bookmark_border(K)ein Wort zum Sonntag

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Aus­gangs­punkt war ein Zitat in einer Sen­dung im Fern­se­hen das etwa lautete:

.. Zwi­schen uns und dem Tod steht nur die Eltern­ge­nera­ti­on - und wenn die weg ist wird uns bewußt, dass wir die Näch­sten sein wer­den! ..

Danach hat­te ich gesucht, denn es war aus dem Zusam­men­hang deut­lich gewor­den, dass es sich hier­bei um ein Zitat gehan­delt haben muß­te. Zwar ist das Zitat nicht wört­lich im Text von Caro­li­ne Y. Robert­son-von Tro­tha * zu fin­den, aber doch annä­hernd ähn­lich for­mu­liert. Die Autorin legt eine umfas­sen­de, akri­bisch aus­ge­ar­bei­te­te und aus­ge­feil­te Dar­stel­lung zur heu­ti­gen gesell­schaft­li­chen Sicht des Todes vor. Schlüs­sig, logisch, empfehlenswert!

Nun will ich es nicht allei­ne bei der - sehr per­sön­li­chen - Bewer­tung des Tex­tes belas­sen, son­dern eini­ge Gedan­ken hinzufügen.

Schon die Beschäf­ti­gung mit Tod und Ster­ben wird von der älte­sten Gene­ra­ti­on viel stär­ker ver­drängt als dies je zuvor der Fall war.

Das steht in unmit­tel­ba­rem Zusam­men­hang mit den ver­bes­ser­ten medi­zi­ni­schen und sozia­len Bedin­gun­gen, deren posi­ti­ve Sei­ten die­se Gene­ra­ti­on - teil­wei­se auf Kosten der nach­fol­gen­den Alters­grup­pen - heu­te noch genießt. Wer sich um sei­ne 'festen Kosten' kei­ne Sor­gen zu machen braucht und dar­über hin­aus über 'flüs­si­ges Geld' ver­fügt wird leicht ver­ges­sen, öfters auch ver­drän­gen (!) wie es um die steht, die als "jün­ge­re Gene­ra­ti­on" die Ein­künf­te die­ser 'Nutz­nie­ßer' erwirtschaften. 

Erst vor kur­zer Zeit konn­te ich beob­ach­ten wie mit dem Tod in die­ser älte­sten Bevöl­ke­rungs­grup­pe - zugleich sozi­al inso­weit pri­vi­le­gier­ten Grup­pe, als sie sich meh­re­re Auf­ent­hal­te im Aus­land und auf pau­schal ange­bo­te­nen Rei­sen zugleich inner­halb eines Jah­res lei­sten kann - umge­gan­gen wird:

Einer aus der "Gemein­schaft" ver­starb inner­halb weni­ger Mona­te nach Krebs­dia­gno­se. Schon ein hal­bes Jahr danach wird kaum noch ein Gedan­ke dar­an 'ver­schwen­det'. Man geht sei­nen übli­chen Zer­streu­un­gen nach. Der Ver­stor­be­ne wur­de bei der Beer­di­gung beglei­tet. Pflicht laut gesell­schaft­li­cher Kon­ven­ti­on erfüllt!
Das war aber zugleich ein Abschluß, das Geden­ken redu­ziert sich fort­an auf Neben­sät­ze in der Alltagskonversation.

Die oft zitier­te "Ver­gäng­lich­keit" ist offen­bar. Nicht nur der Leib zer­fällt in sei­ne ato­ma­ren Bestand­tei­le und fließt so wie­der in den natür­li­chen Kreis­lauf ein, son­dern auch die Erin­ne­rung zer­fließt wie Nebel­schwa­den im Wind und man geht zur All­tags­ge­schäf­tig­keit über ....

Das, was wir uns als Indi­vi­du­um wün­schen, wür­dig zu ster­ben und lan­ge erin­nert zu wer­den, hat in der schnellebi­gen Gesell­schaft kei­nen Bestand mehr. Die Jün­ge­ren müs­sen 'schaf­fen', da bleibt kei­ne Zeit mehr Tra­di­ti­on und Erin­ne­rung zu pflegen. 

Was nicht bei 'face­book' und 'twit­ter' the­ma­ti­siert wird exi­stiert nicht - "up,up, and away" - das war's dann ....

Der Tod ist nichts als der Tod.
[Phil­ip Roth]

* Ist der Tod bloß der Tod? Tod und Ster­ben in der Gegen­warts­ge­sell­schaft – ein the­ma­ti­scher Umriss

Sie­he hier­zu noch:
1.
Der Tod ist gewiss, die Stun­de ungewiss ....
2.
Wenn der Tag gekom­men ist 
3.
Kein 'Ent­kom­men' ....

bookmark_borderErinnerung

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Es gibt Tage, die so 'hek­tisch' sind, dass es kaum gelingt einen kla­ren Gedan­ken zu fas­sen. Ande­rer­seits sind an vie­len Tagen die Stun­den zäh wie ein alter Bra­ten: Man kaut dar­auf her­um und es scheint nie weni­ger zu wer­den - die Stun­den schei­nen end­los, wol­len nicht vor­über­ge­hen. Ich kom­me ins Grübeln.

Zum Bei­spiel über Erinnerung:
Man­ches Ereig­nis aus der Ver­gan­gen­heit scheint klar und deut­lich durch die Zeit, so, als ob es erst kürz­lich pas­siert wäre. An ande­re Ereig­nis­se erin­ne­re ich nur sche­men­haft, es will und will nicht gelin­gen sie ins Gedächt­nis zurückzurufen.

Wahr­schein­lich gibt es Grün­de dafür. Sie müs­sen aus den Ereig­nis­sen selbst erklär­bar sein. Nur ist es mir noch nicht gelun­gen ein Muster aus­zu­ma­chen, nach dem die­se Mecha­nis­men ablau­fen. Ich kann kei­ne Gemein­sam­kei­ten oder Ver­schie­den­hei­ten fin­den, die mir ermög­li­chen wür­den das zu ordnen.

Aus dem Cha­os wird im Indi­vi­du­um Ordnung
- zum Cha­os strebt das Indi­vi­du­um hin.

Ver­trackt, die­se Sache mit der Erinnerung ....