Unsere Regierungen Merkel I - III haben schon häufiger Gesetze produziert, die sich wesentlich dadurch auszeichneten, dass sie unternehmensfreundlich und bürgerfeindlich gestaltet waren.
Insoweit ist es keine Überraschung, wenn das, was hier nicht durchzusetzen war dann auf die EU Ebene geschoben und dort dann umgesetzt und verabschiedet wurde. Letztes Beispiel ist - da hatte die Frau von der Lügen aus der Vergangenheit schon Erfahrung, Stichwort "Stasi 2.0", bei dem, wen wundert es, der Herr Schäuble natürlich (damals als Innenminister) seine Finger ebenfalls drinnen hatte - das EU weite Gesetz zu Totalüberwachung jedes Bürgers was dessen elektronische und Internetaktivität angeht. So etwas darf nicht unwidersprochen bleiben.
Was unter dem Radar öffentlicher Wahrnehmung schon seit fast ebenso langer Zeit schwelte ist die Reform der Kontoführungs- und Dispositionskreditkosten. Jeder Bankkunde, der schon einmal eine längere Durststrecke zu überwinden hatte lernte zwei Dinge, die man sonst, bei regelmäßigem Zahlungseingang und stets im Plus stehender Kontosalden nicht erlebt, nämlich die Unverschämtheit von Überziehungszinsen und die plötzlich gar nicht mehr so freundlichen Mitarbeiter, die den Konto-im-Minus-Kunden so behandeln, als ob er ein durchtriebener Gauner sei, dem man nun nie wieder vertrauen könne. Was dazu führt, dass der Dispo plötzlich entzogen wird und die volle Wucht der Überziehung auf den sowieso schon notleidenden Kunden hereinbricht.
Persönliche Erfahrung, die dazu beitragen kann ist, dass ich während der ersten Zeit meiner selbständigen Tätigkeit noch eine Festanstellung hatte (1988), die mit einem beachtlichen, nicht tariflich gebundenen Gehalt parallel lief. Da wurde mir von der (Volks-)Bank ein Dispo von 35.000 DM eingeräumt. Wie schnell sich das ändern kann erfuhr ich wenig später, als ich die Anstellung kündigte, weil die Aufträge in der Selbständigkeit zunahmen und beide Tätigkeiten nicht mehr möglich waren.
Als ich das nächste Mal zur Bank kam und - unter Inanspruchnahme des Dispo - eine Finanzamtsrechnung begleichen wollte lief das Gespräch mit der Mitarbeiterin so:
"Sie hatten bisher immer Einkünfte aus Berlin in Höhe von monatlich 8.720 DM, die sind seit letztem Monat nicht mehr eingegangen. Was ist der Grund?"
Worauf ich den Sachverhalt darstellte und erklärte mich nicht teilen zu können und deswegen gekündigt hätte.
Da bekam ich eine Standpauke:
"So eine Anstellung zu so einem Gehalt gibt man doch nicht auf, wenn die Alternative unsichere Einkünfte aus Selbständigkeit sind!"
Mein Überweisungsauftrag wurde dann aber doch angenommen.
Am übernächsten Tag hatte ich ein Schreiben des zuständigen Abteilungsleiters in der Post, in dem mir mitgeteilt wurde, mein Dispo sei 'aus Gründen' gekündigt und für die Überweisung fielen nun die Zinsen für 'geduldete Überziehung' an, das waren anstatt der damals fälligen 14% schlaffe 19%. 5% mehr auf über 42.000 DM Steuerforderung, mehr als 2.000 DM nochmal obenauf .... das ist schon ein nennenswerter weiterer Kostenfaktor. Es gab noch einiges Hin und Her, und schließlich habe ich seitdem nie wieder ein Volksbankkonto gehabt und damals konnte ich das durch den Wechsel zu einem anderen Geldinstitut abfangen.
Was bleibt ist die Erfahrung, dass selbst langjähriges Kundenpampern bei einem Geldinstitut da aufhört, wo es um die Möglichkeit geht schnell nochmal etwas mehr von dem Kunden zu fordern, insbesondere wenn er in einer klammen Finanzlage steckt.
Wer ist dafür verantwortlich, dass diese Disposätze frei gestaltet werden und es selbst zu Null-Zins-Zeiten immer noch Dispozinssätze weit über 12% gibt?
Na, raten Sie mal.
Die Fraktion der CDU/CSU!
Schon vor über fünf, sogar zehn Jahren hatte die SPD da den Gedanken kundenfreundlich den Dispozins zu begrenzen - abgeschmettert von der CDU/CSU.
Weil das seit Jahrzehnten so geht denkt man doch unwillkürlich an "Guter Cop - böser Cop!" und schon sind sowohl die Geldgeber der CDU/CSU als auch die der SPD zufrieden ....
Weitere Quellen:
- SPD Papier 12/2020 [PDF]
- Das macht doch nichts, das merkt doch keiner ....
- Lauschen & notieren - Stasi 2.0 ....
- Neues aus Schilda (V)
- Dispo-Zinsen
- Kontoentgelte
#NieWiederCDU
#NieWiederSPD
Der Dispo ist ja das, wo Banken noch was gewinnen können. Ansonsten gibt es ja außer erhöhter Gebühren für Kontoführung oder gar Minuszins bei Guthaben nichts mehr zu holen. Die hauseigenen Geldanlagen wie in eigenen Aktienfonds sind indes meist mehr als lachhaft. Vor Jahren hatte ich das mal gemacht und gerade so keinen Verlust gehabt. Also habe ich mich da selbstständig gemacht. Klar ist das mit hohen Risiken verbunden, aber bei mir läuft die persönliche Investition in Aktien besser als die Bankprodukte. Und ich kann gezielt auswählen, was ich nicht will. Firmen, die ich fördern will oder eben auch nicht. Peinlichste Situation von Bankenseite war für mich, als ich einen Kredit brauchte und ich meine allgemeine Aktienperformance zeigte. Die haben echt gefragt, wo ich angelegt habe und wo ich anlegen würde. Also null Ahnung. Tja, und da ist der Dispo doch immerhin eine sichere Einnahmensquelle.
Es freut mich zu lesen, dass Sie eine erfolgreiche Strategie zur Investition in Aktien gefunden haben. Bedauerlicherweise ist diese Form der Anlage für manche Menschen verschlossen, weil sie nie über genügend 'flüssige' Mittel verfügen, die dafür eingesetzt werden könnten - und selbst wenn die vorhanden sind, fehlt es dann oft an Zeit sich Wissen für den erfolgreichen Einsatz anzueignen. Die Ablenkungen sind mittlerweile so grenzenlos und allumfassend geworden ....
Höre ich aus dem was Sie schrieben ein wenig Mitleid für die 'notleidenden' Bänker & ihre Arbeitgeber heraus?
Nein, wohl eher nicht.
Was übrig bleibt ist der Gedanke: Gerade von denen, die es am Nötigsten brauchen, wird geradezu erpresserisch so viel abgenommen, dass es Viele endgültig in den Ruin treibt.
Wie die Verantwortlichen für diese Machenschaften noch guten Gewissens schlafen gehen können, und ihr Spiegelbild am Morgen nicht hassen, wird mir ewig ein Geheimnis sein.