Jahrelang haben Ratgeber im Internet Blogbetreibern empfohlen lange, gut recherchierte Artikel, mit Sprachwitz und Anekdoten gespickt zu veröffentlichen, um Leser zu gewinnen. Viele haben danach gehandelt und nach Wochen, Monaten, manche erst nach Jahren .... aufgegeben. Was ist falsch gelaufen - sie haben doch die Dinge befolgt und Alles richtig gemacht?
Der Fehler war:
Während all diese Analysen gepostet und eine Vorgehensweise empfohlen wurde hat sich die Art der Nutzung des Internets gewandelt. Nicht insgesamt, sondern in Segmenten, und nach und nach, schleichend. Da waren und sind die Weblogs nur ein kleiner Teil dessen, was Zukunft haben wird. Weil es Menschen gibt, die nicht nach den Vorgaben des 'mainstream'-Erziehungsmodells erwachsen wurden. Deren Eltern nicht jede noch so kleine Lebensäußerung des Kindes mit "Toll, Prima, Klasse, hast du das gemacht!" begleitet, und so dem Kind ein völlig falsches Bild von sich und seinen Leistungen vorgegaukelt haben.
Kein 'instant reward' - und schon bricht für die Generation, die um die Jahrhudertwende groß wurde, die Welt zusammen.
Beispiel:
Eine *Influencerin* die nach einer Gratis-Übernachtung in einem hochklassigen Hotel verlangt und es damit begründet sie habe Tausende von *followern* - der Hotelier hat ihr vorgerechnet was ihr Aufenthalt ihn kostet, nämlich ein mehrfaches dessen, was er bezahlt wenn er in einem Fachblatt für Tagungsangebote schaltet - und daß ihr online-follower-Trupp sich eine Übernachtung in seinem Hotel sowieso nicht leisten könne weswegen eine Werbung für sein Haus durch sie nutzlos und eine kostenlose Übernachtung daher rausgeworfenes Geld sei. Die beleidigte Leberwurst hat ihm mit schlechter Publicity gedroht - worauf er ankündigte sie wegen übler Nachrede und Verleumdung zu verklagen und zwar um einen hohen sechsstelligen Schadenersatzbetrag. Sie hat dann nochmal mit dem Fuß aufgestampft und böse Worte ins Internet gerufen ....
'instant reward' schief gelaufen. Ein Beispiel von Vielen in dem diese jungen Leute sich überschätzen und Schiffbruch erleiden. Keine Mama oder kein Papa da die es nun für sie richten, die Belohnung aus dem Hut zaubern und tröstende Sätze parat haben warum das die Schuld der bösen Welt ist und Prinzeßchen oder Prinz die Allerbesten auf der Welt sind.
Immer kürzere Inhalte gewinnen an un-kritischer Masse:
TikTok, YouTube Shorts, und so weiter.
Was soll man dem entgegen halten, wie bleibt man aktuell und relevant?
Wie reagiert man auf diese 'instant-reward-Notwendigkeit'?
Bestimmt nicht indem man sie zur Verfügung stellt - und sich und seine eigene Art zu schreiben aufzugeben, sich zu verstellen .... so langfristig seine Seeele zu verkaufen und sich selbst auf den Mond zu schießen. Sprichwörtlich, na klar.
Trotzdem kann es nicht schaden einmal genauer hinzusehen und zu ergründen warum dieser Trend da ist und welche Richtung das nimmt. Schließlich könnte man ja etwas daraus lernen und für die eigene Veröffentlichungsarbeit mitnehmen .... zu lernen schadet nie und es ist kein Tabu selbst eine Methode zu nutzen deren Erfolg andernorts bereits greifbar wurde. Wenn es paßt!
Was also kommt in Frage?
Anreiz/Reizthema mit Zitat aus Videos, Tweets etc. als Aufhänger;
Fiktive Fragen beantworten - nur Sie wissen doch, daß Sie sich die Fragen ausgedacht haben;
Ihre Meinung zu einem Trendthema;
Tipps und Vereinfachungen: Begeistern Sie Leser mit Vorschlägen zur Vereinfachung, Abkürzung, preiswerterer Herstellung von Kleinigkeiten für Haus und Garten;
Ein Blick hinter die Kulissen, in den persönlichen Bereich.
