Es gab - über die letzten 200 Jahre betrachtet - manchen Aufstand im Lande, aber so eine 'richtige' Revolution haben die Deutschen nie hinbekommen. Ich erinnere noch eine Stelle aus Thomas Manns Buddenbrooks, [Zitat]
".. Konsul Buddenbrook tritt ihnen entgegen. Er spricht einen 22-jährigen Lagerarbeiter seiner Firma an, der in vorderster Reihe steht:
„Nu red’ mal, Carl Smolt! Nu is’ Tied! Ji heww hier den leewen langen Namiddag bröllt” […] Smolt, wat wull Ji nu eentlich! Nu seggen Sei dat mal!“
„Je, Herr Kunsel, ick seg man bloß: wi wull nu ’ne Republike, seg ick man bloß …“
„Öwer du Döskopp … Ji heww ja schon een!“
„Je, Herr Kunsel, denn wull wi noch een .." [Zitat Ende]
Die Revolution fiel dann wegen Lächerlichkeit aus.
Gefährlich wurde allerdings die Sammlungsbewegung um den SDS und Rudi Dutschke, der als Vordenker und Leitfigur präzise zu formulieren vermochte und überwiegend verständlich darzustellen wusste woran das Staatssystem in den 60ziger Jahren mangelte und wie sich die im wachsen befindliche Parteienstruktur zu Ungunsten der Bevölkerung zu etablieren begann - mit Regeln und Vorgaben, die das eigene Streben verfestigen sollten.
Was, blickt man heute auf die verfilzten Strukturen, durchaus als gelungen angesehen werden muss.
Aus der Tatsache, dass nach kürzlich veröffentlichten Papieren aus USA bekannt wurde, dass Dutschke langjährig von US Geheimdiensten beobachtet wurde und man befürchtete er wolle in die USA emigrieren, hat sich die Vorstellung entwickelt, das Attentat auf ihn könne nicht die Tat eines Einzelnen 'rechten' Attentäters gewesen, sondern von den USA initiiert worden sein. Eine Verbindung zwischen dem Attentäter Bachmann und der NPD wurde zwar nachgewiesen, nicht jedoch ein Auftragsmord durch diese rechte Partei. Insbesondere die Tatsache, dass der Attentäter ".. jedoch am 24. Februar 1970 im Gefängnis im sechsten Versuch Suizid .." beging gab der These neuen Auftrieb Dutschke sei auf Geheimdienstgeheiß angeschossen worden. Ist es nicht verwunderlich, dass so viele Personen unter unaufzuklärenden Umständen Selbstmord begehen, wenn sie etwas aussagen könnten, das herrschende Politiker / Regierungen / Korporationen bloßstellen könnte?

[Quelle: screenshot]
Hätte Dutschke eine Chance gehabt die sich noch entwickelnde Republik nach links auszurichten wenn er nicht durch die Tat schwer beeinträchtigt worden wäre?
Schwer zu sagen.
Bestimmt war er der Mensch mit den entscheidenden Fähigkeiten, die nötig sind, um Massen zu bewegen.
Dabei aber kein "Demagoge" im herkömmlichen Sinn, sondern stets am Wohl der Allgemeinheit orientiert und immer so dargestellt, wie es die tatsächliche Absicht war. Besonders die "Springer-Presse", mit Flaggschiff BILD, stellte das verzerrt und rückwärtsgewandt als linke Revolutionsabsicht dar. Man erging sich in Lügen - weil das natürlich viel einfacher war als sich inhaltlich, argumentativ auseinanderzusetzen. Revolutionär war lediglich, dass eine Bewegung mit führendem Kopf Dutschke stand, die das Allgemeinwohl vor den 'Unternehmensprofit' einordnete.
Der SWR hat ein fünfteiliges Interview von Dutschke durch Günter Gaus ausgestrahlt, das auf youtube verfügbar ist. Eine Kopie liegt in meinem Serverspace - nur für den Fall, dass die Serie möglicherweise bei youtube nicht mehr verfügbar sein sollte. In diesem Fall ändere ich den Link.