Von Königinnen, Königen und Monarchien

In "Coro­na – Nach­rich­ten für Mon­ar­chi­sten, Aus­ga­be 299" fin­det man den Arti­kel "Däne­mark begrüßt das neue Königs­paar".

Dort wird berich­tet, was das Deut­sche Fern­se­hen, genau­er das ARD-„Europamagazin“ ver­lau­te­ten ließ:
„Däne­mark: Wer braucht noch eine Monarchie?“

Wei­ter heißt es dort:

".. Selt­sam, daß die­se Fra­ge aus­ge­rech­net in einem Land auf­ge­wor­fen wird, des­sen Regie­rung von kaum 30% der Bevöl­ke­rung eine Zustim­mung erfährt und die Wer­te des Bun­des­prä­si­den­ten nur gering­fü­gig höher lie­gen. Die Pro­kla­ma­ti­on von Kron­prinz Fre­de­rik zum neu­en König war eine hun­dert­tau­send­fa­che Bestä­ti­gung, daß das Volk nicht nur Ver­trau­en in den neu­en Mon­ar­chen setzt, son­dern auch in die Staats­form. Men­schen­mas­sen vor Schloß Chri­sti­ans­borg ver­folg­ten direkt die Aus­ru­fung zum König durch die sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Mini­ster­prä­si­den­tin Met­te Fre­de­rik­sen. Auch vor 52 Jah­ren war es ein Sozi­al­de­mo­krat, der vom Bal­kon des Schlos­ses Chri­sti­ans­borg Mar­gre­the dem Volk als Köni­gin vor­stell­te: Jens Otto Krag .. "

In der Tat, das ist eine schar­fe Ein­las­sung die ich für durch­aus ange­mes­sen hal­te. Dies ins­be­son­de­re wegen der Begrün­dung mit exak­ten Zah­len, die die Schlag­zei­le der Fern­seh­leu­te ad absur­dum füh­ren, ste­hen doch die Dänen ganz offen­sicht­lich in sehr viel grö­ße­rer Zahl hin­ter dem Königs­haus als Reprä­sen­tant des Lan­des als die Deut­schen hin­ter dem Ver­le­gen­heits­kan­di­da­ten und Kom­pro­miß­prä­si­den­ten Stein­mei­er, des­sen wei­ße Weste von vie­ler­lei Flecken getrübt ist und des­sen Amts­füh­rung eher ein Stol­pern als sou­ve­rä­nes Vor­an­schrei­ten darstellt.

Ich wage sogar die The­se, dass ein Erstar­ken der extre­men Rech­ten in die­sem Aus­maß hier­zu­lan­de nicht mög­lich gewe­sen wäre, hät­te die Bevöl­ke­rung ein Königs­haus in Kon­ti­nui­tät anstatt einem Prä­si­den­ten, zumal die ver­schie­de­nen Prä­si­dent­schaf­ten eher glück­los, min­de­stens aber mit wenig Aus­gleichs- und Mäßi­gungs­po­ten­zi­al ver­lau­fen sind.
Frü­he­re nega­ti­ve Ein­schät­zun­gen zu Mon­ar­chien sind mitt­ler­wei­le über­kom­men - die Ten­denz ist eher posi­tiv, denn unter den glück­lich­sten Staa­ten sind zahl­rei­che euro­päi­sche Mon­ar­chien.

Nicht alle Pro­ble­me sind durch eine kon­sti­tu­tio­nel­le Mon­ar­chie wie von Zau­ber­hand gelöst, doch zei­gen die bestehen­den Mon­ar­chien min­de­stens in Euro­pa eine Ten­denz zufrie­de­ner Bür­ger und Unter­stüt­zung durch die poli­ti­schen Parteien. 

Abbildung/Beitragsbild: Däni­sche Kronen

Kommentare

  1. Ich hab es ja schon oft gedacht und manch­mal auch gesagt: "Das Beste für ein Land ist ein guter König."
    Dazu gehört natür­lich, dass der "gute" König auch das Sagen hat, dass er von klein an in sei­ne Rol­le hin­ein­wächst und so Sta­bi­li­tät und Kon­ti­nui­tät garan­tiert, die auch dem Zusam­men­le­ben der Unter­ta­nen zugu­te kommt, so dass die wie­der­um ihm sei­ne Rol­le und die damit ver­bun­de­nen Pri­vi­le­gi­en und mate­ri­el­len Vor­zü­ge gön­nen. Die­se - ja, nen­nen wir es ruhig Fan­ta­sie liegt allen Mär­chen zugrunde.

