Insekten als Nahrung (linke Spalte) & Systematik der Insekten (Stammbaum; rechte Spalte) |
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Die drei oben abgebildeten Insekten, Heuschrecken, Grillen, Mehlwürmer sind nun ganz offiziell ab 06. 01. 2023 in der EU als Lebensmittel zugelassen. Dazu kommen noch die Getreideschimmelkäfer [Buffalowurm], etwa so groß wie zwei Mehlkäfer (deren Larven, die Mehlwürmer sind es die als Lebensmittel zugelassen wurden s.o.). Antragstellendes Unternehmen ist die Firma Ynsect NL B.V., Harderwijkerweg 141B, 3852 AB Ermelo, Niederlande. |
° | Klasse * Tracheentiere (Tracheata) auch: (Labiata) Unterklasse Hundertfüßer (Chilopoda) Unterklasse Doppelfüßer (Diplopoda) Unterklasse Insecta * Überordnung: Borstenschwänze (Thysanura), |
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Die Erlaubnis zur Inverkehrbringung {*.pdf-Datei} verfügt welche Kennzeichnung und welche Verwertungsschutz das beantragende Unternehmen für die wissenschaftlichen Arbeiten und deren Ergebnisse für eine Dauer von fünf Jahren hat.
Vor 20 Jahren sah das noch ganz anders aus. Der Vorteil von Insekten lag schon damals auf der Hand und konnte nachgewiesen werden, nicht nur der ernährungsphysiologische Wert, sondern auch die Relation "Eingesetzte Nahrung : gewonnene Nahrung" ist bei Insekten um ein Vielfaches besser als bei anderen Tierarten. |
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Ordnung Borstenschwänze (Thysanura) Ordnung Springschwänze Collembola Ordnung Eintagsfliegen Ephemeroptera Ordnung Libellen Odonata Ordnung Steinfliegen (Plecoptera) Ordnung Tarsenspinner (Embioptera) Ordnung Grillenschaben (Notoptera) Ordnung Heuschrecken (Orthoptera) Ordnung Termiten (Isoptera) Ordnung Ohrwürmer (Dermaptera) Ordnung Fang(heu)schrecken (Mantodea) Ordnung Schaben (Blattodea) Ordnung Termiten (Isoptera) Ordnung Gespenstschrecken (Phasmida) Ordnung Langfühlerschrecken (Ensifera) Ordnung Kurzfühlerschrecken (Caelifera) Ordnung Gladiatoren (Mantophasmatodea) Ordnung Kieferläuse, auch „Federlinge“ Mallophaga Ordnung Echte Tierläuse Anoplura Ordnung Schnabelkerfe (Hemiptera) - z.B. Erdwanzen
Ordnung Netzflügler Neuroptera |
Die taz berichtet dazu: ".. Wahr ist: Die Europäische Union erlaubt der vietnamesischen Firma Cricket One ab Dienstag, teilweise entfettetes Pulver aus Hausgrillen – auch Heimchen oder lateinisch Acheta domesticus genannt – als Lebensmittel zu verkaufen. Insekten dieser Art darf das niederländische Unternehmen Fair Insects laut einer Verordnung schon seit März 2022 gefroren, getrocknet und pulverförmig zum menschlichen Verzehr in der EU auf den Markt bringen. Diese Woche tritt auch noch eine Erlaubnis für Larven des Getreideschimmelkäfers in Kraft. Bereits seit Mitte 2021 dürfen Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor, gelber Mehlwurm) seit Ende 2021 die Wanderheuschrecke als Nahrungsmittel vertrieben werden .." |
° | * höchstentwickelte Insekten Arten aus Ordnungen die gelb gekennzeichnet dargestellt werden sind als Nahrung zugelassen Auszug aus "Stamm: Gliederfüßer - [Arthropoden]" Die Ordnung Neuflügler (Neoptera) umfasst nach alter Klassifikation alle Fluginsekten (Pterygota) mit Ausnahme der Eintagsfliegen (Ephemeroptera) und der Libellen (Odonata). |
[Anlass "EU lässt weitere Insekten als Lebensmittel zu"]
Soweit war das bisher auch zu vernehmen, dass es erst mal nur darum geht, dass solche Nahrungsmittel einen legalen Status in der EU kriegen und auf bestimmten Arten nur in den Verkehr gebracht dürfen. (Weil scheinbar eine gewisse Nachfrage dazu vorhanden ist.)
Von "andere Lebensmittel mit Insektenprotein panschen, ohne es dem Kunden zu erzählen" war dabei noch keine Rede.