Kurz:
Experimentieren statt Ausgeklügeltes und geradlinig anstatt um-die-Ecke zu denken.
Sofortige Befriedigung, 'instant reward', ruiniert unser Leben. Verweigern wir es gleich zu tun. Hingegen allerdings den Nutzen daraus mitzunehmen. Erfolgreiche Methoden zu übernehmen, und, adäquat zugeschnitten, selbst verwenden wo es passend erscheint.
Ein Video mit Simon Sinek [Link unten] ist außerordentlich erhellend - insbesondere für ältere Menschen um besser zu verstehen wie die Jugend 'tickt'....
Einige Höhepunkte aus dem Videoinhalt:
Millennials sind mit gescheiterten Erziehungsstrategien aufgewachsen;
Ihnen wurde gesagt, daß sie etwas Besonderes seien;
Ihnen wurde gesagt, daß sie im Leben alles haben können - nur weil sie es wollen;
Wenn sie in der realen Welt sind finden sie heraus, daß sie nichts Besonderes sind;
Daß man nichts bekommt, wenn man als Letzter kommt;
Daß man nicht nur deswegen 'haben' kann, nur weil man etwas will;
Im Handumdrehen ist das gesamte Selbstbild einer Generation erschüttert.
Wir erleben eine ganze Generation, die mit einem geringeren Selbstwertgefühl aufwuchs/aufwächst als frühere Generationen.
"This Is Why You Don't Succeed - Simon Sinek on The Millennial Generation" [Das ist der Grund, warum Sie nicht erfolgreich sind – Simon Sinek über die Millennial Generation].
Erinnert mich an was, was ich selbst vor einer Weile mal festgehalten habe: https://matrixmann.livejournal.com/368287.html
(Schade, dass mir der Begriff "instant reward" da selbst nicht eingefallen ist - obwohl mir der auch schon zahlreiche Male begegnet ist und ich dem Schema nur zustimmen kann...)
Ja, was lässt sich dem noch hinzufügen...?
...Leute, die um und nach dem Millennium geboren sind - die schlimmste Strafe, die man ihnen antun kann, ist einfach nicht auf sie zu reagieren. Sich verweigern, mit ihnen zu interagieren.
Interaktion würde ja auch Aufmerksamkeit bedeuten. - Etwas, woran sie von ihrem häuslichen Umfeld bedingungslos gewöhnt wurden.
Verweigerung der Interaktion mit ihnen würde dem gleichkommen, ihnen zu signalisieren "du bist nicht das Zentrum allen seins, die Welt dreht sich nicht um dich" - je nach Situation, kann es auch als ein Signal gelten "niemand interessiert sich für deinen Scheiß".
Ein wenig komme ich nicht umhin, selbst solche Unterschiede zu studieren, da wegen Alter näher dran und weil ich mich - natürlich - auch öfter frage, was ist bei denen schief gelaufen, dass die so sind wie sie sind. Dass die... regelrecht solche kleinen passiv-aggressiven Egoisten sind, die von oben bedient werden wollen, aber einen Aufstand machen, wenn sie nicht das kriegen, was sie wollen. - Dass die z. B. nicht zwischendurch selbst mal auf die Idee kommen "man kriegt nicht alles im Leben" oder, wenn man sich damit schon nicht abfinden will, dass es dann bedeutet, dass man sich mühen muss. - Keine "faire" und "gerechte" Einteilung irgendeiner höheren Macht oder Einheit, die dafür sorgt, dass jeder seinen ih rechtmäßig zustehenden Anteil bekommt.
Es ist nämlich äußerst befremdlich, wenn Leuten solche basischen Ideen wie die von "mach's selbst" nicht einfallen und sie lieber einen auf "ich kriege schon, was ich will!" machen, sogar ganze und heftige Energien dafür aufwenden (ähnlich große Energien wie solche, die eine Sache bereits schon erledigen würden).
Edit: Mir fällt ein sehr schöner Satz ein, der es wirklich gut abrundet...
Früher sagte man mal zu Leuten "Heul' doch!", wenn sie mit Krokodilstränen Milde für sich erreichen wollten - oder, dass andere sich aus Mitleid für sie engagieren...
