1.000 Fälle; 700 Betroffene

Nun raten Sie 'mal, um was es sich da handelt.

"Aa-haaa!", wer­den Sie den­ken, "das sind ja Zah­len ohne Bezug, wie soll man dazu Stel­lung nehmen?"
Kor­rekt, 1.000 Fäl­le kön­nen viel sein wenn es bei­spiels­wei­se um Dieb­stahl in einem Geschäft gin­ge. Aber zugleich sehr wenig, wenn es die Zahl der Men­schen wäre, die in einer Mil­lio­nen­stadt bei 'rot' über die Stra­ße gehen.

Ein Hin­weis:
Bei uns gibt es die­se Sache um die es geht schon lan­ge nicht mehr.
Noch wäh­rend mei­ner Lebens­zeit gab es das - und ich wur­de selbst 'Opfer'.

Mehr als zwei Feh­ler beim Vor­le­sen in der 2. Klas­se führ­ten beim stren­gen Regi­ment unse­res Klas­sen­leh­rers, Herrn Schram­mek, zu 'leich­ten Schlä­gen auf den Hin­ter­kopf' - um bes­se­re Durch­blu­tung des Gehirns (!) zu fördern.
Einer die­ser 'leich­ten Schlä­ge' fiel aller­dings so aus, dass ich mit dem Nasen­rücken auf das Pult schlug und einen Bruch hat­te, der lang­wie­rig abheil­te und zu einem immer noch sicht­ba­ren leich­ten Huckel (vor­nehm: "Erhe­bung") führte.
Das war 1952. Aber ich erin­ne­re es noch so, als ob es gestern gewe­sen wäre.

Es geht also um das Züch­ti­gungs­recht an Schu­len, das in Deutsch­land weit­ge­hend 1973 (Bay­ern 1983) abge­schafft wurde.

Das The­ma beschäf­tigt mich nicht mehr als vie­le ande­re Unge­rech­tig­kei­ten die­ser Welt, aber heu­te wur­de ich wie­der dar­auf auf­merk­sam, als ich einen kur­zen Video­clip ansah: "The­se Loui­sia­na Reps Voted in Favor of Span­king School Kids" [→ Bezug auf die Zah­len im Titel im Video ab 03:10 min.]
Ist es noch nötig dar­auf hin­zu­wei­sen, dass ins­be­son­de­re Buben, und dar­un­ter vor allem far­bi­ge Kin­der betrof­fen sind?

Es ist beschä­mend die Argu­men­te der Ver­fech­ter zu hören. Die wahr­schein­lich wie die mei­sten ihrer Lands­leu­te davon über­zeugt sind in der besten Demo­kra­tie der Welt und dem Land mit der größ­ten Frei­heit von allen Län­dern der Erde zu woh­nen .... arme ver­blen­de­te Seelen.

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- [2019] Kin­der haben beson­de­re Rech­te – seit 1998 in Deutsch­land zum Bei­spiel auf eine gewalt­freie Erziehung.


- [2017] Kör­per­li­che Züch­ti­gung durch Leh­rer ist in Deutsch­land seit 1973 ver­bo­ten, in den USA dür­fen Leh­rer in 19 Bun­des­staa­ten ihre Schü­ler noch immer schlagen.


- [2016] 27. Dezem­ber 1951 - Züch­ti­gungs­recht von Lehr­her­ren wird abgeschafft.


- [2012] Indi­en will die Züch­ti­gung von Schü­lern ver­bie­ten. Eine Stu­die hat erge­ben, dass Stock­schlä­ge, Ohr­fei­gen und das Zie­hen an Ohren und Haa­ren zum Schul­all­tag der Kin­der gehören.

Kommentare

  1. Also, eins weiß ich: Wäre ich in der Schu­le so behan­delt wor­den, das wäre das Ende mei­ner Schul­lauf­bahn gewe­sen. Ich fra­ge mich, mit wel­chem Gefühl die­se prü­geln­den Leh­rer eigent­lich mor­gens auf­ste­hen und zur Schu­le gehen (gegan­gen sind). Vol­ler Hass auf ihre Schüler.

