Wenn Sie, liebe Lesende, in einem Artikel drei Stichworte finden die ich gleich weiter unten hinschreiben werde ist äußerste Vorsicht geboten.
Warum?
Weil es sich nicht um objektiv nachvollziehbare / nachprüfbare Informationen handelt, sondern um Indoktrination. Sie sollen etwas Bestimmtes denken, und nur das, nichts etwa assoziieren oder gar nach Fakten fragen.
Die drei Worte lauten:
- Todesfälle (Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen)
- Psychopharmaka (Antidepressiva)
- Alternativen (zu Medikamenten)
Es ist das Muster der Quacksalber, das dahinter steht und immer mit wechselnden Begriffen variiert wird. Zunächst werden die positiven Wirkungen von definierten Pharmaka unterschlagen, die negativen Wirkungen ausführlich dargestellt. Dann werden allgemeine Informationen - die meist keinen oder nur marginalen Bezug zu der besprochenen Indikation haben - ausgebreitet. Zuletzt werden die 'natürlichen', 'alternativen' und 'sanften' Methoden der so-genannten "Alternativmedizin", die in Wahrheit keine Medizin sondern Dilettantismus mit hochtrabenden Bezeichnungen sind, angepriesen und es kommen Beispiele die bestenfalls anekdotisch sind, also Einzelfälle ohne wissenschaftliche Prüfung beschreiben und daraus eine Verallgemeinerung herleiten.
Was halten Sie, liebe Lesende, von QuiGong, Klangschalen Therapie, und ätherischen Ölen?
Möchten Sie mit solchen 'Therapien' behandelt werden wenn Sie einmal in einem Altenheim landen sollten?
Was da angeboten wird ist Hokuspokus: Eine schwere psychische Störung wie eine Depression läßt sich nicht mit Klängen oder Düften behandeln!
PS:
Nach der Pressemeldung (als update unten eingefügt) müßte noch ein vierter Begriff dazu kommen "Baden-Württemberg".
[Bezug & Quelle des Bild-Zitates → Newsletter G&G v. 29.07.2022]
Psychopharmaka: Trotz Demenz zurück ins Leben
*update*
Kein Wunder → Lucha kritisiert Abkehr von Homöopathie, daß ausgerechnet dieser Minister eine solche Meinung vertritt. Ist doch sein Bundesland das, in dem die meisten Homöpathie-Produkte-Hersteller ansässig sind. Geld regiert da wohl eher als Verstand!
Ätherische Öle mit starken Dürften helfen lediglich insofern, allgemein in der Psychologie, wenn Leute dissoziieren oder anderweitig "wegdriften" (z. B. Flashbacks haben), nicht mehr im Hier und Jetzt sind, um sie durch so eine starke Nervenreizung wieder in die Gegenwart zurückzuholen.
Einige davon haben noch eine leicht heilkundliche oder desinfizierende Wirkung (ich glaube, z. B. bei Teebaumöl war das so), aber Wunder sollte man davon nicht erwarten. Insbesondere, wenn irgendetwas schon sehr schlimm und ausgewachsen ist oder eine sehr komplexe pathologische Krankheitssituation.
Man kann und sollte es schließlich mal so herum drehen: Wenn die "alternative" Heilkunde schon ein wirksames Mittel gegen Demenz oder wenigstens ihre Begleiterscheinungen gefunden hätte, warum kennt man es dann nicht?
Die moderne Medizin gibt es schließlich erst seit ein paar wenigen hundert Jahren.
Kräuterhexen hingegen schon viel, viel länger. Und sie sind nicht gerade in der großangelegten kapitalistisch ausbeuterischen Zeit Dreh- und Angelpunkt für kranke Menschen gewesen, sondern davor...
Richtig, es gibt viele Möglichkeiten - doch bewiesen wurden die Wirkungen nur in wenigen Fällen. Obwohl Zeit und Mittel darauf verwendet wurden Wirkbeweise zu erbringen. Ich wiederhole mich wenn ich anfüge:
Natürlich sind Wirkungen von Naturstoffen da - nur mit Dosierung und Handhabung ganz allgemein wird es schwierig. Entweder man hat nur Teilauszüge, die nicht die Wirkung eines Gesamtextraktes haben, dafür aber keine Nebenwirkungen, oder es werden Vollextrakte genutzt, die einem Wechsel der Stoffzusammensetzung mit den Jahreszeiten unterliegen ... oder es sind definierte Mischungen - was wiederum dem "Naturheilkunde"-Prinzip widerspricht.
