Die Werke von Aristophanes sind uns heute wieder zugänglich. Das war für viele Jahrhunderte wegen der aufwachsenden christlichen Religion nicht so, denn beispielsweise die Herrscher Theodosius I und II, zwischen 400 und 500 n.Chr. achteten sehr darauf jede Opposition zum Christentum mit dem Tode zu bestrafen. Derzeit kann die überwiegende Zahl von Menschen alte Werke in Griechich oder Lateinisch nicht mehr direkt lesen, ich selbst hatte zwar Latein , aber eben nur bis zum *Kleinen Latinum*. Wir brauchen sprachkundige Wissenschaftler, die uns diese Inhalte in unsere Sprache übersetzen. Viele von Aristophanes' Stücken findet man im Repertoire der Theater, sie sind von ihrer Aussage her zeitlos - wenn man sie verstehen will und kann.
Der berühmte Dramatiker legt skeptische Worte in den Mund seiner Charaktere. Auf diese Weise ist nicht er die Person die diese Aussage macht - es ist die Kunstfigur, der Schauspieler, der sich gegen Götter und Konvention, gegen Aussagen anderer Dichter wendet. Zwei Zitate aus dem Stück "Die Wolken":
Eine Person (Sokrates) spricht ¹:
„Es gibt kein solches Wesen wie Gott. Sag mir, wo hast du jemals Regen ohne Wolken gesehen? Wenn Gott Regen bringt, sollte er das tun, wenn der Himmel klar ist und keine Wolken zu sehen sind.“
Ein anderer Schauspieler (Strepsiades) trägt vor ²:
„Sie schwören auf den olympischen Zeus! Was für ein Schwachsinn! Zu denken, dass jemand in deinem Alter noch denkt, dass Zeus existiert!“
Es fehlte also nicht an beweglichem Geist, lange bevor der christliche Dumpfsinn die damals entwickelte Welt überzog und die Vernunft durch eine fiktive Geschichte ersetzte. Eineinhalbtausend Jahre Stillstand und Verfolgung von Andersdenkenden .... und heute wollen uns die Religiösen das Ende der 'dunklen Zeiten' als ihr Verdienst verkaufen.
Dreister gehts nicht.
¹ Auszug aus Aristophanes: Die Wolken - Kapitel 2
Strepsiades:
Wie, – Zeus, der olympische Zeus, der soll kein Gott sein? – nicht existieren?
Sokrates:
Nur nicht albern! Was faselst du da mir von Zeus? Es gibt keinen Zeus!
Strepsiades: Ei, was sagst du?
Und wer regnet denn dann? Das mußt du nun doch mir vor allen Dingen erklären!
Sokrates:
Wer? Diese, sonst niemand! Das will ich dir gleich mit gewichtigen Gründen beweisen!
Du, sag mir einmal, ob du jemals den Zeus hast regnen sehn ohne Wolken?
Bedenk doch: ein Regen aus blauer Luft, und die Wolken sind dann wohl auf Reisen?
Strepsiades:
Bei Apollon! Das sitzt ja wie angeschweißt: das hast du vortrefflich bewiesen!
Sonst freilich, da glaubt' ich: wenn Zeus durch ein Sieb sein Wasser abschlage, dann regn' es.
Jetzt sag mir: wer macht denn den Donner? Denn sieh: da fahr' ich halt immer zusammen.
Sokrates:
Sie donnern, wenn übereinandergerollt sie sich wälzen.
² Auszug aus Aristophanes; Die Wolken, aus: Die Lustspiele des Aristophanes, Deutsch von J. J. C. Donner, Band 1, Seite 1 – 126; Entstehungsdatum: 423 v. Chr.; Erscheinungsdatum: 1861; Verlag: C. F. Winter’sche Verlagshandlung; Erscheinungsort: Leipzig und Heidelberg; Übersetzer: Johann Jakob Christian Donner; Originaltitel: αἱ νεφέλαι
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Wohl bist du, bei’m olymp’schen Zeus, nicht recht gescheit.
Strepsiades.(lachend.)
Da seht mir, seht! Olympischer Zeus! O Geckerei!
Der glaubt, der alte große Mensch, noch an den Zeus!
Pheidippides.
Was lachst du denn darüber?
Strepsiades.
Weil ich denke, du Seist kindisch, daß du solch verlegne Mährchen glaubst.
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