    In der rea­len Geschich­te war ja aber auch die Rol­le des Königs meist umkämpft, für das Volk also auch kei­ne ver­läss­li­che Kon­stan­te, son­dern ggf. ein Anlass für krie­ge­ri­sche Auseinandersetzungen.
    Die­sen Punkt hat man in der kon­sti­tu­tio­nel­len Mon­ar­chie abge­hakt, hier strei­ten sich nicht meh­re­re um den Titel, hier ist die Erb­fol­ge ein­deu­tig fest­ge­legt, man weiß schon vor­her, mit wem man es zu tun haben wird. Das bedeu­tet aber auch: Der/die Betref­fen­de muss sich vor der Amts­über­ga­be nicht für das Amt pro­fi­liert haben, es steht ihm/ihr per Erb­fol­ge zu. 

    In einer demo­kra­ti­schen Repu­blik hin­ge­gen geben die stän­dig wech­seln­den Per­so­nen mit unter­schied­li­chem Hin­ter­grund an der Staats­spit­ze kein so ver­läss­li­ches Gesamt­bild ab. Hier muss die Sta­bi­li­tät auf ande­re Wei­se garan­tiert sein als durch eine fami­li­är beding­te Macht­po­si­ti­on an der Spit­ze des Staa­tes, deren Ein­fluss­nah­me sich wie­der­um durch fami­liä­re Ver­bin­dun­gen durch die gesam­te Gesell­schaft zieht. 

    Und das scheint mir in die­ser gan­zen Fra­ge das Haupt­the­ma: Was garan­tiert den Mit­glie­dern einer Gesell­schaft ein siche­res, fried­li­ches Leben in Wür­de und Respekt für jeden Ein­zel­nen? Nicht nur für ein paar Pri­vi­le­gier­te, sei­en sie nun roy­al oder nicht.

    1. Die Sache mit dem 'kämp­fen um den Rang "König" zu sein' ist seit Mit­te des 19. Jahr­hun­derts über­wun­den - wenig­stens in dem Bereich um den es mir hier geht. Inso­weit herrscht eine Sta­bi­li­tät und es ist bekannt, dass alle die als Thron­fol­ger in Fra­ge kom­men einen bestimm­ten Platz ein­neh­men. Wo das Erbrecht es fest­ge­legt hat sind Frau­en - anders als frü­her - gleich­be­rech­tigt. Alle poten­zi­el­len Roy­als wer­den in umfas­sen­der Wei­se auf die Rol­le vor­be­rei­tet. Des­we­gen darf man davon aus­ge­hen, dass 'Ver­sa­ger' früh­zei­tig erkannt und aus­ge­schlos­sen werden.

      Du schreibst ".. Hier muss die Sta­bi­li­tät auf ande­re Wei­se garan­tiert sein .." - ist sie aber bedau­er­li­cher­wei­se in unse­rem Land nicht. Wie ich wäh­rend mei­ner Lebens­zeit gese­hen habe, waren dem Amt ledig­lich Theo­dor Heuss, Wal­ter Scheel, Roman Her­zog und Richard von Weiz­säcker gewach­sen. Alle son­sti­gen Bun­des­prä­si­den­ten, Kom­pro­miss- oder Quo­ten­fol­gen, glück­los, farb­los, teil­wei­se mit gro­tes­ken Vor­stel­lun­gen, waren jeden­falls nicht von der Grö­ße und Per­sön­lich­keit die man dort im Amt erwar­ten muss.

      Betrach­tet man die vor­han­de­nen Dyna­stien - die tat­säch­lich immer noch mit den nach­ran­gi­gen Adels­häu­sern ver­netzt und durch fami­liä­re Bin­dun­gen ver­floch­ten sind - so wird deut­lich, dass die Staats­bür­ger dort ihre könig­li­chen Ober­häup­ter nicht als Bela­stung son­dern als Berei­che­rung sehen, und die Zahl der Geg­ner von der der Befür­wor­ter über­trof­fen wird. Selbst in GB , wo doch Skan­da­le genug zu bedau­ern waren und noch sind (Prinz Andrew!) 

