.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn in Großstädten das Dach ausgebaut wird - aber Grünflächen zu reduzieren um Parkplätze zu bauen ist bestimmt ein Irrweg. Genau so verhält es sich mit dem Zwang Lücken zu bebauen oder die früher viel größeren Grundstücke (> 1.000m²) zwangsweise zu teilen. Selbst die Ausrichtung und Gestaltung, wie sie in der überwiegenden Zahl praktiziert wird, ist völlig unnatürlich und sollte aufgelockert werden.
Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Nur ein verwilderter Garten ist ein guter Garten! Dazu ein Schwank aus den 90ern: damals gab es im Helmstedter Raum noch Braunkohlen-Tagebau, und in den Semesterferien war ich auf einem Unimog am Kalkstreuen, normalerweise auf Äckern, aber gelegentlich halt auch im Tagebau, wo der fiese ph-Wert der mit verklappter Asche vermischten Abraumhalden durch großzügige Kalkung normalisiert werden mußte. Und eines Samstags hatten wir dann mal eine sehr schöne Sonderarbeit: Wildwiese säen.
Mehrere Hektar.
Also den Kalkstreuanhänger mit Saatgut befüllt: auf der einen Seite schaufelt ein Radlader Grassamen rein, auf der anderen Seite stehen drei Mann auf einem Pritschenanhänger und kippen Blumensamen aus Säcken dazu (interessante Namen hatten diese Saatgutmischungen: "Typ Helmstedt", "Typ Schöningen" und so weiter, vermutlich nach den dort natürlich vorkommenen Sorten?).
Mit ca. acht Tonnen Saatgut im Streuer ging es dann auf die Fläche: den Hang einer Abraumhalde zu einem Wohngebiet hin, dessen Anlieger sich über den Schandfleck beschwert hatten. Eine knappe Stunde später war alles vorbei.
Und im nächsten Frühjahr war ich dann nochmal da, um zu kucken, was draus geworden war: ein wirklich wunderbar wildes Stück Natur, in dem die Insekten summten und von den Schwalben gejagt wurden.
Selten empfand ich soviel Befriedigung an meiner Arbeit wie an diesem Tag.
Das ist ja die Schande, es gibt solche Blumenwiesen kaum noch, weil jeder m² zu Geld gemacht werden soll - da wäre ein wenig mehr als die gesetzliche Mindestfläche für Grünanlagen & Spielbereiche schon weniger *profit*! Wenn etwas gerettet werden soll, dann muss es zu einem erheblichen Umdenken kommen - aber da waren wir schon zuvor einmal angekommen .... die Hoffnung schwindet mit jedem Tag der zur Umkehr versäumt wird.
Ich vergaß noch zu erwähnen, daß speziell die Zweitakt-Geräte mich ja auch schon mal zu einem Sermon in zwei Teilen veranlaßt haben:
https://schlabonski.de/2006/07/16/zwiebackfraesen/
https://schlabonski.de/2014/05/23/zwiebackfraesen-ii-jetzt-mit-zahlen/
Nicht ganz dasselbe Argument wie bei Ihnen, aber ein weiteres.
Danke für den Hinweis, da stecken mächtig viele Zusatzinformationen drin - gerade zu Zweitaktern! Vieles hatte ich schon vermutet - wenn man riecht was da rauskommt und hört wie die knattern - liegt der Gedanke "Dreckschleudern" nahe .... da sollte man möglichst eine Altersbegrenzung machen weil junge Leute noch nicht so viel Geld verdienen um bessere Gefährte zu kaufen, ältere Leute aber schon.
Ach, so weit würde ich gar nicht gehen. Einfach den Verkauf neuer Zweitakter -- mit ganz wenigen Ausnahmen wie Kettensägen und Modellmotoren meinetwegen -- verbieten, und vielleicht tatsächlich eine schöne Strafsteuer auf Zweitaktöl, dann macht das natürliche Aussterben schon den Rest.
Und neue Geräte mit anderen Verbrennungsmotoren, vom Rasenkantentrimmer bis zum LKW-Kühlaggregat (auch so eine Feinstaubschleuder, die kaum wer auf dem Schirm hat) müssen dann selbstverständlich denselben Abgasgrenzwerten genügen wie neue PKW und LKW. Das würde die Scheißteile dermaßen verteuern, daß nur noch die gekauft werden, ohne die es wirklich beim besten Willen nicht geht, denn Abgasreinigung für einen Laubbläser kostet wahrscheinlich kaum weniger als für einen Polo, und wenn so ein Ding dann plötzlich ein paar tausend Euro kostet, erinnert sich bestimmt manch einer an ein Gerät namens Rechen.
Dann muß man nur noch die Akku-Geräte irgendwie teuer machen. Da hab ich grad noch keine gute Idee zu.
@ D. Schlabonski
Elektrogeräte mit Akkus sind bestimmt ebenso umweltfeindlich wie die mit Benzin-/Diesel-/ oder anderem Treibstoff. Mindestens die Herstellung.
Meine Befürchtung bei ihrer Idee ist, dass das alles sich arg in die Länge zieht und länger dauert als noch zeit bleibt. Der Vorteil wäre allerdings, dass das weniger Widerstand hervorbrächte.
Mir leuchtet irgendwie nicht ein warum man Laub überhaupt wegfegen sollte: Wenn ich mich im Wald umsehe gibt es dort nicht meterhohe Laubschichten, *die Natur* sorgt schon für das Verschwinden, ganz von selbst. Es ist wohl eher das Gefühl manchen Menschen für Ordnung, was da solche Auswüchse hervorruft.
Achja, Sie glauben ja noch, daß uns noch Zeit bleibt. Diese Sorgen hab ich ja nicht mehr ;-)
Sie kennen möglicherweise den Werbeslogan "Es ist nie zu früh und selten zu spät!"
Wobei ich zugeben muss, dass die Tendenz in die Richtung geht, in der Sie das betrachten .... :c(