Es ist schon eine Weile her, dass in Großbritannien gewählt wurde. Eine katastrophale Niederlage für Labor und die Brexitgegner. Boris Johnson hat mit seinen populistischen Lügen die Einfältigen gewonnen. Die genauen Analysen zeigen allerdings, dass es die ältere Landbevölkerung war, die ihm zum Sieg verholfen hat - die jüngere Stadtbevölkerung hat sich im wesentlichen genau umgekehrt verhalten. So ist wenigstens in kommenden Jahren, wenn sich das totale Chaos und die unwahren Versprechen manifestiert haben, mit einer Neubesinnung und Umkehr des Kurses zu rechnen. Nur wird dann der Raubtierkapitalismus in GB Einzug gehalten haben, was es erheblich schwieriger machen wird das Rad der Geschichte zurück zu drehen.
Schauen wir doch einmal im Einzelnen an, was Johnson / die BREXIT-Befürworter versprochen haben und wie es tatsächlich aussehen wird:
1. Die GB Regierung sagt, die Umstellungen könnten in einem Jahr erledigt sein - das ist völlig unrealistisch, denn nicht einmal die Gespräche über Handelsbeziehungen werden in dieser Zeit abzuschließen sein.
2. Kontrollen zwischen Nordirland und Großbritannien werden stattfinden - das ist aus den bisherigen Verhandlungen völlig klar, und wenn Johnson etwas anderes behauptet ist es eine dreiste Lüge.
3. Es soll keine Angleichung mehr zwischen britischen und EU Rechtsvorschriften geben - das ist ein dicker Brocken, denn jeder Handel wird so zum umständlichen Einzelfall:
Die britischen Exporteure müssen so mehrere Rechtssysteme beachten & beobachten und hoffen keines davon zu verletzen. Da braucht es wohl zukünftig selbst in Kleinbetrieben Rechtsexperten die jeden Schritt des Handels begleiten.
4. Es wird behauptet, die EU dürfe nicht mehr in britischen Gewässern fischen - mag sein, aber dann würde die EU entweder den Briten das Fischen in EU Zonen versagen oder, viel einfacher, den britischen Fisch nicht in die EU hereinlassen.
5. Die Handelsbeziehungen zu den USA werden hinsichtlich der Lebensmittelstandards am US Standard orientiert sein - die Behauptung man werde bei britischen Standards bleiben ist gelogen, weil die USA immer nur zu ihren Bedingungen solche Abkommen diktieren aushandeln.
6. Schließlich noch der nationale Gesundheitsdienst:
Es sollte ja endlos Geld gespart werden und der Dienst sollte besser werden, das ist bisher nicht passiert, das Gegenteil trat ein - die Realität dessen, was zukünftig passieren wird ist allerdings noch eine Steigerung. US Krankenhauskonzerne stehen - gefördert von der vorherigen Regierung May - schon mit einem Bein in GB. Die Krankenversicherungen bereiten bereits die Übernahme nach US-Muster vor .... und wie das aussieht kann man in USA beobachten:
Wer krank wird wird finanziell ausgenommen und letztendlich ruiniert. Ohne Erbarmen wird Behandlung verweigert wenn nicht gezahlt werden kann.

Die Brexit-Opposition steht vor einem Scherbenhaufen:
Jahre des Kampfes enden damit besiegt zu sein. Der Versuch das nationale Interesse und die Realität der Bedrohungen, die der Brexit mit sich bringt, herauszustellen, ist gescheitert. Befördert durch einseitige Pressestellungnahmen und von werbefinanzierten Medien verbreiteten Falschdarstellungen waren letztendlich die Gegner ohne Plattform für ihre besseren Argumente. Die lächerlichen Vereinfachungen und eine trickreiche Täuschungskampagne haben die Menschen mehr überzeugt als die Wahrheit. Wie so oft wurde die unbequeme Wahrheit abgelehnt und die bequeme Lüge geglaubt.
Der Schaden ist da. Er konnte nicht aufgehalten werden. Die Regierung Johnson wird sich auf keine ihrer früheren Aussagen festnageln lassen, sie wird den Versuch unternehmen alle unangenehmen Erscheinungen und Folgen abzuwälzen. Was jetzt kommen wird sind Schuldzuweisungen an die falsche Adresse:
Man wird die EU beschuldigen. Die EU wird als unnachgiebig, einfallslos oder arrogant dargestellt werden. Man wird Einwanderer beschuldigen, die den 'Einheimischen' angeblich die Ressourcen streitig machen oder gar stehlen. Mit dergleichen Argumenten wird die Spaltung der Schwächsten in der Gesellschaft vorangetrieben. Wird so versucht werden vom eigenen Versagen abzulenken.