      1. Da kann ich ja ein biss­chen aus der Mit­te des klei­nen "König­reichs" berich­ten. Als Dron­ning Mar­ga­re­the neu­lich abge­dankt hat­te, habe ich mei­ne Kol­le­gen gefragt wie es ihnen damit gin­ge. Die Ant­wort war Ach­sel­zucken. Es war kein "Mir-doch-egal-Ach­sel­zucken" son­dern mehr ein "Ich-kann-es-eh-nicht-ändern-Ach­sel­zucken" (eine rein sub­jek­ti­ve Emp­fin­dung meinerseits). 

        Laut der däni­schen Wiki­pe­dia ste­hen ca. 70% der Dänen hin­ter ihrem Königs­haus. Aber es gibt auch - gefühlt - genau­so viel Kri­tik, vor allem was die Apa­na­ge betrifft. Die beläuft sich auf jähr­lich 98 Mio. DKK, also ca. 13 Mio. Euro. Die gesam­ten Kosten für das Königs­haus belau­fen sich auf ca. 400 Mio. DKK jähr­lich, also ca. 53,3 Mio. Euro. Das ist ganz schön viel Geld für ein paar Reprä­sen­tan­ten in schö­nen Klei­dern. (Die Amts­be­zü­ge für den deut­schen Bun­des­prä­si­den­ten belau­fen sich lt. deut­scher Wiki­pe­dia monat­lich auf 21.666 Euro, also jähr­lich 252 Tsd. Euro - die Gesamt­ko­sten des Amtes konn­te ich auf die Schnel­le nicht ermitteln).

        Auch gewis­se Son­der­rech­te des däni­schen Königs­hau­ses ste­hen in der Kri­tik. Ich zitie­re mal Tan­te Wiki:

        "Den reger­en­de monark kan ikke straf­fes i Dan­mark jf. grundloven.[9] Fri­ta­gel­se for straf omfat­ter også and­re med­lem­mer af kon­ge­hu­set, bl.a. har kron­prins Fre­de­rik og and­re med­lem­mer af kon­ge­fa­mi­li­en fle­re gan­ge overskre­det fart­græns­er­ne uden at få for­elagt et bødekrav[10]. Den ene­ste, der i hen­hold til Kon­gel­oven kan træf­fe bes­lut­ning om at rets­for­føl­ge med­lem­mer af kon­ge­hu­set, er den reger­en­de monark."

        Über­set­zung:

        "Der amtie­ren­de Mon­arch kann in Däne­mark nicht bestraft wer­den, vgl. die däni­sche Ver­fas­sung. Die Straf­frei­heit gilt auch für ande­re Mit­glie­der der könig­li­chen Fami­lie, z. B. haben Kron­prinz Fre­de­rik (Anm. von mir: der jetzt König ist) und ande­re Mit­glie­der der könig­li­chen Fami­lie mehr­mals die Geschwin­dig­keits­be­gren­zung über­schrit­ten, ohne dass sie eine Geld­stra­fe erhiel­ten. Nach dem könig­li­chen Gesetz kann nur der amtie­ren­de Mon­arch ent­schei­den, Mit­glie­der der könig­li­chen Fami­lie zu bestrafen."

        Für mich liegt schon allein in die­ser klei­nen Sache der Samen für den Macht­miss­brauch. Ich kann nicht ein­se­hen, war­um ich eine Stra­fe für das glei­che Ver­ge­hen kas­sie­ren und akzep­tie­ren soll, wäh­rend die­se Leu­te ein­fach straf­frei davon kom­men kön­nen. Geschenkt, dass das Königs­haus für ihre Luxus­ka­ros­sen kei­ne (recht hohen) Steu­ern bezah­len müssen...

        Auch poli­tisch hat das Königs­haus kei­ne Macht. Es reprä­sen­tiert und hat sym­bo­li­sche Bedeu­tung. Mehr nicht. 

        Was die Kon­ti­nui­tät des Königs­hau­ses betrifft, ist das alles nicht mehr unbe­dingt so wie es sich dar­stellt. Seit Janu­ar 2023 kann man in Däne­mark durch­aus Thron­fol­ger wer­den ohne ein for­mel­les Mit­glied der könig­li­chen Fami­lie zu sein.

        Die der­zei­ti­ge Beliebt­heit des "Dans­ke Kon­ge­hu­set" beruht vor allem auf Dron­ning Mar­ga­re­the, die sehr nah­bar, mensch­lich und zuver­läs­sig ist. Ob Kong Fre­de­rik, der erst vor Kur­zem beim Fremd­ge­hen in Spa­ni­en erwischt wur­de, das auch so gut hin­be­kommt bleibt abzuwarten.

