
Das etwas 'schief gelaufen' ist bei der Intergration und "Wiedervereinigung" des Osten Deutschlands dürfte mittlerweile auch dem letzten Bürger unserer Republik aufgefallen sein. Warum das so ist wird in einem intelligenten Essay von Frank Richter dargestellt. Das Buch ist ab März erhältlich.
Bei "krautreporter" wurde eine Zusammenfassung veröffentlicht in der es eingangs heißt:
.. Er war Chef der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, als der Aufstieg von Pegida begann. Mit „Hört endlich zu!” hat er einen der spannendsten Debattenbeiträge zur politischen Lage Deutschlands geschrieben. Er zeigt darin, welche Fehler wir im Umgang mit Pegida begangen haben. Und warum die Erfahrungen der Ostdeutschen mehr Beachtung verdienen ..
Je länger ich gelesen habe desto mehr ist mir aufgefallen welche Parallele zwischen Religion und dem Wachstumsglaube des Neoliberalismus besteht. In beiden Ideologien wird den 'Gläubigen' das selbständige Denken untersagt. Sobald die Schäfchen anfangen Fragen zu stellen kommt es zu Zweifeln an der Gültigkeit der Aussagen. Ewiges Wachstum geht zu Lasten der Umwelt - und wenn Religion hinterfragt wird bricht das Gedankengebäude mangels greifbarer, zufriedenstellender Begründung zusammen.
Kein Wunder also, wenn sich Parteien "christlich" nennen - ohne tatsächlich christlich zu handeln - sondern den wirtschaftlichen Erfolg als Maß für den Wert eines Menschen propagieren. Glücklicherweise gibt es immer mehr junge Menschen die dieser sehr einseitigen Betrachtung skeptisch gegenüber stehen und stattdessen erkennen, dass "glücklich sein" nicht von Geld abhängt. Folglich geht das Streben nach mehr freier Zeit, in der selbst gewählte Ziele verfolgt werden können. Gleichermaßen führt es zu wachsender Kirchenferne. Das beobachten natürlich die großen Religionen mit zuehmendem Mißtrauen und die ersten Gegenbewegungen sind bereits zu beobachten.
Die christlichen Amtsträger und ihre Helfershelfer in politischen Ämtern hauen zunehmend auf Kritik ein - sie stellen wo sie nur können Vernunft und wissenschaftlcihe Erkenntnisse in Frage. Wir sind geneigt das vor allem in den U.S.A. zu bemängeln - währenddessen läuft es bei uns still und leise, ohne große Beachtung, schon in der gleichen Richtung.
Dazu ein Beispiel:
Erschreckend fand ich, dass 7% [andere Quellen bis zu 10%] aller angehenden und schon im Vorbereitungsdienst befindliche Biologielehrer die Evolution nicht kennen oder akzeptieren. Religiös Vorgeprägte sind da in der Mehrzahl, atheistisch Denkende stellen die Minderheit.
Es wird hier deutlich, wie die Reduzierung der naturwissenschaftlichen Fächer, insbesondere der Biologie, sich nunmehr nach Jahrzehnten auswirkt:
Was nicht gelehrt wird wird durch Hörensagen und Meinung ersetzt ....
Anhand dieses Beispiels wird ebenso deutlich warum es an Ausbildung in Fragen der Wirtschaft an unseren Schulen mangelt:
Wer zuviel darüber weiß geht den Neoliberalen nicht so leicht auf den Leim!
Biologielehrer wissen nichts von der Evolution? Ja, sind wir denn im Mittelalter?
Auch habe ich nie verstanden, wieso Religion sich nicht mit der Vorstellung von Evolution vertragen soll. Das habe ich ja sogar im Religionsunterricht anders gelernt! Aber nun ja, ich war mal protestantisch, da wurden die biblischen Geschichten "entmythologisiert" und uminterpretiert, so dass sie dem wissenschaftlichen Weltbild nicht widersprachen. Kein Religionslehrer hätte es gewagt, uns etwas anderes beizubringen. Wäre ja auch absurd.
Es gibt das amerikanische (?) Sprichwort "If you can't beat them join them!" was den Gedanken ausdrückt den offenbar ihre Religionserzieher versucht haben:
Statt der Vernunft komplett Raum zu lassen wenigstens sich nicht die Blöße völliger Ignoranz geben ....
Was sollen die berufsmäßig mit Religion befaßten denn auch tun? Sie verlören doch ihre Lebensgrundlage wenn sie 'abschwörten'.
Was da in Sachen Evolution zu beobachten ist scheint für andere wissenschaftlichen Erkenntnisse genau so zu gelten. Und wie so oft braucht man nur die Frage zu stellen:
Wem nützt das?
Da wird ganz klar, dass das keine Zufälle sein können.