gehört Religion, besser: gehören Grundwerte, die auch in Religionsgemeinschaften vertreten werden, zu den Pfeilern des (sogenannten) "Christlichen Abendlandes".
Ist damit aber die Institution "Kirche" - egal welcher Religion - begründet?
Nein.
Religionen sind eine gute Möglichkeit für kleine Gruppen von zweifellos meist intelligenten Zeitgenossen sich auf Kosten Anderer ein bequemes Leben zu machen.
Verspräche ich einem Menschen - irgendeinem Menschen - sagen wir: auf der Straße - daß er nach seinem Tode in den Himmel kommt und mir deswegen einen Prozentsatz seines Einkommens geben müsse weil ich ihm diese 'frohe Botschaft' verkündet habe - was würde da wohl passieren?
Hat der Versprechende - anders als ich - allerdings eine schwarze oder bunte oder sonstwelche Robe an und verspricht das in einem eigens dafür errichteten Versammlungsgebäude, dann g l a u b t man ihm und er bekommt das Geld:
Es wird sogar von staatswegen, mit den Steuern, eingezogen ....
Ist denn mein Versprechen an Jemanden er komme in den Himmel weniger wert als das eines Religions-Uniform-Trägers? Er ist wie ich ein Mensch und weiß nicht mit Bestimmtheit ob sein Versprechen eingehalten wird - ebensowenig, wie ich es weiß!
Ja, ja, ich höre schon den Einwand:
Ihm glaubt man es ....
IHM glaubt man es...
Religion ist wohl eine der schlimmsten und furchtbarsten Gedankengeburten des Menschen...
Die einen klammern sich an, durch den Glauben begründete Hoffnungen, die kaum in Erfüllung gehen, tut man nicht selbst etwas dafür.
In anderen wird hingegen der Hass geschürt (jaja, es gibt auch Religionen, die nicht nur Liebe,Friede,Baum kommunizieren (zumindest wenn es um "andere" Religionen geht)
Ja, da hast Du ein paar wesentliche Gedanken notiert:
Kirchen sind oft die schlimmsten Horte von Intoleranz & Bigotterie, sie haben einen Anspruch alleine die Wahrheit zu wissen - und damit sind natürlich alle anderen Gemeinschaften 'schlecht' ....
Aber auch:
Die Ungewißheit was nach dem Tode kommt und die Hoffnung es werde etwas kommen:
Das ist der "Nährboden" für den Zulauf zu den Kirchen ....
Ich sehe das eher etwas pragmatisch. Wer daran glaubt, mit welchen Beweggründen auch immer, der soll bitte weiterhin daran glauben. Ich zum Beispiel stehe zu meinem Glauben, weil in meinem Leben Dinge geschehen sind, die mich darin festigen.
Wer es nicht so hält, hat die ganz simple Möglichkeit, sich von dieser Steuer per Abmeldung zu verabschieden. Wo gibt es das denn sonst?! Sich von einer Steuer abmelden! Die Erhebung derselben stammt historisch aus der Weimarer Zeit; es mag anachronistisch sein, ist aber sicherlich eine Alternative zum church-hopping, wie es in der Vergangenheit und auch noch heute in den USA vorkam und vorkommt. Beispiel: mein Freund MarkR aus L.A. verdient seit einigen Wochen etwas mehr Geld. Konsequenz: er wechselt um einige hundert Meter seinen Wohnort von Van Nuys nach Studio City - und wechselt die Kirche! Bekloppt?! Nein, Amerika.
Ich sehe auch als Gegenargument z.B. die Verarmung des pastoralen Berufsstands in Frankreich, wo es eben keine K.Steuer gibt und die Geistlichen dem Finanzvermögen ihrer Schafe ausgesetzt sind. Sprich: in ärmeren Gegenden leben die am Existenzminimum, in Paris und Lyon fahren sie Mercedes-S-Klasse.
