Das fällt mir auch oft auf. Hinter diesen lieblichen Baudetails steckt viel Handarbeit, die man heute höchstens noch importieren könnte, sonst wäre sie unbezahlbar. Viele Bauten sehen heute vorab in den Plänen schick aus, und nach ein paar Jahren der Wirklichkeit schummern sie vor sich hin - das kommt noch dazu. Es fehlt offenbar überhaupt die Planung in der Zeit.
Ich bin überzeugt .... daß es nicht immer am Preis der Handarbeit liegt sondern daran, daß solche Details als "überflüssig" angesehen werden. Es fehlt an der Einsicht, daß Bauen eben doch für längere Zeiträume Fakten schafft und dementsprechend ausgestaltet sein sollte ....
Absolut! Das pragmatische, zweckorientierte Bauen dominiert; und dabei sind es doch gerade die unnützen Kanten, Winkel und Verzierungen, die eine Wohnung, ein Treppenhaus, so liebenswert machen.
Herr WVS, Sie haben recht damit, dass es nicht "am Preis der Handarbeit liegt", dass Ornamente an neuen Häusern selten geworden sind, denn was nach teurer Handarbeit aussieht, wurde aus Beton gegossen und an die Fassaden der Häuser geklebt, die Investoren vor 100 Jahren errichten liessen, um die Wohnungen möglichst teuer zu verkaufen oder zu vermieten. Der Stuck kostete nicht viel, erweckte aber den Eindruck, die Fassade sei in mühevoller, teurer Handarbeit geschaffen worden - er sollte die Mietskasernen wie Paläste aussehen lassen, über den wahren Wert der möglichst billig gebauten Häuser hinwegtäuschen, war im Grunde Betrug.
Heute sehen Verzierungen zB so aus:
Wiener Dialekt - diese Fassade finde ich witzig.
(Fotos: kinomu)
Eine mit geätzten, angebohrten Stahlplatten verkleidete Kirche inmitten von Wolkenkratzern.
Es wurden .... weitere wichtige Überlegungen angestellt, die auf ähnliche Grundgedanken schließen lassen. Und, Herr kinomu, wenn es auch in anderer Absicht geschehen sein mag: Das Ergebnis zählt (und Beton ist ja bekanntlich haltbar und preiswert).
Was bleibt ist noch die Feststellung:
Mit geringfügig höherem Material- bzw. Geldaufwand könnte es besser gestaltete Gebäude geben. Es fehlt offensichtlich an Ideen und Willen auf Seiten der Gestaltenden.
Dabei müßte es doch den Architekten zu denken geben, daß, wenn Menschen die Wahl haben, sie die schnörkeligen, verzierten, verspielten Gebäude als Wohnort vorziehen ....
Ja, sehr viele Menschen mögen schnörkelige, verzierte Gebäude, wie man sie bei einem Ausflug in Siedlungsgebiete am Stadtrand sieht: Einfamilienhäuser mit mehreren Türmchen am Dach, mit Erkern, Säulen, Stuck und bunt bemalten Fassaden sind oft zu sehen, die Gärten werden von Gartenzwergarmeen und Betonfiguren aus dem Baumarkt bewacht...
Aber es gibt auch Menschen, denen so etwas überhaupt nicht gefällt, die lieber in Häusern wie der Villa Tugendhat wohnen würden, die aussen ganz schlicht sind, innen aber das Auge mit edlen Steinen, schön gemaserten Hölzern, Teppichen (sie müssen nicht mal fliegen können), viel Licht und Raum verwöhnen.
Sie zeigen schöne Bilder, Herr kinomu! Und nur damit keine Missverständnisse aufkommen - ich mag's nicht unbedingt barock. Nur lieblos, das sagt mir nicht zu. Bauhaus-Stadtbauten sind z.B. sehr nüchtern, haben aber doch einen unheimlichen Charme und Sinn fürs Detail.
@ kinomu
Es kam mir auch weniger auf die Schnörkel an, sondern auf das Besondere, die anders gelöste Einzelheit, das verblüffende Gestaltungselement .... anders gesagt:
Wenn schon kein Türmchen, dann mindestens ein großer, freier Raum zum Selbstgestalten ....
