Das Beispiel des Referendums in Großbritannien hat es wieder einmal gezeigt:
Die älteren Wähler und ländliche Regionen sind konservativ eingestellt. Sie verhindern so neue Ideen, alternative Konzepte und in die Zukunft weisende Planungen. Dazu kommt der Einfluß derer, die Europa schwächen wollen und die 'Arbeit' der Lobbyisten (vornehm für "Bestechung").
So wie dort in der EU / in Großbritannien ist es bei uns in Deutschland. Die Rentner - mit einer Rentenerhöhung Mitte diesen Jahres bei Laune gehalten - werden wieder CDUCSUSPDFDPGRÜNE wählen und es wird sich NICHTS in diesem Land zum Besseren wenden.
Deswegen ist es an der Zeit Änderungen am Wahlsystem vorzunehmen. Eine Idee⑭ dazu hatte ich früher schon einmal aufgeschrieben.
Nun etwas Neues:
Um den Jüngeren - um deren Zukunft es bei jeder Wahl geht, die aber stets den Älteren gegenüber in der Minderzahl sind - mehr Gewicht zu verschaffen, müßte dem Wahlrecht für die Stimmengewichtung ein "Wertungsfaktor nach Lebensalter" zugefügt werden.
Etwas so:
16 - 20 Jahre => Faktor 1,2
20 - 30 Jahre => Faktor 1,4
30 - 40 Jahre => Faktor 1,6
40 - 50 Jahre => Faktor 2,0
50 - 60 Jahre => Faktor 1,2
60 - 70 Jahre => Faktor 0,8
70 - 80 Jahre => Faktor 0,5
80 und älter => Faktor 0,2
Die 20 - 50 Jahre alten Wähl/-er/-innen hätten so trotz geringerer Zahl durch den Multiplikationsfaktor ein größeres Stimmpotential. Je näher die Wählerschaft ihrem biologischen Ende zugeht, desto geringer wäre ihr Einfluß auf die aktuelle und zukünftige Politik des Landes.
Verbunden mit einer - je nach Wahlbeteiligung - schwankenden Zahl von Bundestagsmandaten könnte auf diese Weise eine in die Zukunft gerichtete Politik eine sehr viel bessere Chance haben als im derzeitigen System.
*update*
[01.07.2016]
"krautreporter" hat zu diesem Thema einen umfassenden Beitrag
Hallo, mein lieber Herr wvs.
Ich schlage vor, wir geben allen, die deutlich über 300.00 € Vermögen haben die doppelte oder dreifache Stimmengewichtung. Warum? Einfach, weil sie es verdient haben. Die haben geackert und sich um das Land gekümmert, während zum Beispiel der 18 jährige gar keine Stimme haben sollte, denn der hat bisher die Gesellschaft nur gekostet. Wäre das nicht was?
Aber Spaß beiseite, der Vorschlag Wahlrecht ans Alter zu Gewichten ist Mist.
Eventuell sollte man sich fragen, warum der Wähler, mit steigendem Alter vorsichtiger wählt, um konservativ als Wort zu vermeiden. Meist ist man mit steigendem Alter weniger gesund, weniger mobil und weniger auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Das in GB die Alten für einen Austritt votierten, weil sie vermutlich -wie auch der Großteil in Deutschland- nicht oder nur wenig an der EU in der neoliberalen Ausprägung glauben, es noch anders kennen aus der Zeit davor, während der Jugend inzwischen ein IPhone und der Wille zum Markt im Kindesalter eingeimpft wird und sie mehr Chancen für sich in einem solchen Europa erhoffen, sollte auf ein Problem verweisen, jenseits von reinem Alter und / oder Generationenkonflikt.
Die fortschreitende Spaltung der Gesellschaften in Gewinner und (in Masse) Verlierer spiegelt sich eben auch in Regionen, Alter und hin und wieder Religion wieder. Draus den Fehlschluss ziehen zu wollen, Alte sollten deswegen weniger zu sagen haben, weil ihre vermutliche Endzeit schneller kommt, ist in meinen Augen fatal.
Wenn schon Sie die Idee rundweg zerpflücken und ihr so gar nichts abgewinnen können - dann wird das nie etwas ....