Ein dritter Punkt ist vielleicht das, was ich unter Seelsorge - in meinem Sinne - verstehen würde. Da wird auch eine Menge wirklich GUTES getan, jeden Tag. Und ich distanziere mich ofen von der Staatskirche und halte den Seelsorgern vor Ort dennoch gerne die Sympathie, obwohl einer von denen mit meiner Noch-Ex-Frau, aber lassen wir das ;-) . . .
Ein anderes Thema. Ersatzreligionen. Hedgefonds, Bankenversprechungen, der Tanz um's goldene Kalb, all das, was wir aktuell in seinen düstersten Formen erleben. Ist das weniger schrecklich/gefährlich? Kapitalisierte Ersatzreligion. Vielerortens schon.
btw, wer aus der (katholischen) Kirche austritt, verliert nicht das kirchenrechtliche Recht an "seinen" Sakramenten, also nur zu!
Mit dem Beitrag wollte ich Niemanden davon abhalten 'zu glauben' - das sehe ich durchaus liberal .... ich wundere mich ja nur, weshalb das Wort eines Menschen mehr Wert haben soll als das eines anderen .... und daß es ansonsten streng naturwissenschaftlich-logisch-unvoreingenommen denkende Menschen gibt, die an "Wunder" glauben, oder, daß der Leib Christi aus einer Hostie entstünde ....
Soviel 'Gutes' auch (heute) getan wird:
Hebt das all das Unrecht auf das im Namen des Glaubens und der hl. Mutter Kirche in den zwei Jahrtausenden ihres Bestehens über so Viele gebracht wurde?
Und waren es nicht die Kirchen - bis zur Reformation "die Kirche" - die den wissenschaftlichen Fortschritt behindert und die Vertreter drangsaliert hat? Jüngstes Beispiel war doch Mixa, der 'creative design' wahrscheinlicher nannte als die Evolution ....
Steuern:
Ich beschwere mich nicht, denn ich bin schon seit meinem 21. Jahr nicht mehr 'Mitglied' - insoweit habe ich diese Loslösung schon vor sehr, sehr langer Zeit vollzogen ....
"Tanz ums Goldene Kalb"
Da sind wir dann wieder völlig einer Meinung - eine solche Ersatzreligion lehne ich noch mehr ab als die 'echten' Religionen ....
Dazu gehören auch Gier & Hoffärtigkeit - hatte ich schon früher einmal ....
Glauben wir, wollen wir glauben, werden wir geglaubt oder was ist es, das den kirchlichen Glauben seit über 2.000 Jahren beseelt? Das ist ja nicht nur Zwang. Trotz aller Diskrepanzen. Selbst die (kath.) Kirche lebt mit zwei Schöpfungsgeschichten - ohne dass das irgendwen wundert oder auch nur aufregt. Es gibt vier vorgegebene Evangelien, die anderen sind aus opportunistischen Gründen unter Verschluß...viele Gründe, das alles nicht gut zu finden.
Aber ich werfe der heutigen Politik auch nicht die Verfehlungen vergangener Jahrhunderte vor, also spare ich mir das auch bei der Kirche. Es gibt ja auch genügend Angriffspunkte aus jüngster Vergangenheit. Und trotzdem geschieht wirklich eine Menge Gutes, jeden Tag und an vielen Orten. Und das respektiere ich innnerhalb gewisser Parameter - ohne dass ich deswegen meine Kritikfähigkeit aufgebe. Ich habe im tiefsten Brasilien Lebensumstände erlebt, die nur durch den Einsatz christlicher Enthusiasten halbwegs erträglich wurden. Ohne das überzubewerten lege ich nur Wert darauf, dass es in einer solchen Diskussion nicht völlig untergeht. Und ich kenne (leider) viele dieser Beispiele.
Ich möchte nicht mißverstanden werden: ohne eine resolute Kehrtwende in römischen/vatikanischen Köpfen wird die kath. Kirche die nächsten 100 Jahre nicht überleben, das scheint mir sicher zu sein.
Wie ich schon andeutete:
Ich will bestimmt niemanden 'bekehren' oder vom Glauben entfernen. Mein Ansatz wäre gute Taten ohne den theoretischen Unterbau zu tun, also die Empfänger nicht zu verpflichten, wenn auch nur moralisch ....
