"Verdienst" - verdienen wir, was wir verdienen?
*update* [12.12.2020; 22:00h]

Irgend­wie son­der­bar, wie in unse­rem Land die Ein­künf­te ver­teilt sind. Es scheint in vie­len Beru­fen nicht dar­um zu gehen, wer wel­chen Bei­trag zur Pro­duk­ti­on von Waren und Dienst­lei­stun­gen erbringt:
Allei­ne die Tat­sa­che, daß ein Mensch arbei­tet soll ihr/ihm ein "Aus­kom­men" sichern. Es sei "unwür­dig" - sagt man - wenn ein Mensch nor­ma­le 8 Stun­den arbei­tet und dabei weni­ger ver­dient, als sie/er zum Leben braucht ....

Nun haben sich die Ver­hält­nis­se ja schon - gegen­über frü­her - gebes­sert: Heu­te arbei­ten zwei Ehe­part­ner, um das zu ver­die­nen, was ver­braucht wird. Das war vor Jah­ren noch anders. Ein Arbeit­neh­mer, meist der Vater, ver­dien­te, was die Fami­lie brauchte.

Heu­te sind wir aber immer noch nicht an dem Punkt ange­kom­men, den wir errei­chen müssen:

Die Bezah­lung rich­tet sich nach dem Wert der Arbeit
- nicht nach den Bedürf­nis­sen eines Arbei­ten­den*


Dar­aus ergibt sich die zwar trau­ri­ge, aber allein gerech­te Lösung, daß man­che Men­schen, die einen gerin­ge­ren Bei­trag zur Schaf­fung von Wer­ten (Güter / Dienst­lei­stun­gen) lei­sten auch weni­ger ver­die­nen oder dem­entspre­chen län­ger arbei­ten müs­sen, um ihren Bedarf zu erwirtschaften.

Ich höre schon die Ent­set­zens­äu­ße­run­gen ob die­ser Aussage.
Das ändert aber nichts an deren Wahrheitsgehalt.
Oder dar­an, daß die­ser Staat und die Wirt­schaft es nicht län­ger lei­sten kön­nen, für min­de­re Lei­stung maxi­ma­le Ent­loh­nung zu zahlen.

Es muß sich wie­der loh­nen, mehr zu lei­sten als Andere.
Gei­sti­ge Arbeit muß wie­der den Stel­len­wert haben, der ihr gebührt. Manu­el­le (Dienst-)-Leistungen müs­sen auf das Niveau her­un­ter­ge­stuft wer­den, das ihrem Ergeb­nis für die Gesell­schaft ent­spricht. Damit ist nicht die außer­or­dent­lich anstren­gen­de und abso­lut not­wen­di­ge Arbeit an Men­schen durch Gesund­heits­per­so­nal gemeint. Gera­de die­se Grup­pe ist bedau­er­li­cher­wei­se hoff­nungs­los unterbezahlt.

Wenn das nicht gelingt wer­den wir den Anschluß in Euro­pa ver­lie­ren - wir hin­ken jetzt schon bedenk­lich hinterher .... !

* update *
Ein­zi­ger Aus­weg aus dem Dilem­ma scheint das so genann­te "Bedin­guns­lo­se Grund­ein­kom­men" - dies vor allem unter der dro­hen­den Kri­se was die Beschäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten in den kom­men­den Jahr­zehn­ten angeht:

Es wer­den immer weni­ger Men­schen gebraucht die arbei­ten - sie wer­den von Maschi­nen ersetzt. Um der tota­len Ver­ar­mung wei­ter Bevöl­ke­rungs­an­tei­le zu begeg­nen bleibt kei­ne ande­re Wahl als ein Modell wie das "Bedin­gungs­lo­se Grundeinkommen" ....

* Selbst­ver­ständ­lich sind damit auch Frau­en in glei­chem Sin­ne gemeint .... 

Kommentare

  1. wer­te wenn jemand auf grund 'bio­lo­gi­scher ver­an­la­gung' kei­ne 'wert­vol­le' arbeit lei­sten kann, dann kann man ihn trotz­dem nicht ver­hun­gern las­sen. bei allem respekt herr wvs: das ist unglaub­lich! eine moder­ne gesell­schaft zeich­net sich auch durch huma­ni­tät aus.

    sind sie ein anhän­ger des sozi­al­dar­wi­nis­mus? haben sie das buch 'das ego­isti­sche gen' von daw­kins gele­sen? gegen ende bringt er den gedan­ken ins spiel, dass sich die evo­lu­ti­on irgend­wann von lebens­for­men löst und auch gesell­schafts­mo­del­le einer evo­lu­ti­on unter­lie­gen. da kann es aber auch pas­sie­ren, dass eine gesell­schaft, die schwa­chen unter die arme greift, sta­bi­ler ist, als eine, die rück­sichts­los den stär­ke­ren fördert.

    abge­se­hen davon stellt sich die frage:
    kann man den 'wert' von arbeit so ein­fach messen? 

