Der Beweis für eine "Begründete Vermutung"

Schon des Öfte­ren habe ich beklagt, daß es einen Man­gel an natur­wis­sen­schaft­li­cher Bil­dung gibt.
Der Grund dafür ist nicht etwa der Ver­lust an Wis­sen allein, son­dern der unzwei­fel­haf­te Ver­lust an kla­rem Den­ken, der damit einhergeht:
Wer nicht über die Tat­sa­che unter­rich­tet wur­de die dar­stellt war­um allein Fak­ten nütz­lich sind wäh­rend Mei­nung sich dem immer zu unter­wer­fen hat, der wird im all­ge­mei­nen Leben eben­so die Distanz zu 'Mei­nung' ver­lie­ren und sie anstel­le von 'Fak­ten' akzeptieren.

Die Gefahr liegt also in der man­gel­haf­ten Kon­fron­ta­ti­on dessen,
was ohne jede fak­ti­sche Basis an The­se in die Welt gesetzt wird
um allei­ne bestimm­ten Inter­es­sen zu dienen!

Es gibt nun eine neue wis­sen­schaft­li­che Erhe­bung zu die­ser grund­sätz­li­chen Fra­ge­stel­lung - und die führt den Beweis wie sehr eine Ver­nach­läs­si­gung der Natur­wis­sen­schaf­ten in den Cur­ri­cu­la der Schu­len spä­ter das Unter­schei­dungs­ver­mö­gen zwi­schen Wahr­heit und Schar­la­ta­ne­rie trübt. Die wirkt zwei­fel­los so, daß Dem­ago­gen ein leich­te­res Spiel haben ihre The­sen unter die Leu­te zu bringen.
Wer nicht gelernt hat zu unter­schei­den kann es spä­ter nur noch sel­ten nachholen.

Hier eine ein­füh­ren­de Ansicht, "click!" auf die Dar­stel­lung führt zur Originaldatei.




 

Sie­he hier­zu auch
- Reli­gi­on sucks! 26-07-2012
- Unwis­sen­heit (I) 12-03-2014
- Unwis­sen­heit (II) 13-03-2014
- Re-visi­ted: Unwis­sen­heit (III) 6-06-2018

!! For my Eng­lish spea­king audi­ence plea­se see the excerpt

Evo­lu­ti­on vs. Crea­tio­nism in the Class­room: The Lasting Effects of Sci­ence Education
Ben­ja­min W. Arold; ifo Insti­tu­te, Munich, 2022; ifo Working Paper No. 379

".. Anti-sci­en­ti­fic atti­tu­des can impo­se sub­stan­ti­al costs on socie­ties. Can schools be an important agent in miti­ga­ting the pro­pa­ga­ti­on of such atti­tu­des? This paper inve­sti­ga­tes the effect of the con­tent of sci­ence edu­ca­ti­on on anti-sci­en­ti­fic atti­tu­des, know­ledge, and choices .."

Kommentare

  1. Ist ein wenig extre­mer Fall von "was Häns­chen nicht lernt, lernt Hans nim­mer mehr", im Gro­ben stellt das aber die Umschrei­bung die­ses Fakts da.

    PS: Wie­so streicht man die Evo­lu­ti­ons­theo­rie aus dem Lehr­plan für Bio­lo­gie? Wel­chen Sinn soll das Ergeben?
    Oder wird jetzt die gan­ze Welt außer­halb Russ­lands, Chi­nas, Nord­ko­re­as, Kubas, Vene­zue­las und Boli­vi­en zu zu den USA annektiert?

    1. Es wird wohl die ver­rück­te Idee dahin­ter stecken: Wenn nicht Krea­tio­nis­mus gelehrt wer­den kann - dann auch kei­ne Evo­lu­ti­ons­theo­rie. "Kopf-in-den-Sand-stecken" auf einer Ebe­ne von der man es grund­sätz­lich nicht ver­mu­ten wür­de. Sieht man aller­dings wel­che Pfei­fen für Ämter nomi­niert wer­den kom­men da Zwei­fel auf ....

