Vor vielen Jahren hatte ich bei einer Wehrübung eine 'Offenbarung' hinsichtlich der Grenzen des Verständnisses bei Menschen von denen man gemeinhin annimmt sie seien intelligent.
Ein Oberst musste am Ende der Wehrübung ein Urteil abgeben und das klang (verkürzt) etwa so:
"Sie sind ja ein passabler Offizier und verstehen die Feinheiten unserer Einsatzgrundsätze. Die Leute mögen Sie. Aber in ihrer Haltung sind Sie nicht das, was ich mir als Offizier vorstelle. Sie sind Vorgesetzten gegenüber renitent und widersätzlich!"
Nun hätte ich da sofort renitent sein können, indem ich ihm erklärt hätte, dass beide Worte die gleiche Bedeutung haben - was wäre da wohl herausgekommen? So verlegte ich mich darauf den weiteren Ausführungen mit sanft schräg geneigtem Kopf, mal nach rechts, mal nach links, zu folgen und freundlich zu schauen. Ein zackiges "Danke, Herr Oberst!" am Ende entlockte ihm dann "Na sehen Sie, geht doch!"
Sie verstehen bestimmt wohin diese Anekdote führt. Es war einer von diesen 'Kommißköppen', geradeaus ohne Abzweigungen, vorwärts immer, rückwärts nie ....
Jahre später war ich wieder auf einer Wehrübung, mittlerweile zum Hauptmann befördert. Der Aufsicht führende Offizier war ein Generalstäbler, Major i.G., eine Warteposition, denn die "i.G." Offiziere waren und sind die Élite der Teilstreitkräfte und für die oberste Führungsebene in besonderen Ausbildungslehrgängen geschult.
Diesem Offizier gefiel meine Art zu denken und zu handeln. Im Personalgespräch fragte er "da hat Sie aber zwischendurch jemand gar nicht gemocht!?" Der 'jemand' war der oben vorgestellte Kritiker-Oberst. Die Beurteilung war schlecht, derart schlecht, dass ich nie eine Chance hatte Stabsoffizier zu werden. Nach sechs Wochen Übung und dabei Urlaubsvertretung eines Chefs einer selbständigen Divisionskompanie kam das Verabschiedungsgespräch. Mit dem Major i.G. - und es war ein erfreuliches Gespräch, denn er fand meine Art zu führen und zu erklären was wann und wie unsere Aufgabe in der Übung sein würde gut. "Dafür, dass Sie weder Unterführer noch Mannschaften kannten haben Sie schnell gelernt und die Feinheiten verstanden, die Soldaten motiviert und das Vertrauen gewonnen."
Die Beurteilung war blendend. Ich wurde wenige Wochen nach dem Einsatz zum VBK bestellt, dort bekam ich die Urkunde zur Beförderung zum Major. Später noch eine eigene Reserveeinheit und nach einem Einsatz bei einem britischen Korps - dort wurde nur Englisch gesprochen! - die Beförderung zum Oberstleutnant [(d.R.) der Reserve].
Werte verschwinden in unserem Land zusehends. Fordert man - wie ich es oft schreibe - Substanz bei Veröffentlichungen und ein Mindestmaß an Bildung, stört es ein paar Kläffer die meinen sie wären der Nabel der Welt. Wenn jemand aus dieser Kategorie als Freizeitbeschäftigung "Motorrad fahren" angibt, so zwischen Mitte vierzig und knapp 60 Jahre alt ist, bin ich geneigt mein Vorurteil raus zu kramen, tief zu seufzen und ".. das Schwein quiekte .." zu denken. *Midlife Crisis*, die Potenz schwindet, das bisschen Macht wird ausgelebt.
Ich habe vor mehreren Hundert Soldaten gestanden die auf meine Befehle warteten. Ohne dass es mir Größenwahn verursacht hat. Da kann ich über Leute die sich nach der Kuschelecke im Kindergarten zurücksehnen, '.. nun vertragt euch und gebt euch die Hand ..' nur lachen.
Sie sind zu borniert um zwischen Kritik an Inhalten
und Kritik an Personen zu unterscheiden.
Schmalspurgenies, ohne soziales Gespür.
Und noch eine Kleiniigkeit:
Haltung kann man sich nicht aneignen - die *hat man*. Oder eben nicht. Man kann aus dem Volke aufsteigen, doch letztlich fehlt immer der Stammbaum um zu den 'richtigen' Kreisen zu gehören.
Der Absatz über dem Kasten ist tatsächlich *abwertend* - und mir tut nicht ein Wort leid.
