Ab und zu gehe ich mal auf die Startseite von "twoday" und blättere durch diese und die Folgeseiten. Die meisten Blogger sind mir wenigstens vom Namen her bekannt, manche sogar aus der Anfangszeit 2003/2004.
Andere wiederum sind im Laufe der Jahre hinzugekommen und einige davon haben durchgehalten.
Man sieht:
Mit Regelmäßigkeit bloggen und - auch für Fremde interessante - Inhalte überlegen und sie dann zu publizieren ist (unter anderem) eine Frage der Standhaftigkeit und des Willens weiterzumachen - selbst wenn die Resonanz nicht den anfänglichen Erwartungen entspricht. Es ist also nicht so mal eben mit Links zu machen, ein wenig Zeit und HIrnschmalz muß man schon investieren.
So verschwinden die »Eintagsfliegen« meist schon recht schnell wieder. Ich habe oft den Eindruck die haben vergessen, daß sie da irgendwo ein Blog eingerichtet hatten. Na ja, die Inhalte sind dann auch entsprechen dünn, da ist es nicht schade, wenn sie schnell wieder weg sind. Erstaunlich auch die Beobachtung, daß die meisten dieser Eintagsfliegen der Blog schreiben - ob da ein Zusammenhang besteht? Irgendwie scheinen sie jedenfalls nicht das richtige Verhältnis zum Bloggen zu haben.
Eine Zwischengruppe sind - für mich - jene Bloggenden, die irgendeine Geschäftsidee transportieren wollen, die »Kommerzblogger«. Manchmal selbsternannte Experten die dann nur heiße Luft produzieren - und wenn man denen ein paar Argumente entgegenhält werden sie ängstlich(!) unsicher (!) und merken, daß man nicht jeden Unfug schreiben kann weil es sofort Gegenwind gibt. Aus die Maus - die sind dann sehr schnell wieder bei twitter und facebook, da kommt es auf Inhalte nicht so sehr an.
Dann gibt es noch die »sporadischen Wiederkehrer«. Die erinnern sich offenbar - im Gegensatz zu den »Eintagsfliegen« - häufiger mal daran, daß sie da irgendwo noch ein Blog haben das grausam vernachlässigt ist. Dann werden ein, zwei Beiträge verfaßt und schon ist es wieder irgendwie unwichtiger als das reale Leben und es kommen wieder für Zeiten keine Beiträge.
Die »Quartalsblogger« (die nenne ich mal so in Anlehnung an die "Quartalssäufer", weil der Rhythmus ähnlich ist) bleiben schon länger bei der Sache. Sie haben intensive Perioden des Blogschaffens mit interessanten Artikeln und wiederkehrender Leserschaft - doch plötzlich ist es still, totenstill, sie sind untergetaucht und bis zum nächsten 'Quartal' hört und sieht man sie nicht.
Die Gruppe der elitären, abgehobenen Blogger - wahrscheinlich würden sie sich selbst als »Eliteblogger« bezeichnen (wenn das nicht so völlig unter ihrer Würde wäre, versteht sich sowas doch von selbst aus dem, was sie der Welt in ihrem Blog zu bieten haben) - ist klein aber fein:
Man spielt sich gegenseitig 'die Bälle zu' und vergrault das lästige, gemeine Bloggervolk indem man es ein- zwei Mal düpiert und ansonsten ignoriert. "Ihresgleichen" werden hofiert, man hört förmlich den Speichel fließen ....
Ermüdend finde ich meist die »Weltverbesserer«, mit sehr einseitiger Sicht der Welt, ohne Einsicht und ohne je in der Lage zu sein auch mal zuzugeben, daß sie sich irren, verrannt haben oder schlicht Fakten unberücksichtigt ließen. Diese sture Beharrlichkeit mit der die Position verteidigt wird erheitert mich manchmal ein wenig. Auf Dauer aber wird sowas langweilig.