Ach ja, nochmal dazu der Hinweis: Nicht alles was natürlich ist ist harmlos, manche Stoffe oder Extrakte haben eine sehr enge therapeutische Breite und sind damit brandgefährlich!
Bei letztem Satz fällt mir ein konkretes Beispiel ein: Bei der Verwendung von Teebaumöl soll man z. B. nie mit unverdünnter Masse arbeiten. In Reinform reizt das Zeug nämlich die Haut.
Heißt also: In begrenztem Rahmen nützlich, aber die "volle Dröhnung" würde dem Menschen wiederum nicht bekommen.
Generell vielleicht noch was zu der Anwendung dieser umstrittenen Mittel und Praktiken: Manchmal ist es auch nicht die Wirkung dieser, sondern allein, weil man sich im Zuge dessen mit einem Menschen direkt beschäftigen muss. Ihm Aufmerksamkeit und Zuwendung zukommen lassen muss.
Und das bringt am Ende irgendwelche positiven Erfolge.
Dieses Phänomen liegt der Besserung von Zuständen mit *Placebo* zugrunde:
Allein durch Zuwendung werden die Symptome abgemildert.
Ach ja, und noch ein kleiner Zusatz, der mir einfällt:
Allein aus dem herkömmlichen Bereich der Psychiatrie bei Menschen mit psychischen Problemen ist es sehr wohl bekannt, dass es eine Weile dauert, bis man manchmal das richtige Medikament und die richtige Zusammensetzung und Stärke für einen Patienten gefunden hat.
Nicht alles wirkt bei jedem 100%-ig gleich, manch einer hat von etwas kaum oder gar keinen Effekt, oder die Schwere und Bandbreite der Nebenwirkungen machen das Medikament für denjenigen einfach untauglich, trotz Eintreten der gewünschten Wirkung.
Bei dementen Patienten sollte das wohl kaum anders aussehen, nur dass die, je nach Krankheitsstadium, auch noch begrenztere Möglichkeiten zur Rückmeldung haben als jüngere Leute.
Zumindest lässt sich mit dieser Erklärung recht plausibel darlegen, wenn solche Beispiele angeführt werden wie "wie die Medikmente abgesetzt wurden, ging es Herr/Frau Sowieso besser", warum das möglicherweise so ist.
Wenn man, ganz einfach, nicht die richtigen Medikmente bekommt, ja, dann geht es einem automatisch besser, wenn diese wieder abgesetzt werden.
Das Ganze hat aber nichts mit der Unfähigkeit oder Verfehlungen der Schulmedizin zu tun, sondern schlichtweg eher mit inkompetenten Ärzten und/oder mangelnder/unkonkreter Patientenrückmeldung.
(Für den Faktor "Mensch" kann die erkenntnisbasierte Schulmedizin nun auch nichts.)
PS: Mittlerweile mag ich es nicht mehr, wenn man den Begriff "Schulmedizin" gebraucht, weil dort in meinen Assoziationen bereits der leicht verächtliche, vorwurfsvolle Ton herausquillt, als wenn es noch eine "wahrere Medizin" gibt.
Die richtige Dosierung des richtigen Medikamentes zu finden ist ein langwieriger Prozeß - und der wird sehr häufig den Handelnden zu lang und so kehren sie zu Routine und Distanzierung zurück. Dazu kommt dann noch der rasche Wechsel des Personals und schon ist jede aufgebaute persönliche Zuwendung dahin - es ist eben der Spruch wahr, der da heißt: "Nichts ist beständiger als der Wandel!"
Was die angeführten Begrifflichkeiten angeht stimme ich sofort zu. Allein die Sprachwahl den Quacksalbern zu überlassen sich ihrem Sprachgebrauch zu unterwerfen indem man ihn nutzt bedeutet eine unzulässige Aufwertung.