    was ist mit dem alten­pfle­ger, der sich mit vol­ler hin­ga­be sei­ner auf­ga­be wid­met? 'wert' wird so nicht geschaf­fen. aber wert­voll ist die arbeit.
    was ist mit dem mau­rer, der täg­lich acht stun­den buckelt? ist das jetzt wert­voll oder nicht?
    und was ist mit dem grund­la­gen­for­scher, bei dem zwei­fel­haft ist, ob sei­ne arbeit irgend­wann sinn­voll ver­wen­det wer­den kann? ist das nicht geldverschwendung?

    soll­te arbeit viel­leicht nach dem bemes­sen wer­den, wie­viel der­je­ni­ge aus sei­nem leben opfert? lohn als ent­schä­di­gung für ver­lo­re­ne lebens­zeit? aller­dings: was ist dann mit den men­schen, denen ihre arbeit spaß macht?

    man könn­te sagen, auch der wert der arbeit soll­te allein durch den markt bestimmt wer­den. doch ist es nicht eine der weni­gen wich­ti­gen auf­ga­ben für ein min­dest­maß an gerech­ter (was auch immer das sein mag) ent­loh­nung zu sorgen?

    schwie­rig.

  2. Man­cher Dis­kurs lebt von .... über­spitz­ten For­mu­lie­run­gen, Herr syn­op­so, so auch hier!
    " .. wenn jemand auf grund 'bio­lo­gi­scher ver­an­la­gung' kei­ne 'wert­vol­le' arbeit lei­sten kann, dann kann man ihn trotz­dem nicht ver­hun­gern las­sen. bei allem respekt herr wvs: das ist unglaublich!"
    So habe ich es weder gesagt noch gemeint - und das wis­sen Sie auch: 
    Jeder kann irgend­et­was arbei­ten - nur kann nicht jeder erwar­ten, dafür eben­so­viel Geld zu erhal­ten wie ande­re. Das ist doch kei­ne wesent­lich neue The­se. Ich plä­die­re ledig­lich dafür, das System wei­ter auf­zu­fä­chern. Ich den­ke, Sie sind nicht objek­tiv in ihrer Kri­tik. Sie inter­pre­tie­ren das hin­ein, was Sie für "rich­tig" oder "human" halten.

    Des­we­gen ein =>Bei­spiel:
    [alle Anga­ben ca.-Werte!]
    Eine Leh­re­rin
    ver­dient nach Abitur und vier Jah­ren Stu­di­um, ein­ein­halb Jah­ren Refe­ren­dar­zeit und anschlie­ßen­der "auf Probe"-Anstellung, nach drei staat­li­chen Prü­fun­gen - wenn sie denn eine Stel­le bekommt! 
    - mit 27 Jah­ren € 2.600,- plus OZ 150,- = 2.750,- Brut­to.

    Eine Arzt­hel­fe­rin
    HS oder MR, 3 Jah­re Lehr­zeit mit 27 Jahren: 
    € 2.300,- Brut­to.

    Legt man jetzt nor­ma­le Steu­er­sät­ze zugrun­de, nivel­liert sich der Unter­schied - net­to - noch wei­ter, da das nied­ri­ge­re Ein­kom­men weni­ger, das höhe­re Ein­kom­men mehr zahlt ....
    Abge­se­hen davon ver­dient die Arzt­hel­fe­rin bereits ab Alter 18, hat also min­de­stens neun Jah­re "Ein­kom­mens­vor­sprung" - wäh­rend die Leh­re­rin wei­te­re neun Jah­re in ihre Aus­bil­dung inve­stiert hat .... der Unter­schied ist wäh­rend der Lebens­ar­beits­zeit nicht aufzuholen!

    Und jetzt mei­ne Fra­ge an Sie: 
    Hal­ten Sie das für angemessen?
    Oder, anders gefragt:
    Wozu raten Sie ihrer Toch­ter - Arzt­hel­fe­rin oder Lehrerin?
    [*edit*: Beden­ken Sie auch, daß ab näch­stem Jahr zusätz­lich Stu­di­en­ge­büh­ren anfal­len, daß aber wäh­rend der Leh­re eine Aus­bil­dungs­ver­gü­tung gezahlt wird .... ]

    1. leh­rer sind def­ni­tiv ein schlech­tes bei­spiel. denn ich weiss aus dem eige­nen bekann­ten­kreis, dass gera­de kei­en steu­er­ni­vel­lie­rung ein­tritt. im gegenteil.

    2. Das war frü­her .... mög­li­cher­wei­se richtig:
      Heu­te wer­den jedoch die mei­sten Anwär­ter nicht mehr zur Ver­be­am­tung ein­ge­stellt, son­dern für meh­re­re Jah­re mit Zeit­ver­trä­gen - und dann schließ­lich bekom­men sie Ange­stell­tenver­trä­ge. In die­sem Fal­le greift also nicht nur die Pro­gres­si­on, son­dern die genann­ten Beträ­ge hal­bie­ren sich für Jah­re auf weni­ger als die Hälf­te - mei­ne Annah­me war "best case" - und in Wirk­lich­keit fin­det "worst case" statt .... aber neh­men Sie gern einen ande­ren aka­de­mi­schen Beruf, da sieht es ähn­lich fin­ster aus ....

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