Es kommt nun verstärkt darauf an sich zu informieren. Die Briten zu befähigen zu verstehen, wie die Dinge tatsächlich zustande kamen und zu erklären wer tatsächlich für die Folgen verantwortlich ist - also jede Art von Ablenkung und neuen Lügengespinsten aufzudecken und den Regierenden den Spiegel vorzuhalten.

*update* [14.01.2020]
Siehe hierzu auch
"Brexit: Was Arbeitnehmer und Studierende nun beachten müssen"
Beim Thema Brexit haben sich die hiesigen Leitmedien auch nicht mit Ruhm besudelt, meiner Einschätzung nach.
Es ging hier nämlich auch beständig nur darum, dass Labor den Brexit von Johnson torpediert, nicht aber, warum und dass sich Johnson immer wieder hat versucht, unerlaubt über das Parlament hinwegzusetzen. Quasi einen Brexit-Putsch in GB durchzuführen.
Die Stimmung, die hier verbreitet wurde, war ebenfalls das simple emotional aufgebauschte "Labor will nicht locker lassen, sollen sie doch endlich ihren Brexit machen, damit das Theater vorbei ist - wenn sie denn wollen!", was Labor und ihr Verhalten schlecht dastehen ließ, ohne wirklich die Hintergründe zu erläutern.
Das wusste man eher, wenn man nicht nur deutsche Medien konsumiert oder einfach seine Leute überall in der Welt zu sitzen hat, bei denen man mitliest.
Mal abgesehen davon, dass Corbyn teilweise selbst Schuld hat (sein anfänglicher Eiertanz zwischen pro & kontra Brexit war nicht besonders überzeugende Führung) ist unsere Presse immer parteiisch im Sinne der Regierungspolitik. Man hat für manche Thema eben in den Nachrichten einfach keine Zeit .... da muss ein Vulkanausbruch auf der entgegengesetzten Seite der Erde rein - anstatt einem Bericht über die wahren Motive der Befürworter und Gegener.
Glücklicherweise gibt es ja online genügend Quellen sich zu informieren, nur schade, dass da die Masse derer, die etwa mein Alter haben und konservativ wählen nichts davon mitbekommen weil sie nur Enkelbilder, Urlaubsbilder und Bilder von Hund und Katze via Mail austauschen ....
Wenn ich mich nicht täusche, ist das große Drama überhaupt erst allmählich losgegangen, als es nur noch höchstens ein halbes Jahr war bis der Brexit vollzogen wird. Davor - dass auch eine Regierung May ständig zur EU gefahren ist, leere Drohungen und heiße Luft gespien hat anstatt anständige Verhandlungen zu führen, dagegen hat eigentlich kaum einer mit Élan gegen angekämpft.
Das Geschrei ist erst jetzt von allen Seiten groß, da es ernst wird...
Eine solche Farce wie sie Frau May & ihre Gesellen abgezogen haben gab es selten in der europäischen Politik. Man hatte den Eindruch es war wie bei Examenskandidaten die alles mögliche tun - nur nicht ihre Prüfung vorbereiten .... "bloody procrastinators, weren't they?"
Es ist schon ein besonderes Völkchen, da, jenseits des Kanals ....
Ja, das war deutlich in einer Art, die sprach "Eigentlich wollen wir hier nichts verhandeln, eigentlich wollen wir den Brexit gar nicht". Nur kam man politisch aus dieser Sackgasse nicht heraus, weil das Votum ergeben hatte, das Volk will es so...
Es ist ein bisschen, als wäre der Ausgang - Brexit soll kommen - ein Resultat gewesen, dass von den Tories gar nicht beabsichigt worden war. Als wäre es etwas gewesen, welchem sie sich absolut sicher waren, dass das eh nicht passieren wird, also können sie es beruhigt als Druckmittel gegen die EU einsetzen ohne fürchten zu müssen, der Drohung Taten folgen lassen zu müssen.
Als hätte sie irgendwas oder irgendwer bei ihrer Drohung ziemlich geleimt und sie saßen nun mit der Abwicklung einer politischen Entschiedung betraut da, die sie eigentlich gar nicht gewollt haben.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie sich die Preise für uns als Auslandsreisende dort entwickeln werden.
Das wird sich doch vermutlich im Wesentlichen am Wechselkurs orientieren - und der soll wegen der Schwäche der britischen Wirtschaft (die noch schlechter werden wird wenn erstmal die Grenzen wieder da sind) für uns preiswerter werden. Aktuell sind die Kosten für Touristen durchschnittlich höher (15-20%) als in Resteuropa .... das war das Fazit aus einer Runde mit Leuten aus ganz Europa beim letzten Campingtrip.