In der Anwendung von Qi-Gong, Massagen oder Klangschalen sehe ich hauptsächlich eine Zuwendung zu der betroffenen Person, die in allererster Linie eine wohltuende Gegenwart vermittelt, die auch anhält und wiederholbar ist. Sie wollen doch nicht ernsthaft sagen, dass Ihnen Psychopharmaka lieber wären?
Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen, Frau iGing, denn Zuwendung ist ein Aufwand an Zeit, während Arzneimittel ein Aufwand an diagnostischer Klärung und nachfolgender Medikamentenauswahl bedeuten.
Dies vorausgeschickt fehlen für WIRKUNG bei Psychosen jegliche Beweise für diese 'Zuwendungestherapie'. Zwar ist es bedauerlich wenn nur so wenig Zeit für die Bewohner ist, daß eine solche fragwürdige Maßnahme getroffen werden muß um das zu verbessern. Das bedeutet jedoch bedauerlicherweise nicht, daß an der Symptomatik oder den schwerwiegenden Folgen etwas getan würde.
Eine psychische Erkrankung der Art von Depression (mono- oder bi-polar) oder Schizophrenie ist eine Auslenkung des Transmittergleichgewichts im Gehirn. Das mit Klängen oder Aroma behandeln zu wollen ist entweder zynisch oder ein Zeichen von absoluter Unwissenheit über die Entstehung des Krankheitsbildes.
Selbstverständlich habe ich nichts gegen Zuwendung, allerdings plädiere ich immer für eine angemessene Anwendung von Psychopharmaka. In der (zitierten) Zusammenfassung klingt das irgendwie schief, der zugrunde liegende Artikel ist da deutlicher:
Psychopharmaka ja, wenn angezeigt, ABER nur für wenige Wochen, Auslassung und neue therapeutische Begutachtung zur Notwendigkeit der Fortführung.
Das bedeutet kenntnisreiche und diagnostisch fitte Ärzte .... und daran hapert es wirklich in unserem Gesundheitsystem. Denn ein guter Arzt wird eine Psychopharmakatherapie NIE als Dauertherapie verordnen.
Natürlich will ich nicht bestreiten, dass es Indikationen für die Anwendung von Psychopharmaka gibt, aber die Darstellung in dem Artikel lässt doch den Verdacht zu, dass diese viel zu häufig und zu lange verordnet werden. Auch bezweifle ich hier die Kompetenz von Hausärzten und leider stehen auch psychiatrische Diagnosen m.E. nicht zu Unrecht im Verdacht, nicht gerade die verlässlichsten zu sein, und bringen oft jahrelange Fehlbehandlungen mit sich. Sie sehen, ich drücke mich schon sehr sehr vorsichtig aus, um keinem echten Fachmann zu nahe zu treten. Nur dürfte der eben in vielen Fällen gar nicht benötigt werden. So verstehe ich die Darstellung derjenigen, die tagtäglich mit den Betroffenen Umgang haben.
Sind es nicht lt. dem Bericht gerade die tagtäglich mit den Bewohnern in Wechselwirkung tretenden Betreuungspersonen die es stillschweigend dulden oder gar von den Ärzten fordern Medikamente unendlich einzusetzen?
Die Kompetenz der Ärzte die ein Altenheim betreuen ist in der Tat anzuzweifeln - viele sehen es lediglich als willkommenes 'Extra' zum Praxiseinkommen, das in der Zeit generiert werden kann wenn diese geschlossen ist. Das Ergebnis von Studien ist oft eine inkompetente Verordnungstätigkeit, weil das augenscheinlich eher nach praktischen Erwägungen als nach medizinischer Notwendigkeit abläuft.
Grundsätzlich ist hingegen die Relation Betreuungspersonal zu Betreuten im Argen! Da müßte schnell etwas passieren, jedoch dümpeln die Verbesserungsmodelle seit Jahren dahin und niemand packt das einmal tatkräftig an. Weil das Geld kostet. Das durch die Zahlungen selbst ansteigender Beträge aus den Vorsorgekassen nicht mehr aufzubringen ist.