Da sieht man wieder einmal wie oft man durch ähnliche Informationen und Gedanken zu fast identischen Ideen kommt. Die Schwerpunkte sind etwas verschoben - mir geht es eher um die Erzeihung, die es den Jungen angetan hat und die ihnen das Leben schwerer statt leichter gemacht hat, dazu dann die so-genannten sozialen Medien und der ständige Druck durch die Elektronik.
Bei dir ist es ein Rundumschlag gegen alle falschen Einflüsse, wie stets sehr umfassend dargestellt .... und ich kann zugeben:
Sehr viel mehr ausgefeilt als ich es schrieb, weil sehr viel breiter angelegt und ich eher dazu neige anzustoßen und nicht immer sehr ausführlich vorzugeben ....
Mir gefällt besonders das "Heul doch ..!", denn es faßt knapp zusammen was auf keinen Fall hilfreich ist. Das Gegenteil aktiv anzugehen fällt den Betroffenen leider selten ein.
[".. vor einer Weile .."? Wie ich sehe war das 11⁄21, da denkst du in großen Zeiträumen ;c)]
Naja, ist schon etwas her, dass ich den Text verfasst habe...
Hätte vielleicht gedacht, es wäre noch länger her gewesen.
Inzwischen habe ich schließlich auch schon einen gewissen Fundus angehäuft...
"Heul' doch!" ist vielmehr so verstehen in der Situation: Wenn dir deiner von "denen" sagt, dass er dir die Hölle heiß macht, weil er nicht das kriegt, was er will, dann konterst du es dadurch symbolisch mit "Ist mir so was von egal, Prinzesschen! Geh' doch, plärr' 'rum, lässt mich völlig kalt! Du kriegst trotzdem nicht, was du willst!".
In etwa so als wenn man ein kleines Kind, was im Laden den Aufstand macht, schreit und sich auf dem Boden windet, weil es etwas nicht bekommt, was es will, die kalte Schulter zeigt und weiter geht - und als Elternteil damit in dieser Kraftprobe signalisiert "nicht du bestimmst hier, sondern ich".
Da das Kind auf einen angewiesen ist bzw. auch noch mehr Dienstleistungen und Versorgung von einem will, kriegt es sich irgendwann ein und läuft hinter Mutti hinterher, weil Mutti zu verlieren schlimmer ist als irgendeinen Lutscher (eine kurzfristige Lustbefriedigung) nicht zu kriegen.
(Gibt man so auch als "Tipp" wie man sich als Elternteil verhalten soll, wenn ein Kind sich so verhält und sich allgemein gerade in der sogenannten "Trotz-Phase befindet. )
Es klingt zunächst grausam, wenn man das aber nicht macht, lernt das Kind dadurch, dass es in der Beziehung zwischen Eltern und Kind die Hosen anhat und von den Eltern einfordern kann, was auch immer es will.
Immer wenn das Kind so tobt und sich auf den Boden wirft um zu protestieren, auch die Aufmerksamkeit von anderen zu erregen und dadurch potentiell Leute zu versammeln, die zu seinen Gunsten gegen die Eltern agieren, und man geht stets darauf ein, lernt das Kind, auf die Dauer, dass alle seine Aktionen bei den Eltern eine Reaktion hervorrufen - irgendwann sogar egal, ob gut oder schlecht.
Das Kind lernt, dass die Welt sich um es dreht - dass es weltbewegend wichtig ist, wenn es einen Aufstand macht oder auch nur irgendeinen kleinen Willen äußert.
Ergo: Sie denken nicht mehr (oder lernen es erst gar nicht) in der Bahn zu denken, dass es 99% der Welt egal ist, ob sie mit dem Fuß aufstampfen, und dem Universum sogar erst recht.
Weil es schließlich in ihrem Mikrokosmos so ist, dass sie das Zentrum sind - weil jede Aktion ihrerseits eine Reaktion bei anderen auslöst.
Oh, oh, Kindererziehung, das heißeste Eisen das es gibt, schlimmer noch als Politik und Religion!
Mein Credo:
Standhaft und geradlinig, kalkulierbar und stets gleich muß der Erziehungsrahmen sein - Kinder brauchen Orientierung und Grenzen, sie können höchstens altersgemäß entscheiden und das ist bis zum Schulalter fast nichts. Wenigstens nichts greifbar Begründetes [Rotes oder grünes Bonbon, Schaukel oder Wippe, Saft oder Brause, etc.].
