Was in der Laienmedizin - die keine *wirkliche Medizin* ist - immer behauptet wird, kann in vielen Fällen durch kontrollierte Studien widerlegt werden.
'Kontrolliert' heißt in diesem Fall nicht, dass das Ergebnis irgendwie verändert wird. Sondern es bedeutet die Versuche so anzulegen, dass weder die beteiligten Ärzte noch die Patienten erkennen können mit was genau letztere behandelt werden, dem Verum¹ oder dem Placebo².
Gleichzeitig bedeutet es auch eine Mindestzahl an Patienten als Studienobjekte, da es einen statistischen Fehler gibt: Das sind Abweichungen die man sehen kann ohne den Patienten behandelt zu haben. Ein Beispiel wäre der Blutdruck, der ständig Schwankungen zeigt - muss nun für ein Medikament eine Wirkung auf den Blutdruck angenommen werden (oder gar erwünscht sein, weil es die Hauptwirkung ist), so braucht man mindestens ca. 120 Patienten um eine statistisch sichere Aussage über diesen Messwert zu machen - alles andere fällt unter "Einzelbeobachtung" und hat daher lediglich anekdotischen Wert, ist also nie ein 'Beweis'.
Studie ist - und da wird es kompliziert - nicht immer gleich Studie, selbst wenn die nötigen wissenschaftlichen Kriterien eingehalten wurden!
Manchmal kommt es darauf an genau hin zu sehen WIE die Untersuchung (= Studie) durchgeführt wurde. Ein gutes Beispiel dafür fand ich neulich beim Herumstöbern im Internet. Es ging um Teebaumöl³, angepriesen als "Mittel der Wahl gegen Zahnbelag" ['Plaque'].
Alle Befunde [Beweise] waren aus Studien im Reagenzglas. Das schafft natürlich völlig andere Bedingungen als man sie im Mund von lebenden Patienten findet. Können also Bakterien im Reagenzglas abgetötet werden bedeutet es noch lange nicht, dass das auch für die Kulturen gilt, die wir alle im Mund mit uns herumtragen⁴.
So wie in diesem Fall *arbeiten* die Firmen in ihrer Werbung sehr häufig: Es werden die (sprichwörtlichen) Äpfel mit Birnen verglichen - und schon passt die Werbeaussage für das Produkt, obwohl die Ergebnisse der Studie etwas ganz anderes zum Gegenstand hatten.
Ich nenne dieses Vorgehen gern "Lügen mit der Wahrheit", weil es zwar einen wahren Kern enthält - in unserem Beispiel hier, dass Teebaumöl Bakterien abzutöten in der Lage ist - dies aber nur im Reagenzglas, nicht im Mund von Patienten.
Das war der 'gelogene Teil' der Aussage⁵.
¹ Verum = Ein Verum ist eine im Rahmen klinischer Studien verabreichte Arzneimittelprobe (Tablette, Kapsel etc.), die im Gegensatz zum wirkstofffreien Placebo pharmakologisch wirksame Substanzen enthält.
² Placebo = Ein Placebo (lat. „ich werde gefallen“) ist ein Arzneimittel, das keinen Arzneistoff enthält und somit auch keine pharmakologische Wirkung hat, die dadurch verursacht werden könnte.
³ Teebaumöl
In der Laienmedizin mit mannigfaltiger Indikation: in der ZHK soll damit beispielsweise ein Befall mit Zahnbelägen (Plaque) vermieden und damit den Zahnfleischentzündungen ("Parodontose") vorgebeugt werden. .. Mundspüllösungen (wirken) im Reagenzglas der Forschungslaboratorien schon in relativ geringer Konzentration - im Mund hingegen .. (werden) die Wirkstoffe von Mundspüllösungen wegen des ständig neu gebildeten Speichels relativ rasch ausgewaschen oder inaktiviert .. (es) sind also Medikamente gefragt, die sich über einen längeren Zeitraum trotzdem am geplanten Wirkungsort festsetzen können (Substantivität).
⁴ Frau Prof. Dr. Nicole Arweiler von der Freiburger Universitäts-Zahnklinik (jetzt: Marburg) hat eine nach Herstellerangaben vorbereitete Lösung des Teebaumöls an Patienten nach wissenschaftlichen Kriterien getestet (veröffentlicht in ZBW 1.2002) und stellte fest: "...Die Teebaumölemulsion konnte weder den PlaqueIndex noch die prozentuale Plaquebedeckung signifikant reduzieren. ... Die Ergebnisse deuten auf eine stärkere Plaquentwicklung hin gegenüber dem Spülen mit Wasser...."
⁵ [Zitat] Die größten Alarmzeichen dafür, dass eine Publikation falsch ist, hat Ioannidis natürlich mit einer eigenen Studie ermittelt. Dafür wertete er rund 3.000 Metaanalysen aus, also Studien über Studien (was seine eigene Arbeit zur Meta-Metastudie macht). Grundlage waren circa 52.000 Einzelarbeiten. Vorsicht ist demnach geboten, wenn eine Studie ...
... nur eine kleine Zahl von Ereignissen auswertet
... als eine der ersten etwas Neues präsentiert
... auffallend häufig zitiert wird
... aus den USA stammt.
Verdächtig wären somit just jene Sensationsmeldungen, über die oft mit dem Satz berichtet wird: "Amerikanische Forscher haben herausgefunden ..."