Verteidigung der Wissenschaft gegen Verleugnung, Betrug und Pseudowissenschaft
Übersetzung :
".. eine „wissenschaftliche Haltung“, bei der die Evidenz {mit besonderem Wahrheitsanspruch auftretende vollständige Einsicht} im Vordergrund steht, und die Bereitschaft der Wissenschaftler, Theorien auf der Grundlage neuer Evidenz zu ändern. Die Behauptung, der Klimawandel sei keine festgelegte Wissenschaft, die Evolution sei "nur eine Theorie", und Wissenschaftler verschwörten sich, um die Wahrheit über Impfstoffe aus der Öffentlichkeit zu verbannen, ist eine Grundargumentation im rhetorischen Repertoire einiger Politiker .."
Original (angepasst):
Defending Science from Denial, Fraud, and Pseudoscience
» .. a “scientific attitude” in an emphasis on evidence and scientists’ willingness to change theories on the basis of new evidence. For example, claims that climate change isn’t settled science, that evolution is “only a theory,” and that scientists are conspiring to keep the truth about vaccines from the public are staples of some politicians’ rhetorical repertoire .. «
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Was ist stets leichter als sich in ein bestimmtes Thema einzuarbeiten?
Zu behaupten das Thema
- sei irrelevant;
- sei noch nicht endgültig erforscht;
- werde noch zwischen Wissenschaftlern diskutiert;
- sei entweder veraltet, überholt oder noch zu neu um darüber genug zu wissen;
- sei in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung.
Die Fülle an Ausreden ist groß. Tatsächliches Wissen ist rar. Geschwafel statt Wissen ist wohlfeil, denn reden ohne etwas auszusagen wird immer beliebter unter Politikern. Sie studieren Mustersätze ein, die wenig aussagen aber überzeugend klingen.
Glauben Sie nicht?
Dann suchen Sie mal bei youtube oder ähnlicher Quelle nach Reden der bekanntesten Politiker - ich finde das beste Beispiel ist Frau von der Leyen. Sie begnügt sich nicht mit leeren Phrasen, sie tischt völlig *cool* die dreistesten Lügen mit gewinnendem Lächeln auf.
Das muss man erst 'mal können.
Und wie war das mit der Wissenschaft von weiter oben?
Das war ein "Aufhänger" für das Politiker-bashing.

Aber nun doch noch ganz ernsthaft:
Wissenschaft trifft deswegen keine endgültigen Aussagen, weil es an jeder Erkenntnis im Laufe weiterer Forschung etwas zu verbessern, zu ändern oder einzuschränken gilt. Es ist ein dynamischer Prozess, der immer den jeweiligen Wissensstand darstellt. Die Methoden der Forschung ändern sich, die Ergebnisse werden immer genauer, weil die Messungen präziser und die Maßstäbe immer kleiner werden.
"Hypothese" bedeutet nicht 'Unsicherheit', sondern "gesichertes Wissen mit der Möglichkeit und Notwendigkeit es in der Zukunft weiter zu präzisieren". Das ist es was Wissenschaftler antreibt:
Mehr zu klären, abzusichern, der endgültigen Erkenntnis näher zu kommen.
Wenn Ihnen also nächstens wieder jemand zu erklären versucht Wissenschaftler würden Sie belügen oder ihnen etwas vorenthalten wissen Sie es nun besser und können den wahren Lügner entlarven.

*edit* (16.08.2019)
Eine Passende Abhandlung aus "zeit online" | [Verschwörungstheorien: Epstein, Epstein, alles muss versteckt sein]; Jan Skudlarek; 15. August 2019, 20:03 h."
" .. Wer eine Aussage in den Raum stellt, muss liefern. Argumente. Belege. Beweise. So war es jedenfalls früher. Heute, in der Epoche des Antifaktischen, gelten Belege und Beweise nicht etwa als abgewertet (schon das wäre schlimm genug), nein, oft sind sie schlichtweg schnurzpiepegal. Man braucht sie nicht im Diskurs. Der Konspirationist, der sich selbst natürlich "Wahrheitssucher" nennt oder "kritischer Geist", befindet sich in der bequemen Lage, dass allein durch die Unterstellung böser Absichten ein Aha- oder auch ein Ja-klar-Effekt bei seinen Mitmenschen entsteht. Bei solchen Mitmenschen jedenfalls, die auch kritische Geister sein möchten, aber auf seriöse (und mühsame) Verfahrensweisen von Wissenschaft, Forschung oder investigativem Journalismus pfeifen .. "
Wenn es da nicht inzwischen schon ein kleines Problem gäbe...