Und erst diese Erklärmütter!
Dem Zweijährigen wird erklärt wie Oma sich freut ihn zu sehen und schon einen Kuchen gebacken hat ....
Vor Jahren gab es mal einen Cartoon im Stern:
Inmitten einer großen Menge auf einem Bahnsteig ein Schreikind im Buggy, Sprechblasen mit guten Ratschlägen für die Mutter - und neben ihr ein Opa der sagt
"Einen auf die (Po)Backen, dem Blag!" "Gewalt" gegen Kinder, na, na, da rufen wir doch besser die Polizei.
Das war vor langer, langer Zeit .... heute sitzt man es besser aus und macht erst mit dem Leben weiter wenn sich der Auflauf wieder verteilt hat ....
@wvs
Zitat: "Mein Credo:
Standhaft und geradlinig, kalkulierbar und stets gleich muß der Erziehungsrahmen sein - Kinder brauchen Orientierung und Grenzen, sie können höchstens altersgemäß entscheiden und das ist bis zum Schulalter fast nichts. Wenigstens nichts greifbar Begründetes [Rotes oder grünes Bonbon, Schaukel oder Wippe, Saft oder Brause, etc.]."
-------
Das ist auch mein Credo.
Als ich Mitte der 1960er-Jahre zum ersten Mal Vater wurde, galt die sogenannte "Antiautoritäre Erziehung" als das Nonplusultra schlechthin. Sie war darauf ausgerichtet, den Kindern möglichst viel Freiraum für deren freie Entwicklung einzuräumen. Das bedeutete auch, dass Entscheidungen von Anfang an eigenständig durch die Kinder getroffen werden und nicht von den Eltern vorgegeben werden sollten. Den Kindern sollten immer Alternativen angeboten werden. Das führte oft zu grotesken Situationen und letztlich dazu, dass die kleinen Rangen ihren Willen durchsetzen konnten. Als junge Eltern waren wir zeitweise total verunsichert.
@ Fred Lang
A.S. Neill hat großen Einfluß gehabt - nur wurde Vieles mißverstanden!
Mein Eindruck nach der Lektüre seines Buches "Das Prinzip Summerhill" war nicht der einer Anleitung, sondern vielmehr eines Denkanstoßes. Variation des Prinzips nach Notwendigkeit und Situation - das schon deswegen, weil natürlich draußen verschiedene Stadien der Grundsätze einzuführen waren, je nach Bereitschaft von Eltern und Lehrern.
So richtig durchgesetzt hat sich sein Prinzip nicht, und wird es auch nicht in der Zukunft, weil Erziehung immer noch mit Dressur verwechselt wird und die Dresseure nicht von ihrer privilegierten Position lassen wollen.
Aus der Biologie läßt sich allerdings herleiten, daß wechselnde Führungspersönlichkeiten ein besseres Modell sind als strenge Hierarchien.
Die antiauthoritäre Erziehung, so wie heute durch die Geschichte dokumentiert, war eine äußerste Abart, auf schon fast kindische und viel zu primitive Art und Weise die herrschsüchtige Erziehung aus der Hitlerzeit zu überwinden (die wie das komplette Gegenteil davon war; das Kind war wie das Eigentum der Eltern und diese durften mit ihm umgehen wie sie wollten, also auch gewalttätig und missbrauchend sein).
"Kindisch" und "primitiv" aus meiner Sicht, weil es dem typischen sehr einfach gehaltenen Muster von "mir machen einfach das Gegeneil von dem, was wir nicht schön finden" entspricht.
Und letztlich ist es aber genauso wenig zielführend.
Aus (entwicklungs-)psychologischer Sicht dürfte das damals so einige Egoisten hevorgebracht haben (sei man mal ehrlich - Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, und beispielsweise ein 5-Jähriger kann weder Gefahren noch Tragweite seiner Entscheidungen abschätzen wie ein Erwachsener), sowie aber auch eher gegenteiliges - stark verunsicherte Menschen, die ein stetiges Gefühl der Verlassenheit in sich tragen, und mit vielem schnell überfordert sind, weil für sie gefühl nie jemand da war, der sie an die Hand nahm und ihnen, als anschauliches Beispiel, "zeigte wie vieles ging".