- Paradox ist das Drama auch deshalb, weil es durchaus bereits ganz wenige Betriebe in Deutschland gibt, die schon Schnecken und Froschschenkel verarbeiten dürfen - was nun von Insekten nicht mehr so weit entfernt ist und ebenfalls eine Geschmackssache darstellt.
(Hier nachzuvollziehen: https://apps2.bvl.bund.de/bltu/app/process/bvl-btl_p_veroeffentlichung?execution=e1s3)
["click!" auf das Bild vergrößert]
Es hatten ja schon verschiedene Insektenarten die EU Genehmigung - nur durfte man trotzdem in Deutschland erst nach der weiteren Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden (unterschiedliche Zuständigkeiten in den Bundesländern) in Verkehr bringen.
Das scheint ja nun gelöst worden zu sein.
Die verwandtschaftliche Nähe von Schnecken ➀ zu Insekten ➁ zu Fröschen ➂ ist nicht ganz so nah wie du es darstellst - wenigstens nicht nach der biologischen Systematik (die habe ich als Auszug eingestellt; Zahlen sind eingefügt).
Bei uns sind Insekten 'exotisch*, andernorts sind es Schweine, und Hunde werden manchmal eher als Speisezutat anstatt als Gefährten zum Liebhaben betrachtet. Da sollten wir nicht über die Afrikaner oder Asiaten die Nase rümpfen, die es völlig normal finden sich dieser preiswerten, ernährungsphysiologisch wertvollen und leicht verfügbaren Nahrungsquelle zu bedienen.
Wir sind es, die von den noch natürlicher lebenden Menschen auf anderen Kontinenten in Sachen Nahrung viel lernen können.
Ich weiß wovon ich rede, denn ich habe sämtliche angebotenen Gliedertierarten (verschiedenen Insekten, Skorpione und Käferlarven) gegessen. Deren Nachteil sind die oft schwer zu zerkleinernden Chitinpanzer, daran kaut man lange herum, und natürlich die Beine einiger Arten, die unangenehme pieksende Stacheln haben und die man besser abtrennt (große Wanderheuschrecken).
"Nicht so weit entfernt" meinte ich oben in dem Kontext, dass Weinbergschnecken und Froschschenkel auch etwas ausgefallenere Delikatessen sind, bei denen sich ein nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung der Magen umdrehen wird, und die lässt man auch schon lang als Nahrungsmittel zu (weil sie in bestimmten Gebieten eine Tradition vorzuweisen haben).
Da fragt man sich also: Wo ist nun das Problem? (Zwingt einen ja auch keiner, die Schnecken und Forschschenkel zu essen.)
Kann ich mir vorstellen, dass bei Insekten die Chitinpanzer nicht völlig ohne sind. - Ähnlich als wenn man versuchen wollte, ungeschwälte Krebstiere zu essen, die noch ihren Panzer tragen.
Ist nichts für Leute, die nichts bissfestes mögen, oder die auf ihre Blomben oder auf den Zahnersatz aufpassen müssen.
Da habe ich das falsch interpretiert, denn "Ja!" etwas außerhalb der üblichen Speisegewohnheiten sind (mindestens in Nordeuropa, abgesehen von Frankreich) Frösche und Schnecken schon - nicht hingegen ihre engsten Verwandten, die Kopffüßer (Kraken und Tintenfische).
Das Außenskelett der Insekten und Krebstiere ist ja das Analogon zu unserem Innenskelett und muss die Muskeln halten während sie die Bewegung hervorrufen - da braucht es schon eine gewisse Festigkeit. Weswegen es für mich nicht erstaunlich ist, wenn gemahlene und zu Paste verarbeitete Insektenkörper in die Zulassungsbreite eingeschlossen wurden.
Ohne Beine sind Heuschrecken gut. Eingetaucht in etwas Honig und einem Hauch an Schärfe durch das rösten mit Gewürz sind sie durchaus wohlschmeckend ....
Siehste - wieder eine Tierart gefunden, die durchaus eine gewisse Tradition als Essen in Europa hat, die aber auch nicht jeder zu sich nimmt, weil das Essen etwas gruselig aussieht (Kraken und Tintenfische).
Also - das kann man beliebig weiterdenken, da existiert schon einiges, was für viele "gewöhnungsbedürftig" ist.
