In der online-Ausgabe der Zeitschrift "The New Yorker" war ein Artikel zu lesen der in der print-Ausgabe erst am 24.12.18 erscheinen wird. Es wird dort zwar sehr eindrücklich, stellenweise allerdings mit typischer amerikanischer Überlegenheitspose berichtet wie sich die Europäer, insbesondere Deutschland, von Trump aufs Korn genommen fühlen. Zu Recht, wie die Autorin feststellt. Zu Unrecht, wie ich es sehe.
Der letzte Absatz des Artikels ist hier zitiert:
But, no matter how sharp Merkel’s words have become, the idea that she can be Trump’s rival or his sparring partner is not realistic, either. She has no military to counter Putin, no nuclear weapons, and no public support for spending the money required for those things. Europe — with Brexit travails and French protests and angry populists — is still unravelling (sic!).
“There was this mythology, as if Merkel could save us from ourselves. She would save the European project. She would save the rules-based order. She would save us from Trump,”
Julianne Smith, a former senior Pentagon official who is now living in Berlin, said. “There’s just no prospect of that.” Angela Merkel is not the leader of the free world, nor will she be.
[Quelle; December 24 & 31, 2018 Issue; How Trump Made War on Angela Merkel and Europe; The German Chancellor and other European leaders have run out of patience with the President.]
{Übersetzung:
Egal wie scharf Merkels Worte geworden sind, die Vorstellung, dass sie Trumps Rivale oder sein Sparringspartner sein kann, ist auch nicht realistisch. Sie hat kein Militär gegen Putin, keine Atomwaffen und keine öffentliche Unterstützung für die Ausgabe der Summen, die für diese Dinge erforderlich wären. Europa - mit Brexit-Unsicherheiten, französischen Protesten und wütenden Populisten - entwirrt noch sein Innenverhältnis. „Es gab diesen Mythos als könne Merkel uns vor uns selbst retten. Das europäische Projekt retten. Sie könnte geregelten Umgang sichern. Sie würde uns vor Trump retten “, sagte Julianne Smith, eine ehemalige Beamtin des Pentagon, die jetzt in Berlin lebt. „Dafür gibt es einfach keine Aussicht.“ Angela Merkel ist weder die Anführerin der freien Welt, noch wird sie es sein. }
Weder war es jemals Merkels Absicht "leader of the free world" zu sein, noch gebührte nach den Eskapaden des derzeitigen Präsidenten der U.S.A., Trump, etwa diesem der Titel. Der Historie nach vielleicht, aber das hat er durch die ersten Entscheidungen als Präsident bereits verwirkt. "Leader of the free world" ohne tatsächlich die Statur zu haben zu führen, ganz im Gegenteil:
Er muss als der ungebildetste Präsident gelten den die U.S.A. jemals in moderner Zeit hatten, schlimmer noch als G. W. Bush, der schon schlimme Wissensdefizite hatte, sie allerdings durch Vertrauen in seinen Stab - und unter Beachtung von dessen Vorgaben - so abmildern konnte, dass es erträglich war.
Trump ist nicht nur ungebildet, das ist mittlerweile nicht einmal mehr Diskussionsgegenstand. Sondern zusätzlich durch und durch verlogen und offenbar, glaubt man den US-Ermittlern, kriminell mit einem mafiösen Geflecht, das seine Geschäftstätigkeit besser beschreibt.
Seine Weigerung zu lesen, wichtige Entscheidungen mit Fachleuten zu besprechen, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht zu leugnen sondern zu akzeptieren - das sind schon Gründe genug ihn als "leader of the free world" abzulehnen. Kommen dann noch seine kindischen Empfindlichkeiten, die Sucht Applaus zu erhalten und sein Hang zu twittern, anstatt die üblichen Veröffentlichungskanäle zu nutzen, dazu, so ist das Bild eines ebenso eitlen wie tumben Geldprotzes komplett.
Frau Merkel, der ich bestimmt in der überwiegenden Zahl aller politischen Entscheidungen nicht zustimme, hat Recht behalten, als sie sagte man müsse sich darauf einrichten Europa habe keine andere Wahl mehr als sich selbst zu schützen, weil auf alte Allianzen kein Verlass mehr sei.
Wir werden einen noch gefährlicheren Trump erleben wenn es ihm erst im neuen Jahr juristisch an den Kragen geht. Dann wird uns nichts anderes übrig bleiben als auf eine feste Allianz zwischen Frankreich und Deutschland zu vertrauen, die in der EU mit starker Hand den aufwachsenden rechtsradikalen Kräften Paroli bietet. Das wird umso besser gelingen, wenn in der EU die linksgerichteten Fraktionen stärker vertreten sein werden - wozu es einer Stärkung gerade dieser Kräfte bei den kommenden Europawahlen 2019 bedarf.
Siehe hierzu auch: Der US-Präsident und sein Werk; Trump muss weg! Mit Verteidigungsminister Mattis verlässt der letzte "Erwachsene" Trumps Kabinett. Jetzt gibt es selbst für Loyalisten nur noch eine Möglichkeit. Ein Kommentar; Anna Sauerbrey; Quelle;