Bemerkungen zu "Aufstiegschancen"

Jetzt ist es klar: Der Schreib­tisch ver­rät uns, wel­ches Manage­ment­po­ten­ti­al sein(-e) Besit­ze­rIn hat! Ein Psy­cho­lo­ge an der Ver­wal­tungs­fach­hoch­schu­le [Fach­hoch­schu­le des Bun­des für öffent­li­che Ver­wal­tung] stellt fest: Es gibt fünf Schreib­tisch­ty­pen, und jeder Typ hat sei­ne Beson­der­hei­ten. Wie aufschlußreich!

Erster Typ: Der Familienmensch

Der Fami­li­en­mensch schmückt sei­nen Schreib­tisch / stellt sei­nen Schreib­tisch mit Fami­li­en­pho­tos zu. Sei­ne fami­liä­re Art passt nicht in die moder­ne Arbeits­welt. Basta. Kein Führungskandidat.

Zwei­ter Typ: Der Büroanimateur
"Bun­te Tas­se, kes­ser Spruch als Bild­schirm­scho­ner, Diddl-Mäu­se: Der Ani­ma­teur ist zu albern für den Erfolg" - ein har­sches, aber abschlie­ßen­des Urteil. Basta. Kein Führungskandidat.

Drit­ter Typ: Der Chaot

Ber­ge, die nur das Genie beherrscht. Durch­ein­an­der, das dem Chef suspekt ist. Kein Über- und Durch­blick. Urteil: Kein Führungskandidat.

Chan­cen haben
Vier­ter Typ: Der peni­ble Saubermann

Zwar unfle­xi­bel, aber geeignet.

Fünf­ter Typ: Der design­ver­lieb­te Leader

Zwar distan­ziert, arro­gant, wenig umgäng­lich, aber geeignet.

Wenn das die Ein­schät­zung an besag­ter Fach­hoch­schu­le ist, wen wun­dert es da noch, wie es in unse­rer öffent­li­chen Ver­wal­tung zugeht? Ein See­len­krüp­pel (Typ 5), der hohl am Design klebt - Inhalt unge­wiss und eigent­lich unwich­tig, der Fas­sa­den­mensch als Führungskraft?

Die alter­na­ti­ve "Füh­rungs­per­sön­lich­keit" (Typ 4) läßt auch wenig hof­fen. "Peni­bel", das heißt doch buch­sta­ben­ge­treue Umset­zung, unfle­xi­bel, starr - wie soll denn so unser Staat Neu­es wagen und unor­tho­do­xe Lösun­gen ver­su­chen? "Sau­ber­mann" - wenig in der Bir­ne, aber pein­lichst auf Ord­nung, Regel­werk und Vor­schrif­ten­ein­hal­tung ach­tend - mit sol­chen Füh­rungs­kräf­ten in der Ver­wal­tung sind wir end­gül­tig auf dem Abstellgleis!

Ich habe jah­re­lang Füh­rungs­kräf­te aus­ge­bil­det. Und aus mei­ner Sicht braucht man, neben einem brauch­ba­ren Fach­wis­sen vor allem

1.) Sozia­le Kom­pe­tenz, ein­ge­hen auf die Moti­ve und Wün­sche von Mit­ar­bei­tern, um sie so zu besten Lei­stun­gen zu führen;

2.) Gestan­de­ne Per­sön­lich­keit, die in einem siche­ren Fami­li­en­um­feld Ruhe und Aus­gleich findet;

3.) Ein­falls­reich­tum und Expe­ri­men­tier­freu­de, denn nur so wer­den neue Ansät­ze gefun­den, um Über­kom­me­nes zu über­win­den und zu bes­se­ren Lösun­gen zu kommen;

4.) Ent­schei­dungs­be­reit­schaft, Ent­schluß­kraft, damit nicht end­los dis­ku­tiert wird, son­dern gemacht wer­den kann. Aber, wie schon in ande­ren Bei­trä­gen festgestellt:

Mit­tel­mä­ßig­keit pro­du­ziert eben nur Mit­tel­maß. Auch Basta!

Und mor­gen? Bemer­kun­gen zu ? Las­sen Sie sich überraschen!

Veröffentlicht in Büro

Kommentare

  1. 7 Kom­men­ta­re wvs / web­site (17.02.04 17:11):
    Aus den Bei­spie­len, die ich ken­ne­gelernt habe, ist Dein Ein­druck, es hand­le sich um "inkom­pe­ten­te Anzugs­tän­der" sicher richtig. 
    Sie kön­nen auch kei­ne Wun­der voll­brin­gen - vor allem vor dem Hin­ter­grund, daß sie den Betrieb nie so gut ken­nen wie des­sen Angestellte. 

    Zwei Lösun­gen
    1. Mit­ar­bei­ter aus der zwei­ten Rei­he des eige­nen Unter­neh­mens, die ste­hen in "Start­lö­chern" und dür­fen meist nicht .... 
    2. Coa­ching für die Füh­ren­den um sie zu ent­wickeln, wenn sie schon 1. nicht zulassen. 

