Kennen Sie das Gefühl wenn etwas unabänderlich vorüber ist und Sie haben es versäumt sich noch Informationen zu beschaffen bevor dieser Zeitpunkt eintrat?
Vor einigen Tagen und kürzlich bestätigt bekam ich einen Anruf in dem mir mitgeteilt wurde, dass ein lieber Freund verstorben ist. Zuletzt hatten wir an meinem Geburtstag im Juni telefoniert. Da war er sehr stark und erzählte mir er habe seit zwei Monaten auf jede weitere Chemotherapie verzichtet. Die habe ihn zum Sklaven seiner Ausscheidungen gemacht und so wolle er sein Leben nicht beenden. Er wurde von einer palliativ-medizinischen Betreuung zu Hause mit den Schmerzmitteln und allem sonst versorgt was er brauchte.
Zu seinem Geburtstag Anfang Februar war er noch zerrissen zwischen dem Gedanken an das Sterben und der Hoffnung auf Besserung. Doch mit der Diagnose "Bauchspeicheldrüsenkarzinom" ist in der überwiegenden Zahl der Fälle eine Heilung wie ein Lottogewinn. Die meisten Patienten versterben innert 6-9 Monaten nach erster Diagnosestellung. Insoweit war seine spätere Entscheidung auf Chemotherapie zu verzichten die richtige Wahl.
Wir hatten gute Tage während unserer Zeit in Spanien zur Überwinterung, angefangen 2011. Er war alleine mit seinem Hymer unterwegs, wir waren zuerst seit September in Conil de la Frontera und sind dann Anfang November zum ersten Mal in Miramar, zwischen Gandia und Denia gelegen, gewesen. Fast Nachbarn - nur durch ein dänisches Pärchen getrennt - hatten wir manch interessantes Gespräch. Was viele nicht wussten war, dass er ein sehr nachdenklicher Mensch gewesen ist, der fast schon philosophische Erörterungen parat hatte. Das Alles versteckt hinter einer Fassade des jovialen Rheinländers, der fesselnd genau so stundenlang von der Suche nach einer bestimmten Lößformation erzählen konnte, die er in seinem Leben als Baggerfahrer oft zu erledigen hatte. Stets war er zu einem Scherz aufgelegt, kannte Witze ohne Ende, und war dazu schlagfertig wie kaum sonst jemand den ich in meinem Leben getroffen habe.
Im nächsten Jahr kam er mit Partnerin die er zwischendurch beim Tanzen kennengelernt hatte. Das war seine Paradedisziplin, das konnte er perfekt .... und wie man unschwer erkennen kann war es das was zuerst bei den Damen ankam. Das Zweite war sein gepflegtes Äußeres, getoppt von einem lustigen Schnauzbärtchen mit perfekt, weil total gleichmäßig auf beiden Seiten, gezwirbeltem Auslauf bis in die Spitzen.
Sie werden sich sicher fragen was es denn war was ich versäumt hatte (von dem ich eingangs berichtete).
Es war genau dieses Geheimnis, das er nun mit ins Grab genommen hat:
Wie bekam er das hin, dass sein Bart Tag für Tag in völlig gleichmäßiger Form hergerichtet war?
Da ich selbst Bartträger bin, allerdings mit Vollbart, wollte ich schon immer den Schnauzer so elegant haben wie dieser Freund - der übrigens den gleichen Vornamen trug - doch irgendwie schien mir das eine zu persönliche, gar intime Frage zu sein und das habe ich nun von meinem Zögern ....
Mein Freund Wolfgang Huhn,
geboren 02.02.1948, verstorben am 27.07.2023,
aus Kruft im Pfälzischen wurde 75 Jahre alt.
Ich hätte mir für ihn noch viele Jahre mehr gewünscht.
Nicht nur, weil ich dann möglicherweise eines Tages,
ohne zu fragen, das *Bartgeheimnis* erfahren hätte.
Ein herzliches "Danke!" geht an seine jüngste Tochter Tanja für die umfassende Information zu den letzten Lebenswochen.