Mittlerweile gibt es auch "Wissenschaft", die gewünschte Ergebnisse liefert. Ist zwar keine Wissenschaft in ihrem ursprünglichen Sinne, sie nennt sich aber trotzdessen so.
Das bedauere ich ebenso wie Sie - gibt es doch den Feinden der Wissenschaft unnötige Munition um ALLE zu diskreditieren deren Arbeit und Ethos sie nicht verstehen .....
In dem Beitrag zum "Detox"-Wahn und in dem Beitrag zu "Probiotische Produkte" habe ich einige Anmerkungen dazu verfasst. Vielleicht sollte ich einmal tiefer einsteigen und das ausführlicher recherchieren.
Das geht je mehr in die Esoterik-Ecke (so wie ich das jedenfalls ausdrücken würde)...
Bezahlte "Wissenschaft" in dem Sinne, außerhalb von Marketing, da denke ich eher in etwas größere Dinge, so wie dass Fett schlimmer für die Fettleibigkeit der Menschen verantwortlich sein soll als Zucker (wurde in den letzten Jahren mal aufgedeckt, dass das Ergebnis eine bezahlte Nummer in Übersee war) - oder dass ein Diesel "umweltfreundlicher" ist als ein Benziner (jeder, der mit einer Diesel-Maschine vorher schon zu tun hatte, wusste, das ist totaler Unsinn) - oder, dass "Schreiben nach Gehör" funktioniert (heutzutage hat man festgestellt, dass diejenigen, die mit der Methode Schreiben gelernt haben, als Erwachsene nach wie vor Schwierigkeiten haben - anders als solche, die es nach konventioneller Methode gelernt haben).
Bei letzterem - irgendwo werden da bestimmt auch ein paar bezahlte Studien oder dergleichen gewesen sein, sodass man diesen Nonsens einst beführwortet hat. Was sich inzwischen als absoluter Fehler herausgestellt hat.
1. Diese Fett & Zucker Studien sind in zweierlei Richtung zu sehen:
a. Die Studien zur Schädlichkeit wegen Einlagerungen in die Gefässwand waren Pharma-finanziert und wurden von Forschern (Medizinern!) durchgeführt, die zuvor jahrelang Stipendien von den einschlägigen Fachorganisationen bekommen hatten - man hat sich so einen Stamm an *wohlwollenden* Fachleuten herangezogen. Begonnen hat das in den späten 70er Jahren.
Der Zweck war die Einführung von Lipidsenkern - heute ein Milliardengeschäft mit zweifelhafter medizinischer Bilanz!
b. Eine andere Zielrichtung war es Butter schlecht zu machen um Margarine zu verkaufen, und nachdem das über viele Jahre in der Werbung 'gehämmert' wurde hatte es wenig Erfolg - da griff man in bester US Manier "If you can't beat them join them" zu Mischprodukten [→ https://www.re-actio.com/wordpress/?p=67668%5D.
2. Zu Diesel kann ich nichts sagen, da fehlt mir der Hintergrund. Allerdings braucht man nur hinter einem Diesel her zu fahren um zu erkennen, dass das was da rauskommt nicht 'gesund' sein kann.
3. Meine Frau war Lehrerin - und ich hatte das *Vergnügen* mir indirekt alle Bemühungen der 'neuen Besen im Kultusministerium' anzuhören und mitzuerleben wie solcher Unfug eingeführt wurde - da war wieder ein neuer Professorentitel in den PHs geschaffen .... jede Partei hat da ihre Leute untergebracht.
Ich fand es witzig wie man dann später zurück ruderte:
Es wurde nach *Lesen durch Schreiben* (die Orthografie wird immer mangelhaft bleiben!) und *Ganzwortmethode* eine neue Richtung eingeführt, die hieß "Alphabetisierung" und dahinter steckte nichts anderes als das stinknormale Alphabet, oder wie wir es noch gelernt haben, *einzelne Buchstaben*.