      1. Für wel­ches Bun­des­land wäre das hier denn im Lehr­plan vor­ge­se­hen (wenn bekannt)?
        Weil - einer­seits wur­den die Lehr­plä­ne doch von den Län­dern gemacht (weil Bil­dung ja Län­der­sa­che ist, seufz...), und zum ande­ren könn­te ich mir das über­haupt nicht vor­stel­len, wie das dann aus­se­hen soll­te; Evo­lu­ti­ons­theo­rie aus dem Lehr­plan für Bio­lo­gie gestrichen....
        Aber viel­leicht liegt es auch dar­an, dass man mit­ten in der größ­ten Anhäu­fung von Ungläu­bi­gen auf dem gan­zen Erd­ball lebt und es einem daher so abwe­gig erscheint wie als wenn man die Bruch­rech­nung aus dem Mathe­ma­tik­un­ter­richt ent­fer­nen wür­de... (Inklu­si­ve, dass man sich die Fra­ge stellt "Was woll­ten se dann in Bio unterrichten?".)

        1. Die Info stammt von Leh­rer in mei­ner Fami­lie und das Bun­des­land ist Nie­der­sach­sen. Es geht dar­um, daß immer weni­ger Stun­den für immer kom­ple­xe­re The­men vor­ge­ge­ben sind - gespart wird an natur­wis­sen­schaft­li­chen Fächern (wo es tat­säch­lich einen Man­gel an Lehr­kräf­ten gibt!).
          'Ungläu­big' zu sein ist ja nicht gleich­be­deu­tend mit Abwei­sung einer wis­sen­schaft­lich sehr gut begrün­de­ten Theo­rie wie der Evo­lu­ti­on. Ganz im Gegen­teil, Vie­le kom­men dahin gera­de weil die Evo­lu­ti­on plau­si­bel erklärt war­um es kei­nen Gott oder sonst­wie bezeich­ne­te über­mensch­li­che Wesen braucht um die Welt und ihre Ent­ste­hung zu beschreiben.

        2. Ach, des­halb... Ver­ein­facht aus­ge­drückt: Der Lehr­plan wird zu voll.
          Ist natür­lich auch ein Grund für sol­che Einfälle...

          Das mit dem "ungläu­big­sten Fleck auf der Erde" erwähn­te ich des­halb, weil man unter die­ser Grund­be­din­gung zumin­dest nicht aus reli­giö­sen Grün­den auf die­se Idee käme. Weil die Kir­che dafür zu wenig zu mel­den hat bzw. da doch zu viel Nähe zu Sach­ori­en­tiert­heit (und damit auch zur Wis­sen­schaft) besteht.

          - Mal so als Stich­punkt ange­merkt: Soll­ten die hier ihr Pro­blem mit dem Leh­rer­man­gel mal gelöst krie­gen - auch wenn einen bestimmt vie­le, vie­le Schü­ler dafür stei­ni­gen wür­den, aber eigent­lich kön­nen sie die Regel­schul­zeit eigent­lich um 1-2 Jah­re anhe­ben. Sodass das, was jetzt als Abitur gilt der neue Real­schul­ab­schluss ist.
          Weil - wie dort bei dem Pro­blem geschil­dert -, es ist irgend­wann ein­fach zu viel rele­van­ter Stoff und Wis­sen, die ver­mit­telt wer­den müs­sen, das ist in dem bis­he­ri­gen bemes­se­nen Zei­rah­men ein­fach nicht mehr mög­lich. Es sei denn, wenn man sich eine USB-Schnitt­stel­le im Nacken ein­bau­en lässt und nur noch die ver­schie­de­nen Medi­en ein­steckt für das jewei­li­ge Fachgebiet...
          Das dürf­te gen­aus­gut auf der ande­ren Sei­te auch genü­gend aus der Wirt­schaft und aus dem Staat stö­ren, weil plötz­lich die Schü­ler noch län­ger in der Schu­le "her­um­hän­gen" und man sie nicht früh­zei­ti­ger zu Pro­sti­tu­ier­ten der Arbeits­ma­schi­ne­rie machen kann, aber nur so kann man auch auf die Dau­er irgends­o­ei­nen Blöd­sinn von "Zukunfts­stand­ort Deutsch­land" her­vor­brin­gen. Wel­che "Zukunft" soll es sonst hier geben, in tech­ni­scher und wirt­schaft­li­cher Hin­sicht, wenn hier alle ver­blö­den gelas­sen wer­den und man die öffent­li­che Bil­dung auf ein Mini­mum zusam­men­streicht, um Geld zu spa­ren? - Mit der Metho­de haben sich die Deut­schen ihren inzwi­schen unver­dien­ten Welt­ruf nicht erarbeitet...
          (Anbei ange­merkt: Zur Mit­te des letz­ten Jahr­hun­derts sah man, in den größ­ten Not­zei­ten, 8 Jah­re Schu­le auch als "aus­rei­chend" für alles nöti­ge an, wäh­rend man spä­ter damit auch wei­ter hoch ging, weil man fest­ge­stellt hat, man kommt mit dem Zei­rah­men nicht mehr zurecht in einer auf­stre­be­nen Tech­no­lo­gie-Wirt­schaft. - Als nicht mehr sähe ich das auch an. Anpas­sung an die rea­len Gegebenheiten.)