Interessant, dass Sie die Motivation der Jüngeren auf " .. IPhone und .. Wille zum Markt .. " reduzieren, ich habe ja selbst Kinder und müßte da heftig widersprechen. Aber das könnte das Ergebnis meiner verkorksten Erziehungsbemühungen sein .....
Mir schien das ein überlegenswerter Ansatz, denn an irgendeiner Stelle muß man den Anfang machen - weil es so wie es ist nicht bleiben kann. Möglicherweise sehe ich die nachfolgenden Generationen zu rosig, durch Altersmilde verklärt ;c)
Ich gebe noch zu bedenken, dass die jungen Leute in den letzten beiden Jahrzehnten ausgebeutet wurden (und noch werden) indem man sie jahrelang durch Praktika verheizt, als 'Trainees' ihre Arbeitskraft billig eingekauft hat und ans Existenzminimum gehende, abgesenkte Eintrittsgehälter für sogenannte 'Volontariat' Stellen ausgelobt (!) hat.
Hätten diese jungen Menschen die Politik tatsächlich mitbestimmen können, so wäre es bestimmt nicht so weit gekommen .... wundert es Sie da, wenn die Verdrossenheit über das Politik-Establishment grassiert?
Wie sehen Sie die Lösung, bzw. welche Alternative bevorzugen Sie?
Ich habe, da haben sie recht, ein wenig polemisch verkürzt, was aber in der Sache einer kurzen Antwort lag. ;-)
Selbstverständlich ist die Generation Praktikum einerseits ein deutliches Opfer der aktuellen Form des Kapitalismus, andererseits ist der ausufernde Konsumismus ein starker Begleiter dieser Nachkommen. Und sicherlich gibt es Ausnahmen davon, die Tendenz scheint mir aber deutlich zu sein. Ungerechtigkeit, bspw. die eigene Lebenssituation wird lediglich individualisiert wahrgenommen, der Blick fürs große Ganze (kapitalistische Produktionsweise) scheint verloren gegangen zu sein. Das absurde Streben nach Unterscheidung, durch uniformes Handeln (ein neues IPhone sobald es eins gibt, Markenklamotten oder die Notwendigkeit sein Privatleben nach außen zu kehren um sich von den anderen abzuheben) und der Versuch sich erst und einzig dadurch zu definieren, verweist auf einen entpolitisierten, unkritischen Ansatz, der sich mir so leider darstellt. Ob das tatsächlich für die meisten gilt, oder nur meiner falschen Wahrnehmung geschuldet ist, weiß ich nicht. Müsste ich mehr Zeit investieren und mich schlauer machen, als ich es momentan bin. So ist es also durchaus möglich, dass ich lediglich liebgewonnene Vorurteile füttere, statt Erkenntnis zu verbreiten.
Was nun ein echtes Problem bei Volksentscheiden und einer direkten Demokratie ist, ist, dass das Instrumentarium für wissende und politisch interessierte Menschen gemacht ist.
Benutzt wird das Ganze aber vom Gegenteil. Eben nicht der klassische citoyen, der aufgeklärte Staatsbürger nimmt daran teil, sondern desinteressierte und mangelhaft informierte , oftmals von Demagogen gesteuerte Untertanen.
Das ist ein wenig, wie wenn man wissenschaftliche Methoden auf unwissenschaftlichen Humbug loslässt, man bekommt im Zweifel 5% false positives. Bei Volksentscheiden unter Umständen eben auch die Mehrheit.
Dies ist zuvörderst ein Problem von komplexen Fragestellungen. Mir geht es da ein wenig wie einstmals Woody Allen, der sinngemäß einen seiner Filmakteure sagen ließ:Woher soll ich wissen, warum es Nazis gab? Ich weiß ja noch nicht mal, wie der Dosenöffner funktioniert
Und genau das ist das Dilemma. Ich nutze tatsächlich viel Zeit um mich zu informieren, lese politische Bücher und Zeitschriften und schaue hin und wieder in Studien. Meine Mitmenschen gucken im Vorbeigehen auf die Bildzeitungsüberschrift am Kiosk und sehen - wenn überhaupt- die Tagesschau. Sollte ich deswegen mehr Mitspracherecht haben, wenn es an die Wahlurne geht?