Weniger lustig sind die »Gemütsblogger« - da meine ich die "wir-sind-doch-Alle-eine-große-Familie-und-haben-uns-lieb"-Blogger, ein wenig tumb oder unbedarft, aber durchaus zum Hassen bereit. Sie rotten sich gern zusammen ("Gleich und Gleich gesellt sich gern") weil sie glauben das mache sie stärker, obwohl genau das schon ihre Schwäche zeigt. Viele darunter die zwar nur mittelmäßig begabt, aber davon überzeugt sind, außerordentlich klug zu sein.
Eine gewisse Bauernschläue und Lebensfähigkeit, praktischen Verstand, spreche ich denen nicht ab. Sie sind aber nun mal keine Einsteins und schlimmerweise wollen sie das soooo gerne sein. Manno! Aufstampf!
Mittlerweile weiß man aus Studien warum das so ist. In dieser Gruppe habe ich einige besonders langjährige Feinde. Die gehören wohl irgendwie dazu.
Die »Kometen« sind mir besonders ans Herz gewachsen:
Sie tauchen langsam am Bloggerhoriziont auf. Sammeln rasch eine begeisterte Leserschar. Sind witzig, erfahren, zugewandt und freundlich.
Zissssssch!
Dann sind sie weg.
Um die ist es schade.
Sie waren eine echte Bereicherung.
Zwei Hände voll Blogs & Blogger bleiben aus der großen Masse übrig - für mich, das ist jetzt eine sehr individuelle Sichtweise. Die lese ich gern, gehe regelmäßig hin und habe den Eindruck etwas dazuzulernen, etwas Witziges serviert zu bekommen - das aber auf hohem Niveau, bzw. Erfahrungen, Lebensweisheiten, und einfach eine andere Sichtweise kennengelernt zu haben.
Traurig finde ich es immer, wenn gute Blogs nach Jahren aufhören, resignieren? Ich kann sie vielfach verstehen, denn sich ständig mit Kommentaren / Kommentierenden auseinandersetzen zu müssen die nicht im Ansatz verstanden haben was sie da gerade gelesen haben macht auf Dauer bestimmt keinen Spaß.
Ich habe keine Beispiele angeführt. Das hat gute Gründe. Für jede Kategorie habe ich dennoch Beispiele parat.
Ein Blog ist mir jüngst aufgefallen. Es vereint Unwissenheit mit narzisstischer Selbstüberhöhung. Dessen "Titel" möchte ich - beispielhaft - ein wenig näher betrachten:
[Ein "twoday" Blog]
Was habe ich daran auszusetzen?
Es ist ja nur die Überschrift. Das, was in den Beiträgen steht, ist auch nicht besser. Der durch den Titel vermittelte Eindruck trügt nicht.
- Mischung von Anglizismen mit deutschem Begriff - das ist noch das geringste Übel .... denn
- handsome [hübsch, nett anzusehen, wohlgestaltet] ist ein Begriff der zum Kleinhirn paßt wie ein Bollerwagen zum Diplomatenempfang - nämlich überhaupt nicht!
Ein Kleinhirn von "X" sieht außen genauso aus wie das von "Y" - oder von "Z". In der Funktion gibt es Unterschiede, in der Form nicht.
- Das Kleinhirn "denkt" nicht, das überläßt es dem Großhirn - sofern vorhanden.
- Das Kleinhirn macht nichts "random", sondern spult Programme ab, die in den ersten vier Lebensjahren dort 'einprogrammiert' wurden
Insgesamt ein 'gewollt-und-nichts-gewußt' Titel, da hätte der Urheber besser vorher ein wenig Recherche zum naturwissenschaftlichen Hintergrund getrieben ....
Wie auch bei anderen "Blogs" ist schon dieser krampfhafte aber mißglückte Originalitätsversuch (?) im Blogtitel ein Hinweis:
Zu wenig nachgedacht
- da wird der Rest auch nicht besser sein.
Abschließend sag' ich nur "fickhase"!