        3. Die Idee mit der Aus­wei­tung der Schul­zeit ist sicher über­le­gens­wert - nur ste­hen die Zei­chen eher umge­kehrt und das wegen der über­wie­gend noch bestehen­den Kür­zun­gen gegen­über dem alten Gym­na­si­al­ide­al. Ein Kom­pro­miß wäre eine Art 'Ein­füh­rung in das wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten und den­ken' und Grund­la­gen der Natur­wis­sen­schaf­ten in Form von Bau­stei­nen mit begrenz­ter Tie­fe, wor­auf für Inter­es­sier­te ein Fort­ge­schrit­te­nen­kurs ange­bo­ten wer­den könn­te. Da käme es wesent­lich dar­auf an die Grund­la­gen auf das Nötig­ste zu redu­zie­ren um Zeit für die Unter­rich­tung zur 'über­ge­ord­ne­ten wis­sen­schaft­li­chen Vor­ge­hens­wei­se' zu bekommen.
          Das gilt bekann­ter­wei­se für alle Natur­wis­sen­schaf­ten (Mathe­ma­tik außen vor, das ist ine Geisteswissenschaft).

          Mit­te der 70er gab es Leh­rer­man­gel und die Stu­die­ren­den wur­den auf­ge­for­dert sich dahin­ge­hend zu ori­en­tie­ren ... ein Jahr­zehnt spä­ter gab es einen Über­schuß und man riet vom Leh­rer­be­ruf ab und dann ging es wie­der umge­kehrt, bis jeman­dem auf­fiel, daß die Baby­Boo­mer Jah­re vor­bei waren - also Kom­man­do zurück ... wel­cher Stu­die­ren­de hat da Ver­trau­en in die Berufs­wahl "Leh­rer"?

        4. Ich weiß, die Zei­chen ste­hen eher auf das Gegen­teil des­sen... Wegen Man­gel an finan­zi­el­len Mit­teln, wegen Man­gel an aus­ge­bil­de­ten Leh­rern (und nicht nur Quer­ein­stei­gern ohne Päd­ago­gik­qua­li­fi­ka­ti­on, die aus­hilfs­wei­se als Leh­rer gebraucht wer­den) und wegen Unbe­reit­schaft, dem Ler­nen Zeit ein­zu­räu­men, damit man spä­ter bes­ser gebil­de­te und bes­ser vor­be­rei­te­te Lehrlinge/Facharbeiter hat.
          Man will lie­ber gern das schnel­le Geld und es am besten gleich verdienen...

