bookmark_border"gap"

.
"gap" - das ist das eng­li­sche Wort für "Lücke", "Abstand" oder "Spalt". Es wird aller­dings auch in über­tra­ge­nem Sin­ne genutzt und hat dann die Bedeu­tung von Dis­kre­panz, Dif­fe­renz, Inkongruenz.

Um die­sen - über­tra­ge­nen - Begriff geht es hier. Gestern las ich einen Arti­kel der sich mit den Medi­en (nicht nur in unse­rem Lan­de) auseinandersetzt. 

Ein schein­ba­rer Neben­aspekt kam dabei nur am Ran­de vor:

Das Miß­ver­hält­nis zwi­schen öffent­li­cher Wahr­neh­mung und poli­ti­scher Beur­tei­lung (sowie Abhil­fe­ver­su­chen!) all­ge­mei­ner gesell­schaft­li­cher Realität.

Unter der Annah­me, dass nicht alle Poli­ti­ker Hohl­köp­fe sind, son­dern durch­aus gebil­de­te Men­schen mit Lebens­er­fah­rung, und ihre Hand­lungs­wei­se für eine brei­te Öffent­lich­keit nicht schlüs­sig und kon­se­quent erscheint, sind ihre Lösungs­an­sät­ze oft völ­lig unverständlich.

Der Grund für die­sen "gap" in der Wahr­neh­mung muß also woan­ders gesucht werden. 

Es wird oft von einer "Volks­fer­ne" der Poli­tik gespro­chen. Das ist eine Tat­sa­che. Wer abge­schot­tet von der Mas­se dem poli­ti­schen Geschäft nach­geht und dafür viel Zeit auf­zu­wen­den hat wird sich zuneh­mend von der Basis ent­fer­nen. Der durch­schnitt­li­che Poli­ti­ker ist daher auf alter­na­ti­ve Quel­len ange­wie­sen, die bedau­er­li­cher­wei­se eben nicht das dar­stel­len was die Bevöl­ke­rung in ihrem Lebens­um­feld wahr­nimmt. Son­dern das, was eine Jour­na­li­sten­gil­de für berich­tens- und beach­tens­wert hält. 

Wobei das oft des­we­gen nur ein klei­ner Aus­schnitt des "rea­len Lebens" ist, weil auch die Medi­en­leu­te nur eine begrenz­te Sicht der Wirk­lich­keit haben kön­nen - sind sie doch Teil der Gesell­schaft und des­we­gen in einer Art sozia­li­siert, die ihnen nur weni­ge Facet­ten des Gesamt­bil­des eröffnen. 

Anders gesagt:
Wer in einer bestimm­ten Gesell­schafts­schicht auf­ge­wach­sen ist urteilt nach den dort vor­han­de­nen Kri­te­ri­en über die gesell­schaft­li­chen Strö­mun­gen und das muß immer weni­ger sein als das Gesamt­bild des­sen, was tat­säch­lich vor­han­den ist.

Der "gap" ist dem­nach eine zwei­sei­ti­ge Falle:
Die Bericht­erstat­ter sehen ande­re Facet­ten als die Bevöl­ke­rung all­ge­mein, die Poli­tik wie­der­um nur einen Aus­schnitt des­sen, was die Medi­en wie­der­ge­ben .... da muß die WIRKLICHKEIT der gesell­schaft­li­chen Ereig­nis­se - zwangs­läu­fig - auf der Strecke blei­ben. So lan­ge, bis die Brei­te des beschrie­be­nen "gaps" redu­ziert wer­den kann.

Da liegt mei­ne Hoff­nung auf dem Inter­net, vor­aus­ge­setzt, es bleibt wei­ter­hin bei der bis­her geüb­ten Netzneutralität. 

_