{Z.Zt. ist wohl in den Fibeln für Klassen I + II eine Mischung aus Anlauten, Silben und Buchstaben vorhanden - und auch auf Rechtschreibung wird wieder von Anfang an Wert gelegt}
Beim Zucker geht es noch früher los:
In den 60ern hat die Sugar Association mal 3 "Wissenschaftler" von Harvard direkt (umgerechnet mit Inflation) 50.000 $ bezahlt für die Veröffentlichung eines Berichts, der die Korellation zwischen Fettkonsum und Herzkrankheit nahe legt. Die Studien dafür hat die Associtation ausgewählt, welche natürlich die Verbindung zwischen Zucker und Herzkrankheit herunterspielt.
Kam erst in den vergangen Jahren heraus, das ist noch nicht einmal so lang bekannt...
Mit der Margarine, das hat mir mal jemand erzählt, ursprünglich wurde es wohl mal zum Schmieren von Waffen verwendet - also, völlig anderer Zweck als es zu essen.
Letztendlich wollte man nur ein (wahrscheinlich in der Herstellung) billigeres Ersatzprodukt zu Butter auf dem Markt etablieren.
Mischprodukte sind in diesen Tagen eigentlich sogar relativ "gut" vertreten, besser als das zur Hochzeit war, als es als Mode aufkam.
Diesel nehme ich nur als Beispiel, weil, als die Marketing-Welle dazu aktiv war, hat man faktisch schon weis machen wollen, dass hinten aus dem Auspuff Blumenduft 'rauskommt.
Insofern sogar eine Farce, dass man sich heute hinstellt und Diesel zu Dreckschleudern erklärt, die verboten gehören (inklusive der Maschinen, die schon immer mit Diesel liefen), nachdem sich Leute diese Autos gekauft haben - und dann noch frech mit der unterschwelligen Strategie "schmeiß weg, kauf dir was neues". Und wäre in Amerika ihre Cheat-Software nicht aufgefallen, dann wäre bis heute überhaupt nichts in der Richtung passiert...
Bezüglich 3.): Ich glaube, man darf ruhig froh sein, wenn man in den 90er Jahren im Osten zur Schule gegangen ist. Ist einem dieser ganze methodische Nonsens erspart geblieben und man hat es nach der alten Methode gelernt.
Die Investition der "Sugar Association" hat sich in den Jahrzehnten amortisiert, das steht fest - und nun kommen die schlechteren Jahre, wenngleich ich den Verdacht habe, dass da zwar viel getrommelt wird, in Wahrheit aber wenig tatsächlich getan .... Frau Klöckner ist ja eher Industrie-freundlich als Konsumenten-freundlich.
Ich hatte in dem Artikel zu diesen Mischfetten schon erwähnt:
Das ist deswegen für mich Unsinn, weil das reine Naturprodukt "Butter" preiswerter zu kaufen ist als die Mischung mit mineralischen Ölen und künstlichen Fetten. Noch dazu sind letztere eher umweltschädlich wenn sie von Plantagen kommen, da können noch so viele Bio- und Eco- und ähnliche *Siegel* nicht darüber hinwegtäuschen.
Die Schulen haben zwar vordergründig die Reformen alle eingeführt und neue Materialien genutzt - kluge Lehrer allerdings hatten dazu Arbeitsblätter von früheren Methoden, die sie für die Kinder einsetzten, die mit den 'verordneten' Vorgehensweisen nicht zurecht kamen.
Ich habe in der Zeit Nachhilfe für Mathe gegeben. Wenn Kinder die "Mehrfachmengen von Vier" nicht begriffen haben brachte ich ihnen das "Einmal Vier" bei .... und das hat meistens geholfen ;c)
Es wird wohl eher eine Umstellung der Produktpalette sein. Süßstoff wurde den Leuten schließlich auch mal als "gesünder als Zucker" verkauft - und wenn man dazu ein bisschen recherchiert, kommt man zur gegenteiligen Ansicht (gerade bei Aspartam).
Stevia, das, was jetzt jedenfalls darunter im Umlauf ist, hat weniger mit dem Natur-Stevia zu tun, sondern ist ein Produkt hergestellt von Nestlé. (Erkennbar daran, dass auf den Verpackungen davon "Süßstoff" steht.)
