Im Verlauf des Lebens nehmen wir ständig Informationen auf die wir nach ihrer Qualität und Nutzbarkeit filtern und einspeichern. Diese Filterung ist individuell sehr verschieden, denn jede Person nutzt andere Kriterien um die Informationsqualität zu beurteilen. Die Filterung geschieht grundsätzlich zunächst - ab Geburt - nach vorgeprägten Mustern. Diese werden aber im Verlauf des Lebens durch Erlerntes justiert und individuell eingestellt. Gleiches gilt entsprechend für die tatsächliche, praktische Nutzbarkeit der so ausgewählten Information.
Das Gehirn kann pro Zeiteinheit nur eine begrenzte Menge an Eindrücken aufnehmen. Daher ist die Auswahl dessen, was man 'einspeichert' von außerordentlicher Bedeutung. Sofern nämlich die Auswahlkriterien falsche Weichen stellen wird mehr Ballast als nützliche Information aufgenommen.
Die Auswahlkriterien werden im Verlauf des Lebens zwar ständig geändert, dabei kann aber, je nach Geschick, die Qualität des gespeicherten Wissens - in Summe - entweder gesteigert oder gesenkt werden.
Dies stimmt im übrigen mit den bekannten Parametern der Messung von "Erworbener Intelligenz" und "Veranlagung" überein, weil selbst bei hervorragender Veranlagung ( = hohes genetisches Potential) eine mangelhafte Auswahl zu minderem Lebenserfolg* führen kann. Andererseits wird so auch eine mittelmäßige genetische Prägung noch zu hervorragenden Leistungen befähigen wenn Informationen geschickter ausgefiltert werden.
Erweiternd zu dieser These stellt sich die Frage wann der Punkt erreicht ist, an dem die Summe der bereits gespeicherten Erfahrungen ( = aufgenommene Informationen) die Summe der noch möglichen Erfahrungen übersteigt. Wie bekannt wiederholen sich mit zunehmendem Lebensalter viele Situationen, sodaß lediglich ein kleiner Teil der vorhandenen Information tatsächlich als "neu" gekennzeichnet werden kann - der Rest ist 'alter Wein in neuen Schläuchen'.
Selbstredend ist in den vergangenen Jahrzehnten der Umfang des möglichen Wissens, das zur Aufnahme bereitsteht, anders als in früheren Jahrzehnten, überproportional angewachsen. Das führt aber nicht zu einer Zunahme der Gesamtmenge des aufgenommen Wissens, denn die Begrenzung der Aufnahmekapazität bleibt - wie früher auch, mit individuellen Schwankungen - konstant.
Zusammengefaßt:
Es entsteht eine Situation in der die Wissensmenge steigt, die Aufnahmemenge annähernd konstant und - wegen der unterschiedlichen Bewertung durch das Individuum - die Auswahl des aufzunehmenden / zu speichernden individuell verschieden ist.
Wegen der Kapazitätsbegrenzung des menschlichen Gehirns sind demnach zwei Extreme zu postulieren:
- Nutzlose Informationen blockieren die nützlichen Informationen mit dem Resultat einer geringen Kompetenz des Individuums;
- Nützliche Informationen überwiegen und erst wenn die gespeicherten Elemente die Zahl der noch möglichen Informationen übersteigt bleibt die Kompetenz zwar erhalten, nimmt aber nicht mehr weiter zu.
Wird "altern" als Endpunkt der Aufnahme neuen Wissens ( = neuer Informationen) gesehen, so setzt "altern" demnach bei den Individuen in sehr verschiedenen Lebensjahren ein. Während Einige bis ins hohe Alter nicht "altern" sind Andere schon in jungen Jahren "alt" - weil sie nichts mehr dazulernen (können oder wollen).
* der Begriff "Lebenserfolg" soll nicht alleine als "finanzieller, beruflicher oder gesellschaftlicher Erfolg" verstanden werden - es geht auch um soziale Kompetenz, die auf einem tieferen Verständnis der Kriterien des menschlichen Zusammenleben beruht; ergänzt durch eine erweiterte Urteilsfähigkeit im Rahmen von Entscheidungen, die auf Basis eines umfassenden Wissens in verschiedenen Fachgebieten getroffen werden.