Es graust mich immer wieder wenn ich "Erfolgsgeschichten" als Beweis für irgendeine Behandlung, Diät oder Lebensweise lesen muss. Sie kommen einfach nicht darauf sich einmal mit *richtiger Wissenschaft* zu beschäftigen vor lauter G'schaftlhuberei [Dritter Absatz].
Wer sich andauernd rundum verteidigen zu müssen glaubt hat wahrscheinlich wenig Zeit etwas konkret zu studieren, da muss eben Meinung herhalten anstatt Beweise zu präsentieren. Ein anderer Teil dieser Überzeugten hat das ansonsten eher religiös begründete Sendungsbewusstsein, das *Weltretter-Syndrom*.
Mein kürzlich verstorbener Schwiegervater, er wurde 95, hat Zeit seines Lebens eine deftige Brotzeit geschätzt. Er liebte Schinken, Aal und geräucherte Mettwürstchen. Sein Bierchen und ab und an ein Schnäpschen hat er mit Genuß getrunken. Bis vor ein paar Jahren seine ausgesuchten kubanischen Zigarren geraucht und war bis zwei Wochen vor seinem Tod mindestens drei Mal in der Woche unterwegs. Je einmal in einer seiner drei bevorzugten Kneipen. Wegen der Geselligkeit, und weil es da Soleier und Bouletten vom Tresen gab.
Jetzt wäre es billig dagegen zu halten und den Veganern das Beispiel um die Ohren zu hauen. Ich begnüge mich damit es hier so aufgeschrieben zu haben wie es war.
Sehen Sie an diesem Beispiel doch bitte die Gemeinsamkeit, nicht das was trennt:
Da ist nämlich die Tatsache, dass ein einzelner Fall - mag er auch noch so überzeugend dargestellt werden - nie der "Beweis" für eine Annahme sein kann. Es ist eine anekdotische Begebenheit, mehr nicht.
Anders als die Veganer käme ich nicht auf die Idee, diese Lebensart meines Schwiegervaters zu einer Bewegung "Wie werde ich mindestens 95 Jahre alt" machen zu wollen .... es reicht schon, wenn andere ihr "Sendungsbewusstsein" ausleben.
Das lässt sich über die Jahrzehnte beobachten, wie immer wieder eine bestimmte Lebensart oder ein bestimmtes Produkt einem langen Leben dienlich sein soll. Ich habe vor langer Zeit angefangen, Kefir zu essen, weil er - nach Zeitungsberichten - den Alten im Kaukasus zu ihrem langen Leben verholfen haben soll. Inzwischen esse ich wieder lieber Joghurt, weil über die Jahre die Qualität des Kefirs m.A.n. erheblich nachgelassen hat. Und werde wahrscheinlich mit und ohne Kefir genau so alt werden, wie ich eben werde.
Die Kulturen für die Herstellung der verschiedenen Milchprodukte sind sich mikrobiologisch durchaus ähnlich - und selbst von einer Art, beispielsweise Joghurt - können durch die Auswahl und Fertigungsprozeduren alle Konsistenzformen zwischen 'trinkbar' und 'stichfest' hergestellt werden.
Insoweit ist es eine Frage der persönlichen Vorliebe und weniger des Inhaltes, welche Zubereitung man mag. Ich esse Joghurt mit 10% Fett (wird unter "griechisches Joghurt" in 1000g Behältern verkauft) und mische da Früchte, Apfelbrei, Fla oder andere, mit verschiedenen Geschmacksrichtungen versetzte kleinere Joghurtmengen unter - die mir ansonsten, in der 'reinen' Form, zu zuckerig sind. So werden sie dann etwas 'gestreckt'.
Sicher, es ist ein zusätzlicher Aufwand, aber wie Sie schon schreiben .... wenn man es so lieber mag ist es genau richtig.
Einem Trend hinterher zu laufen ist selten die 'richtige' Entscheidung.
Da ist nämlich die Tatsache, dass ein einzelner Fall - mag er auch noch so überzeugend dargestellt werden - nie der "Beweis" für eine Annahme sein kann.
Sie werfen mit dem Text Fragen auf, die ich interessant finde. Was macht einen Menschen, der einen Arzt aufsucht, zu einem Fall? Ab welchen Zeitpunkt spricht man in der Medizin von einem Fall?
Ab welcher Anzahl sind in der Medizin andekdotische Begebenheiten kein Einzelfall?
Wer definiert das, was als "richtige Wissenschaft" gilt? Von wem wurde diese® berechtigt dazu, diese Defination vorzunehmen?