Hätte man eine Anregung für das fehlende Puzzlestück in diesen Punkt wie es zu Gunsten der Industrie weitergehen könnte...
Ausschlaggebend ist für einen Konzern der Herstellungspreis im Verhältnis zum Endverbraucherpreis, zu dem man es im Laden schließlich verkauft. Vielleicht muss man bei Butter noch zu viel vom Herstellerpreis teilen (z. B. den Bauern), deswegen will man sie "ausbooten" durch verschiedene Werbekampagnen, Öl kann man hingegen auch aus der zweiten und dritten Welt importieren zum Preis in einer Währung pro Tonne, die umgerechnet in Euro/Dollar einen läppischen Betrag ausmacht. Verkaufen kann man es hier aber trotzdem teuer. Die Spanne zwischen Herstellungs- und Endverbraucherpreis wandert dann in die Tasche des Konzerns, respektive seiner Aktionäre, seiner CEOs und seiner Aufsichtsräte.
Ein sehr konkretes Beispiel kann ich für den Vorgang sogar nennen: Die frische Sahnige (Ost-Produkt).
Hatte einen Fettgehalt von irgendwas in 40%, war aber ein reines Milchprodukt ohne Zusätze von Pflanzenfett. Sogar ungesalzen.
Seit etwa einem halben Jahr gibt es die nicht mehr, weil das DMK die Molkerei in Bergen schließt, die die zuletzt noch hergestellt hatte. Die Molkerei selbst ist zwar noch offen (wegen dem Rügener Badejunge Camembert), die Produktion der Butter wurde aber schon etwa zum März eingestellt.
Soweit wie es sich las, die "Butter" (welche sich hier nur "Milchstreichfett" nennen durfe, weil Butter mind. 82% Fettanteil haben muss, Laut Gesetz) konnte man wohl mit diesem niedrigen Fettanteil herstellen, weil die wohl noch mit Produktionsanlagen aus DDR-Zeiten hergestellt wurde. Scheinbar hat man sich da mal ein Verfahren oder eine Rezeptur einfallen lassen, die speziell mit diesen Maschinen umzusetzen ging (das Produkt gab es auch schon zu DDR-Zeiten) - also keine neuere Erfindung.
Drei Mal darf man sich seinen eigenen Teil denken, warum dieses Produkt verschwunden ist.
Bedient den "wenig Fett"-Trend nach wie vor, aber ohne Fusel. (Käufer hätte es wohl für die Molkerei gegeben, aber das DMK wollte wohl nicht verkaufen.)
Die Industrie will scheinbar lieber Fusel loswerden, weil das für sie billger, aber mit mehr Gewinn, herzustellen ist.
(Im Bezug aufs Produkt kann man nur hoffen, dass die Anlagen doch nicht verschrottet werden und dass sich dem langfristig jemand anderes wieder annimmt. In den 90er Jahren soll es wohl auch so gewesen sein, dass die Butter über Jahre nicht zu kriegen war und dann tauchte sie irgendwann wieder auf.)
Ich hatte mich schon länger gewundert, warum es bis zur Zulassung von Stevia so lange gedauert hat - nun ist klar, dass die Großkonzerne erst die großtechnische Herstellung in den Griff bekommen mussten um den Ausfall an *profit* bei Zucker zu kompensieren.
Vielen Dank für die Darstellung der Motivation - man kann daraus natürlich Rückschlüsse auf weitere Güter und Dienstleistungen ziehen, denn es beschreibt ja das System insgesamt.
Die Sache mit der Produktion einer fettreduzierten Butter stimmt mit den (allgemeinen) Gegebenheiten in der DDR überein:
Wo Knappheit herrschte wurde sehr kreativ eine Variante gesucht - die Motive in den Produktionsbetrieben der Großkonzern dagegen haben Sie ja davor schon erläutert. “Milchstreichfett” und die alternative(-n) Bezeichnung(-en) für Produkte aus Margarine & Butter halte ich nicht für falsch, sind sie doch eine deutliche Kennzeichnung für die Verschiedenheit vom 'reinen' Produkt "Butter".
