Der Finanzminister ist auf der Suche nach Quellen der Einsparung und nach Quellen der Erhöhung des Haushaltes auf Bundesebene.
Warum?
Weil alle Ressorts ständig Mehrforderungen haben und weil mehr als die Hälfte des Etats üblicherweise schon durch Gesetze verteilt sind und deswegen darüber nicht verfügt werden kann. Nimmt man dann noch die Zinslast und den Abbau der Verschuldung dazu - immer unter der Voraussetzung es bleibe dabei den Etat nicht über die so-genannte 'Schuldenbremse' hinaus zu belasten - dann hilft selbst sparen nicht mehr darüber hinweg, dass schwere Einschnitte in manchen Bereichen dringend erforderlich sind.
Im rss-feed tauchte dieser Artikel auf → Neue Rekordgewinne in der Automobilbranche – wer erwirtschaftet und wer bekommt sie? [01.09.2023] den ich mit zunehmendem Staunen las. Drei Millionen am Tag ohne einen Finger zu rühren? Da stimmt doch etwas nicht, das kann nur eine Ente sein.
Nein, das ist tatsächlich wahr.
Zitate:
- Der Nettogewinn [Mercedes] aus fortgeführten Aktivitäten nach Steuern betrug 14,8 Milliarden Euro, ein Plus von 34% Prozent gegenüber 2021.
Von dieser Wertschöpfung, die die arbeitenden Menschen bei Mercedes erbracht haben, bekamen die Beschäftigten 2022 etwa 53% ab, die Kapitalseite ungefähr 47%. - Demnach erhielt Stefan Quandt Mitte Mai 2023 etwa 1,4 Milliarden Euro auf sein Girokonto überwiesen. Das entspricht etwa 3,85 Millionen Euro pro Tag, ein Jahr lang. Susanne Klatten erhielt etwa 1,14 Milliarden Euro oder, auf ein Jahr umgerechnet, 3,1 Millionen Euro pro Tag.
Ein Mitarbeiter von BMW verdiente 2022 durchschnittlich 95.000 Euro. Stephan Quandt verdiente also 14.700 Mal so viel. Anders ausgedrückt: Stefan Quandt verdient so viel wie 14.700 Mitarbeiter zusammen. Susanne Klatten verdient so viel wie 12.000 Mitarbeiter.
Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion über die Gehälter der Konzernbosse geradezu eine Diskussion über *peanuts*. Sie lenkt vom absolut unverständlichen Gefälle der Vermögensverteilung und der Alimentierung durch Anlage von Geld zur Maximierung des Vermögens ohne selbst arbeiten zu müssen ab.
Da fällt mir noch etwas anderes ein:
Es wurde zu Zeiten des Kaiserreiches die Élite angegriffen weil sie vermögend war und Geld einnahm, das aus der Arbeit anderer Menschen stammte. Obschon sie daraus viel für ihre Untertanen ausgegeben haben, mehr jedenfalls als diese heute Anteil am von ihnen erwirtschafteten Gewinn haben.
Fazit:
Das so-genannte 'Proletariat' bekommt in der Demokratie weniger als zu Zeiten der Feudalherrschaft. Für mich sieht das wie ein schlechter Tausch aus. Eine habgierige Minderheit hat die Politik im Griff und diese sorgt dafür, dass die Verteilung so bleibt wie gehabt. Wie sieht es mit dem Mitspracherecht der so gebeutelten Massen aus? Das mag ich nicht ausführen, weil die dafür notwendigen Begriffe den hier gepflegten Sprachrahmen sprengen würden ...!
Mein Tip für den Finanzminister: Ziehen Sie doch einfach aus den Konzerngewinnen nur drei Prozent mehr als "Soldaritätsabgabe aus Aktien-Rendite" heraus. Den Aktionären fallen diese drei Prozent kaum auf - dem Land und den Bedürfnissen der Bürger hülfe es enorm.