          Mein Gehirn hat G12 selbst durch und ich bin allein dadurch kein Anhän­ger davon, son­dern gera­de des­we­gen für die Aus­wei­tung der Zeit, die man zur Schul­bil­dung ein­ge­räumt kriegt.
          Gut, man könn­te noch sagen "erster Jahr­gang neu­em System im jewei­li­gen Bun­des­land, da ging noch vie­les drun­ter und drü­ber" - was war jedoch die Kon­se­quenz dar­aus, dass das Abitur dadurch anstren­gen­der wur­de und die Zei­ten des "Wohl­fühl-Abis", für das man nicht viel tun muss, vor­bei waren? Man hat in den nach­fol­gen­den Jahr­gän­gen Din­ge ein­fa­cher gemacht. Bestimm­te "chal­lenges" (mir fällt dafür gera­de kein deut­sches Wort ein...) wur­den abge­schafft. - Und das nur, was damals schon mit­zu­krie­gen war, als man selbst noch aktiv im Schul­be­trieb war.
          Ein Bei­spiel war damals - der näch­ste Jahr­gang soll­te wohl in der Eng­lisch-Prü­fung ein zwei­spra­chi­ges Wör­ter­buch als bereit­ge­stell­tes Hilfs­mit­tel erlaubt bekom­men (wel­che Rich­tung weiß mein Gehirn aber heu­te nicht mehr).
          Bei mei­nem Jahr­gang waren es nur ein Eng­lisch-Eng­lisch Wör­ter­buch (also eines, was einen kom­pli­zier­te­ren Begriff mit ein­fa­che­ren Wor­ten erklärte).
          Auch wur­de die eine Fach­ar­beit (also aus­gie­bi­ge­re Schrift über ein bestimm­tes The­ma; ver­gleich­bar mit Arbei­ten, die man spä­ter im Rah­men des Stu­di­ums ver­fas­sen muss), die in der 10ten Klas­se Pflicht war, die in irgend­ei­nem von den "klei­ne­ren" Fächern geschrie­ben wer­den muss­te, abgeschafft.
          Es wür­de mich nicht wun­dern, wenn eben­so auch etwas am Lehr­plan spä­ter gemacht wur­de, weil G12 in der ersten Gene­ra­ti­on war prak­tisch "sel­ber Stoff, nur 1 Jahr weni­ger Zeit zum behan­deln". Du brauch­test am besten einen Kopf wie einen Brief­ka­sten, oder hast am besten dei­ne Tech­nik mit den Spick­zet­teln bei vor­aus­ge­plan­ten Tests oder Klau­su­ren perfektioniert.
          Und die Jahr­gän­ge, die danach kamen - ja, über die ist hin­läng­lich bekannt, dass da das Men­schen­ma­te­ri­al kon­ti­nu­ier­lich schlech­ter wur­de, sodass man die Bedin­gun­gen für die­ses stets immer wei­ter "anpas­sen", um nicht zu sagen leich­ter, machen muss­te, damit die­se gute Noten erhal­ten und ihre Abschlüs­se gemacht krie­gen. (Die bekann­te Ver­zer­rung "das Anfor­de­rungs­ni­veau sen­ken, damit die jähr­li­che Sta­ti­stik mit den Sit­zen­blei­bern nicht so üppig aus­fällt, und gut klin­gen­de Abschlüs­se von den Abgän­gern erreicht wurden".)

          Also - jeder, der dir in der Zeit hoch­mü­tig irgend­was ins Gesicht gesagt hat von "ach, du gehst ja noch zur Schu­le; du hast ja noch kei­nen wirk­li­chen Stress" oder in der Art, du hät­test ihm am lieb­sten eine in die Fres­se geschlagen.
          Weil einers­eis dein Tag auch schon so lang war wie ein Arbeits­tag, und dann hat­test du noch Haus­auf­ga­ben, für Tests und Klau­su­ren ler­nen, Refe­ra­te vor­be­rei­ten, Bücher für ein Fach lesen (haupt­säch­lich die Sprach­fä­cher; wenn irgend­ein Buch im Rah­men des Unter­richts durch­ge­nom­men wur­de) und ande­re spä­ter beno­te­te Arbei­ten, die du noch in dei­ner Frei­zeit anfer­ti­gen soll­test, neben den eigent­li­chen Schul­stun­den. (Es war oft­mals, als wenn irgend­ein Leh­rer immer dach­te "ihr habt zu viel Frei­zeit, also brum­me ich euch noch was auf, womit ihr euch zu Hau­se beschäf­ti­gen sollt".)
          Also letzt­lich wie Arbeit + Überstunden.
          Nur im Ver­gleich zu einem for­mel­len Job bekamst du dafür kein Geld, nicht mal eine Auf­wands­ent­schä­di­gung zugestanden.
          "Spaß" und "du hast ja noch kei­nen Stress" waren defi­ni­tiv was anderes.
          (Die G13-Leu­te hat­ten dage­gen, so schien es, defi­ni­tiv einen weni­ger vol­len Ter­min­ka­len­der und waren auch weni­ger Stun­den am Tag in der Schule.)