    1. Der Hin­ter­grund ist über­wie­gend wegen der reli­giö­sen The­se, dass, wer sei­ne Kin­der liebt, sie züchtigt.
      Ein wei­te­rer Grund der­glei­chen Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen mit­samt dem toxi­schen Umfeld abzulehnen.

      Als ich '99 wie­der für ein paar Jah­re in USA war hat­te ich Gele­gen­heit in der ört­li­chen Schu­le ein paar Stun­den zu arbei­ten bevor die Vor­le­sun­gen an der Uni­ver­si­tät began­nen - da habe ich die 'Schul­po­li­zi­sten' ken­nen­ge­lernt. Allei­ne der Gedan­ke meh­re­re Poli­zi­sten in Schu­len zur Dis­zi­pli­nie­rung von Schü­lern zu haben ist doch schon eine Per­ver­si­on des Erziehungsgedankens ....

    2. In der Tat.

      Ich habe sol­chen Umgang mit Schü­lern in dem Buch "Als ich bei mei­nem Kühen wacht'...Geschichte einer Kind­heit und Jugend in den drei­ßi­ger und vier­zi­ger Jah­ren" des Pfäl­zer Autors Johan­nes Nos­büsch beschrie­ben gefun­den. Eine alte Frau hier im Dorf erzähl­te mir, dass es in ihrer Kind­heit üblich war, dass die Jun­gen in der Schu­le geschla­gen wur­den. Schlimm auch, dass vie­le Eltern mit die­ser Art von Erzie­hung ein­ver­stan­den waren.

      1. Es ist wenig ver­wun­der­lich, wenn man sich dar­an erin­nert, dass noch bis nach dem II. Welt­krieg Ehe­män­ner ihrer Frau ver­bie­ten konn­ten einen Beruf aus­zu­üben .... wir sind gera­de ein­mal 104 Jah­re von der Zeit ent­fernt, als Frau­en nicht wäh­len durf­ten. Da erstaunt es mich nicht, wenn in abge­schie­de­nen Gegen­den des Lan­des sol­che Aus­nah­me­zu­stän­de die Regel waren. Wenn es noch nicht ein­mal Frau­en­rech­te gab, wie soll­te dann jemand an Kin­der­rech­te denken?

  2. In der Psy­cho­lo­gie sag­te man immer, dass wenn zu Gewalt gegrif­fen wird (Zusatz von mir: und sie prak­tisch nicht not­wen­dig ist, als der Ver­tei­di­gung dient), ist es ein Aus­druck von Hilfslosigkeit.

    Wenn Leh­rer das Schla­gen wie­der brau­chen, wür­de ich dort anset­zen, dass sie erst mal zu ordent­li­chen Päd­ago­gen aus­ge­bil­det wer­den, die es ver­ste­hen, mit Kin­dern umzu­ge­hen, wenn sie nicht ganz frei­wil­lig mit­ar­bei­ten wol­len. Aus­ge­bil­de­te Päd­ago­gen haben in der Regel näm­lich Wege auf Lager, wie man ein Kind sub­til doch dazu bewe­gen kann, mit­zu­ma­chen - respek­ti­ve wis­sen sie auch, was sie als Metho­den des Tadels ergrei­fen kön­nen, ohne dem Kind ein Lebens­trau­ma zu verpassen.

    1. Klei­ne Kin­der zu schla­gen ist immer ein Zei­chen von Schwä­che und schon erst recht von man­geln­dem Nach­den­ken - es ist so ein­fach zuzu­schla­gen anstatt zu denken!
      Es gibt genug gewalt­freie Mög­lich­kei­ten, das stimmt. Aber eine der wesent­li­chen Schwä­chen des Schul­sy­stems hier bei uns in die­ser Hin­sicht ist die man­geln­de Mit­ar­beit der Eltern:
      Die sehen in ihren Kin­dern ver­klä­rend oft nur Prin­zes­sin­nen und Prin­zen, tugend­haft und schön, zu kei­ner Mis­se­tat fähig .... und die­ses Bild wird ver­tei­digt, ent­ge­gen aller Anzei­chen die nicht nur Lehr­per­so­nen wahr­ge­nom­men haben und ansprechen.
      Die Pode­ste der 'lie­ben Klei­nen' sind zu hoch, da muss mäch­tig gear­bei­tet wer­den um die Eltern auf den Boden der Tat­sa­chen her­un­ter zu holen ....

