Kürzlich sah ich ein Video [Englisch] in dem festgestellt wurde, wie sich - schleichend - ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung abgespielt hat.
Ein Wandel von
" .. ich bin für mein Leben selbst verantwortlich .."
zu
" .. ich bin ein Opfer, man spielt mir übel mit .. "
"Hoppla!", dachte ich, "es kommt mir doch sehr bekannt vor, ist es nicht hierzulande genauso?"
Wir erleben seit Jahren, dass immer mehr Menschen Andere dafür verantwortlich machen wie ihr Schicksal sich entwickelt.
Wenn eine chronische Krankheit auftritt ist bestimmt der Stress bei der Arbeit Schuld, nicht der übermäßige Gebrauch von Alkohol & Zigaretten oder zu wenig Schlaf oder zu wenig körperliche Betätigung.
Daran, dass man nicht beruflich weiter kommt ist der Vorgesetzte Schuld, der nicht das Potenzial erkennt das man hat, oder es sind die missgünstigen Kollegen, die lästern und hetzen nicht etwa eigene Antriebslosigkeit, Desinteresse an Fortbildung oder schlicht Ablehnung von mehr Verantwortung.
Reicht das Geld nicht sind es die hohen Abzüge, die hohen Lebenshaltungskosten oder die unverschämten Kosten für die Altersvorsorge, nicht etwa mangelhafter Überblick über die eigenen Ausgaben oder Ausgaben für überteuerte, kurzlebige Konsumgüter um "IN" zu sein und mitsprechen zu können wenn es um das tollste Urlaubsziel geht.
Lebensziele nicht zu erreichen liegt an "Umständen", die nicht man selbst schafft, sondern die von dritter Seite aufgezwungen werden.
Schauen wir auf Gründe für Einschränkungen oder Misserfolg, so fällt auf:
Sehr, sehr selten werden falsche Entscheidungen, Fehler beim Verhalten oder schlechtes Wirtschaften genannt.
Man ist "Opfer" von irgendwelchen ominösen "Umständen".
[Wie bei allen pauschalen Beurteilungen ist gleichsinnig bei diesem Thema eine gewisse Unschärfe, eine mangelhafte Trennung zwischen Wollen und Können und/oder Unfähigkeit, sozialer Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Grenzen vorhanden; der Kern jedoch, die Ablenkung des Unmuts auf 'Umstände' greift aus meiner Beobachtung immer weiter um sich.]