@ moccalover
Genau! " .. Nur lieblos, das sagt mir nicht zu .. ", sowas habe ich gemeint!
Verstehe. Keine langweiligen Bauten, bei denen versucht wurde, möglichst viele verwertbare Quadratmeter herauszuquetschen, deren Eingangsbereich (ich denke jetzt an Büro- und Wohnhäuser) nur ein dünner Schlauch zwischen Eingangstür und Aufzug ist, ein Raum, in dem nichts gefällt, nichts zum Verweilen einlädt. Graue (oder blaue) Spannteppiche und niedrige, abgehängte Decken, wer kennt das nicht.
Einige der schönsten Entrées, die mir jetzt einfallen, habe ich in London gesehen. Zum Beispiel bei PricewaterhouseCoopers, 1 Embankment Place: ein fensterloser Gang, der nach 8 Metern 90 Grad nach rechts abbiegt, nach weiteren 12 Metern dann Concierge/Sicherheitsdienst, das sind keine einfachen Voraussetzungen. Was daraus gemacht wurde ist genial: ein grosser Brunnen/Wasserfall an einer Wand, viel rauer Stein und raffinierte Beleuchtung schaffen eine verträumte Atmosphäre. Der Raum ist radikal gestaltet, der Brunnen hat nichts mit den in öde Bürolandschaften gestellten Feng-Shui-Zierbrunnen gemein, die ich nicht besonders mag.
Danke, Herr moccalover. Der Bauhaus-Stil wurde leider von drittklassigen Architekten als Einladung zu langweiligen Bauten missverstanden: karge Formen ja, aber nicht durchdacht, ohne Raffinesse. Auch das ist Kitsch.
Es gibt noch mehr solche .... Zweck-Bauten, die Akzente haben, an denen man sich nicht sattsehen kann (abgesehen von der sonderbaren Perspektive, die der Photograph gewählt hat) ....
Das fällt mir auch oft auf. Hinter diesen lieblichen Baudetails steckt viel Handarbeit, die man heute höchstens noch importieren könnte, sonst wäre sie unbezahlbar. Viele Bauten sehen heute vorab in den Plänen schick aus, und nach ein paar Jahren der Wirklichkeit schummern sie vor sich hin - das kommt noch dazu. Es fehlt offenbar überhaupt die Planung in der Zeit.
Ich bin überzeugt .... daß es nicht immer am Preis der Handarbeit liegt sondern daran, daß solche Details als "überflüssig" angesehen werden. Es fehlt an der Einsicht, daß Bauen eben doch für längere Zeiträume Fakten schafft und dementsprechend ausgestaltet sein sollte ....
Absolut! Das pragmatische, zweckorientierte Bauen dominiert; und dabei sind es doch gerade die unnützen Kanten, Winkel und Verzierungen, die eine Wohnung, ein Treppenhaus, so liebenswert machen.
Herr WVS, Sie haben recht damit, dass es nicht "am Preis der Handarbeit liegt", dass Ornamente an neuen Häusern selten geworden sind, denn was nach teurer Handarbeit aussieht, wurde aus Beton gegossen und an die Fassaden der Häuser geklebt, die Investoren vor 100 Jahren errichten liessen, um die Wohnungen möglichst teuer zu verkaufen oder zu vermieten. Der Stuck kostete nicht viel, erweckte aber den Eindruck, die Fassade sei in mühevoller, teurer Handarbeit geschaffen worden - er sollte die Mietskasernen wie Paläste aussehen lassen, über den wahren Wert der möglichst billig gebauten Häuser hinwegtäuschen, war im Grunde Betrug.
Heute sehen Verzierungen zB so aus:
Wiener Dialekt - diese Fassade finde ich witzig.
(Fotos: kinomu)
Eine mit geätzten, angebohrten Stahlplatten verkleidete Kirche inmitten von Wolkenkratzern.