Das sind dann die Leute, die als Erwachsene eigentlich unterschwellig wahrnehmen "ich bin dem damals gar nicht gewachsen gewesen, das war von mir zu viel verlangt".
@wvs
Und, was soll ich sagen - auch unter den Millennials gibt es solche. Das sind dann z. B. diejenigen, die Schwächen nach außen hin nicht zugeben können und lieber wie so ein Baron Münchhausen leben - viel lügen, viel anderen Leuten etwas vormachen, und eine gewisse Pseudofröhlichkeit für die Außenwelt pflegen. Hinter der Fassade bröckelt es aber gewaltig und sie sind authentisch depressiv und überfordert mit allem.
@ matrixmann
Da tust du dem ollen Münchhausen Unrecht:
Er hat die Geschichten zur Erheiterung 'erfunden' und sie mit solchem Ernst vorgetragen, daß unter seinen Zuhörern tatsächlich einige waren die das für bare Münze genommen haben.
Doch zum Inhalt;
Die Wirklichkeit ein wenig zu verbiegen scheint salonfähig geworden zu sein man findet besondere Beispiele sehr oft in den Beschreibungen "Über mich" in Weblogs und bei anderen Veröffenrtlichungsformen, etwa Webseiten, die Dienstleistungen anpreisen sollen. das läuft dann unter 'kreative Darstellung' und ist nicht mehr so schlimm .... obwohl ich alter Knochen es doch glatt als "Lüge" bezeichne .... das war es wohl, was du mit Pseudofröhlichkeit beschrieben hast, weil, wenn wir alle 'so gut drauf' sind wird doch wohl nur ein Sauertopf die Stimmung versauen und die wahre Bezeichnung wählen ....
Nur unter anderem.
Ich hatte da mehr Dinge aus dem verbalen Umgang von Angesicht zu Angesicht im Sinn. Das ist z. B., wenn sie dir sagen, ihnen geht es immer gut auf die Frage "Wie geht es dir?", obwohl sie dir in einem anderen Atemug etwas anderes erzählen wollen - oder dieses übertriebene stetig Gut-gelaunt-sein, Erfolge weismachen usw., was einem selbst schon unnatürlich vorkommt, weil bei niemandem läuft im Leben permanent alles geradeaus.
Es erinnert einen irgendwo an diese typische US-amerikanische Rhetorik, sich ständig wie ein Krämer aufzufühen - Niederlagen stets verbal in Siege zu verwandeln, stets etwas gut verkaufen (auch wenn das Produkt absolut scheiße ist), ein Zuckerberg-Lächeln auf der Gesichtsmuskulatur zeigen, permanent von seinen Erfolgen zu reden, bevor dann mal vielleicht etwas bodenständigere Töne kommen, und so gut wie nie nach außen erkennen lassen, wenn es einem schlecht geht, wenn etwas nicht so gut lief (während man sich gleichzeitig aber darüber beschwert, dass man es angeblich nicht herauslassen kann).
"Make show, pretend to be at the top position if you aren't".
Ach ja, diese künstliche Fröhlichkeit und vermeintliche Höflichkeit, das angebliche Interesse ... da hatte ich anfangs meines Aufenthaltes als Austauschschüler wirklich Probleme, insbesondere weil ich natürlich dachte die wollen wirklich wissen wie es so geht. Ist mittlerweile herübergeschwappt: Nach meiner Beobachtung hat das etwas mit vermehrter Touristik dorthin und noch umfangreicheren Austauschfällen zu tun. "Frue*er"™ waren es weniger Menschen und die waren anders zu Hause verwurzelt, bei uns war noch nicht die Gesellschaft so wie sie heute ist, kurz: Der Wandel fand höchstens punktuell statt nie so umfangreich. Dazu dann noch die Serien aus USA - und schon hatten auch die Daheimgebliebenen einen Blick in die fremde Welt ...
Hm, durch Social Media und den Kulturimperialismus von Übersee gegen den Rest der Welt ist das, insbesondere in den letzten Jahren (also wirklich erst in der jüngeren Zeit) sehr hier hinübergeschwappt. Und ich meine wirklich SEHR.