      1. Das spielt auch mit. Dass es von Sei­ten des Eltern­hau­ses fehlt, dass man fragt "Was hast du ange­stellt?" und danach ent­setzt ist und sagt "Ja, also, die Sup­pe musst du nun aus­ba­den. Das ist nur gerecht. - Wer Schei­ße baut, muss dafür gra­de stehen.".

        Ein Teil von mir sagt, auch als Gleich­alt­ri­ger ist das über­haupt nicht schön, sich mit sol­chen Kin­dern her­um­pla­gen zu müssen.
        Denn - die wis­sen regel­recht wie sie die Erwach­se­nen nach ihrer Pfei­fe tan­zen las­sen kön­nen. Sie wis­sen, alle Syste­me aus­zu­nut­zen, die sie poten­zi­ell beschüt­zen kön­nen, wenn ein ande­rer ihnen etwas zulei­de tun will.
        Sol­che Kin­der ver­kom­men zu den rein­sten Satans­bra­ten, die kei­ne Gren­zen ach­ten, die Gleich­alt­ri­ge miss­han­deln und kein Unrechts­be­wusst­sein für ihre Mis­se­ta­ten entwickeln.
        Mehr noch: Das Opfer wird eher bestraft als die­je­ni­gen, die Täter sind - weil die­se die Erwach­se­nen um den Fin­ger zu wickeln und sich als "schutz­be­dürf­tig" zu insze­nie­ren wissen.

        Und die­se Täter, das kann man erwar­ten, deh­nen das Band so lang bis sie irgend­wann mal rich­tig gro­ße Schei­ße bau­en und even­tu­ell im Knast lan­den. Weil dann eine Gren­ze erreicht ist, über die ande­re nicht mehr hin­weg­se­hen kön­nen.
        Ich muss dazu sagen: Und selbst da ist es eine Schan­de, dass Jutiz, Poli­zei und sozia­le Insti­tu­tio­nen, wegen der Aus­dün­nung, so eine Scheiß­egal-Hal­tung ent­wickelt haben, dass eben sol­che Satans­bra­ten immer wie­der mit recht mil­den Strafen/Konsequenzen davon­kom­men und nicht an ihnen dran geblie­ben wird, wäh­rend der, der ein Mal im Leben was falsch macht, regel­recht mit dem Ham­mer bear­bei­tet wird.
        Denn bei erste­ren führt es dazu, dass es wie bei einer Art "nicht küm­mern" dazu kommt, dass die­je­ni­gen immer wei­ter machen, weil sie schließ­lich kei­ne Gren­ze gezeigt bekom­men haben und deren Hirn denkt, es sei immer noch alles in Ord­nung bei dem Mist, den sie bauen.

        (Ver­ste­he man das nicht falsch, es geht weni­ger um die Här­te der Bestra­fung, als um die Geste an sich und dass sie als eine Erfah­rung ver­in­ner­lich­bar wird "hier bin ich am Ende mei­ner Hand­lungs­frei­heit ange­kom­men - hier hört es auf, dass mir alle nur applau­die­ren, mich machen las­sen, was ich will, und mich beschüt­zen, wenn ich nur mit den Fin­gern schnippe".)