Wir hatten in der EU zuerst normale Buttermengen - bis es Prämien für die Produktion gab! Dann wurde der *Butterberg* eingelagert, schließlich zu Schleuderpeisen (unter dem Herstellungspreis, da ja "EU gefördert) ins Ausland verkauft. Die *Milchquote* machte Schluss mit Fehlproduktion, die Prämien gab es für andere Sachen und so waren die Landwirte (CDU/CSU-Wähler!) immer zufrieden ....
Ich würde das nicht mit der wiederkehrenden westlichen Mär der Knappheit erklären...
Es war eben so, dass man sich so ein Produkt hat einfallen lassen. Teilweise geht so etwas mit auf die Moden im Westen zurück, weil sich irgendwelche Leute immer darüber beschwert haben "im Westen haben sie das...".
Wie auch immer, war in dem Simme eigentlich ein konkurrenzfähiges Produkt, allerdings ohne diese Materialverwässerung (die schmeckte als Butter auch sehr milchig, weniger wie Butter), war schwierig zu kriegen, weil sie kaum eine Kette im Sortiment hatte (Kaufland und Real waren lange feste Bezugsquellen, die anderen variierten im Laufe der Jahre immer mal wieder) - und da hatte man den Eindruck, es lag eher daran, weil die dafür zu wenig davon hergestellt haben, als Kaufland sie vor ein paar Jahren einige Zeit aus dem Sortiment nahm, konnte sie auch plötzlich bei anderen Ketten mal wieder auftauchen -, jetzt gibt es sie seit knapp einem halben Jahr gar nicht mehr wegen "Marktbereinigung".
Die Bezeichung "-streichfett" ist mir bei ein oder anderem Produkt ebenfalls aufgefallen, und da mir im Zuge der Einstellung der frischen Sahnigen das über den Weg gelaufen war, dass Butter einen festgeschriebenen Satz Fett enthalten muss, ergibt das für mich natürlich Sinn. In dem Sinne ist die Regulierung nicht falsch, auch wenn die meisten das nicht wissen werden und vermutlich auch nicht stört. Es ist so ein "bei der Wahrheit bleiben"-Ding - sieht man mal ins Ausland (ganz besonders Übersee), dann könnten einem gute Gründe einfallen, warum das besser so ist.
Die Frage wie *Das Sortiment* bei manchen Lebensmittelketten zusammengestellt wird würde mich brennend interessieren - die Nachfrage selbst kann es nicht sein, denn dann sähe das Angebot anders aus. Ich beobachte das gerade für Eis, für pre-cut Gemüse (ohne Geschmacksverstärker), und Großgläser Oliven. Meine Vermutung ist, es werden andere Anbieter genommen um den früheren zu zeigen 'du bist entbehrlich!' und sie so für die nächsten Verhandlungen *gefügiger* zu machen. Die paar abspringenden Kunden werden dann in Kauf genommen ....
Wenn es die großen Unternehmen - in Analogie zu Pharma, da kenne ich mich besser aus - genau so machen, dann kennen sie durch ihre Marktforscher die wesentliche Konkurrenten und erkennen Trends der Verbraucher. Wenn Sie dann herausfinden wer ihnen gefährlich werden kann wird gezielt gegen diese Marke / dieses Produkt eine Kampagne gefahren. Das führt zu höheren Einkäufen der Ketten dieser Produkte für einen bestimmten Zeitraum (bei Pharma sind das nur die frei verkäuflichen Produkte), und schon werden die Mitbewerberprodukte weniger verkauft. Wenn dann noch begleitende Maßnahmen wie kleine Abgabeartikel dazu gegeben werden kann so manche Kunde *umgepolt* werden. Es ist schon erstaunlich was solche 'Kleinigkeiten' bewirken, ein Plastiklöffel, ein Kugelschreiber, ein Aufkleber ....
Was den *Mangel* angeht bin ich mir nicht sicher ob daran nicht doch ein Fünkchen Wahrheit ist. In der Zeit um '91-'93 habe ich länger in Thüringen gearbeitet - und bei netten Leuten gewohnt, weil Hotels noch knapp waren - da haben wir oft zusammen gesessen und gequatscht. Der Mann war in einem Holzbaubetrieb tätig, seine Frau in einer LPG, Schweine & Kühe als Schwerpunkt. Es waren einige Geschichten von Tauschgeschäften (auch Ringtausch) dabei. Die waren bestimmt nicht erfunden, denn das waren ehrliche Leute. Mag allerdings sein, dass sie in der Ecke des Landes andere Bedingungen hatten und daher Dinge anders sahen / berichteten.