Respekt lieber Wolfgang! Oberstleutnant ist schon ne Nummer. Ich habe es im Rahmen meines Grundwehrdienstes nur bis zum OG geschafft. Da waren die 9 Monate auch schon wieder rum.
Das Problem, Kritik in der Sache persönlich zu nehmen, kenne ich. Das erlebe ich beinahe jeden Tag bei mir im Kollegenkreis im Krankenhaus. Und leider ist das in noch viel mehr Lebensbereichen so. Ich verstehe nicht warum Kritik immer immer so negativ und nicht als Geschenk, bzw. Chance aufgefasst wird, besser und klüger zu werden? Weil das mit Arbeit verbunden ist, man eventuell lieb gewordene Ansichten und Meinungen ändern muss oder doch nur, weil das eigene Ego viel kleiner ist, als man selbst glaubt?
Ich erinnere mich gerne an meine Bundeswehrzeit. Das war in einer SLT-Kompanie und ich war Stabsdiener beim Spieß, einem honorigen Hauptfeldwebel, der von der NVA übernommen wurde (O-Ton: Das Einzige, was bei mir aus'm Westen is, is die Uniform!). Aber das war nur sein Humor. Er war froh, dass die NVA und ihr teilweise menschenverachtender Drill Vergangenheit war.
Unsere Aufgabe war es hauptsächlich, die Schwerlasttransporte zu organisieren und mit der Polizei und anderen Behörden abzustimmen. Hier hat er keinen Spaß verstanden und das musste immer passen.
Aber sonst war es immer lustig mit ihm und er hat seine Soldaten ernst genommen. Sein Führungsstil war Freiheit unter Verantwortung. Wir mussten uns nicht abmelden, wenn wir mal ein Zigarette rauchen oder ins Mannheim wollten. Hauptsache wir haben unsere Arbeit ordentlich gemacht und rechtzeitig abgeliefert. Und wenn es Abends mal ein Kamerad übertrieben hatte, dann hat er den auch aus dem Mannheim bis ins Bett geschleppt - natürlich mit den entsprechenden Witzeleien unterlegt. Und am nächsten Tag musste der Soldat wieder pünktlich und adrett in der Reihe stehen, egal wie sehr der Kater geschnurrt hat.
Ich war, wegen meiner Mutter, Heimschläfer. Eines Tages, wir hatten gerade irgendeine Übung, kam ein Kamerad zu mir und meinte, ich solle mich sofort, im Laufschritt, beim Spieß melden. Es wäre ganz wichtig!
Dort angekommen, hat er mir gesagt, dass ich mich gefälligst sofort in meine "Kuchenbude" (gemeint war mein alter VW Golf) setzen und zu meiner Mutter fahren solle, die sei nämlich gestürzt hätte angerufen. Und ich solle erst wiederkommen, wenn die gute Frau wieder auf dem Damm ist. Weil ich noch völlig außer Atem war hat er mich mit einem Lächeln angebrüllt; "Jetz glotzen Se nich wie'n Trabbi! Das is n Befehl! Im Laufschritt Marsch Marsch!"
Am nächsten Tag habe ich angerufen und musste mich auch noch diesen Tag lang - per Befehl - um meine Mutter kümmern.
Eine andere Anekdote war der Kamerad, der von seiner Freundin verlassen wurde und am Boden zerstört war und geheult hat wie ein kleines Kind. "Gefreiter Sander, Sie machen den Transport klar! Gefreiter X, Sie kommen mit mir!"
Dann sind die beiden in seinen Wartburg 1.3 eingestiegen und irgendwohin in den Wald gefahren. Nach knapp 3 Stunden kamen sie wieder. Der Gefreite X war zwar immer noch traurig, aber wieder so stabil, dass er seine Arbeit machen konnte und Licht in seinen dunklen Stunden bekam.
Das Einzige, was er gar nicht leiden konnte, waren "Großfressen und Drückeberger". "Keine Haare am Sack, aber n Kamm in der Tasche." Solche Leute konnte er gut auflaufen lassen und die haben schnell gelernt, wie der Hase zu laufen hat.
Die ganze Kompanie wäre für diesen Spieß durchs Feuer gegangen, wohl wissend, dass er uns nie ohne Not hineingeschickt hätte. Der wurde wirklich geliebt und vor allem respektiert.
Und das ist vielleicht das größte Kapital, das die Bundeswehr zum Beispiel gegenüber der russischen Armee hat. Dass Sie ihre Soldaten als Bürger in Uniform betrachtet, die Rechte haben, damit sie ihre Pflicht erfüllen können und - noch viel wichtiger! - erfüllen wollen.
