Der Film «Saltburn» zielt auf Provokation – und trifft ins Schwarze.
Doch darum geht es hier überhaupt nicht.
Was mich zunehmend stört ist der Begriff, das Verb "liest" in einem Zusammenhang, der als Interpretation von etwas Gesehenem verwendet wird. Im obigen Zitat (NZZ Feuilleton) geht es um die Bewertung eines Kritikers zu diesem Film. Die NZZ Autorin Marion Löhndorf [Studium der Komparatistik¹, Germanistik und Kunstgeschichte.] benutzt in ihrer Übersicht zur Rezeption des Filmes [03.01.2024] dieses Wort um die Meinung des Kritikers Maher zu bewerten.
Anders ausgedrückt: Maher hat (s)eine Wertung zum Film abgegeben;
Löhndorf bezeichnet dies als "lesen", lesen steht also für 'wertet' oder 'interpretiert'.
Sprache schreitet fort, in der Benutzung steckt immer auch Wandel. Dieser wird auf unteren Sprachebenen aus Unwissenheit erzeugt - man kann sich nicht gewählt ausdrücken (oder will wissentlich provozieren, etwa beim *gendern*) und *schöpft* daher neue Worte oder neuen Wortsinn.
Unsinn, der im *mainstream* angekommen ist.
Schade, wenn das vom Feuilleton einer renommierten Zeitung gefördert wird.
¹ PS: Geisteswissenschaften - alles ist möglich, Fakten sind überflüssig!
Dieser eigenartige Wortgebrauch von "liest" scheint mir doch eher eine journalistische Marotte zu sein als eine geisteswissenschaftliche. Auch wenn es eine Geisteswissenschaftlerin ist, die sich journalistisch betätigt.
Na ja, Frau iGing, Sie kennen meine Vorurteile gegenüber den Geisteswissenschaftlern. Bis zur Recherche wer diese Frau Autorin ist wusste ich noch nicht, dass ein Vergleich von Texten eine Wissenschaft ist. Ich halte das nach-wie-vor für mechanisierbare Fleißarbeit.
Geisteswissenschaftler¹:
"Immer ein fröhliches Lied auf den Lippen, einseitig gebildet, und stets bereit die Welt zu belehren!"
Dahin tendieren die Grünen und die habe ich im Verdacht sowas wie *liest* zu befördern. Speziell findet man dieses Wort sehr breit angewandt im Zusammenhang mit Artikeln und Vorträgen zu Lbtq-sonstwas-Themen. Da schauen die Beobachter diese Sonderformen der Gesellschaft an und *lesen* deren Geschlechtszugehörigkeit .... das ist die Erweiterung dessen, was früher als Kaffeesatzlesen bezeichnet wurde.
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¹ Es gibt Ausnahmen. Wenige.
Ja, das ist eine neumodische journalistische Manieriertheit, vollkommen sinnlos aber soll sich vermutlich halt elitär anhören. Und neumodische Sinnlosigkeiten verbreiten sich bekanntlich gern rasch. Genauso verhält sichs übrigens auch mit dem ebenso sinnlosen Neu-Wortgebrauch von "denken":
https://noemix.wordpress.com/2023/12/20/neudenkwurdiges/
Nachdem ich bei Ihnen gelesen habe, Herr nömix, kommt mir das so vor wie es eine Kommentatorin [aurorula a.] beschreibt, fällt mir sozusagen wie Schuppen von den Augen um was es sich handelt: "Neusprech!". Dazu passen die allseits bereits vorhandenen Überwachungskameras und die Abhöreinrichtungen an den Internetknoten. Weiters die Aktivitäten verschiedener Geheimdienste & deren Zusammenarbeit ....
Doch WER ist "Big Brother"?
Oder ist es etwa so wie (ebenfalls dort bei Ihnen) meine liebe Freundin Frau iGing schreibt "Man bedenke zwecks Neudenk-Ansatz: Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst … " und das alles ist nur ein Versuchsballon von Sprachwissenschaftlern die herausfinden wollen wie lange es dauert bis sich so ein *buzz-word* im deutschen Sprachraum verbreitet?