'Feigheit vor dem Feind'

Mit gro­ßem Bedau­ern habe ich vor eini­ger Zeit den Hin­weis des hpd Pres­se­dien­stes gele­sen, man wer­de zukünf­tig kei­ne Kom­men­ta­re auf der Web­sei­te mehr zulas­sen, da das erfor­der­li­che Per­so­nal feh­le, um eine Durch­sicht der ein­ge­hen­den Anmer­kun­gen zu den erschie­ne­nen Arti­keln zu gewährleisten.

Die Zahl der Kom­men­ta­re zu die­sem Arti­kel lag (zuletzt geprüft) bei 96. Es gab all­ge­mei­nes Bedau­ern mit und ohne Ver­ständ­nis, Äuße­run­gen von ver­är­ger­ten Lesern, Ange­bo­te beim Scree­ning zu hel­fen und so unge­fähr Alles sonst, was man in sol­chen Fäl­len liest.

Ohne jeden Erfolg - Kom­men­ta­re sind abge­schal­tet, und das bleibt wohl so.

Nun kann ich ver­ste­hen, dass es viel Arbeit ist den Schrott von sinn­vol­len Kom­men­ta­ren zu tren­nen. Dass aber aus­ge­rech­net ein Pres­se­dienst einer Orga­ni­sa­ti­on die sich den Huma­nis­mus auf den Schild schreibt Dis­kus­si­on abwürgt scheint mit völ­lig daneben.

Was also könn­te noch die Redak­ti­on moti­viert haben die­sen Schritt zu gehen, sozu­sa­gen als leich­ten Schubs es durchzuziehen ...? 

Spe­ku­la­tiv! höre ich da zu Recht, ja, hier erlau­be ich mir ein­mal zu spe­ku­lie­ren und bin dabei nicht allei­ne.
Es war in der Ver­gan­gen­heit öfter zu Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen Redak­ti­on und Lesen­den gekom­men, die sich u.a. am Ver­weis auf die so-genann­ten 'Sozia­len Medi­en' bezo­gen. Dort war man der Mei­nung es gäbe kaum Alter­na­ti­ven, auf Sei­ten der Kri­ti­ker kam eine Fül­le von Vor­schlä­gen was an Stel­le der Daten­sau­ger wie *face­book* bes­ser geeig­net sei - und zudem mit bes­se­rem Daten­schutz. Aller­dings war sie 'bera­tungs­re­si­stent' - geän­dert hat es nichts.
Die Dis­kus­si­on war hef­tig, und ich kann mir schon vor­stel­len, dass da die Redak­ti­on end­gül­tig die Nase voll hat­te und "Abschal­ten!" die Devi­se wurde. 

Ab und zu lese ich noch­mal beim hpd, zuneh­mend weni­ger. Auch da bin ich nicht allein. Ich hal­te es für ein Unding kei­ne Dis­kus­si­on mehr zuzu­las­sen und dann aus­ge­rech­net auf *face­book* zu ver­wei­sen. Das bei dem Publi­kum, das der hpd anspre­chen will. "Feig­heit vor dem Feind!" schrieb ich in den Titel, weil ich den Ver­dacht habe, dass auch eini­ge der Autoren (exem­pla­risch ¹) dort ganz froh sind, wenn nicht mehr direkt unter ihren manch­mal ver­un­glück­ten Ela­bo­ra­ten die bei­ßen­de Kri­tik steht, die ihnen bestimmt nicht gefal­len hat.

¹ → Schö­ner Gigo­lo, armer Gigo­lo ....
oder: Herr Dix will die Mono­ga­mie abschaffen

¹ → Deniz Y. Dix

Kommentare

  1. In der Regel ist es in die­sen Tagen so, dass, neben dem Arbeits­auf­wand zu mode­rie­ren, die Kom­men­tar­spal­ten geschlos­sen wer­den, weil viel­mehr die Mei­nun­gen nicht gefal­len, die einem da ent­ge­gen­schla­gen. Es liest sich sehr unhübsch, wenn unter dem gro­ßen Arti­kel mind. 50% der Kom­men­ta­re dem Inhalt des­sen wider­spricht. Man könn­te daa­durch näm­lich auf die Idee kom­men, der Ver­fas­ser sei doch nicht so sehr mit Intel­li­genz vom lie­ben (nicht exi­stie­ren­den) Herr­gott geseg­net, als er Glau­ben machen will...