          Wenn ich es mit weni­gen Wor­ten beschrei­ben soll, war G12 im Prin­zip eine "rich­tig gute" Vor­be­rei­tung auf die Uni - im Sin­ne von "da wirst du schon dar­an gewöhnt, dich nur aufs Klau­su­ren­schrei­ben und dei­ne Noten zu kon­zen­trie­ren und mög­lichst nur gut nach­zu­plap­pern, was der da vorn an der Tafel sagt, weil du gar kei­ne Zeit und kei­ne Ener­gie dafür übrig hast, etwas ande­res zu tun".
          Jeden­falls, wenn du es ernst genom­men hast und eini­ger­ma­ßen ehr­lich bestehen wolltest.
          Es war die beste Vor­be­rei­tung auf ein gna­den­lo­ses Selek­tie­rungs­sy­stem, das in die Hoch­schu­len einst ein­ge­führt wur­de, und wo es nicht mehr ums Ler­nen und das Ver­tie­fen von kogni­ti­ven Gedan­ken­gän­gen geht, son­dern nur noch dar­um, bestimm­te Kon­di­tio­nen bis zu den ärg­sten Schmer­zen erfül­len zu können.
          - Und das sehe ich defi­ni­tiv als etwas negatives.

        5. Eine sehr genaue Dar­stel­lung der Ver­hält­nis­se - von denen ich bis­her kei­ne Kennt­nis hat­te. Insi­der­wis­sen und ~über­le­gun­gen, das hat man nur dadurch, daß man es selbst erlebt, oder eben durch einen Bericht wie dei­nen. Das ist es was ich am Blog gene­rell gut fin­de: Man bekommt Ein­blicke in Berei­che die einem anson­sten ver­bor­gen geblie­ben wären! Zu die­ser Zeit blieb hier alles gleich, abge­se­hen von Klei­nig­kei­ten die immer durch die Schul­amts­bü­ro­kra­tie statt­fin­den. Durch mei­ne Frau bekam ich manch­mal Ver­än­de­run­gen mit, denn die Grund­schu­len wur­den über die Ände­run­gen in ande­ren Zwei­gen infor­miert - das aber häu­fig nur, wenn es für deren Arbeit bedeut­sam war.

          Alles in allem war da mei­ne Ober­stu­fen­zeit rich­tig ent­spannt: Wir waren nur 9 Schü­ler im mathe­ma­tisch-natur­wis­sen­schaft­li­chen Zweig (bei dem Sprach­zug waren es 12 Schü­ler) und in der gan­zen Schu­le [Gym­na­si­um Sylt] waren es ca. 240 Schü­ler. Das war zu einer Zeit in der auf der Inseln noch ledig­lich Som­mer­be­trieb war. Im Win­ter waren die mei­sten Geschäf­te zu und die Insel­be­woh­ner waren unter sich. Nur zu Weih­nach­ten und Sil­ve­ster waren ein paar Frem­de da, und dann war wie­der Schluß.