        Inso­fern lau­fen alle Argu­men­te von "Coro­na-Nach­rich­ten" ins Lee­re, bzw. sol­len sie wohl Stim­mung für eine Mon­ar­chie in Deutsch­land machen, was auch die fal­schen Zah­len (angeb­lich 80% Zustim­mung der Bevöl­ke­rung) mei­ner Mei­nung nach bestätigt. 

        Die mög­li­chen Kon­se­quen­zen eines sol­chen Sze­na­ri­os, also eines Königs­hau­ses in Deutsch­land, haben uns doch erst letz­tens Prinz Reus und sei­ne eso­te­ri­schen Beklopp­ten vor Augen geführt. Wer so denkt und han­delt wie die­se Leu­te, gibt sich nicht mit einer reprä­sen­ta­ti­ven Mon­ar­chie zufrie­den. Die wol­len in ihrer Mega­lo­ma­nie wie­der, so "wie zu alten Zei­ten" die tota­le Macht. Das Ergeb­nis wäre ein hoch tech­no­lo­gi­scher Feu­da­lis­mus, aus dem sich der nor­ma­le Plebs nie wie­der befrei­en könn­te (Sie­he die tota­le Über­wa­chung in Chi­na, um eine Vor­stel­lung zu bekommen). 

        Viel­leicht hät­te "Coro­na-Nach­rich­ten" ChatGPT auch fra­gen sol­len, was die Nach­tei­le eine Mon­ar­chie sind, wenn sie denn schon auf eine Soft­ware nach den Vor­tei­len einer Mon­ar­chie befra­gen, die nichts wei­ter macht, als jede Men­ge Text aus dem Netz zu zie­hen, die­se zusam­men­zu­fas­sen und wiederzugeben. 

        Was "unse­ren" Bun­des­prä­si­den­ten betrifft, geht es für mich viel mehr um die Fra­ge, wie die­ser sein Amt füllt und das Volk reprä­sen­tiert - wir müs­sen über die schlech­te Qua­li­tät und das lau­te Schwei­gen Stein­mei­ers nicht strei­ten. Ich den­ke, wir sind da einer Mei­nung. Für mich geht es um den Men­schen hin­ter dem Amt. 

        Die Rech­ten wür­den nicht ver­schwin­den, wenn Deutsch­land eine Mon­ar­chie wäre. Ganz im Gegen­teil, denn gera­de unse­re ehe­ma­li­gen Adli­gen sind beson­ders stramm Rechts. Sie sind nur klug genug, ihre Ein­stel­lun­gen nicht vor sich her zu tra­gen, wobei Prinz Reus und die­se furcht­bar unan­ge­neh­me Glo­ria von Irgend­was, Bea­trix Storch und noch eini­ge ande­re Bestä­ti­gung genug für mei­ne Behaup­tun­gen sein dürften.

        Der Wunsch nach einem "guten König", wahl­wei­se auch "guten Dik­ta­tor", ist für mich in unse­rer heu­ti­gen, schein­bar wahn­sin­nig gewor­de­nen Zeit, sehr ver­ständ­lich. Aber er ist auch naiv. Noch nie hat es irgend­wo so einen Lea­der (gibt es ein deut­sches Syn­onym für (An)Führer?) gegeben.

        Macht kor­rum­piert. Genau des­halb muss sie in ihrer Art und zeit­lich begrenzt sein. Das sind die Leh­ren aus der Geschich­te - zumal der gesam­te mora­lisch ver­lod­der­te Adel sei­nen Ursprung im Raub­rit­ter­tum, also aus heu­ti­ger Sicht in kri­mi­nel­len Hand­lun­gen hat. Die­se Leu­te haben sich schon längst dis­qua­li­fi­ziert eine Gesell­schaft zu füh­ren oder gar die drän­gen­den Pro­ble­me unse­re Zeit zu lösen. 

        Mon­ar­chien gehö­ren für mich in die Geschichts- und Mär­chen­bü­cher. Sie haben nichts, was uns in unse­ren gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen auch nur irgend­wie hel­fen könnte.

