Nachdem jetzt alle zum Kreislauf gehörigen Bestandteile erklärt sind, der Weg des Blutes vom Herzen in den Körper, von dort in die Lunge und dann wieder zurück zum Herzen verfolgt wurde, komme ich nun zu der eigentlichen Blutdruckregulation.
Man muß sich die Regulation wie ein Mobile vorstellen. Alle Bereiche und Mechanismen arbeiten so zusammen, daß das Mobile im Gleichgewicht ist, d.h. der Blutdruck 'normal' ist. Dieser Norm-Bereich liegt für Gesunde etwa bei 120⁄80 mmHg* [sprich: "120 zu 80"]
Nehmen wir jetzt einmal an, bei einer Person hätten die Blutgefässe, die Adern, innen einen dicken Belag: Dadurch wird die Geschwindigkeit des fliessenden Blutes verringert, gleichzeitig muß das Herz mehr arbeiten, denn durch die jetzt engeren Adern geht nicht mehr soviel Blut hindurch wie zuvor .... diese Entwicklung geschieht nicht plötzlich, sie baut sich über viele Jahre auf. Deswegen kommt das vor allem in höherem Lebensalter vor. Der Belag entsteht aus verschiedenen Stoffen, vor allem aber Fetten und Cholesterin. Diese Stoffe bleiben an der Innenwand der Blutgefäße kleben und machen den Durchmesser kleiner. Werden sie auch in die Wand der Adern eingebaut leidet die Fähigkeit der Gefäße sich auszudehnen bzw, zusammenzuziehen. Im allgemeinen spricht man dann vor einer "Arteriosklerose" oder "Gefäß-Verkalkung".
Wir erinnern uns:
Zu den "Blutdruckbestimmenden Faktoren" gehören die "Elastizität" der Gefäße und die "Gefässweite" - wenn also durch Auflagerung an der Innenwand der Adern beide Faktoren gestört sind kommt es zu einer Änderung der Druckverhältnisse (immer unterstellt, alle anderen Faktoren blieben gleich!). Dies führt dann - bei gleichbleibender Herzarbeit und gleichem Volumen/Zähigkeit des Blutes - zu einer Erhöhung des Blutdrucks.
Unser Beispiel vom Mobile würde also eine Veränderung zeigen:
Es gäbe nun - theoretisch! - zwei Möglichkeiten das Mobile, also den Blutdruck, wieder ins Gleichgewicht zu bringen:
- Man löst die Auflagerungen an den Innenwänden auf und stellt damit sowohl die Elastizität als auch die normale Gefässweite wieder her
- man verändert Herzfrequenz, Schlagkraft, Viskosität und Volumen ....
oder
um so das Mobile wieder auszugleichen.
'Theoretisch', so schon vorher angedeutet deswegen, weil sich die Auflagerungen an den Gefässen nicht so einfach auflösen lassen .... das geht zwar bedingt mit Hilfe von Medikamenten, aber was sich über viele Jahre aufgebaut hat verschwindet eben nicht über Nacht sondern braucht sehr viel Zeit. Wenn es überhaupt geht!
Was passiert ist, daß an den anderen Stellgrößen (Herzfrequenz, Schlagkraft, Viskosität, Volumen) Veränderungen auftreten - der Körper reagiert zunächst mit einer Erhöhung der Herzfrequenz und einer größeren Schlagkraft:
Dadurch wird der sowieso schon erhöhte Druck (Blutdruck) noch höher.
Das hat zur Folge, daß das Herz immer mehr arbeiten muß und die Zeit für die Eigenversorgung immer kürzer wird - gar nicht gut! Denn jetzt sinkt die Kraft, mit der sich der Herzmuskel zusammenziehen kann.
Man spricht nun von "Herzinsuffizienz". Das klingt sehr kompliziert, bedeutet aber einfach gesagt:
"Das Herz leistet nicht mehr das, was es leisten soll."
So, genug. Möglicherweise geht es irgendwann weiter mit den Folgen von zu hohem Blutdruck, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt usw. ....
* mmHg heißt Millimeter Quecksilbersäule; eine umfassende Erklärung dazu gibt es bei WIKIPEDIA
[ⓒ Text & Abbildungen W.v.Sulecki.
In bewunderndem und freundlichem Angedenken an Dr. Peter Kristl; vormals Direktor der Sandoz AG, Nürnberg, Leiter der Abteilung Ausbildung.]