".. Die geschätzte Interviewzeit lag dabei
zwischen drei und 25 Minuten .."
*update* [04.03.2023; 10:10h]

Beim hpd [Huma­ni­sti­scher Pres­se­dienst] wird über eine Befra­gung von Mon­tags­de­mon­stran­ten berich­tet. Das ist an sich ein lobens­wer­tes Unterfangen.

Bedau­er­lich ist aller­dings die völ­lig unkri­ti­sche Behand­lung zwei­er Teilaspekte:

- Zahl der Befrag­ten und Befragungsdauer

Die Befra­gungs­zah­len sind getrennt zu betrach­ten. Die Anzahl der Befrag­ten ist sicher hin­rei­chend um sta­ti­sti­sche Not­wen­dig­kei­ten zu erfül­len. Das trifft kei­nes­wegs auf die Zusam­men­hän­ge mit der Befra­gungs­dau­er zu, die zwischn 3 und 25 Minu­ten ange­ge­ben wurde.

Wie vie­le der Befrag­ten wur­den in drei Minu­ten befragt, wie vie­le in 25 Minuten?

Es ist doch durch­aus für die Vali­di­tät wich­tig zu wis­sen ob von den Befrag­ten 80% über 20 Minu­ten und 20% über 3 Minu­ten befragt wer­den konn­ten - oder umgekehrt.
Zitat: ".. Ins­ge­samt führ­ten die Inter­view­en­den 195 Inter­views mit 257 Per­so­nen (123 in Chem­nitz und 72 in Gera) durch .."

Da stellt sich die näch­ste Frage:
Sind in den 195 Inter­views immer meh­re­re Mei­nun­gen abge­fragt wor­den? Da es ja offen­bar mehr Per­so­nen als Inter­views gab muss das min­de­stens bei ca. einem Drit­tel so gewe­sen sein wenn man von zwei Per­so­nen / Befra­gung aus­geht. Damit sind demo­gra­fi­sche Daten uner­heb­lich, denn die tref­fen nur dann wirk­lich den Kern wenn sie klar einer Per­son zuge­ord­net wer­den können.

- Link­set­zung statt Fettdruck

Der Text ist durch­setzt von fett gedruck­ten Antei­len was offen­bar die Bedeu­tung die­ser Stel­len her­vor­he­ben soll. Es erschließt sich den Lesen­den aber nicht, da ent­spre­chen­de Links, die die Bedeu­tung unter­stüt­zen könn­ten, kom­plett fehlen.

Mir kommt es ins­ge­samt betrach­tet so vor, als ob nur der Wil­le da war die Unter­su­chung zu tei­len, nicht jedoch der Wunsch selbst zu den Ergeb­nis­sen Stel­lung zu neh­men. Das, so scheint mir, ist für einen mit "Red." (steht für "Redak­ti­on") gekenn­zeich­ne­ten Arti­kel zu wenig. Von einem "hpd" soll­te eine Bewer­tung zu erwar­ten sein, erfolgt ist jedoch ledig­lich eine Dar­stel­lung die sehr nach Abschrift aus einer Pres­se­mit­tei­lung aus­sieht. Na klar, auch der hpd hat ein­mal Tage an denen die Infor­ma­tio­nen spär­li­cher sind, bei gleich­zei­ti­gem Druck den news­let­ter Abon­nen­ten etwas vor­zu­set­zen. Dann aber so etwas Banales?

Ein Bei­spiel dafür, wozu die durch­schnitt­lich ver­stän­di­gen Lesen­den mög­li­cher­wei­se gern Basis­in­for­ma­tio­nen von der Redak­ti­on wis­sen möch­ten um zu ent­schei­den wel­che der nach­fol­gen­den Aus­sa­gen denn wohl zutref­fend sein könnte:

(Zitat) ".. Im Hin­blick auf den Krieg in der Ukrai­ne sind vie­le Demonstrant:innen der Mei­nung, dies sei nicht "unser Krieg" und Russ­land "nicht der Feind". Hin­ge­gen sehen sie die USA als "Strip­pen­zie­her" .."


Wel­che Wahr­schein­lich­keit und wel­che Bele­ge gibt es für die eine oder ande­re Ver­si­on? Die Demon­stran­ten pau­schal als Hitz­köp­fe, Wahr­heits­ver­wei­ge­rer und Ver­schwö­rungs­gläu­bi­ge zu bezeich­nen und sie dem­entspre­chend zu behan­deln führt doch - wie bis­her zu sehen ist - zu nichts!
Es muss ein ergeb­nis­of­fe­ner (!) Dia­log geführt wer­den, in dem man sich auf Defi­ni­tio­nen einigt über die man spre­chen will.
Vor­al­lem aber soll­te den Dis­ku­tan­ten klar sein, dass es nicht dar­um geht die Mei­nun­gen umzu­dre­hen, son­dern auf eine Fak­ten­ba­sis zurück zu kom­men.
 

 
Ist unter einem so schwa­chen Arti­kel der Redak­ti­on denn die pene­trant wie­der­keh­ren­de Auf­for­de­rung via "STEADY" zu spen­den angebracht?
Nach die­sem Armuts­zeug­nis an redak­tio­nel­lem Text?
Wohl kaum.
Da hat es schon bes­se­re Arti­kel gege­ben, die für eine Unter­stüt­zungs­auf­for­de­rung hät­ten wer­ben können. 

Nach­dem all das wei­ter oben nie­der­ge­schrie­ben war stell­te ich fest:
Es gibt bei der "taz" einen Arti­kel der auf der glei­chen Stu­die basiert, nur ist der um Vie­les bes­ser als das, was beim hpd zu lesen war. Weil er sich nicht aufs 'refe­rie­ren' beschränkt, son­dern hin­ter­fragt und ergänzt. Dazu muss man aller­dings Zeit auf­wen­den und sich am Ori­gi­nal orientieren.

Zum Wei­ter­le­sen
- Gefähr­det schwin­den­des Ver­trau­en den gesell­schaft­li­chen Zusammenhalt?
- Gesell­schafts­po­li­ti­sche Per­spek­ti­ven von Protestierenden
- Mir reicht’s Bür­ger; Eine Ana­ly­se der Mon­tags­de­mon­stra­tio­nen in Chem­nitz und Gera im Win­ter 2022/2023
Pau­li­na Fröh­lich, Dr. Flo­ri­an Ranft, Erik Voll­mann Ver­öf­fent­licht am 1. März 2023

*update* [04.03.2023; 10:10h]
Eine wei­te­re Stel­lung­nah­me und Bewer­tung der Stu­die fin­det sich bei den "Nach­denk­sei­ten", dazu ein kur­zer Textauszug:
".. Darf die deut­sche Bevöl­ke­rung kein eige­nes Inter­es­se haben? Muss sie ihr Inter­es­se dem der ukrai­ni­schen Bevöl­ke­rung unter­ord­nen? Ein Fran­zo­se wür­de ganz selbst­ver­ständ­lich sagen: Natür­lich geht es für uns zuerst um Frank­reich. War­um auch nicht? Wie soll man frem­de Inter­es­sen ach­ten, wenn man nicht mal die eige­nen ach­ten darf? .. Die­se Stu­die ist wohl eher wenig Wis­sen­schaft, dafür aber um so mehr Klas­sen­kampf von oben .."

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