Wann haben Sie, liebe Lesende, zuletzt einen Artikel zu Geschehnissen in China gesehen/ gelesen? Damit meine ich nicht Nachrichten zu Parteitagen, Stellungnahmen zu Reden anderer Regierungsmitglieder über China und selbstverständlich auch nicht Klatsch aus der Medienbranche.
Wie sieht es mit der technologischen Entwicklung und dem Fortschritt der Wissenschaften dort aus? Nada, Null, Nix!
Nein, sondern so *richtige* Nachrichten über den Alltag der Bevölkerung, über Familien, über das Berufsleben, die Wohnungssituation, die Versorgungslage, die allgemeinen Lebenshaltungskosten und was man dort so als Freizeitbeschäftigung macht.
Wir werden in den Öffentlichen Medien mit immer neuen Krimis bedient, Talkshows an fast jedem Wochentag, der Ätna spuckt Feuer, und in Pakistan gibt es Überschwemmungen. Aus USA wird über die Unverschämtheiten und - entschuldigen Sie die Formulierung - jeden Furz des Präsidentendarstellers Trump und seine Lachtruppe von Dilettanten berichtet.
Doch was so täglich in China passiert ist offenbar keine (oder: fast keine) Sendung wert.
Mich macht so etwas stutzig und ich kann mir zwei Gründe dafür vorstellen:
1. Es würde hier zu Beschämung, Neid und drängenden Fragen an die Politik führen wenn man unsere Verhältnisse vergleichen würde - weil die Chinesen hier als dumme Bauern dargestellt werden obwohl sie uns doch in den meisten Feldern des organisierten Staatswesen weit voraus sind;
2. Es herrscht blanke Unkenntnis und Ideenlosigkeit bei den Medien was und wie man über China berichten könnte, weil man nicht das nötige Personal vor Ort hat, oder, wenn man es hat, beschränkt es sich auf sowieso schon überlastete Korrespondenten die für mehrere Interessenten arbeiten und einfach keine Zeit zu Kreativität und mehr als Routine-Bla-bla haben.
Klar, es gibt mehr, keine Frage, doch das sind die ersten Gedanken die ich dazu hatte/habe. Wie sehen Sie das - fühlen Sie sich *ausreichend* und/oder *umfassend* zu China informiert?
Geben Sie einmal in einer Suchmaschine "Chinesische Impressionen" ein - nur Klischee, Folklore, Geschichte, das *moderne* China findet dort NICHT statt. Es sei denn auf Berichtseiten von privaten Besuchern die kein Besuchsprogramm gebucht haben.
Ich finde China mega-spannend und informiere mich fortlaufend über die Ereignisse und Zustände - im wesentlichen per Youtube-Videos. (Einfach mal "China" in die Youtube-Suche eingeben) Etliche davon sind mit Vorsicht zu genießen, denn manche Kanäle stammen von Gegnern des Regimes, die ein krasses, gar katastrophales Bild zeichnen (oft FakeNews, Verfälschungen durch Weglassen des Kontexts etc.), sowie Fan-Videos, die China und seine Modernität in den Himmel loben. Etwas realistischere finde ich im Kontext des Handelskriegs USA/China, der weit mehr ist als ein Handelskrieg - sondern eine Etappe im Kampf um die Weltherrschaft zwischen einem niedergehenden und einem aufsteigenden Imperium. KI spielt dabei eine wichtige Rolle, da steht die Rivalität gerade auf Spitz und Knopf!
Kürzlich hörte ich Varoufakis zu, der ernsthaft meint, dass es auf der regionalen Ebene in China mehr Demokratie gäbe als bei uns - das muss ich aber erstmal nachchecken, kann ich kaum glauben! (https://www.youtube.com/watch?v=hMjLaTiY0vA)
Danke, Claudia,
für die Hinweise wie mehr Information gewonnen werden kann. Varoufakis ist stets an der Grenze dessen, was so passiert - er formuliert akzentuiert und gnadenlos ehrlich, manchmal schadet er dadurch seiner Glaubwürdigkeit, weil er so weit von anderen Einschätzungen liegt.
Seit seiner Bewertung der Maßnahmen zur Bankenrettung (Schäuble & dem infamen Jeroen Dijsselbloem) halte ich große Stücke auf seine Expertise. Manchmal jedoch verirrt er sich in Bereiche in denen er *Meinung* vorträgt wo Fakten angesagt wären .... in solchen Fällen fällt mir nur "Si tacuisses ..!" ein.
Was hier stets verkannt wird ist die Vorteilslage der Chinesen in Sachen menschliches Potential: So viel kluge Köpfe wie in diesem Land gibt es sonst nicht - und die chinesische Gesellschaft strebt nicht nach dem Vorteil für Individuen, sie sieht viel mehr das kollektive Wohl, und das befördert die neidlose Zusammenarbeit im Sinne von Steigerung des Gemeinwohls.
Für mich steht fest wer den Kampf der Imperien für sich entscheidet: China.
[Das selbstredend ohne auf den Dummkopf Trump zu schielen, der als nützlicher Idiot / aufgeblasener Narr bald seine Schuldigkeit getan hat und in der Versenkung verschwinden wird.]
In Deutschland besteht an diesem großartigen und hoch interessanten Land - nicht nur in den Medien! - tatsächlich keinerlei Interesse. Bestenfalls indirekt im gastronomischen Bereich: Wenn man mal wieder "beim Chinesen" war. Traurig!
Der Seitenhieb auf das ignorante Freßvolk ist dir gelungen, Fred, denn die glauben doch über China mitreden zu können nur weil es ihnen gelungen ist mit Stäbchen zu essen ....
Mich stört hingegen mehr die Abwesenheit in dem was öffentliche Bildung schaffen soll:
Fernsehen in öffentlich-rechtlicher Hand.
Es ist ein Skandal was da vernachlässigt wird. Zudem gilt da gleichsinnig für Indien, Indonesien und große Teile Afrikas.