        6. Also, ich bin dadurch radi­kal gegen die­se Lern­zeit­ver­kür­zung, weil zu sehen war, wie das einer­seits an der Mate­rie der Schü­ler zehrt, wenn die das Gan­ze ernst neh­men, und wenn man die­sen wie­der ein wenig ent­ge­gen kom­men will in die­sem Punkt, muss man eigent­lich das Anfor­de­rungs­ni­veau wie­der sen­ken - was dann eigent­lich wohl kaum im Sin­ne des Gan­zen sein soll.
          Ledig­lich so wie die Ober­stu­fe hier im Bun­des­land hin ver­än­dert wur­de, dar­über wür­de ich mich nicht beschwe­ren. Dage­gen war vor­her das Abitur­sy­stem so eine Wohl­fühl­sa­che, wo man sich mit einer gün­sti­gen Fächer­kom­bi­na­ti­on sei­ner Unter­richts­fä­cher zu einem Hoch­schul­ab­schluss mit weni­ger Auf­wand als man anneh­men könn­te gelan­gen konnte.
          Vor­tei­le hat­te es am Ende bei den Prü­fun­gen auch: Da man mehr Fächer auf Lei­stungs­kurs­ni­veau im Vorn­her­ein unter­rich­tet bekom­men hat­te, konn­te man bei den Prü­fun­gen sich glatt ein biss­chen aus­su­chen, was man auf LK-Niveau in der Prü­fung schreibt. 2 Fächer muss­ten auf dem Niveau abge­legt wer­den, 6 hat­te jeder aber min­de­stens unter­rich­tet bekom­men (auf Grund der Fest­le­gun­gen zu Pflicht­fä­chern und dass die­se auf LK-Niveau gene­rell erteilt wurden).
          - Damals haben Leh­rer z. B. den gan­zen Mathe­äng­sti­gen gera­ten, sie sol­len Mathe lie­ber auf LK-Niveau in der Prü­fung schrei­ben, und als Gegen­satz dazu für die­sen Punk­te­block dann eines ihrer rich­tig guten LK-Fächer neh­men, um so ein schlech­tes Resul­tat bei der ande­ren LK-Mathe-Prü­fung aus­glei­chen zu kön­nen, dafür aber die Prü­fung ins­ge­samt zu bestehen. (Kei­ne Ahnung, irgend­wie war es wohl rech­ne­risch fata­ler, wenn man bei sei­nen Prü­fun­gen auf GK-Niveau eine total grot­ten­schlech­te Note geschrie­ben hätte...)

          Dadurch, dass mehr ver­pflich­tend fest­ge­legt wur­de, und man ins­ge­samt mehr Fächer für sein Abitur vor­her bele­gen muss­te, hat man wesent­lich mehr Sei­ten Input erhal­ten und so mehr Bil­dung von allem mitgenommen.
          Zumin­dest ist das mein Fazit davon (weiß nicht wie das ande­ren ging).

          Wohl­ge­merkt - mit die­ser Zeit­ver­kür­zung aber ist das gröb­ste Ver­schleiß von Menschenmaterial.
          Und, das muss ich heu­te sagen, ich weiß nicht wie viel die­se äußerst stres­si­ge Zeit (auch von schu­li­scher Sei­te) mit dazu bei­getra­gen hat, dass die Gesund­heit von mei­nem Kör­per heu­te dahin ist.

          240 Schü­ler in der gan­zen Schu­le... Gut, das war Insel, da ist nicht ganz so viel los und zu dei­ner Zeit scheint Sylt ja noch nicht so eine Zuflucht der Rei­chen gewe­sen zu sein...
          Ich müss­te da fast ein biss­chen kichern, denn in etwa so vie­le Schü­ler waren es damals, den­ke ich, als mein Abgangs­jahr die Schu­le ver­ließ. Auf einen Schlag.
          (Wohl­ge­merkt, das waren aller­dings zwei Schul­jah­re - die letz­ten nach dem alten System und die ersten nach dem neu­en. Zudem waren das auch noch recht geburts­star­ke Altersjahrgänge.)

        7. Es darf doch als Bin­sen­weis­heit gel­ten, daß weni­ger Zeit zur Ver­mitt­lung von Lern­stoff zu weni­ger Ver­ständ­nis für die­se Mate­rie füh­ren muß!
          Von daher ist jede Kür­zung in Tagen, Wochen oder Jah­ren mit einem spä­te­ren Defi­zit ver­bun­den. Inso­weit ist dir nur zuzustimmen.
          Zu jeder Prü­fung gehört eine gründ­li­che Pla­nung und Abwä­gung der Mög­lich­kei­ten - das ist min­de­stens ein Drit­tel des Erfolgs. Dann natür­lich die Wahl der Fächer und die Schwer­punk­te in Abhän­gig­keit von Vor­zen­su­ren, das näch­ste Drit­tel. Was dann noch bleibt ist Glück­sa­che - die Men­schen, die Stim­mung, das Wet­ter (!) .... so vie­le Unwäg­bar­kei­ten, und doch haben sie Ein­fluß den man nicht weg­dis­ku­tie­ren kann.

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