Brasilien:
Wenn ich mir vorstelle, wo der Süd- und Mittalamerikanische Kontinent heute stünde hätten ihn keine Soldaten im Namen der 'allerchristlichsten Majestäten' geplündert, gebrandschatzt und dabei Menschen zuhauf hingemetzelt - dann kann ich das heutige Wirken das Du beschreibst nur als 'Tropfen auf den heißen Stein' in Hinblick auf "Wiedergutmachung" ansehen, dann ist es die Pflicht der Verursacher dort Beistand zu leisten und keineswegs eine 'Wohltat' ....
Aber genausowenig, wie ich mir Pflichten aus den Untaten des 2. Weltkriegs aufoktruieren lasse, möchte ich das dort mit Bezug auf die ehemaligen Missetäter betrachten.
Kirche tut dort ein wirklich gutes Werk und mit Hinblick auf L. Boff und andere eben auch demonstrativ gegen die Staatskirche, allen Versuchen der römischen Kurie entgegen, die in Einzelprozessen (unter Leitung eines gewissen J. Ratzinger) versucht hat, diese Priester mundtot zu machen.
Nun, das kann ich verstehen: Man ist - persönlich - natürlich nicht für frühere Taten verantwortlich. Allerdings wäre es dann doch eine Aufgabe der Institution "Wiedergutmachung" zu leisten anstatt vehement zu leugnen daß es da Fehler gab ....
Gute Werke
Klar, das leugnet niemand. Genauso tun aber auch säkulare Dienste gute Werke - und meist ohne eine implizierte Forderung etwas Bestimmtes als 'Gegenleistung' zu tun ....
meinetwegen kann auch jeder glauben, an was er möchte (religiös) solange er keinem anderen damit schadet (fanatisch).
Und da wir alle nicht wirklich WISSEN, ob es einen Gott gibt, und wenn welchen von unseren vielen auf der Welt, oder vielleicht mehrere oder jeden, und welche Auslegung der so unterschiedlich praktizierten Religionen "richtig" ist (im Christentum: katholisch? evangelisch?...), sollte keiner auf den anderen schimpfen oder schlimmeres.
Ich kann mich allerdings von dem ausbeuterischen Ast der Religionen auch nur abwenden - das kann doch nicht die Absicht der Götter sein (oder?????)
Eine These:
Gäbe es "Gott" - mit den ihm von den 'Interpreten' zugeschriebenen Eigenschaften - dann dürfte es die von Dir beschriebene 'Ausbeutung' (und noch schlimmere Geschehnisse!) nicht geben .... dagegen steht auch nicht die Annahme einer 'Prüfung' (Hiob), denn das ist ein Konstrukt aus der Zeit, in der die Geschichten für die Bibel zusammengetragen wurden.
Im Übrigen gilt dann ja wohl:
Egal ob ich glaube oder nicht werde ich nicht verdammt sein ....
wer hat denn festgelegt, dass Götter gut sein müssen? Wie viele Götter hat es "gegeben", die Blut sehen wollten? Dies ist für mich daher kein Grund, die Existenz von irgendwelchen Göttern komplett auszuschließen. Wenn es Gott / Götter gibt, dann ist er / sind einige oder mehrere ganz schön böse. Wir haben halt einfach nicht einen blassen Schimmer Ahnung.
:-)
Ertappt.
Klar, Du sprichst einen Schwachpunkt meiner Argumentation an.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß eine 'höhere Macht' böse sein könnte:
Wer mehr vermag als wir uns denken können müßte - nach meiner Vorstellung - auch mit mehr Weisheit ausgestattet sein. Dann setze ich "Mehr Weisheit = gut, positiv, versöhnend, selbstlos" ....
Wahr ist allerdings, daß wir es nicht wissen - .. my guess is as good as yours ...!
Von daher komme ich ja auch zu dem Ergebnis, daß Kirche überflüssig ist, weil sie keinen Beweis für ihre Lehren liefern kann.