Das Problem, was ich mit dieser Mär sehe, ist:
a) Mit welchen Bedingungen hat der Westen nach dem Krieg angefangen? Waren die nicht auch einst zerbombt? Und sind manche Entwicklungen das "Wohlstands" nicht generell eine Nachkriegserscheinung, so wie sie gelaufen sind? (egal, welches Land der Erde man sich von den wohlhabenderen anschaut)
b) Marshall Plan - die USA haben West Germany mit Wohlstand gezielt vollgepumpt, als politisches Projekt, um den Kapitalismus gegenüber dem Sozialismus am Nadelöhr der beiden System als das bessere zu bewerben.
Der Rest Europas durfte dafür am ausgestreckten Arm verhungern, denen ging es teilweise sogar noch schlechter als zu Kriegszeiten - und das nur für dieses politische Projekt der Amerikaner. (Man bedenke hier auch die Londoner Schuldenkonferenz '52/'53. - Ein großer Baustein für das sogenannte "Wirtschaftswunder" überhaupt.)
und c) Heute genauso wie früher wissen die wenigsten Menschen etwas darüber, wie wirtschaftliche Zusammenhänge funktionieren - warum sie z. B. im Laden das kaufen können, was sie kaufen können. Die meisten denken nur in "Kann ich hier nicht kaufen, wieso? Ihr seid unfähig!".
Großer Fehler war früher, dass man von der Obrigkeit meinte, man muss dem kleinen Mann nichts darüber erzählen und ihn stattdessen mit blumigen Phrasen volllabern, anstatt ihm eine konkrete Antwort zu geben, warum die Dinge so sind wie sie sind.
Bezüglich der Produkte im Regal: Vor einer Weile war mal ein größerer Streit über Vergütungen zwischen Kaufland und Unilever, noch etwas länger her war da mal etwas zwischen Real (?) und es betraf diverse Milchprodukte im Kühlregal (z. B. Yogurt), da konnte man etwas darüber erfahren wie das läuft.
Die Ladenketten haben Verträge mit den Herstellern darüber, dass sie einerseits deren Produkte anbieten, zum anderen ist darin die Vergütung festgelegt, die die Ketten für diesen Dienst erhalten, wie viel sie Anteil am Preis pro verkauftem Produkt kriegen.
Der Streit drehte sich um diese Vergütungen - da sich beide Parteien nicht einig wurden, gab es so lang natürlich keinen Warennachschub.
Bei Kaufland und Unilever endete es sogar damit, dass Kaufland die Produkte des Unternehmens ganz aus den Regalen entfernte (was bei Unilever schon einen beträchtliches Repertoire and Produkten ausmacht, weil so viele bekannte Marken daran hängen).
- Weiß nicht wie dort aktuell der Stand der Dinge ist, ob die sich doch noch einig geworden sind.
Ausschlaggebend dafür, was ins Regal kommt und was nicht, dürfte also die Bilanz für die verkaufende Kette mit dem jeweiligen Produkt sein. Wie viel bekommt man vom Hersteller fürs bloße Anbieten, wie viel bekommt man vom Herstellerpreis pro verkaufte Einheit, wie viele Einheiten dürften erwartungsgemäß im Monat abgenommen werden usw. (Rabatte und kurzfristig reduzierte Preise wegen Haltbarkeit spielen hier auch eine Rolle)
Jedenfalls - so scheint es dort zu funktionieren.
Deswegen haben es Produkte von kleineren Herstellern auch deutlich schwerer, sich durchzusetzen, weil diese nicht zu Preisen von Großkonzernen produzieren können und deren Produkte daher eventuell im Laden teurer sein würden als die der großen Marken, welche dann auf Grund dessen aber wieder weniger gekauft werden dürften. Oder weil sie bei den Wünschen der eigenen Vergütung nicht so weit runtergehen können, weil ihnen diese finanziellen Kapazitäten nicht gegeben sind.
a) & b)
Die gehören zusammen - weil die USA Europa als Absatzmarkt entwickeln wollten und die Gelder zum Wiederaufbau nicht bedingngslos und ohne Hintergedanken flossen .... was allerdings nicht geklappt hat, weil die Europäer nicht so leichtgläubig vertrauten und sehr zögernd, aber gründlich aufgebaut haben ohne die Verlockungen alle anzunehmen.
c)
Da hat sich tatsächlich nicht getan - was aber daran liegt (meine ich), dass wir keine vernünftige "Wirtschaftskunde für Jedermann" haben - was wiederum Banken, Versicherungen und dem Finanzminister nützt.