        1. Die coro­na-Nach­rich­ten sind schon vom Titel her pro-mon­ar­chi­stisch, zwei­fels­frei ist die Absicht alles was damit zusam­men­hängt zu loben, und als bes­se­re Alter­na­ti­ve zu den der­zei­ti­gen poli­tisch gewähl­ten Kräf­ten dar­zu­stel­len. Inso­weit ist es nicht ver­wun­der­lich, wenn eine bestimm­te Ziel­rich­tung auch Aus­druck in den Argu­men­ten dort findet.

          Machen wir uns, lie­ber Olaf, doch nichts vor: Macht kor­rum­piert ist rich­tig, das System der Poli­tik ist aller­dings ledig­lich eine ande­re 'Éli­te' die die Macht hält, völ­lig unab­hän­gig davon was der ver­meint­li­che Sou­ve­rän "Wäh­ler" an der Wahl­ur­ne tut. In jeder Par­tei gibt es einen klei­nen Zir­kel der die Rich­tung bestimmt - die Ein­rich­tun­gen wie Frak­ti­ons- oder Koali­ti­ons­zwang [euphe­mi­stisch: Frak­ti­ons­dis­zi­plin], die Aus­wahl der Kan­di­da­ten in den Wahl­krei­sen, und die Zweit­stim­men im Wahl­recht sor­gen dafür, dass deren Richt­li­ni­en befolgt und umge­setzt wer­den, wer sich gegen die­se "Richt­li­ni­en­kom­pe­tenz" ver­hält wird nicht wie­der mit einem Man­dat betraut und wer sich nicht dem Zwang unter­wirft die Frak­ti­ons­spit­zen-Wün­sche mit zu tra­gen ist raus.

          Wah­len die­nen der Legi­ti­mie­rung² als vor­geb­lich *demo­kra­ti­sche Struk­tur*, die Draht­zie­her hin­ge­gen sind Kir­chen­or­ga­ni­sa­tio­nen, ThinkTanks, Wirt­schafts- und Ban­ken­ver­bän­de. Nicht zu ver­ges­sen die inner­par­tei­li­chen Zir­kel, sol­che die Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen ver­tre­ten [Bsp. CDU/CSU: Wirt­schafts­flü­gel, Wer­te­uni­on, etc.] und deren Reprä­sen­tan­ten, die im inner­sten Kreis der Par­tei­füh­rung mit­be­stim­men wel­che Poli­tik zu wes­sen Nut­zen ange­strebt wird. Da wun­dert es den *durch­schnitt­lich ver­stän­di­gen Bür­ger* nicht, wenn Wirt­schafts­in­ter­es­sen vor denen ste­hen die der All­ge­mein­heit nut­zen könnten.

          Nach die­sem Aus­flug in die rau­he Wirk­lich­keit nun zu dem was unter "Adel" sub­sum­miert wird. Bei­lei­be trotz der homo­ge­ni­sie­ren­den Bezeich­nung kei­ne homo­ge­ne Masse!
          Die Raub­rit­ter des Mit­tel­al­ters heu­te noch anzu­füh­ren um den Adel zu schmä­hen scheint mir völ­lig unan­ge­mes­sen, denn selbst wenn man die Nach­fah­ren man­cher der dort wüten­den Rit­tern sucht wird man kaum wel­che fin­den - die Raub­rit­ter wur­den von ihren Stan­des­ge­nos­sen all­mäh­lich aus­ge­rot­tet gera­de weil die­se erkann­ten, dass auch ihr Ruf durch deren Taten schwer beschä­digt wur­de. Ich wer­de daher kei­ne Ein­zel­hei­ten aus­ein­an­der­pflücken, son­dern nur kurz andeu­ten "kein trag­fä­hi­ges Argu­ment gegen die heu­ti­gen Adelshäuser."

          Viel mehr gewü­tet und das Volk geknech­tet haben die kirch­li­chen Amts­trä­ger aller Rang­stu­fen, deren angeb­li­che 'Ver­lu­ste' heu­te noch von Staats wegen mit Mil­li­ar­den­be­trä­gen pro Jahr seit mehr als 100 Jah­ren *aus­ge­gli­chen* wer­den. Das, obwohl all die­se Güter, die damals in Staats­be­sitz über­gin­gen, säku­la­ri­siert wur­den, von Men­schen erpresst und in Fron­ar­beit geschaf­fen wur­den - also sowie­so deren Eigen­tum waren.
          Wäh­rend der Adel sich für die in ihren Ein­fluss­be­rei­chen Nie­der­ge­las­se­nen und 'Leib­ei­ge­ne' ver­ant­wort­lich fühl­te und für alle Bedürf­nis­se Sor­ge trug und die­se erfüll­te haben die Pfaf­fen nur genom­men, erpresst und zur Not mit Kon­fis­zie­rung und Todes­ur­tei­len an sich gerissen.