Da kann ich nur zustimmen - und es ist noch nicht einmal verwunderlich, denn die Absicht der USA schon vor den Yalta-Verhandlungen wurde so kommuniziert:
Umwandlung der Gesellschaft(-en) in Europa nach dem Krieg als Annäherung zu dem US Modell, um der Wirtschaft gleiche Bedingungen wie zu Hause zu bieten.
Gelungen!
Übergeordnet kann man dies damals wohl als über die Jahrzehnte gültig auffassen.
Für die Entwicklunen in der jüngeren Zeit allerdings eher nicht. Weil bekanntlich die politische und wirtschaftliche Planung in den USA allerhöchstens bis zu 5 Jahren voraus geht. Langfristige Pläne gibt es so gut wie nicht, wird als "Geldverschwendung" angesehen. Man macht das viel impulsiver.
Der verstärkte Kulturimperialismus der jüngeren Jahre ist vielmehr eine auf schnellen Erfolg ausgerichtete Strategie (die leider aufgeht...), die verhindern soll, dass Europa sich kulturell von Übersee wieder etwas selbstständiger macht. Weil man damit in Übersee politisch und wirtschaftlich seine Felle davonschwimmen sieht.
Einerseits soll US-Denkweise von den Uni-Campusen die Leute wieder mehr dazu bringen, in Bahnen wie US-Bürger zu denken (sie damit kontrollier- und manipulierbar zu halten wie solche), zum anderen soll es auch deren Kulturkriege innerhalb der USA hier mit herbringen - damit sich die Leute, auf gut Deutsch, wegen unwichtiger Scheiße schlagen. Damit sie sich weniger um die Hinterzimmergeschäfte in der großen Politik kümmern und diese nicht angreifen.
Auch existentielle Fragen nicht stellen und mit den Zweifeln am Weg "USA" aufhören.
@ matrixmann zu dem Teil der @ Fred Lang gerichtet ist:
Obwohl ich da nicht direkt angesprochen bin muß ich doch etwas loswerden. Ich habe mich sehr intensiv auch mir dem befaßt, was nach der Veröffentlichung zu den Grundlagen der *antiautoritären Erziehung* in Summerhill passierte und wie dieses Modell einer völlig neuen Art des Herangehens aufgenommen wurde.
Nur kurz daher:
Wie oben erwähnt wurde *antiautoritär* als Begriff in der Übersetzung gewählt und es hat eine völlig verschiedene Konnotation als das englische Pendant!
"Abwesenheit von Autorität aus den tradierten Gründen" wäre eine bessere Beschreibung - Neill nicht strukturloses allgemeines Chaos im Auge hatte, sondern durch die Kinder selbst bestimmte Aktivitäten bzw. Nicht-Aktivitäten.
Seine Begründung ist so einfach wie überzeugend, auch heute noch:
Niemand kann immer dann aufnahmebereit und interessiert sein wenn ANDERE es für richtig halten, und gelernt wird nur wenn EIGENE Motivation vorhanden ist - und das können feste Strukturen nicht liefern.
Hm... Das wusste ich soweit nicht, aber überraschen würde es mich auch nicht. Es gibt schließlich schon so einige sprachliche und kulturelle Missverständnisse, die ganze Ideologien und Weltbilder erzeugt haben, denen Leute fanatisch hinterherlaufen wie als wären es von Gott gelieferte heilige Worte (z. B. Feminismus).
Geht in dem Sinne auch ein bisschen in die Richtung wie ich es annahm - es ging vielmehr um die Abwesenheit von "Autorität" in dieser davor bekannten drakonischen Variante. Nicht um deren gänzliche Abschaffung.
Es ging um bedürfnisorientiertes Arbeiten anstelle von blindem Gehorsam, der mit ausufernder Gewalt seitens der Erwachsenen erzwungen wurde.
Da konnten wieder die nachhaltig prägenden Menschen nur in Schwarz und Weiß denken... Generalisiert, nicht kontextbezogen.
Es war die Antwort auf eine Pädagogik die man als Kind zu streng, zu schroff und zu wenig argumentativ erlebt hatte - wobei es in England ja immer noch (!) in einigen Privatlehranstalten die Prügelstrafe mit Rohrstock gibt. Man muß sich klar machen, welcher Riesenunterschied da in Summerhill etabliert wurde - kein Wunder also wenn die Widerstände sich anhäuften.