Danke für die Erläuterungen zu den Lebensmittelketten / deren Lieferanten, ich dachte es mir schon, denn in Apotheken läuft es ähnelich, allerdings in viel kleinerem Rahmen.
Egal wie das geht: Mich ärgert es wenn ich suchen muss, wenn ich nicht das Produkt bekomme, das ich zuvor gekauft und für nützlich gehalten habe. Wenn plötzlich Produkte verschwinden, die ich seit mehreren Jahrzehnten (!) regelmäßig gekauft habe .... aber ich bin ja ein grummeliger Alter, der nicht erkennt wie toll die immer neue Variante von "mehr Volumen, mehr Glanz" im Shampoo für meine spärlichen 13 Haare in 12 Reihen ist ....
Nur allein als Absatzmarkt, ist in der Beziehung ein wenig untertrieben. Da steckten ganz konkrete Pläne in Richtung "Krieg mit der Sowjetunion" dahinter; die Geldmacherei war eher der nützliche Nebeneffekt davon, mit der man seine immer noch nicht überwundene Große Depression überdecken konnte.
Was ich im Kern damit aber ausdrücken wollte, ist das: Der "Boom"-Zustand in West Germany war künstlich erzeugt, er war kein Normalzustand. Andere Länder, die nicht den Status eines solchen politischen Projektes gegen den Kommunismus bei den Amerikanern hatten, in denen waren die Lebensumstände keinesfalls so.
Das wäre als würde man die Möglichkeiten eines Superreichen mit denen eines Hartz-IV-Empfängers vergleichen.
Und manche Wohlstandsentwicklungen haben generell mit den Zeiten zu tun. Z. B. 1950 hatte eben nicht jeder Haushalt einen Fernseher, das braucht man daher niemandem zum Vorwurf machen.
"Wirtschaftskunde für jedermann" sehe ich darin schon schwierig, weil es eine Menge an strukturellem Wissen erfordert. Oder, vielleicht besser ausgedrückt: Einzeln betrachtete Vorgänge in einen großen Zusammenhang zu setzen.
Für Schulunterricht ist das z. B. sehr umfangreich, wäre zu bezweifeln, ob die jeweiligen Lehrer es überhaupt selbst verstehen würden (genug höhere Ökonomen sind ja selbst noch zu dumm dazu). Und wenn man es angehen wollte, dann darf es nicht in einer nie wiederholten Fernsehsendung sein, die irgendwann spät um halb 12 läuft, wo kaum jemand sie sieht, weil arbeitende Leute da schon schlafen müssen.
Ein kleines Beispiel: Geldschöpfungskreislauf und Giralgeld. War Unterrichtsstoff in der Schule. Wann fiel es einem wieder ein, weil man es plötzlich verstand? Bei der Krise 2008/2009.
So kommen die gigantischen Blasen an Buchgeld zustande - im Übrigen, beim bargeldlosen Bezahlen spielt es auch eine Rolle (da fällt es einem als Nächstes ein). Bargeldloses Bezahlen ist Bezahlen rein mit virtuellem Buchgeld. Deswegen macht es Sinn, das Bargeld zu verdrängen. So kann man irgendwann nur noch mit Buchgeld arbeiten und gigantische Blasen an virtuellem Geld produzieren, welche keine reale, durch echtes Geld gestützte Gegenfinanzierung mehr haben. Man kann buchstäblich Nullen an die Zahlen hängen wie man will. Ungebremste Inflation betreiben (Nullen an die Zahlen ranhängen ist nichts weiter als Inflation).
- Schwierigkeit hier, würde ich sehen, liegt einerseits darin, dass die Theoretiker, die von den zugrunde liegenden Mustern der Wirtschaft Ahnung haben, jemandem, der sie nicht hat, die Sachverhalte und Zusammenhänge nicht in greifbaren Beispielen erklärt kriegen.