          Zu unter­schei­den sind zudem die vie­len 'nor­ma­len' Ade­li­gen der heu­ti­gen Zeit, die sich über­wie­gend selbst erhal­ten und kei­nes­wegs von staat­li­chen (steu­er­la­sti­gen) Ein­künf­ten leben. Die Apa­na­gen der Königs­häu­ser mit den Bezü­gen der Staats­ober­häup­ter zu ver­glei­chen ist schlicht­weg Äpfel mit Bir­nen ver­glei­chen - denn bei unse­rem Prä­si­den­ten hängt ein erstaun­lich gro­ßer *Rat­ten­schwanz* an Gebäu­den, Bedien­ste­ten, Pro­to­koll­ver­pflich­te­ten und mehr dran. All die­se Din­ge wer­den bei den Bezü­gen der Königs­häu­ser nicht extra getra­gen, son­dern sind (über­wie­gend) bereits in den Sum­men ent­hal­ten, die du ange­führt hast und die von den Bür­gern getra­gen werden.

          Noch ein Gedan­ke: Wenn knapp über 30% der Bür­ger mit unse­rem Bun­des­prä­si­den­ten 'unzu­frie­den' sind ist das der Grund war­um eine kon­sti­tu­tio­nel­le Mon­ar­chie bes­ser wäre:
          Da bestim­men die Par­la­men­te die Rich­tung der Mon­arch ist heut­zu­ta­ge ledig­lich der Reprä­sen­tant des Staa­tes ohne Macht­be­fug­nis­se. Eine Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur mit reprä­sen­ta­ti­ven Auf­ga­ben, ganz harsch als *Gruß­on­kel* zu beschrei­ben - und doch eine Krücke für das Zuge­hö­rig­keits­ge­fühl und die Ver­bin­dung aller Bür­ger ohne Anse­hen der Gesin­nung. Rech­te wie Lin­ke haben mit einer Mon­ar­chie ein Pro­blem, denn dage­gen sind sie macht­los. Das Beschrän­ken der Aus­ufe­rung am poli­ti­schen Spek­trum ist - anders als im Staat ohne Mon­ar­chen - sehr viel gerin­ger und damit weni­ger gefährlich.

          ".. Der Wunsch nach einem “guten König”, wahl­wei­se auch “guten Dik­ta­tor”, ist für mich in unse­rer heu­ti­gen, schein­bar wahn­sin­nig gewor­de­nen Zeit, sehr ver­ständ­lich .." das zusam­men zu erwäh­nen und gleich zu set­zen scheint mir nicht berech­tigt, bedie­nen sich doch Dik­ta­to­ren unlau­te­rer, gar unge­setz­li­cher Mit­tel um an die Macht zu gelan­gen und dort zu halten. 

          Zuletzt noch ein paar Links, nur um zu zei­gen, dass ich kei­nes­wegs 'blind' für die Ent­wick­lun­gen bin, die uns in die moder­ne Zeit geführt haben
          - Auf­klä­rung obsiegt, trotz aller Widerstände
          - Ver­bre­cher in Soutane ....
          - Feind­bil­der

          Im übri­gen hat­te ich bereits vor ein paar Jah­ren eine Dis­kus­si­on mit dem Herrn matrix­mann zum Adel und sei­ner Rol­le - da ging es um das, was die ver­ächt­lich "Land­jun­ker" genann­ten Guts­her­ren im Osten vor Wei­mar für ihre Leu­te getan haben. Ich fin­de den Link nicht auf die Schnel­le, wer­de aber wei­ter danach suchen ....

          ¹ Vorab:
          "lea­der" scheint im Deut­schen mit "Ober­haupt", "Lei­ter", "Anfüh­rer" am besten über­setzt zu wer­den. Erste­res ist dem Sinn nach am näch­sten zu dem, was du in die­sem Kom­men­tar sagst.
          ² Zitat
          ".. Eine zen­tra­le Rol­le von Par­tei­füh­run­gen in Ent­schei­dungs­pro­zes­sen konn­te aber für alle eta­blier­ten deut­schen Par­tei­en in einer ver­glei­chen­den Stu­die kon­sta­tiert wer­den (vgl. Kor­te und Trei­bel 2012) .."

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