Vom Kampf ....

Wie wir Alle wis­sen kämp­fen Vie­le in Blogs gegen die Unwis­sen­heit, indem sie fach­spe­zi­fi­sche Infor­ma­tio­nen ver­brei­ten, die auf wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen basie­ren. Von den 'Ande­ren', die sich ledig­lich auf Mei­nung stüt­zen, und zu faul (oder unfä­hig) sind, sich ein­mal selbst umfas­send dar­über zu infor­mie­ren wor­über sie schrei­ben wol­len, will ich hier nicht reden, das wur­de schon zur Genü­ge behan­delt.
 

Nun ist bekannt, dass es stets einen gewis­sen Auf­wand bedeu­tet, wenn fal­sche Aus­sa­gen ver­brei­tet wer­den und man sich dar­an macht, die­se durch Fak­ten zu wider­le­gen. Der tat­säch­li­che Auf­wand muss ja noch ergänzt wer­den durch die Not­wen­dig­keit, sich über­haupt erst ein­mal in ein spe­zi­fi­sches Gebiet hin­ein­zu­le­sen, alter­na­ti­ve Stim­men dazu ein­zu­be­zie­hen, bevor man sich wagt, selbst etwas dazu zu schrei­ben. Selbst all das geschieht wie­der­um vor dem Hin­ter­grund einer Aus­bil­dung in ver­wand­ten Fach­be­rei­chen, die das Hand­werks­zeug bil­den, um eine infor­mier­te Betrach­tung zu begin­nen.
 

Da dies ein sehr abstrak­ter Gedan­ken­gang ist, die­ses Bei­spiel zum bes­se­ren Ver­ständ­nis:
 

Neh­men wir an, es soll erklärt wer­den, war­um es immer weni­ger Schmet­ter­lin­ge gibt.
 

1. Die ein­fach­ste Dar­stel­lung ist ledig­lich das Fak­tum, dass weni­ger Tie­re gezählt wur­den.
 

2. Mehr Auf­wand bedeu­tet es schon, bestimm­te Schmet­ter­lings­ar­ten zu ver­glei­chen, und deren Anzahl heu­te mit der vor vie­len Jah­ren ins Ver­hält­nis zu set­zen. Hier hel­fen kei­ne Mut­ma­ßun­gen, hier muss man in die Ver­gan­gen­heit gehen und die Zah­len erfor­schen.
 

3. Um aller­dings kor­rekt zu sein muss zusät­lich vor allem ein öko­lo­gi­scher Aspekt ein­be­zo­gen wer­den, näm­lich ob es eine (Rei­hen-) Fol­ge von Arten in bestimm­ten Gelän­den gibt, die nach­ein­an­der auf­tre­ten und wie­der ver­schwin­den, um schließ­lich einer beson­ders in die­sem Gelän­de erfolg­rei­chen Art Platz zu machen.
 

4. Das Bild ist immer noch nicht kom­plett, sofern nicht die Nah­rungs­quel­len mit unter­sucht und beschrie­ben wer­den, da man­che Arten um bestimm­te Pflan­zen kon­kur­rie­ren. Zur zoo­lo­gi­schen Betrach­tung gesellt sich daher eine bota­ni­sche Bewer­tung, die wie­der­um erfor­dert zu wis­sen wie man die­se Infor­ma­tio­nen und vor allem wo abruft.
 

5. Sind dann alle wich­ti­gen Daten vor­han­den kommt noch der Auf­wand des Schrei­bens dazu. Denn nur was sich eini­ger­ma­ßen 'locker' lesen läßt wird auch vom Publi­kum ange­nom­men. Es sei denn, man schreibt für Fach­leu­te, bei denen man ein bestimm­tes Niveau an Basis­wis­sen vor­aus­set­zen kann.
 

Vor die­sem Hin­ter­grund wird leicht deut­lich, wel­cher Irr­sinn ein Ver­such wird, eine pau­scha­le Falsch­be­haup­tung wie
"Es wird immer behaup­tet es gäbe Jahr für Jahr weni­ger Schmet­ter­lin­ge - das stimmt so nicht, in mei­nem Gar­ten flie­gen viel mehr davon her­um als in frü­he­ren Jahren!"
zu wider­le­gen!
 

A. Das ist zunächst ledig­lich eine Behaup­tung, kein Beweis des Gegenteils.
B. Es ist zwei­tens eine per­sön­li­che Mei­nung, die ohne jede Begrün­dung kei­nen Beweis­wert hat.
C. Drit­tens aber ist es etwas, was unbe­darf­te, unwis­sen­de Men­schen leicht über­neh­men und wei­ter ver­brei­ten kön­nen:
 
Wenig bis kein eige­ner Auf­wand, aber so wird Stim­mung gegen eine wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis gemacht und wer­den 'likes' ein­ge­sam­melt ....
 

