Ich habe 'mal etwas tiefer gegraben. Weil ich mir den Unterschied zwischen meiner Wahrnehmung und den Daten des Statistischen Bundesamtes nicht erklären konnte. Dort heißt es ja stereotyp: "Die Inflationsrate entspricht der, die vor der EURO-Einführung verzeichnet wurde."
Liest man den Gastbeitrag von Professor Brachinger, Freiburg, „Der Euro als Teuro? Die wahrgenommene Inflation in Deutschland“ (Scan des '*.pdf-files') als Abbildung unten, so wird deutlich:
- Die Verbraucherwahrnehmung es seien die Güter des täglichen Bedarfs überproportional teurer geworden ist korrekt!
- Der Einzehandel hat die Vor-Euro-Phase zu kräftigen Erhöhungen genutzt - und nicht wieder zurückgenommen!
- Die vom Statistischen Bundesamt erhobenen Warenkörbe und Inflationsraten stellen dergleichen Preiserhöhungen nicht dar, weil sie mit anderen Parametern rechnen - das sei, so der Autor (nicht dort angestellt) auch nicht dessen Aufgabe ....
Ein Schelm wer Böses dabei denkt ...!
[Quelle]
Die andere Wahrnehmung resultiert doch daher, dass im sog. Warenkorb, der zur Festsetzung der Inflationsrate herangezogen wird, eben auch PC u.ä. berücksichtigt werden, die im Vergleich zu früher viel billiger sind, und deswegen die gestiegenen Preise der Güter des täglichen Lebens ausgleichen. Das ist aber schon allgemein bekannt.
Schon richtig, aber die "gefühlte Inflation" rührt ja gerade daher, daß im Warenkorb mittel- und langfristige Güter enthalten sind die nicht zum täglichen Bedarf gehören - wenn also die Brötchen früher DM0,28 / €0,14 gekostet haben und jetzt €0,45 kosten ist das mit > 200% eine überproportionale Steigerung die 'ans Geld geht' - und da sind die Menschen natürlich überzeugt daß der Euro daran Schuld hat ....
*edit*
Was mich ärgert ist der Tenor, den Politiker vertreten: Sie beten nämlich den Spruch von der 'unveränderten Inflationsrate' daher - wahrscheinlich haben sie nicht verstanden worum es überhaupt geht, denn wer über €10.000,- im Monat verfügt braucht sich um die paar Brötchen keine Gedanken zu machen ....
Wie abgehoben diese Personen dem Thema "Geld" gegenüberstehen, bewies Silvia Fuhrmann, Nationalratsabgeordnete und Obfrau der jungen ÖVP
"Aufsehen mit Wurstsemmel-Sager
Ihr berühmter Wurstsemmel-Sager sorgte bundesweit und auch international für Aufsehen.
Es ging damals darum, dass die Durchschnittspension um zehn, elf Euro gekürzt werden sollte. "Das sind ja nicht einmal drei Wurstsemmeln", meinte Fuhrmann damals. Leid tue ihr dieser Ausspruch nicht, sagt sie heute."
Auch hier nachzulesen
http://burgenland.orf.at/stories/156541/ - recht weit unten
Was sind das für Wurstemmeln
"Bitte eine halbe Sau in ein Semmerl - ohne Gurken, danke"
Die Aufarbeitung der aktuellen Wirtschaftssituation hat ja nicht nur mit der Inkompetenz einer kompletten Berufsgruppe namens Banker zu tun.
Wir haben mit abgrundtiefer Systematik die Zahlen des täglichen Lebens inflationiert. Was früher bei einem PC 640KB RAM und 384KB Extendet RAM waren, das sind heute Terabyte-Festplatten und Hauptspeicher im mittleren Gigabytebereich (mein täglich Leben, neben anderen unerfreulichen Beschäftigungen;-))
Schnelle Auos hatten früher um die 200PS. Die hat heute meine Mittelklasselimousine ebenfalls - und Sportwagen sind in einem Bereich nahe der 500PS angesiedelt.
Und das Geld. Wozu umrechnen? Eins zu eins. So war's bei der Wiedervereinigung und so ist es beim Währungsschnitt gewesen.
Ich war und bin, aus anderen Gründen, klarer Befürworter des Euro, aber wie der von den machthabenden Sytemen mißbraucht worden ist, das hat einen Beigeschmack, der in mir den Anarchisten wachrüttelt.
@ kepkezkem
Danke für diesen 'Beweis' der Abgehobenheit - mir ist hier noch kein derartiger Fall bekannt geworden obwohl ich sicher bin, daß das Denken sich nicht wesentlich unterscheidet .... eine Stärke die 'Die Linke' bei uns hat ist ja gerade noch sehr nah am Puls der Zeit, an den Sorgen und Nöten des unteren Drittels der Bevölkerung zu sein - da wird schon lange die SPD nicht mehr gesehen und das wird ihr bei den nächsten Wahlen zum Verhängnis werden ....
@ Hexa
Euro
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin durchaus auch ein Verfechter des Euro - allerdings nicht dessen, was im Zuge der Einführung an Schuftigkeiten damit verbunden wurde - Du sprichst es ja auch ganz deutlich an.
Fortschritt
Klar, es gibt auf vielen Gebieten 'mehr für's Geld' - aber man darf sich bestimmt fragen ob das immer ein Fortschritt im Sinne der Erhaltung der Menschheit ist .... gerade die immer stärkeren Motoren sind doch da eher kontraproduktiv.
Kommt dann noch hinzu daß die Masse der Fahrer offensichtlich von dergleichen Technik überfordert ist und besser nur zwei Gänge hätte, dann ist der Unfug der stetigen Entwicklung 'schneller-weiter-höher' perfekt .... Dabei gibt es bestimmt Felder der Technikentwicklung die schneller ausgebaut werden könnten - da denke ich vor allem an passive Sicherheit in Kfz: Warum wird denn nicht zur (Einbau-) Pflicht was sich als lebensrettend und unfallfolgenmindernd herausgestellt hat? Die These, dergleichen mache die Autos nur teurer zieht doch schon deswegen in diesem Falle nicht, weil bei massenhaftem Einbau der Einzelpreis extrem sinken würde ....
Computer
Auch in diesem bereich frage ich mich immer häufiger ob wir denn alles was machbar ist auch brauchen und ob nicht gerade diese Flut an Innovationen in eine Richtung führt die niemand befürworten kann: Es gibt ja so etwas wie "gerichteten Zufall" - eine These des Nobelpreisträgers Jaques Monod - die sagt, daß ungeplante Ereignisse eine Tendenz annehmen können die mit geplantem Handeln nicht zu bremsen ist ....
Sind nicht gerade die Aktivitäten des Innenministeriums und derer, die uns mit "Personenkennziffern" versehen ein Beweis dafür, daß uns der Fortschritt entgleitet?