Es wurden .... weitere wichtige Überlegungen angestellt, die auf ähnliche Grundgedanken schließen lassen. Und, Herr kinomu, wenn es auch in anderer Absicht geschehen sein mag: Das Ergebnis zählt (und Beton ist ja bekanntlich haltbar und preiswert).
Was bleibt ist noch die Feststellung:
Mit geringfügig höherem Material- bzw. Geldaufwand könnte es besser gestaltete Gebäude geben. Es fehlt offensichtlich an Ideen und Willen auf Seiten der Gestaltenden.
Dabei müßte es doch den Architekten zu denken geben, daß, wenn Menschen die Wahl haben, sie die schnörkeligen, verzierten, verspielten Gebäude als Wohnort vorziehen ....
Ja, sehr viele Menschen mögen schnörkelige, verzierte Gebäude, wie man sie bei einem Ausflug in Siedlungsgebiete am Stadtrand sieht: Einfamilienhäuser mit mehreren Türmchen am Dach, mit Erkern, Säulen, Stuck und bunt bemalten Fassaden sind oft zu sehen, die Gärten werden von Gartenzwergarmeen und Betonfiguren aus dem Baumarkt bewacht...
Aber es gibt auch Menschen, denen so etwas überhaupt nicht gefällt, die lieber in Häusern wie der Villa Tugendhat wohnen würden, die aussen ganz schlicht sind, innen aber das Auge mit edlen Steinen, schön gemaserten Hölzern, Teppichen (sie müssen nicht mal fliegen können), viel Licht und Raum verwöhnen.
Sie zeigen schöne Bilder, Herr kinomu! Und nur damit keine Missverständnisse aufkommen - ich mag's nicht unbedingt barock. Nur lieblos, das sagt mir nicht zu. Bauhaus-Stadtbauten sind z.B. sehr nüchtern, haben aber doch einen unheimlichen Charme und Sinn fürs Detail.
@ kinomu
Es kam mir auch weniger auf die Schnörkel an, sondern auf das Besondere, die anders gelöste Einzelheit, das verblüffende Gestaltungselement .... anders gesagt:
Wenn schon kein Türmchen, dann mindestens ein großer, freier Raum zum Selbstgestalten ....
@ moccalover
Genau! " .. Nur lieblos, das sagt mir nicht zu .. ", sowas habe ich gemeint!
Verstehe. Keine langweiligen Bauten, bei denen versucht wurde, möglichst viele verwertbare Quadratmeter herauszuquetschen, deren Eingangsbereich (ich denke jetzt an Büro- und Wohnhäuser) nur ein dünner Schlauch zwischen Eingangstür und Aufzug ist, ein Raum, in dem nichts gefällt, nichts zum Verweilen einlädt. Graue (oder blaue) Spannteppiche und niedrige, abgehängte Decken, wer kennt das nicht.
Einige der schönsten Entrées, die mir jetzt einfallen, habe ich in London gesehen. Zum Beispiel bei PricewaterhouseCoopers, 1 Embankment Place: ein fensterloser Gang, der nach 8 Metern 90 Grad nach rechts abbiegt, nach weiteren 12 Metern dann Concierge/Sicherheitsdienst, das sind keine einfachen Voraussetzungen. Was daraus gemacht wurde ist genial: ein grosser Brunnen/Wasserfall an einer Wand, viel rauer Stein und raffinierte Beleuchtung schaffen eine verträumte Atmosphäre. Der Raum ist radikal gestaltet, der Brunnen hat nichts mit den in öde Bürolandschaften gestellten Feng-Shui-Zierbrunnen gemein, die ich nicht besonders mag.
Danke, Herr moccalover. Der Bauhaus-Stil wurde leider von drittklassigen Architekten als Einladung zu langweiligen Bauten missverstanden: karge Formen ja, aber nicht durchdacht, ohne Raffinesse. Auch das ist Kitsch.
Es gibt noch mehr solche .... Zweck-Bauten, die Akzente haben, an denen man sich nicht sattsehen kann (abgesehen von der sonderbaren Perspektive, die der Photograph gewählt hat) ....