Es ist ein größeres Problem als es vordergründig zu sein scheint:
Aus dem empfundenen Mangel wird über die Zeit Aggression, sehr bedauerlich, denn es könnte ja auch Erkenntnis wachsen nicht so sein zu können wie sie es sich wünschen - und es einfach hinzunehmen.
Wissenschaft ist solchen Leuten suspekt - warum?
Weil sie nie einen Fuß in eine höhere Lehranstalt gesetzt haben und so nicht lernen konnten was "Wissenschaft" ausmacht.
Anstatt nur über diesen Mangel zu lamentieren möchte ich hier den Versuch unternehmen - am Beispiel der Biologie - ein paar Hinweise zu geben was Wissenschaft ausmacht und warum es nicht jedem gegeben sein kann sich wissenschaftlich zu betätigen.
- Wissenschaft arbeitet mit bestimmten Methoden. Diese sind 'standardisiert', d.h. sie werden überall auf der Welt in annähernd gleicher Form angelegt, vorbereitet und ausgeführt. In den Veröffentlichungen der Ergebnisse von solchen Studien werden die durchgeführten Prozesse beschrieben - und zwar so, dass sie von Dritten exakt nachzuvollziehen sind.
- Eine weitere Voraussetzung ist es ein bestimmtes Fachgebiet zu überschauen bevor man sich Gedanken machen kann wie die Erkenntnisse dieses Fachbereichs erweitert werden könnten. Das erreicht niemand ohne jahrelanges Studium und ebenso lange Beschäftigung mit den Themen der Forschung.
- Drittens muß dann das Prozedere gelernt und beherrscht werden, das für die Anlage und Durchführung benötigt wird. Bei den meisten Wissenschaftlern ist das ein fortlaufender Prozeß, denn mit dem ersten Tag des Studiums werden dergleichen Abläufe besprochen, bewertet und selbst erst unter Anleitung, später selbständig ausgeführt.
Zum besseren Verständnis folgen nun einige Beispiele für solche Forschungstätigkeit:
Die Beobachtung erfolgt ohne (Auge, andere Sinne) oder mit Hilfsmittel (Lupe, Mikroskop)
Dabei ist wesentlich das Objekt der Untersuchung durch diese in keiner Weise zu verändern oder zu beeinträchtigen und das Beobachtete ohne sprachliche Ausschmückung oder emotionale Verbrämung sachlich zu beschreiben.
Der Unterschied zur reinen Beobachtung ist die Zuhilfenahme von Werkzeugen um innere Strukturen ansehen zu können. Dabei wird unter weitestgehender Schonung des Untersuchungsgegenstandes dessen Aufbau von außen nach innen freigelegt und in Bild und Beschreibung festgehalten.
Die Untersuchung stellt eine Beobachtung mit 'erweiterten' Mitteln dar.
Die Formen des Experimentes richten sich nach dem Untersuchungsgegenstand. Es können Versuche im Freien (Feldversuch), unter einschränkenden Bedingungen (Geschlossener Freilandversuch), im Labor (Laborversuch), oder in Reaktionsgefäßen (Reagenz- oder Kammerversuch) bzw. Mischformen aus allen Experimentieranordnungen sein.
- Ausgangspunkt ist eine Fragestellung, die meist schon die Experimentform bedingt.
- Zweiter Schritt ist die Versuchsanordnung, die mögliche Fehlerquellen auszuscheiden versucht und den Ablauf vorgibt, nach dem der Versuch erfolgen soll.
- Drittens wird eine Hypothese dazu aufgestellt, welches Ergebnis man erwartet.
Die vergleichende Betrachtung von Strukturen, genetischer Konstellation und Merkmalen, die sich ähneln, geben Hinweise auf die Entwicklung der belebten Umwelt im Laufe der Erdgeschichte. Hier kommt die Paläontologie - die der Biologe in seine Überlegungen einbeziehen wird - ins Spiel, denn in den Gesteinsformationen finden sich viele Beispiele dafür, wie sich bestimmte Arten verändert und auseinander oder aufeinander zu entwickelt haben.
Darwins Forschung zur Entstehung der Arten ist das Paradebeispiel dafür, wie aus Vergleich und Beobachtung eine These entwickelt wurde - für die dann im Laufe der Zeit viele Beweise "pro" und wenige zu "kontra" gefunden wurden.
Mehr als jede andere Wissenschaft ist die Biologie nicht nur aus dieser 'modernen' Zeit zu betreiben, sondern sie braucht für ihre Erkenntnisse den Blick zurück in die Vergangenheit.
"... was Wissenschaft ausmacht und warum es nicht jedem gegeben sein kann sich wissenschaftlich zu betätigen."
Mir drängte sich spontan die Frage auf, für wen Sie das eigentlich schreiben?
Dass eine wissenschaftliche Tätigkeit hoch interessant ist, ist für mich nachvollziehbar. Wenn ein Mensch sein Glück in der Wissenschaft findet, so sei es ihm von Herzen gegönnt.
Aber ich habe den Verdacht, dass Sie tatsächlich glauben, jeder Nichtwissenschaftler würde (oder sollte gar) einen Wissenschaftler beneiden - so, als ob der ihm etwas voraus hätte!
Ihr Verdacht ist nicht zutreffend.
Ich wollte damit weder ungerechtfertigten "Abstand" herstellen, noch Neid oder ähnliches unterstellen.
Es war lediglich das Ziel darzustellen, welche Voraussetzungen nötig sind um gezielt Forschung zu betreiben. Sowas schüttelt man nicht aus dem Ärmel ....