Ich wollte damals nie zur Bundeswehr, habe es aber verpennt mich als Zivi anzumelden und bin heute noch froh über meine damalige jugendliche Schludrigkeit. Mir wäre ein ganz großer Teil Erfahrung und schöner Erinnerungen abgegangen.
Das wollte ich nur mal kurz erzählen, Herr Oberstleutnant! Ich melde mich jetzt ab für die Koje, weil ich Nachtschicht hatte.
Alles Gute für Dich. ;o)
Danke, Olaf, für das Kompliment - und das passierte obwohl ich *renitent* war und mich trotz der Widerstände nicht habe klein machen lassen. Das ist - finde ich - der Beweis dafür wie unsinnig die These ist sich anpassen zu müssen um etwas zu erreichen. Ein klares Wort und eine entschiedene Haltung sind immer noch der beste Weg sich selbst nach Jahren im Spiegel ansehen zu können.
Mit Schmunzeln habe ich deine Erfahrungen aus der Wehrdienstzeit gelesen - ein 'Spieß' ist eben eine besondere Menschengattung und irgendwie tatsächlich 'Mutter der Kompanie'. Neben den guten Beispielen gibt es natürlich immer die 'anderen'. Einer an den ich da denke hatte eine Parteilichkeit die die Kompanie spaltete:
Uffze die er mochte weil sie ihm schmeichelten, Uffze die er nicht mochte und stets benachteiligte wenn es um Diensteinteilungen ging. Weil sie ihm neutral begegneten oder mit begründeten Anliegen seinen Trott durcheinander brachten. Sein größter Liebling war der Axt-werfende Versorgungs-Oberfeldwebel - das ist tatsächlich einer gewesen der bei Übungen mit seiner kleinen Axt zwischen den Mannschaften auf Bäume zielte! Es ist nie etwas passiert, aber ich möchte mir selbst heute noch nicht vorstellen was los gewesen wäre wenn .... es wäre die Aufgabe des Spießes - als Portepeeträger - gewesen diesem Treiben ein Ende zu setzen
Wehrdienst hat gute Seiten die heute nicht mehr gesehen werden. Seit der Plagiator [1, 2, 3, 4] die BW des Volkes platt gemacht hat. Viele unordentliche, unerzogene und unsaubere Bürschlein wurden dank der Grundausbildung zu passablen Zeitgenossen umgeformt, sauber, ordentlich und mit eine Mindestmaß an *Staatsbürgerlicher Bildung*, die sie sonst nie erhalten hätten. Schaut man sich heute um schlurfen viele Schlaffis durch die Straßen denen das sicher fehlt!
Eine Wiedereinführung der allgemeinen Wehrdienstpflicht hielte ich für sehr wünschenswert.
Noch mehr geschmunzelt habe ich über die 'Abmeldung', es ist so lange her, dass ich so etwas
gehörtgelesen habe:Danke Herr Obergefreiter, abtreten!"
😮 😁 😉
Wenn ich zu deinem letzten Absatz noch etwas hinzufügen darf...
Eine Erfahrung, die durch den Wehrdienst durchaus erreicht wurde, was heute bestimmt teilweise schwerer zu erreichen ist: Dass die Jungs auch mal in die Ferne weit weg von ihren Müttern kamen.
Gerade in einer Gesellschaft voll von Jungen und Männern, die nur mit ihrer Mutter allein aufwachsen, und die dabei gern die Tendenz haben, diese nicht in die Selbstständigkeit zu entlassen, es versäumen, wahrzunehmen, dass diese inzwischen erwachsen sind und auch auf eigenen Beinen stehen können, gleicht die Verpflichtung zum Wehrdienst einem... regelrechten Automatismus, dass die Jungs auch mal von ihren Müttern loskommen, ohne dass die daran etwas ändern können.
Aufgewachsen damit, und oftmals auch ziemlich bequemlich, initiieren diese nämlich allzu oft keine Loslösung aus eigener Kraft, sondern nehmen die Behandlung sogar "dankend" an, wenn sie denn weiter bestehen bleibt.
Wehrdienst ableisten ist zudem auch nicht an Einkommen geknüpft und ob man es sich leisten kann, eine bestimmte Berufsausbildung zu machen (was bei manchen auch verhindern dürfte, von ihren Moms lozsukommen).