    Sol­che Maß­nah­men sind auch sehr dafür spre­chend wie sehr sich der Jour­na­lis­mus all­ge­mein von der All­ge­mein­hiet abset­zen will. Wie ein sno­bi­sti­scher Hau­fen, der für sich meint, alles bes­ser zu wis­sen und die All­ge­mein­heit stän­dig beleh­ren zu müs­sen - mit ihr reden zu müs­sen wie mit klei­nen Kindern.

    1. Wenn es so viel Kri­tik unter einem Arti­kel gibt hal­te ich das für einen Anlass der dem Autor zu den­ken geben soll­te. Ich habe so man­chen hpd Arti­kel gese­hen, bei dem genau das pas­sier­te, aller­dings frü­her noch ohne Fol­gen, frei­lich ist es da ein­fa­cher für die zar­te Autoren­see­le die Kom­men­ta­re abzuschalten.
      Aller­dings hat­te ich zuvor stets den Ein­druck, dass es zwar dort dis­kus­si­ons­wür­di­ge Arti­kel in gro­ßer Zahl gab, jedoch nicht so extrem, dass man hät­te brem­sen müs­sen. Wobei natür­lich nicht klar ist in wel­chem Ver­hält­nis das zu den nicht zuge­las­se­nen Bei­trä­gen stand, dar­über wur­de nicht berich­tet .... wes­we­gen jetzt die Spe­ku­la­ti­on über die Beweg­grün­de anhält.

      1. Ja, das lässt manch­mal schwer erah­nen wie viel dort mit Grund aus­ge­siebt wird...

        Im Grun­de genom­men ist es aber auch eine Kapi­tu­la­ti­on vor dem Abschaum, wenn es dar­um geht.
        Und ein den-Rücken-zuwen­den, um ein Medi­um, wo die Kom­mu­ni­ka­ti­on in bei­de Rich­tun­gen gehen kann, in ein "gutes altes" Ein­bahn­stra­ßen­me­di­um zu ver­wan­deln - so wie man es einst mit dem Fern­se­hen mal gewohnt war. "Wir berich­ten, ihr fresst!". Dabei gibt es das Inter­net inzwi­schen doch schon so lang, dass man sich der Sache im Kla­ren sein soll­te wie es funk­tio­niert. Vie­le Jah­re ging es als Medi­um mit gegen­sei­ti­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­strö­men, und nun auf ein­mal nicht mehr? Unsinn.

        1. In den Anfän­gen der Blog­platt­for­men gab es häu­fig Miss­ver­ständ­nis­se was als Regeln aus dem 'rich­ti­gen Leben' dort gel­ten soll­te und/oder muss­te, weil es den Geset­zen und Ver­ord­nun­gen ent­sprach. Das hat sich im Lauf der Jah­re mehr­fach gewan­delt und ist - sehr bedau­er­lich - wegen ein paar weni­gen Idio­ten, die "Frei­heit" miss­ver­stan­den haben, zuneh­mend ein­ge­schränkt worden.
          Damit ein­her­ge­hend sind die Betrei­ber von sol­chen Web­sei­ten die Kom­men­ta­re erlau­ben unge­recht­fer­tigt in die Haf­tung gekom­men - da liegt mei­nes Erach­tens der Kardinalfehler:
          Bes­ser wäre es gewe­sen die Kom­men­tar­funk­ti­on mit einer Offen­le­gung der Iden­ti­tät dem Sei­ten­be­trei­ber gegen­über zu ver­bin­den, zweck­ge­bun­den nur für den Zweck der Ver­fol­gung von geset­zes­wid­ri­gem Verhalten. 


          Ganz all­ge­mein ist die zuneh­men­de Beschrän­kung der Frei­hei­ten des Inter­nets eine (spä­te) Fol­ge der (spä­ten) Erkennt­nis der Poli­tik, dass ihr die Mei­nungs- und Erklä­rungs­ho­heit gegen­über der Bevöl­ke­rung durch das Inter­net abhan­den gekom­men ist - die Indok­tri­na­ti­on frü­he­rer Zei­ten funk­tio­niert in die­sem wahr­haft "demo­kra­ti­schen" Medi­um nicht mehr! Das Han­deln der Poli­ti­ker beweist, dass sie noch nie mit wirk­li­cher Demo­kra­tie ein­ver­stan­den waren - son­dern ledig­lich eine demo­kra­ti­sche Fas­sa­de brauch­ten, um dahin­ter ihre Machen­schaf­ten unbe­ob­ach­tet lau­fen zu haben .... 

           

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