(Ich habe mal vor Jahren eine Konserve (Fleisch in Öl) probiert von den Tieren mit Armen und Saugnäpfen (weißt nicht mehr, was es war). Fand es geschmacklich nicht so berühmt, von daher - nach solchem Zeug verlaufe ich mich nicht. Ist nicht meine Sache. - Und ist ökologisch wahrscheinlich besser, denn es ist durchaus schon so: Kraken und Tintenfische sind intelligent wie kleine Kinder. Bestimmt sogar intelligenter als manche Exemplare des Homo Sapiens. An und für sich dann eine kleine Frechheit, die einfach so gedankenlos zwischendurch als Fastfood-Snack zu verdrücken, auf der anderen Seite sich aber laut zu echauffieren, wenn irgendein kleiner Mensch aus niederen Günden getötet wird.)
Wo du sagst "gemahlenes Pulver" - da fällt mir ein netter, aber böser Gedanke ein...
Tja... Dann weiß man wohl, woraus demnächst das Proteinpulver aus der Ecke mit der Fintnessnahrung besteht. Wenn Insekten ja aus reinstem Protein bestehen und sie sich so gut mahlen lassen...
Da im Mittelmeerraum die Kopffüßler so beliebt sind wird sich daran wohl kaum etwas ändern - kleine Schweinchen und Lämmchen und Kälbchen sind doch sooo süß & niedlich doch die Tintenfische und Kraken so fremd und häßlich .... so gar nicht zum 'lieb haben', das ist ihr Pech, selbst wenn sie schlauer sind als manche der Menschen die sie aus dem Meer fischen.
Als Konserve sind sie meiner Meinung nach nicht genießbar, das Fleisch wird hart, und mit den nie völlig zu entfernenden Tintenresten bekommt die Flüssigkeit im Lauf der Zeit einen etwas bitteren *touch*, jedenfalls gilt bei mir dafür auch: "Einmal & nicht wieder!"
Weiß ich, in der Mittelmeerküche sind die sehr verbreitet...
Da ja eigentlich auch nur aus Tradition - aus Zeiten, wo man schlichtweg alles gegessen hat, was einem leicht in die Hände fiel. Da gerade Länder wie Spanien eher an den Küsten besiedelt wurden, weil es im Innenland zu heiß wurde und das Trinkwasser knapp, enthält deren althergebrachte Küche eben vieles, was aus dem Meer stammt (ob Fische, Tintenfische, Muscheln oder Krebse).
Müsste heutzutage nicht zwingend mehr sein, weil keiner mehr unmittelbar verhungern muss, wenn man nicht alles davon aus dem Meer holt.
Die spanische Küche kennt viel mehr Meerestiere als Grundlage - das war vor Jahren sehr viel preiswerter als heute. Als wir '74 bei unserer sechswöchigen, ersten Spanienreise (noch mit Zelt) in Tarifa / Andalusien waren, konnte man in der dortigen Markthalle Schwertfisch und Thunfisch vom ganzen Tier kaufen:
Da kostete eine daumendicke Scheibe aus dem ganzen Fisch geschnitten ca. 2€. Dafür bekommt man heute höchstens noch ein Probierhäppchen.
Die Spanier sind in den letzten Jahren auf Fleisch umgeschwenkt, weil selbst die Gambas für den Normalbürger unerschwinglich geworden sind .... und schon geht es dort auch los mit mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das Inland ist zwar dünn, aber doch flächendeckend besiedelt, dort findet in den entsprechenden Lagen Oliven- Trauben- und Orangen-Anbau statt, die größten Farmen mit Rindern und Schafen liegen im Inland. Die Mittelmeerküste ist ein einziger Gemüseanbau unter Folie, weiter im Norden zwischen Valencia und dem Mar Menor dominiert der Reisanbau.
Die Preiserhöhungen im Laufe der Zeit, die du nennst, würde ich dort aber auch im Rahmen dessen sehen, dass die Meere leergemacht werden. - Wenn man immer weniger Tiere aus dem Meer als Nahrungsmittel gewinnen kann, klar, dass dann die Preise nach oben gehen für die Verbliebenen...
Angebot und Nachfrage - das ist bestimmt ein Grund für die enormen Steigerungen bei den Preisen für Meerestiere. Dazu kommt immer die gestiegene Zahl der Zwischenstufen, von denen jede etwas finanziell haben will und dazu die öffentlichen Abgaben, die auf alle mit der Gewinnung von Meerestieren beschäftigten Branchen gehäuft wurden. Während früher die Fischer ihre Beute anlandeten und noch am gleichen Tag oder spätestens am nächsten Morgen in den Märkten verkauften, blieben die Preise moderat. Mit jeder Stufe mehr gingen sie nach oben ohne wesentliche Schutzmaßnahmen für die Fänge zu installieren - erst als schon die Überfischung bei vielen Arten sichtbar wurde kamen die ersten zögerlichen Maßnahmen. Zu spät, zu kleinmütig, zu kompliziert.