Der Begriff der "Wissenschaft"
ist definiert, nicht von mir, sondern seit vielen Jahrzehnten von vielen Wissenschaftlern. Er ist bisher unumstößlich kann natürlich dadurch geändet werden, dass es gelingt eine bessere Möglichkeit aufzuzeigen sich der Wahrheit zu nähern.
Ich empfehle folgenden Artikel von mir → Mit Wissenschaft tun sich selbst Wissenschaftler schwer (vom 01.10.2018) in dem ich mehrere andere Artikel aufgelistet habe, die das Problem und die Sichtweise der Wissenschaft beleuchten.
Zusätzlich vielleicht noch folgende Artikel:
→ Fakten vs. Meinung
→ Über den Nicht-Biologen der ganz sicher ist, dass die Biologen von Biologie nichts verstehen
→ Kann denn fragen Sünde sein?
Zur Frage Patient / Fall:
Jeder Patient ist - so sieht es die Ausbildung vor - ein Fall. Was allerdings nicht bedeutet, dass eine menschenverachtende Gesinnung dahinter steht, es soll lediglich die professionelle Distanz herstellen. Ein Arzt muss sich aus (mindestens) zwei Gründen distanzieren:
- Um nicht wichtige diagnostische Fakten zu übersehen, weil durch eine zu große Nähe, durch Zu- oder Abneigung der Blick verstellt werden kann.
- Um zweitens aus Selbstschutz nicht in Mitleid zu verfallen, was übrigens auch einer faktischen Sicht der Symptome unzuträglich wäre und langfristig die Persönlichkeit zerrütten könnte.
Um es mal richtig vulgär auszudrücken: Wenn deine Vorfahren in den letzten 3 Generationen vor dir eine Menge Dreck gefressen haben, ist es sehr unwahrscheinlich, dass du selbst 90 wirst...
Egal, was du machst und wie du lebst.
Das ist eine sehr unwahrscheinliche Annahme - obwohl es mittlerweile festzustehen scheint, dass die Epigenetik generationenübergreifend wirkt. Allerdings - wie bei einer Veranlagung zum Genie - kommt es darauf an was das Individuum aus seinen vererbten Anlagen macht. Vieles kann 'gedreht' werden!
Stark vereinfacht: Dicke Eltern können dünne Kinder haben, dumme Eltern schlaue Kinder usw. ....
Was das Essen angeht rate ich stets zu der Urmenschen-DiätⓇ(©: wvs):
30% Eiweiß, 30% Fett (nicht mehr als das Körpergewicht in Gramm), 30% Kohlenhydrate und 10% (unverdauliche) Fasern
"Dreck" war jetzt hier nicht allein bloß in Form von Essen zu verstehen.
Vielmehr so etwas wie "Industriedreck" - Chemikalien, Asbest, giftige Dämpfe.
OK, da ist natürlich ein Unterschied. Die Umweltverschmutzung ist im Bereich von Schwerindustrie und großer Verkehrsdichte natürlich kenem Lebewesen zuträglich, seöbst wenn man berücksichtigt, dass sich doch in den letzten 50 Jahren einiges getan hat .... nur war das höchstens in der Lage das 'mehr' an industrieller Tätigkeit abzufedern, und von daher bleibt immer noch zu viel Giftiges/Schädliches was Schäden verursachen kann.
[Allerdings gilt auch hier: Genetische Veranlagung ist bestimmend für die Anfälligkeit und Schwere von Symptomen]
Ich meinte noch gar nicht mal das, was man sich in seinem eigenen Leben zuziehen kann...
Vielmehr meinte ich die Situation "Was, wenn schon die letzten 3 Generationen deines Stammbaums jede Menge Dreck gefressen haben?", wenn man schon mit diversen genetischen Dispositionen und kurzen Telomeren 'reingeht, noch bevor man den ersten Schrei selbst gemacht hat...
Damit eine solche negative Variante zustande kommt müssen sehr viele Personen in die Überlegungen eingeschlossen werden:
3 Generationen das sind E1-3 und die F-Generation - das rechnet man besser von unten her - F → 2x E3 (3); je 2x E3 2x E2 (5); je E2 2x E1 (9). Dann müsste noch geklärt werden ob dominant oder rezessiv vererbt wird, und wo die Genorte sind, also mit welcher Wahrscheinlichkeit sich das auf welchen Phänotyp ausprägt. Und alle diese Vorgenerationen müssten den gleichen Bedingungen ausgesetzt gewesen sein, damit es am Ende daran festzumachen wäre. Zu viele Bedingungen, die wohl so nie vorkommen können/werden.