- Das ist jetzt nur mal ein ganz praktischer Aspekt an der Sache.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt den du da erörterst. Die so-genannten *Nesthocker* (Muttersöhnchen die noch Ende Zwanzig bei Muttern wohnen & versorgt werden) sind ein ganz besonderes Phänomen in Industriegesellschaften. Wo das Überleben noch davon anhängt, dass ALLE zum Nahrungserwerb beitragen geht so etwas nicht. Und dort weigern sich die Mütter auch diese Kuckucke durchzufüttern! In islamischen Gesellschaften sieht das so aus: Man bleibt im Familienclan, da ist der Aufwand für die Partnersuche gering.
Seit Abschaffung des Wehrdienstes/Ersatzdienstes ist eine Tendenz unter jungen Männern zu beobachten:
Sie suchen nicht nur eine Partnerin, sondern zugleich Mutterersatz der sie versorgt und pampert. Das passt überhaupt nicht in die Zeit und ist mit ein Grund warum spät, immer später, oder gar nicht geheiratet wird - welche Frau will schon solche Schluffis ohne Plan und ohne Energie?
[Das Gegenteil allerdings, diese Kerle die Frauen wie Dreck behandeln und die ihnen dafür nachlaufen, ist genauso schlimm. Nur Potenz und nichts in der Birne? Da fehlt die Information aus dem Bio-Unterricht darüber, wie ein erfolgreicher Partner evolutionstechnisch aussehen sollte ....]
Heutzutage ist das sehr schlimm geworden; ist in früheren Zeiten aber auch nicht unbekannt. Gerade in Familien, wo der Vater nicht besonders präsent ist, sich aus der Erziehung heraushält, und sich rein dafür zuständig empfindet, Geld 'ranzuschaffen bzw. seinen eigenen persönlichen Wert stark über die Arbeit definiert.
In früheren Zeiten wurden an dieser Stelle die Söhne auf diese Weise aus diesem potentiellen Teufelskreis herausgerissen, wenn sie selbst nicht genug Fähigkeiten dazu hatten, um sich selbst daraus zu befreien.
Und als Wehrdienstleistender in der Ferne - allein schon wegem dem Gruppendruck und Gruppenbestrafungen lernt einer, der von Selbstständigkeit keine Ahnung hat, schnell wie das geht. Nur um allen anderen und sich selbst nicht ständig Ärger einzuhandeln.
Plus - wenn Mutti nicht da ist, irgendwie müssen die Klamotten ja wieder sauber werden...
Nun ja, die Klamotten wurden im grauen Wäschesack abgegeben und kamen sauber zurück, nur falten musste man sie noch selbst, Unterhemden beispielsweise auf A4 Format (da wurde tatsächlich ein Blatt A4 Papier als Maß genutzt).
Das soziale Verhalten war bestimmt einer der Lernfälle.
In einer meiner Einheiten [während meiner aktiven Zeit] gab es einen Soldaten der es mit der Hygiene nicht so genau nahm. Da brauchte kein Vorgesetzter eingreifen, das haben die Stubenkameraden dadurch gelöst, dass sie ihn zu Fünft unter die Dusche geschleppt haben und er dort 'sauber' gemacht wurde. Das hat er nach diesem Ereignis dann doch lieber selbst geregelt.
Ein anderer Fall war die Hilfsbereitschaft untereinander. Einer der Soldaten war eine begnadeter Reparaturkünstler für elektrische und elektronische Geräte - er 'tauschte' Reparaturen gegen Dienstleistungen wie Schuhe putzen Wäsche zusammenlegen, Stubendienst und Revierdienst an seiner Stelle übernehmen. In dieser 'Bude' sah es (nach der Grundausbildung) aus wie in der Werkstatt eines Radiogeschäfts. Das wurde geduldet, weil Alle etwas davon hatten und es die Stimmung verbesserte. Wie so etwas heute geregelt würde kann ich natürlich nicht sagen.
Sie sind zu borniert um zwischen Kritik an Inhalten
und Kritik an Personen zu unterscheiden.
Schmalspurgenies, ohne soziales Gespür.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Die Inhalte - abgeschriebene Bibeltexte oder Seitenweise Curricula - finde ich unnütz. Erstere kann man genauso gut in der Bibel und Traktaten lesen, zweite sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und sollten deswegen lieber 'privat' geschaltet werden.
Weder der Autor des ersten Blogs noch der der anderen Blogs [vom gleichen Autor zur gleichen Angelegenheit] sind mir als Person bekannt - welchen Grund sollte ich wohl haben um sie zu beleidigen? Als Mensch mögen sie sogar höchst achtenswert oder liebenswert sein - ihre Blogs sind dennoch überflüssig.