Umgekehrt, diejenigen, die zwar ihre Beobachtungen machen können, kennen und verstehen oftmals die abstrakten zugrunde liegenden Muster der Prozesse und Beobachtungen nicht, selbst wenn man es ihnen erklärt. Es sind komplexe Verbindungen, die meisten geben dabei recht schnell auf, weil es anstrengend ist, und wollen doch lieber ihr gewohntes GZSZ (oder was auch immer), was sie verstehen und was ihnen nicht das Gefühl gibt, dumm zu sein.
Es dürfte auch noch andere geben, die solches Verschwinden von Produkten aus den Regalen ärgert. Gerade weil auch Produkte verschwinden, bei denen es keinen Sinn ergibt, die im Verkauf eigentlich nicht schlecht liefen.
Und nein, das dürfte nicht nur "grummeligen Alten" so gehen. (So ist das, wenn der Kunde ein wenig "Anspruch" hat...)
Den Engländern ging es so wie Sie es beschreiben ... der Verfall ihrer Produktionsanlagen wurde erst in den späten 60zigern gestoppt, von da an ging es ihnen besser, aber der Unterschied zum Festland war noch in den 80zigern deutlich [wir waren - als die Kinder klein waren - mehrmals an verschiedenen Stellen entlang der Südküste, bis Cornwall, unterwegs].
Beim Unterricht sehe ich nicht so viele Probleme. Es ist (und da gehe ich zu einem Fach, von dem ich mehr verstehe) beispielsweise möglich die komplexen Ereignisse der Evolution und der Genexpression im Bio-Unterricht zu vermitteln ... so viel schwerer kann es da bei der Wirtschaft nicht sein. Es geht ja auch nicht darum Wissenschaftler auszubilden, lediglich Grundlagen für Berechnung von Zinsen und Gebühren, Nutzen von und Bedarf für Versicherungen und Abschlüsse wäre doch schon ein guter Anfang. Oder Bewerbung und Arbeitsverträge.
Lehrer: Da ist bestimmt kein Mangel wenn man die Bezahlung entsprechend gestaltet. Man könnte Religion aus den Plänen nehmen ... und schon wäre Geld & Zeit dafür vorhanden!
Viele wissen solche Dinge nicht, sondern nehmen, ganz speziell hier in Deutschland, nur die deutschen, respektive die westdeutsche Lebensumstände, von einst als Maßstab aller Dinge.
Ohne das entsprechende Bewusstsein dafür, dass West Germanys Umstände künstlich aufgehübscht waren und nicht dem Standard von ganz Europa entsprachen.
Es kann natürlich sein, dass ich dabei auch schon wieder etwas zu komplex denke... Obwohl ich meinen würde, mit der Komplexität steigt das Bewusstsein für die Erkenntnis, dass die jetzige Wirtschaft jenseits von Logik funktioniert, und wie drastisch Dinge eigentlich gegen den Baum laufen. Einfach weil die zugrunde liegenden Mechaniken teilweise so absurd sind, dass man sonst meinen würde, jemand erzählt aus einem Märchenbuch - oder einem gesammelten Werk von menschlicher Dummheit (z. B. BIP, welches zwar als Indikator für Wirtschaftswachstum genommen wird, faktisch aber nur ausdrückt, wie viel im vergangenen Jahr mehr als im Vorjahr produziert wirde - kein Verkauf, kein Warenaustausch einkalkuliert, einfach nur auf Halde produzieren).
An und für sich kenne ich diese Teil aus der Wirtschaftslehre - im Großen wie im Kleinen - aus Unterrichtsfächern, die mit solchen blumigen Namen wie "AWT" (Arbeit, Wirtschaft, Technik) oder "Wirtschaft" (in der Oberstufe) firmiert haben, vielleicht auch noch etwas aus Sozialkunde.
Wobei ich, bezüglich AWT sagen muss, es kam einem immer vor, als wenn der Lehrplan Gymnasium und der Lehrplan Realschule in diesem Fach sehr variiert haben. Realschule ein größerer Fokus auf Technik/Handwerk, während im Lehrplan am Gymnasium solche grundlegenden wirtschaftlichen Sachverhalte vorkamen. Zum Teil kam einiges auch erst gerade frisch in den Lehrplan hinein (ganz speziell alles, was sich um die EU gedreht hat).