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Asylantragstellung 'praktisch' - das habe ich in den letzten Tagen gelernt - ist weitaus schwieriger als es in den Medien dargestellt und in der Bevölkerung diskutiert wird.
Was schon für mich als Deutschen kompliziert war, z.B. die tatsächlich zuständigen staatlichen Behörden ausfindig zu machen, kann sich für einen Geflüchteten als tagelange Odyssee und kafkaesken Kampf mit dem Ungewissen entwickeln.
Ich fange mal mit der REGISTRIERUNG an. Normalerweise geschieht sie im Moment der Ankunft, als der Einreise in die Bundesrepublik.
Da nun aber wegen der wirren Verhältnisse und völlig ungeordneten Bedingungen viele Flüchtlinge auf verschlungenen Wegen (und nicht immer 'offiziell') unser Lande erreichen, ist deren Status solange unbestimmt, bis sie diese erste Hürde gemeistert haben.
Zugleich wirft ihnen - anders als stets von Asylgegnern behauptet - bis zu diesem Zeitpunkt niemand Geld nach, sie sind noch völlig auf sich selbst gestellt.
Sofern sie aus ihrer Heimat Freunde, Nachbarn oder Verwandte haben die bereits in Deutschland wohnen ist es verständlich, wenn sie sich dort zuerst hin wenden und um Hilfe bitten. Das wirft mehrere Probleme auf. Erstens ist der Status ungeklärt, zweitens werden die sowieso nicht materiell bestausgestatteten Freunde oder Verwandten belastet, und drittens wird die Eingliederung verzögert.
Es ist also in allseitigem Interesse den Status möglichst schnell und problemlos zu klären bzw. den Aufenthalt zu legalisieren.
Nun muß man wissen, dass zwar das "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" für die Unterbringung und Versorgung, später Verteilung auf die Länder und Gemeinden und die bestmögliche Eingliederung verantwortlich ist, die Registrierung allerdings nicht dort vorgenommen wird. Das geschieht in den sogenannten "REGISTRIERUNGSSTELLEN", die über die gesamte Republik verteilt sind. Immer noch sind für diese Personen keine Kosten angefallen, sie haben von unserem Staat nicht einen Cent erhalten.
Wenn die Flüchtlinge in eine ERSTAUFNAMEEINRICHTUNG gekommen sind entstehen Aufwendungen unseres Staates aus Steuermitteln.
Ich habe einen Vormittag gebraucht um die verschiedenen Behörden und Institutionen anzurufen um den Ablauf zu klären, dabei mit mehreren Sozialämtern, der Polizei, der Stadtverwaltung, Erstaufnahmeeinrichtungen, Notaufnahmeunterkünften und dem Bundesamt telefoniert. Erfreulich war, dass es überwiegend freundliche, immer hilfreiche und bemühte Menschen waren mit denen ich gesprochen habe - die durchaus Verständnis zeigten und helfen wollten.
Für manche der Regelungen habe ich Verständnis. Einige Abläufe erscheinen mir noch verbesserungsbedürftig, z.B. die Möglichkeiten der Registrierung und Antragstellung.
Jedenfalls steht fest, dass Flüchtlinge keineswegs " .. mit Geld überschüttet .." werden - sie müssen verwirrende und umständliche Prozeduren erkennen und durchmachen, bevor sie schließlich (fremdbestimmt!) "verteilt" werden, und das nicht immer dorthin, wo sie Bekannte, Freunde oder Familie haben. Wenn sie sich nicht daran halten müssen sie mit Nachteilen und Ausbleiben der Unterstützung zurecht kommen.
Mein Fazit:
Eine harte Zeit, gepflastert mit (teilweise sicher notwendiger) Bürokratie und es werden keine 'Reichtümer' über den Antragstellern ausgeschüttet.
*update* [04.02.2020]
Mittlerweile ist die syrische Familie, die ich da bei ihrem Prozess der Aufnahme & Eingliederung begleitet habe schon 'eingebürgert'. Vater, Mutter und drei Söhne sind nun "Deutsche" geworden; Vater arbeitet als Ingenieur, Mutter an einer Grundschule; der erste Sohn wird nächstes Jahr sein Abitur machen. Die anderen Zwei sind top Schüler und werden folgen.
Ein Beispiel dafür, dass die Zugewanderten / Asylsuchenden nicht dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche liegen. Schon erst Recht nicht den protestierenden bei Pegida und der AfD. Für deren Müßiggang und Hartz IV zahlen sie mittlerweile mit ihren Steuern .... welche Ironie!