Bilanzierend stelle ich eine Abkehr von autoritärem und Hinwendung zu partnerschaftlichem Lernen fest, wobei die Lehrkraft eher als 'coach' denn als 'leader' auftritt.
Wenn es dabei geblieben wäre, könnte man sich durchaus damit anfreunden...
Aber man weiß und/oder sieht ja wie es tatsächlich kam.
Dumme Menschen haben dumme Interpretationen gemacht, diese leider aber weiterverbreitet.
Sodass man heute vom Ursprungsgedanken gar nichts mehr weißt. (In der Absolutheit erinnert es einen irgendwie an die Fridays For Future. - Die predigen und fordern auch radikalen Kram, ungeachtet ihrer eigenen Lebensgrundlage, und sehen auch keine Verbindung zwischen ihrem Lebensstil und der Erderwärmung bis ihnen selbst jemand das Handy und die PS5 wegnimmt und sie bei Kerzenschein im Winter frieren dürfen.)
Ob das so haltbar ist bezweifle ich - was ich von den Organisatoren und Vertretern gelesen habe, und was bei Interviews verlautbart wurde, hat für mich den Anschein von profundem Wissen um die Notwendigkeiten, unter Einschluß der eigenen Lebenssituation. Das sind meist keine ahnungslosen Ökoschwärmer, sondern sehr belesene und sattelfeste Interessenvertreter.
Die, die immer in den Medien als Gallionsfiguren präsentiert werden, sind jedenfalls oftmals sehr von der Lebensrealität entfernt. Und beseelt von der Strategie "Klima retten durch kaufen, das System hat die Antwort". Käuen viele Ideen wieder, die ihren Ursprung in einem kapitalistischen System haben, welches nicht im geringsten an einer Veränderung seines Konzepts interessiert ist (ich sag nur "wir müssen alle zu Veggies werden, damit das Klima gerettet werden kann" - keine Berücksichtigung dessen, dass auch das Material für Fleischersatzprodukte von Feldern aus Brasilien stammt, für welche der Regelwald abgeholzt wird).
Ob, und wenn wie weit, solche 'Galionsfiguren' tatsächlich von der Allgemeinheit abgesetzt sind vermag ich nicht zu beurteilen - da fehlen mir die intimen Kenntnisse. Was ich aber gesehen habe sind talkshows mit verschiedenen jungen Menschen die sich für eine Umkehr der Gewohnheiten eingesetzt haben die ich für angemessen und fundiert argumentiert halte. Selbst wenn also ein Anteil von Eigenpräsentation und ein Hauch von Selbstlob vorhanden sind bleiben doch die Notwendigkeiten wahr, die sie benannt haben, und die in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
Du schreibst im folgenden Kommentar es würden Nebenkriegsschauplätze geöffnet um von den Machenschaften im Hintergrund abzulenken:
Diese Angriffe auf die Vertreter der notwendigen ökologisch-kulturellen Umkehrphilosophie sind da ein gutes Beispiel .... und nur allzu leicht tappen wir in die Falle.
Es täuscht anzunehmen die USA / die Regierungen unterschiedlicher Parteien / die Meinungsführer in den Medien dächten nur kurzfristig!
Ganz im Gegenteil sind die *think-tanks* gerade dazu da langfristige Ziele zu formulieren, Wege zu ihrer Verwirklichung aufzuzeigen und schließlich die Umsetzung zu begleiten und nachzusteuern. Solche strategischen Ziele werden aber nicht in der Öffentlichkeit diskutiert und Vertraulichkeit ist ein Teil des *Kapitals* solcher Gründungen.
Während hierzulande offen und strittig diskutiert wird macht man dort klammheimlich Nägel mit Köpfen. Daß es nicht immer klappt mit den Zielsetzungen liegt teilweise / ironischerweise daran, wie diese Gremien besetzt sind. Es überwiegen nämlich überwiegend sehr junge Leute, frisch aus den Lehranstalten - und die haben zu wenig internationale Erfahrung um die besten Wege zu finden die US Interessen bzw. Firmeninteressen mit den örtlichen Gegebenheiten abzustimmen und so erfolgreich zu etablieren.