Zurück zur Ausgangssituation:
Es ist tat­säch­lich so, dass es weni­ger Schmet­ter­lin­ge gibt. Das beruht dar­auf, dass beson­ders die Nes­sel­pflan­zen (Ord­nung: Rosen­ar­ti­ge [Rosa­les]; Brenn­nes­sel­ge­wäch­se [Urti­caceae]; Bei­spiel: [Urti­ca spec.] "Brenn­nes­sel") die Kin­der­stu­be, die Nah­rung für Rau­pen, sind. Da in 'moder­nen' Gär­ten ledig­lich Ästhe­tik und nicht öko­lo­gi­scher Nut­zen bedacht wer­den, sind das die Pflan­zen, die her­aus­ge­ris­sen wer­den, weil sie als 'Unkraut' gel­ten.
 

Die Fol­ge davon ist, dass der Nach­kom­men­schaft der Schmet­ter­lin­ge die Nah­rung ent­zo­gen wird - und wenn das über län­ge­re Zeit so geht, ster­ben bestimm­te Arten aus.
Ein wenig mehr Wis­sen kann da Wun­der wir­ken, denn vie­le Men­schen wür­den wahr­schein­lich gern ein paar Brenn­nes­seln ste­hen las­sen, wenn sie wüss­ten, dass sie dafür bald mehr Schmet­ter­lin­ge in ihrem Gar­ten sehen könnten.

 
Lehr­reich für Kin­der (und Erwach­se­ne)
 
Mein Rau­pen­ka­sten
Die wich­tig­sten Fut­ter­pflan­zen für Schmetterlingsraupen
Pflan­zen für Schmet­ter­lin­ge: Auf die­se 13 Arten flie­gen sie.

 

 

Kommentare

  1. Kann ich ein Bei­spiel für benen­nen aus mei­nem eige­nen Repertiore.
    Ich habe eine gan­ze Rei­he Ver­wei­se auf geschicht­li­che Ereig­nis­se bei mir, die ich jedes Jahr wie­der erwäh­ne - ist so eine Art von "die ande­ren machen unge­niert ihre Pro­pa­gan­da, also kann ich auch mei­ne machen...".
    In den letz­ten Jah­ren bin ich damit etwas faul gewe­sen, neue mit hin­ein­zu­neh­men - die Sache ist die, wenn ich etwas bei mir dar­in in die­se Rei­he von Daten auf­neh­me, dann will ich auch kei­nen Unsinn erzäh­len. Dem­zu­fol­ge muss ich dafür wenig­stens mal etwas nach­re­cher­chie­ren gehen über das ent­spre­chen­de Ereig­nis - und genau das benö­tigt etwas Zeit und Muße dafür. (In der Regel for­mu­lie­re ich eine klei­ne Notiz oder einen klei­nen Text zu dem Ereig­nis - eben für letz­te­res muss ich mich über ein Ereig­nis etwas infor­mie­ren, damit ich etwas kurz zusam­men­ge­fass­tes dar­über schrei­ben kann, was dann dar­auf immer wie­der als der jähr­li­che Erin­ne­rungs­text dar­an dient. Das soll am besten auch so all­ge­mein wie mög­lich gehal­ten sein, aller­dings eben fak­tisch richtig.)
    Zeit und Muße ist es, was mir über län­ge­re Zeit dafür schon fehlt - also neh­me ich kon­se­quen­ter­wei­se schon län­ger nichts neu­es auf. - Etwas ande­res (und ein­fa­cher) ist es, wenn sich ein Ereig­nis bei mir selbst mal ein­ge­brannt hat und ein run­der Jah­res­tag ansteht, wo ich mehr mein Gedächt­nis als die Such­ma­schi­ne zu befra­gen muss.

    Also, was ich mit dem Bei­spiel sagen will: Mir liegt eini­ges dar­an, wenn es um fach­li­che Din­ge geht (in dem Fall hier: Geschich­te), da kei­nen Unsinn in die Welt zu set­zen; lie­ber hal­te ich sonst den Mund und lass es sein, bevor ich etwas grund­le­gend fal­sches schreibe.
    Eine eige­ne Fär­bung dabei, wie man über etwas berich­tet, ist dabei wohl nicht ganz weg­zu­krie­gen, aber - ich wür­de sagen, ich gehö­re dabei noch zu denen, die es rela­tiv dezent hal­ten. Und wenn dem mal nicht so ist, dann merkt man es deut­lich und unmissverständlich.
    So ist da mein eige­ner Anspruch gestrickt.