        1. Als wir (mei­ne Frau und ich) mit einer ihrer Klas­sen im Land­heim waren - ich fuhr mit, weil es dort 'Selbst­ver­pfle­gung' gab, man also selbst kochen muss­te und ich das über­neh­men soll­te - gab es einen sol­chen Teu­fels­bra­ten .... wir kamen zu einem gro­ßen Kreis der sich gebil­det hat­te weil zwei Jun­gen sich balg­ten, oder bes­ser: weil einer den ande­ren begann zu ver­prü­geln, und er hat­te gera­de den ande­ren Jun­gen getre­ten. Als ich ihn des­we­gen zurecht­wies und fest­hielt, damit er nicht wei­ter tre­ten konn­te, blaff­te er mich an "Du darfst mich nicht anfas­sen, Leh­rer dür­fen kei­ne Kin­der anfas­sen!" Ich ant­wor­te­te ihm so laut, dass es alle anwe­sen­den Kin­der hören konn­ten "Ich bin nur der Mann der Leh­re­rin, ich bin kein Leh­rer, und für mich gilt das nicht. Wenn ich woll­te könn­te ich dir eine Tracht Prü­gel ver­pas­sen und das wäre völ­lig ohne Fol­gen für mich."

          Toten­stil­le im Kreis! Man konn­te fast die klei­nen Gehir­ne klicken hören.
          Wäh­rend die­ser Land­heim­zeit waren fort­an selbst die wil­de­sten Kna­ben handzahm ....

          Es ist bes­ser manch­mal kon­se­quent auf­zu­tre­ten und die Fol­gen auf­zu­zei­gen damit es gar nicht erst zu sol­chen Aus­wüch­sen kommt wie du sie oben schil­derst. Lei­der ist es durch die Per­so­nal­knapp­heit in der Justiz dahin gekom­men, dass zwi­schen Tat und Ver­hand­lung sehr viel Zeit ver­geht, sodass bei Beob­ach­tern der Ein­druck ent­steht, es wer­de nicht gegen die­se Mis­se­tä­ter vorgegangen.

        2. Selbst wenn kei­ne Gewalt im Spiel dabei ist, "ich" fin­de, als Gleich­alt­ri­ger, dass sol­che Indi­vi­du­en und nichts wirk­lich ernst neh­men. Für die bleibt alles ein rie­sen­gro­ßes Spiel, bei denen sie sich für unan­tast­bar hal­ten. Des­we­gen fin­de ich auch heu­te noch in der Vor­stel­lung "vor Kugeln kann man nicht so schnell weg­lau­fen wie man müss­te, um nichts abzu­krie­gen" als argu­men­ta­tiv etwas für sich habend. Des­we­gen kommt es soweit, dass ein Opfer dazu greift. Weil da die Mög­lich­keit ent­fällt, vor den Kon­se­quen­zen davon­zu­lau­fen oder ein­fach an jeman­des Rock­zip­fel zu zup­fen und dann stellt sich einer schüt­zend vor einen.

          In der Hin­sicht ist in Sachen "Erzie­hungs­kul­tur" eine Men­ge schief gelau­fen... hat sich unge­sund entwickelt...

          Umge­kehrt, in einer sol­chen Fami­lie, die alle "Bewei­se" für Mis­se­ta­ten ver­schwin­den lässt, ist es genau­so seltsam.
          Auf der einen Sei­te immer die Pre­digt "für dei­nen Mist stehst du selbst gera­de", aber auf der ande­ren, wenn es denn mal so ist, dann wird gear­bei­tet und gewirkt, dass ja alle Indi­zi­en ver­schwin­den. Wie als wenn man, aus Angst, es könn­ten Außen­ste­hen­de Miss­tän­de in der gan­zen Sip­pe ent­decken und dage­gen was unter­neh­men, allen mit eine Ohr­fei­ge geben, nicht nur dem Mis­se­tä­ter, der auf­ge­fal­len ist, die Fas­sa­de nach außen hin wie­der­her­stel­len und so tun möch­te "Gehen sie wei­ter, hier gibt es nichts zu sehen!".

        3. Sehr bedau­er­lich, wenn Hilfs­an­ge­bo­te nicht gemacht wer­den kön­nen weil es eine Mau­er des Schwei­gens gibt. Aber das ist bestimmt auch ein wei­ter­ge­ge­be­ner Lern­pro­zess, denn nicht immer wird das von den Ämtern 'aus­ge­wo­gen' gehandhabt.

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