Während meiner Lehrtätigkeit in USA habe ich solche aufstrebenden jungen Leute (sogar verschiedener Nationalitäten) kennengelernt und ich kann dir versichern:
Sie schießen sehr oft daneben und über das Ziel hinaus weil sie ihr Land - angeblich ja das Größte der Welt in allen Belangen wie ihnen anerzogen wurde - hoffnungslos überschätzen. Wir können froh sein, daß das so ist, sonst wären wir schon sehr viel 'amerikanischer' als wir momentan sind.
Diskussionen sind Herumgemenschel, bringen aber noch keine praktischen Lösungen. Und genau das sehe ich bei denjenigen nicht gegeben. Da ist vielmehr viel Traumtänzerei vorhanden, ohne Hinblick auf selbst den eigenen Lebensstil.
Praktische Lösungen kämen zusammen, wenn man z. B. mal ein bisschen Ahnung von Technik hätte - und? Ist aber irgendeiner der FFF-Vorkämper irgendein Techniker? Irgendwer aus einem Technologiesektor, der direkt schlüssige Ideen liefern könnte (auf der Basis wie manches einfach nur funktioniert) wie man etwas hinverändern könnte - und seit es auch nur für den Rückbau für Funktionen, die heute durch die liebe Smartphone-Technik erledigt werden, wo früher ein Mensch stand?
Nein, es sitzen vielmehr sehr viele Sozialwissenschaftler - oder solche, die es noch werden wollen - in der ersten Reihe. Aktivisten und Agitprop-Leute, die lediglich die Kunst des "Leute wuschig machen"s beherrschen. - Wovon noch nicht eine einzige hilfreiche Sache fürs Klima auf den Weg gebracht ist, die auch objektiv etwas nützt.
Zusätzlich dazu - hm, ich denke, ich erläutere es einmal am Beispiel von Frau Thunberg.
Es ist anzunehmen und davon auszugehen, dass ihre Bestrebungen und persönlichen Motive aufrichtig sind, auch dass sie wohlmöglich einigermaßen belesen ist.
Allerdings, durch ihr Asperger (sofern die Diagnose korrekt ist) ist sie ein bisschen blind für soziale Interaktionen und das ganze Herumgemenschel um sie, das in Kombination mit ihrem noch jungen Alter und dessen Unerfahrenheit, lässt es sie nicht mitkriegen wie andere (hohe Tiere) sie eigentlich nur als "Schmuck" für die eigene Sache ausnutzen wollen. Und ihr Anliegen gar nicht so ehrlich teilen.
Die hohen Tiere machen ein paar Fotos mit ihr, ein paar PR-Auftritte, wollen so öffentlich demonstrieren "wir sind ja auf ihrer Seite", damit sie nicht dastehen als "sie nehmen das Klimaproblem nicht erst", aber in der Praxis passiert nicht viel, ändert sich nicht viel, weil die Politiker vielmehr von der Industrie vor sich her geschoben werden. Und nicht im Geringsten daran denken, gegen deren Vorgehensweisen aufzubegehren.
...Und so kriegen FFF-Kämpfer gar nicht mit wie sie eigentlich verheizt und vom Establishment verarscht werden. - Das Establishment spannt sie als Alibi ein, um glauben machen zu wollen, dass sie was ändern wollen, das Klimaproblem ernst nehmen - während sie es in der Praxis überhaupt nicht tun und nur ein "Weiter so!" mit dem bisherigen Kurs wünschen.
Deine Überlegungen zu dem, was die vordergründigen, mehr noch die Überlegungen im Hintergrund sein könnten sind sicher vielfach genau so. Ich sehe allerdings in den letzten Jahren immer mehr Erkennen bei breiteren Schichten der Bevölkerung. Sicher oft fehlgeleitet um bestimmte politische Vorhaben zu stützen, aber doch sehr viel zielgerichteter in den meisten Fällen. Ein Beispiel ist für mich die Einschaltung von Fachleuten beim Bauen, da werden bei Großprojekten Biologen hinzugezogen und wenn die ein "Nein" aussprechen ist es ein Nein! Wäre vor Jahren noch eher umgekehrt gewesen und die Fachleute wurden als Spinner belächelt (siehe Bau des Hauptstadtflughafens!). Die Erkenntnis der Notwendigkeit anders zu denken und zu handeln wächst. Hoffentlich hält das an, verstärkt sich und ist noch rechtzeitig.