    1. Wenn man etwas gründ­lich dar­stel­len will soll­te man sich Zeit las­sen. Die­se Erfah­rung kann ich so wei­ter­ge­ben, denn 'oft geübt ist bald gekonnt', man wächst mit der Auf­ga­be und hat schließ­lich ein gutes Fun­da­ment von dem aus es wei­ter gehen kann. Hat man dazu kei­ne Zeit soll­te man lie­ber bei den The­men blei­ben zu denen man schon genug Kennt­nis­se hat. Auf die Gefahr hin hier All­ge­mein­plät­ze zu schrei­ben ist es doch kor­rekt, was in dem Satz "Gut Ding will Wei­le haben!" steckt.

      Was die 'eige­ne Fär­bung' angeht lässt sich man­cher Ein­fluss nicht ver­mei­den - schon in die Art wie man for­mu­liert fließt eine sehr per­sön­li­che Sicht­wei­se. Es ist schwer 'neu­tral' nur Fak­ten auf­zu­rei­hen - und schließ­lich ist ein Blog ja kei­ne wis­sen­schaft­li­che Abhand­lung, son­dern eine gewis­se Annä­he­rung an ein The­ma von dem man (hof­fent­lich) ein wenig mehr ver­steht als die Lesenden ....

  2. Die Schmet­ter­lin­ge als Beispiel! 

    Das Ver­schwin­den der Brenn­nes­sel aus den Gär­ten zeigt einen Teil der Ursa­che, wie­so Schmt­ter­lin­ge weder Nah­rungs­pflan­zen noch Brut­pflan­zen fin­den. Vie­le Fal­ter sind Spe­zia­li­sten und bei der Eiab­la­ge auf eine ein­zi­ge Pflan­zen­art ange­wie­sen, schreibt Josef Reicholf in sei­nem Buch über das Ver­schwin­den der Fal­ter. Er befasst sich seit 50 Jah­ren (!) als Evo­lu­ti­ons­bio­lo­ge mit den Schmet­ter­lin­gen und deren Ver­schwin­den. Mono­ku­lut­uren, der Rück­gang der Arten­viel­falt auf Wie­sen, Äckern, die Zer­stö­rung der Wald­sy­ste­me, Pesti­zi­de und der befall der Schmet­ter­lings­rau­pen durch Para­si­ten stel­len die Para­me­ter des Ver­schwin­dens dar. 

    Eige­ne Beob­ach­tun­gen sind ein eige­nes Kapi­tel. Bei­spiels­wei­se beob­ach­te ich, trotz reich­li­cher aus­ge­wach­se­ner Brenn­nes­seln bei uns ums Haus, habe ich heu­er erst­mals kei­ne Rau­pen des Admi­rals an den Brenn­nes­seln gese­hen. Und auch kein ein­zi­ges Tag­pfau­en­au­ge flie­gen gese­hen, deren Rau­pen fast aus­schließ­lich auf die gro­ße Brenn­nes­sel ange­wie­sen sind. Als Haupt­fein­de des Tag­pfau­en­au­ges gel­ten die Flie­gen­ar­ten Stur­mia bel­la und Phry­xe vul­ga­ris, die sich para­si­tär von den Rau­pen ernäh­ren. Es gibt aber auch Schlupf­wes­pen-Arten, die die Pup­pe des Tag­pfau­en­au­ges parasitieren.

    1. Vie­len Dank für die sehr per­sön­li­che Erwei­te­rung durch die­se Bei­spie­le, Frau Rosen­herz, und den Hin­weis auf fach­spe­zi­fi­sche Lite­ra­tur zum The­ma. Es gibt viel mehr zu lesen als man je bewäl­ti­gen kann, da ist jeder Hin­weis wie ein Ari­ad­ne­fa­den im Labyrinth.
      Da wir (mei­ne Frau und ich), näch­stens doch wie­der Haus­be­sit­zer sein wer­den, gibt es end­lich die Gele­gen­heit einen Natur­gar­ten anzu­le­gen in dem der Ver­such unter­nom­men wird Schön­heit, Nütz­lich­keit und Über­le­ben mög­lichst vie­ler Arten zu ver­ei­nen. Wenn ich dazu Rat brau­che, weiß ich, wo ich nach­fra­gen kann!

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