Imperien - das lehrt die Geschichte¹²³ - kommen und gehen. Sie lehrt ebenso, wie dieser Prozess vonstatten geht. Schauen wir auf Britannien, über den Kanal, so bietet sich uns nicht erst seit dem "Brexit vote" ein Bild der Selbstbeweihräucherung, der anlaßlosen Überheblichkeit, der Unfähigkeit die wirkliche Stellung des Landes in der Welt zu erkennen. Schon erst recht nicht, sie auszufüllen.
Die Frau Königin steht als Symbol einstiger Größe. Wenn das, was über sie im Laufe der vielen Jahre ihrer Regentschaft geschrieben wurde nur halbwegs zutreffend ist, dann läuft sie bestimmt nächtelang in endlosen Korridoren umher und grübelt darüber nach, wie es passieren konnte, dass ihr einst so großes Land von einer Großmacht zum kleinlich agierenden, keifig-kläffigen Ländchen mutierte.
War schon der zunächst mit einer tollen Agenda angetretene Cameron eine bittere Enttäuschung, weil er rasch zum Volksverweser wurde, so wurde das vom Abklatsch der vormaligen Frau Thatcher, der Frau May, noch übertroffen. Den Todesstoß versetzte der einstmaligen britischen Größe spätestens der nun 'regierende' Hanskasper Johnson. Der wie ein aufgeblasener Frosch noch von Stärke redete als gerade einer seiner eigenen Parlamentarier während dieser Rede zum politischen Gegner überlief.
Großbritannien hat frühere Errungenschaften behalten, die es zur "Großmacht" machten. Derweilen allerdings, seit nach dem II. Weltkrieg, hat seine tatsächliche Bedeutung Jahr für Jahr abgenommen und ist nun auf dem Niveau eines mittelgroßen Landes angekommen - und das Attribut "Großmacht" wird höchstens noch als maßlose Überheblichkeit und mangelnder Wirklichkeitssinn verstanden.
Sich selbst über lange Jahre zu überschätzen macht sich nicht gut auf der Weltbühne. Die einst große Nation gibt sich durch das Beharren auf einstmaligen Privilegien und Mitspracherechten in der Weltpolitik der Lächerlichkeit preis. Denkt man an England, so kommen unweigerlich die herumreisenden Hooligans ins Bild, die - pöbelnd, saufend, prügelnd - wahrhaftig keine Botschafter des guten Willens darstellen.
Wer es innerhalb von drei Jahren nicht auf die Reihe bekommt den Austritt der Nation aus der Europäischen Union zu regeln hat sich selbst jede Fähigkeit abgesprochen bei größeren Problemen in der Welt mitzureden. Darüber täuschen weder die von mir so geliebte britische Skurrilität, noch die gedrechselte Phrasierung oder das pointierte Traditionsbewußtsein hinweg.
PS: Möglicherweise gäbe es da eine *elegante Lösung* ....
¹ Erstaunliche Parallelen; Ralph Bollmann: „Lob des Imperiums“
² Zerfall der Imperien
³ Aufstieg und Fall großer Imperien; John Darwin: „Der imperiale Traum. Die Globalgeschichte Grosser Reiche 1400 – 2000“, Campus Verlag