    Ste­phan / web­site (17.02.04 07:37):
    Exter­ne Kom­pe­tenz, das hast Du schön gesagt :-) 
    Mei­ner Mei­nung nach ist extre­ne Kom­pe­tenz nichts ande­res, als unbe­wuß­te "Inkom­pe­tenz", also sozu­sa­gen wei­te­re Mit­ar­bei­ter oder Füh­rungs­kräf­te, die eben­so gut oder schlecht wie die eige­nen Leu­te sind, sich aber bes­ser ver­kau­fen kön­nen und auf­grund des vor­ge­schos­se­nen Ver­trau­ens eine Aura der Fähig­kei­ten (zu Füh­ren, Pro­ble­me zu lösen, was man sich so denkt) zuge­spro­chen wird. 
    Ich kann mir nur scher­lich vor­stel­len, dass die Mtar­bei­ter in Bera­tungs­un­ter­neh­men wirk­lich die "Göt­ter im Anzug" sind, für die sie sich selbst und vie­le ande­re immer halten. 
    Der Punkt der Nach­wuchs­för­de­rung ist aus mei­ner Sicht auch abso­lut kor­rekt, nur lei­der, das pas­siert der­zeit über­all, ob Fuß­ball, Poli­tik oder Wirt­schaft, das ist das Beängstigende.. 

    wvs (17.02.04 00:39):
    Dan­ke, Ste­phan, für die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me. Wie oben schon ange­deu­tet, ist mir wohl bewußt, daß es zum Zwecke der Ver­deut­li­chung manch­mal nötig ist, "über­spitzt" zu for­mu­lie­ren - mach' ich ja auch. 
    Des­we­gen habe ich der "gekürz­ten" Fas­sung mei­ne Ana­ly­se entgegengesetzt. 

    Aller­dings muß ich zuge­ben: Die Kom­bi­na­ti­on aus allen Eigen­schaf­ten zu fin­den ist beson­ders schwer - selbst wenn sich die Pyra­mi­de nach oben hin ver­jüngt braucht man doch mehr fähi­ge "Füh­rer" als offen­sicht­lich im Markt ver­füg­bar sind. 

    Das könn­te der Grund dafür sein, war­um - jetzt mehr und mehr auf­ge­deckt - sich fast alle nam­haf­ten Insti­tu­tio­nen exter­ner Kom­pe­tenz zur Lösung der Pro­ble­me bedie­nen, die doch von ihrem hoch bezahl­ten Manage­ment erle­digt wer­den sollten. 

    Da rächt es sich, nicht zei­tig genug erkannt zu haben, daß Nach­wuchs­för­de­rung für das Bestehen von Unter­neh­men eine der wich­tig­sten Auf­ga­ben ist. 

    Ste­phan / web­site (16.02.04 18:25):
    Als altem Sozio­lo­gen (ich hab mich selbst ja immer eher als Sozi­al­psy­cho­lo­ge gefühlt) sei mir an die­ser Stel­le der Hin­weis auf das Kon­strukt des Ide­al­ty­pus erlaubt (bit­te :-)
    Hier wer­den fünf Ide­al­ty­pen dar­ge­stellt, die selbst­ver­ständ­lich nie­mals so in der frei­en Wild­bahn vor­kom­men wer­den. Dum­mer­wei­se ver­ste­hen Nicht-Wis­sen­schaft­ler häu­fig wis­sen­schaft­li­che Aus­füh­run­gen nicht, bei den Sozio­lo­gen, wo jeder denkt er kön­ne mit­re­den, wird man zwar nicht kom­plett nicht ver­stan­den, aber eben häu­fig miss­ver­stan­den, da man­che Kon­zep­te nun ein­mal kon­stru­iert sind und sein sollen. 
    Lei­der will die Welt wo immer mög­lich ein­fa­che Lösun­gen sehen, vor allem außer­halb der Wis­sen­schaf­ten. Somit ist obi­ge Typi­sie­rung für einen gewis­sen Rah­men völ­lig geeig­net, aber ohne die­sen wird sie schnell sinn­ent­leert und wenig trenn­scharf (oder auch zu trennscharf). 
    Was ich sagen will, um es auf den Punkt zu brin­gen, ist, dass egal wie sinn­voll oder auch nicht obi­ge Klas­si­fi­zie­rung bil­det, so ist sie den­noch - so ver­mu­te ich - als Ide­al­ty­pen kon­zi­piert, wodurch sich sofort die Fra­ge erüb­rigt, ob man der eine oder ande­re Typ aus­schließ­lich ist. Denn wenn ich eins im Stu­di­um gelernt habe, dann dass, das es kei­ne Ide­al­ty­pen in der "reel­len" Welt gibt. 
    Aber ich wär eher Typ 3 mit Durch­blick (mei­stens). Die Fami­lie dau­ert noch was ;-) 

    wvs / web­site (16.02.04 17:47):
    jür­gen, da habe ich doch glatt ver­ges­sen, auf dei­ne fra­ge ein­zu­ge­hen. ich weiß auch nicht, sol­che ein­tei­lun­gen kom­men mir immer sehr will­kür­lich vor - es muß wohl misch­ty­pen geben - wie arm wäre sonst die welt - aber das war ja auch von einem psy­cho­lo­gen, der hat weni­ger käst­chen zu fül­len als zb ein biologe .... 

    wvs / web­site (16.02.04 17:45):
    rich­tig, da ich zwei tage weg bin und den ein­trag für den 17. noch nicht hat­te hab´ich eben den 18. schon ´mal rein­ge­tan - sor­ry, wenn das dei­nen rhyth­mus durch­ein­an­der gebracht hat. 
    wvs 

    Jür­gen / web­site (16.02.04 10:33):
    Das kann einen ganz schön erschrecken, wenn man liest, es ist der 18. Ist doch nicht so, oder? 
    Ich glau­be, ich gehö­re zu den Misch­ty­pen was den Schreib­tisch betrifft. Alles ist mög­lich. Das ver­baut einem wohl sämt­li­che Karrierechancen? 

    Schö­ner Gruß - Jürgen

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