Eher nicht. Ich bin ein Fan von "one man(Mensch) - one vote", würde mich aber freuen, wenn Volksbildung langsam wieder ein wenig mehr Raum einnehmen könnte, Wissen über Zusammenhänge tatsächlich nicht monokausal dargeboten würden, sondern ihrer Komplexität gemäß behandelt würden. Bis es soweit ist, gruselt mir vor der Vorstellung von direkten, demokratischen Instrumenten. Ist ein wenig wie Toleranz für die Intoleranten. Ich bin da eher ein Freund von wehrhafter Demokratie.
Ich habe in der aktuellen Real Time Show von Bill Maher diesen mexikanischen Jungen gesehen, der mich ansatzweise beeindruckt hat. Von daher gibt es eventuell ja doch noch Hoffnung. ;-)
Wenn ich mich frage wie ich in den Jahren zwischen 30 und 40 die Politik und die Welt wahrgenommen habe muß ich gestehen: Sehr naïv, noch viel zu blauäugig was die "Wahrheit" angeht, und davon überzeugt die Politiker hätten tatsächlich das Wohl der Bevölkerung im Auge. Insoweit sehe ich mich nicht in der Position die jungen Leute von heute zu schelten wenn sie sich ähnlich verhalten wie ich damals.
Allerdings bin ich mehrere Male auf verschiedensten Veranstaltungen der damals vorhandenen Parteien gewesen um mich zu informieren. Nicht ganz komplikationslos, denn die damalige NPD hatte am Eingang Listen ausliegen in denen man sich eintragen mußte um eingelassen zu werden. Als ich dann während meiner Bundeswehrzeit plötzlich von zwei netten Herren vom MAD zum Gespräch gebeten wurde und man mich zu meiner (vermeintlichen) NPD-Mitgliedschaft befragen wollte war ich doch ein wenig verstört .... von da an war ich nie wieder in irgendeiner politischen Versammlung und habe mich stets geweigert irgendwo "Mitglied" zu werden, nicht mal im Schützenverein!
Zehn Jahre später war ich schon - aus eigenem Erleben der Machenschaften in Bundesbehörden und sogenannter "freier Wirtschaft" - sehr viel kritischer, breiter informiert und erfahrener was das Verhalten und die Ziele von Führungskräften in Wirtschaft und Politik anging.
Gleichzeitig war mir klar geworden welche Rolle die "Accessoires" für den Status spielten und wie das steigende Gehalt von dieser Notwendigkeit etwas zu zeigen (über-)proportional (?) aufgefressen wurde.
Ich bin dann 'ausgestiegen', Einzelheiten schenke ich mir. Das habe ich bis heute nicht bereut, wenn es auch finanziell Einbußen gebracht hat.
Vielen jungen Leuten geht es heute wahrscheinlich ähnlich, nur ist die Zahl derer, die sich für 'Sicherheit' & 'Konsum' entscheiden etwas größer - sie kennen nicht das, was als "Notzeiten" bezeichnet wird, wie ich sie in meinen zwei ersten Lebensjahrzehnten noch bewußt erlebt habe.
Gibt es in diesen jüngeren Generationen noch den "den .. Blick fürs große Ganze (kapitalistische Produktionsweise) .. "? Mindestens bei den 30% die sich nicht nur auf 'f*ceb**k' rumtreiben, und wahrscheinlich mehr als früher - wegen der umfangreicheren Möglichkeiten.
Wenn nicht Volksentscheid - was dann? Was Sie beschreiben gilt doch genauso für Wahlen, die Wähler sind überwiegend identisch mit denen, die zu einem Volksentscheid stimmen dürfen, nur eben nicht so häufig .... die Zufälligkeit der Entscheidung ist sicher in beiden Fällen gleich. 10% wissen am Vortag der Wahl nicht WAS / WEN sie wählen wollen.
Es bleibt: Demokratie lebt von Information, Wissen & Beteiligung - und solange das nicht besser wird besteht keine Hoffnung für eine Änderung der Systemprämissen. Wir sind & bleiben die Minderheit, Spielball von Blendern und Hohlköpfen, die nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben.