bookmark_borderWissenschaftliche Fortentwicklung am Beispiel der Ausscheidungsfunktion bei Insekten

Heu­te, lie­be Lesen­de, möch­te ich Sie ein­mal an die Gren­zen des­sen füh­ren, was man als "Letz­ten Stand der wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis" bezeich­nen kann. Die­ses (bebil­der­te und daher recht über­sicht­li­che) Bei­spiel [Quel­le / aus: Tra­cing the evo­lu­tio­na­ry ori­g­ins of insect renal func­tion (PDF)] stellt meh­re­re Insek­ten­ar­ten gegen­über, bei denen mit einer neu ent­wickel­ten Metho­de spe­zi­fi­sche Neu­ro­trans­mit­ter unter­sucht wur­den. Neu­ro­trans­mit­ter sind che­mi­sche Sub­stan­zen, die eine Infor­ma­ti­on zwi­schen Zel­len über­tra­gen und zwar spe­zi­fisch, was bedeu­tet: Sie sind nur bei die­sem defi­nier­ten Pro­zess wirksam.

In der Arbeit die­ser Grup­pe von Wis­sen­schaft­lern wird her­aus­ge­stellt, wie sich die Aus­schei­dungs­funk­ti­on der ver­schie­de­nen Insek­ten­ar­ten unter­schei­det, wie sie im Lau­fe der Evo­lu­ti­on gewan­delt wur­de und von eini­gen Arten wie­der auf­ge­ge­ben ist. Es soll nicht auf Ein­zel­hei­ten näher ein­ge­gan­gen wer­den, son­dern ledig­lich gezeigt wer­den, wel­che Tie­fe in eini­gen Wis­sen­schafts­zwei­gen erreicht wur­de - die schie­re Fül­le der in den letz­ten Jahr­zehn­ten erforsch­ten Mecha­nis­men der beleb­ten Umwelt ist überwältigend.

Die­ses Bei­spiel bie­tet zugleich die Gele­gen­heit Ihnen zu erklä­ren wie sehr sich das Wis­sen in die­ser Zeit­span­ne ver­än­dert hat. Als ich 1970 mit dem Bio­lo­gie­stu­di­um begann gab es das Fach "Bio­che­mie" nur als Teil­ge­biet der Pflan­zen- und Tier­phy­sio­lo­gie. Erste Ansät­ze die Struk­tur der Erb­infor­ma­ti­on, und der von ihr gesteu­er­ten Stoff­wech­sel­pro­zes­se, ver­tieft zu beschrei­ben war zu die­ser Zeit ein Spe­zi­al­ge­biet, auf dem sich nur weni­ge Wis­sen­schaft­ler aus­kann­ten und eine noch klei­ne Zahl von ihnen aktiv For­schung betrieben. 

Wat­son und Crick hat­ten den Anstoß zu einer völ­lig neu­en For­schungs­rich­tung gege­ben, als sie 1953 die Struk­tur der Dop­pel­he­lix beschrie­ben, die alle nöti­gen Infor­ma­tio­nen für den Auf­bau von leben­den Wesen auf unse­rem Pla­ne­ten beinhaltet.
Das war aller­dings zu mei­ner Stu­di­en­zeit (1970 -'77) noch nicht Gegen­stand der Aus­bil­dung von Biologen.

Um den Rie­sen­sprung vor­wärts bes­ser zu beschrei­ben möch­te ich eine Ana­lo­gie aus dem täg­li­chen Leben wäh­len und zu ver­deut­li­chen, wel­chen enor­men Fort­schritt die hier vor­ge­stell­te Unter­su­chung bedeutet:

Stel­len Sie sich die Signal­ge­bung der India­ner mit Rauch­zei­chen als Beginn der Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie vor - und dann stel­len Sie dem die Tech­nik eines Mobil­te­le­fo­nes der neue­ren Gene­ra­ti­on gegen­über! Von einer Decke, die den Rauch in ein­zel­ne Wol­ken teil­te, zu Minia­tur­schalt­krei­sen, die aus so klei­nen Bau­ele­men­ten bestehen, dass man sie ohne tech­ni­sche Unter­stüt­zung nicht mehr erken­nen kann. 


Soll­ten Sie nun nach dem Nut­zen sol­cher Erkennt­nis­se fra­gen - eine oft gestell­te Fra­ge, weil For­schung natür­lich Geld kostet, und das muss irgend­wo­her kom­men - nur soviel:
Wenn man an nie­de­ren Tie­ren Erkennt­nis­se gewon­nen hat ver­fei­ner­te man so die Metho­den sol­che Ergeb­nis­se zu errei­chen. Das "Werk­zeug" um die­se For­schung zu betrei­ben wird also erprobt, und steht dann für Unter­su­chun­gen auch an höhe­ren Orga­nis­men zur Verfügung.

[Wobei ich noch anmer­ken will, dass es bei der For­schung stets zuerst um einen Erkennt­nis­ge­winn geht - die Fra­ge nach dem Nut­zen stel­len Men­schen, denen die Freu­de an rei­ner "Erkennt­nis", also letzt­lich dem Gewinn an Wis­sen, durch das kapi­ta­li­sti­sche System 'aberzo­gen' wor­den ist.]
 

 

 

Bild­text:[Phy­lo­ge­ne­tic dis­tri­bu­ti­on of the two-cell-type model for insect renal func­tion. Con­sen­sus insect phy­lo­ge­ny of the insect spe­ci­es used in our stu­dy with super­im­po­sed cha­rac­ter matrix. A full green cir­cle deno­tes apo­si­ti­ve, while a full red cir­cle indi­ca­tes a nega­ti­ve, for each cate­go­ry for each spe­ci­es. By con­trast, a half green or red cir­cle indi­ca­tes that, for at least one mem­ber of that insect group, a posi­ti­ve or nega­ti­ve has been expe­ri­men­tal­ly con­firm­ed. A grey cir­cle implies that data is not available. A colou­red tri­ang­le indi­ca­tes a key event in the evo­lu­ti­on of insect renal func­tion and control:
Green tri­ang­le, SCs aro­se; blue tri­ang­le, SCs adopted kinin signal­ling; pur­ple tri­ang­le, kinin-signal­ling secon­da­ry lost. The phy­lo­ge­ne­tic rela­ti­on­ships and error bars reflec­ting 95% con­fi­dence inter­vals of the esti­ma­ted diver­gence times for the bran­ching nodes were adopted from refs 32,46,63,64.]

Über­set­zung des *abstracts*:
Ver­fol­gung der evo­lu­tio­nä­ren Ursprün­ge der Nie­ren­funk­ti­on bei Insekten

Ken­neth A. Hal­berg 1,2, Selim Terhzaz 1, Pablo Cabre­ro 1, Shireen A. Davies 1 und Juli­an A.T. Dow 1

Das Wis­sen über Neu­ro­pep­tid­re­zep­tor­sy­ste­me ist ein wesent­li­cher Bestand­teil des Ver­ständ­nis­ses der Tierphysiologie.

Es ist jedoch pro­ble­ma­tisch, einen all­ge­mei­nen Ein­blick in die Neu­ro­pep­tid­si­gna­li­sie­rung in einer Grup­pe zu erhal­ten, die so bio­lo­gisch viel­fäl­tig ist wie die der Insek­ten. Hier wen­den wir fluo­res­zie­ren­de Ana­loga von drei wich­ti­gen Insek­ten-Neu­ro­pep­ti­den an, um die Archi­tek­tur des Nie­ren­ge­we­bes über syste­ma­tisch aus­ge­wähl­te Ver­tre­ter der wich­tig­sten Insek­ten­ord­nun­gen hin­weg abzu­bil­den und einen bei­spiel­lo­sen Über­blick über die Nie­ren­funk­ti­on und -kon­trol­le von Insek­ten zu erhalten.

Bei end­op­tery­go­ten Insek­ten wie Dro­so­phi­la emp­fan­gen zwei unter­schied­li­che trans­por­tie­ren­de Zell­ty­pen sepa­ra­te Neu­ro­pep­tid­si­gna­le, wäh­rend bei den ange­stamm­ten Exop­tery­go­ten ein ein­zel­ner all­ge­mei­ner Zell­typ alle Signa­le vermittelt.

Inter­es­san­ter­wei­se haben die Cole­op­te­ra (Käfer) der größ­ten Insek­ten­ord­nung einen ein­zig­ar­ti­gen Ansatz ent­wickelt, bei dem nur ein klei­ner Teil der Zel­len Zie­le für die Neu­ro­pep­tid­wir­kung sind. Unse­re Ergeb­nis­se zei­gen nicht nur einen uni­ver­sel­len Nut­zen die­ser Tech­no­lo­gie, son­dern zei­gen auch eine all­ge­mei­ne Signal­über­tra­gung durch die evo­lu­tio­när alten Neu­ro­pep­tid­fa­mi­li­en, sowie eine kla­re funk­tio­nel­le Tren­nung der Zell­ty­pen, die das Signal vermitteln.

Ori­gi­nal­text:
Tra­cing the evo­lu­tio­na­ry ori­g­ins of insect renal function

Ken­neth A. Hal­berg 1,2 , Selim Terhzaz 1 , Pablo Cabre­ro 1 , Shireen A. Davies 1 & Juli­an A.T. Dow 1

Know­ledge on neu­ro­pep­ti­de recep­tor systems is inte­gral to under­stan­ding ani­mal physiology.

Yet, obtai­ning gene­ral insight into neu­ro­pep­ti­de signal­ling in a cla­de as bio­di­ver­se as the insects is pro­ble­ma­tic. Here we app­ly fluo­re­s­cent ana­lo­gues of three key insect neu­ro­pep­ti­des to map renal tissue archi­tec­tu­re across syste­ma­ti­cal­ly cho­sen repre­sen­ta­ti­ves of the major insect Orders, to pro­vi­de an unpre­ce­den­ted over­view of insect renal func­tion and control.

In end­op­tery­go­te insects, such as Dro­so­phi­la, two distinct trans­port­ing cell types recei­ve sepa­ra­te neu­ro­pep­ti­de signals, whe­re­as in the ance­stral exop­tery­go­tes, a sin­gle, gene­ral cell type media­tes all signals. 

Intri­guin­gly, the lar­gest insect Order Cole­op­te­ra (beet­les) has evol­ved a uni­que approach, in which only a small frac­tion of cells are tar­gets for neu­ro­pep­ti­de action. In addi­ti­on to demon­st­ra­ting a uni­ver­sal uti­li­ty of this tech­no­lo­gy, our results reve­al not only a gene­ra­li­ty of signal­ling by the evo­lu­tio­na­ri­ly anci­ent neu­ro­pep­ti­de fami­lies but also a clear func­tion­al sepa­ra­ti­on of the types of cells that media­te the signal.


 

 

bookmark_borderWie eine Ameise unter Vielen
Like one ant among many

Son­nen­un­ter­gän­ge oder Son­nen­auf­gän­ge habe ich in mei­nen 70+ Jah­ren schon öfter gese­hen - sie sind, wie alle Bewe­gun­gen im Uni­ver­sum eine von phy­si­ka­li­schen Kräf­ten und che­mi­schen Pro­zes­sen abhän­gi­ge Erschei­nung von Him­mels­kör­pern, hier unse­rer Son­ne, die, wie die Phy­sio­lo­gie unse­res Kör­pers, in stets nach­voll­zieh- und erklär­ba­rer Wei­se wie­der­keh­ren .... die Mathe­ma­tik ermög­licht es die­se Ereig­nis­se sekun­den­ge­nau vor­her­zu­sa­gen .... das konn­ten schon Völ­ker 6.000 Jah­re vor unse­rer Zeit­rech­nung, und zwar mit sehr viel pri­mi­ti­ve­ren Mög­lich­kei­ten als wir sie heu­te haben.

Die Natur und das Welt­all sind nicht von uns abhän­gig, son­dern wir von ihnen. Wir sind ein Sand­korn im gro­ßen Gefü­ge, unser Leben hat die glei­che Bedeu­tung wie das Leben einer Amei­se unter den vie­len Aber­tau­sen­den von ande­ren Amei­sen - wir sind ein (zuge­ge­ben beson­de­res) Tier unter den vie­len Arten auf unse­rem Planeten.

Und dass der Pla­net Erde mitt­ler­wei­le zer­stört wird ist nicht zuletzt Schuld der Kir­chen, die sug­ge­riert haben Men­schen sei­en *etwas Beson­de­res, nach dem Bil­de Got­tes* und dürf­ten sich des­we­gen alle ande­ren Lebe­we­sen auf die­sem Pla­ne­ten *unter­tan* machen, sie aus­beu­ten, quä­len, zer­stö­ren - weil wir etwas *Bes­se­res* seien.

So ein Unfug.
Und nun haben wir das Dilemma!

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Trans­la­ti­on
In my 70+ years I have seen quite a few sun­sets / sun­ri­ses. They are, like all move­ments in the uni­ver­se, phe­no­me­na of cele­sti­al bodies depen­dent on forces of phy­sics and che­mical pro­ce­s­ses. Our sun's move­ment is, like the phy­sio­lo­gy of our body, hap­pe­ning in a regu­lar, peri­odi­cal, inter­con­nec­ted and com­pre­hen­si­ble way .... sci­ence and math enables us to pre­dict the­se events to the mil­li­se­cond and down to the mole­cu­les that form our body .... the anci­ents were able to do some of this alre­a­dy 6,000 years befo­re our era. And they did it with much more pri­mi­ti­ve tools than tho­se we have at hand today.

Natu­re and the uni­ver­se do not depend on us. We depend on them. We are like a grain of sand con­side­ring the lar­ge sca­le of the uni­ver­se. Our life has the same value as the life of any ant among the many thou­sands upon thou­sands of other ants. We are just one ani­mal among the many spe­ci­es on our pla­net (admit­ted­ly quite dif­fe­rent from most others).

And the fact that pla­net earth is now being destroy­ed can be attri­bu­ted to faith, churches, Chri­stia­ni­ty and the like: They sug­gest men & women are some­thing spe­cial, crea­ted *in God's image* and are the­r­e­fo­re allo­wed to *sub­due*, exploit, tor­tu­re, and destroy all other living beings on this pla­net - becau­se we are sup­po­sedly somehow *bet­ter* than them.

Bull­shit.
And now we have to deal with the consequences!


 
Added the trans­la­ti­on; Published first 01.06.2019;01:00h.

bookmark_borderVom Kampf ....

Wie wir Alle wis­sen kämp­fen Vie­le in Blogs gegen die Unwis­sen­heit, indem sie fach­spe­zi­fi­sche Infor­ma­tio­nen ver­brei­ten, die auf wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen basie­ren. Von den 'Ande­ren', die sich ledig­lich auf Mei­nung stüt­zen, und zu faul (oder unfä­hig) sind, sich ein­mal selbst umfas­send dar­über zu infor­mie­ren wor­über sie schrei­ben wol­len, will ich hier nicht reden, das wur­de schon zur Genü­ge behan­delt.
 

Nun ist bekannt, dass es stets einen gewis­sen Auf­wand bedeu­tet, wenn fal­sche Aus­sa­gen ver­brei­tet wer­den und man sich dar­an macht, die­se durch Fak­ten zu wider­le­gen. Der tat­säch­li­che Auf­wand muss ja noch ergänzt wer­den durch die Not­wen­dig­keit, sich über­haupt erst ein­mal in ein spe­zi­fi­sches Gebiet hin­ein­zu­le­sen, alter­na­ti­ve Stim­men dazu ein­zu­be­zie­hen, bevor man sich wagt, selbst etwas dazu zu schrei­ben. Selbst all das geschieht wie­der­um vor dem Hin­ter­grund einer Aus­bil­dung in ver­wand­ten Fach­be­rei­chen, die das Hand­werks­zeug bil­den, um eine infor­mier­te Betrach­tung zu begin­nen.
 

Da dies ein sehr abstrak­ter Gedan­ken­gang ist, die­ses Bei­spiel zum bes­se­ren Ver­ständ­nis:
 

Neh­men wir an, es soll erklärt wer­den, war­um es immer weni­ger Schmet­ter­lin­ge gibt.
 

1. Die ein­fach­ste Dar­stel­lung ist ledig­lich das Fak­tum, dass weni­ger Tie­re gezählt wur­den.
 

2. Mehr Auf­wand bedeu­tet es schon, bestimm­te Schmet­ter­lings­ar­ten zu ver­glei­chen, und deren Anzahl heu­te mit der vor vie­len Jah­ren ins Ver­hält­nis zu set­zen. Hier hel­fen kei­ne Mut­ma­ßun­gen, hier muss man in die Ver­gan­gen­heit gehen und die Zah­len erfor­schen.
 

3. Um aller­dings kor­rekt zu sein muss zusät­lich vor allem ein öko­lo­gi­scher Aspekt ein­be­zo­gen wer­den, näm­lich ob es eine (Rei­hen-) Fol­ge von Arten in bestimm­ten Gelän­den gibt, die nach­ein­an­der auf­tre­ten und wie­der ver­schwin­den, um schließ­lich einer beson­ders in die­sem Gelän­de erfolg­rei­chen Art Platz zu machen.
 

4. Das Bild ist immer noch nicht kom­plett, sofern nicht die Nah­rungs­quel­len mit unter­sucht und beschrie­ben wer­den, da man­che Arten um bestimm­te Pflan­zen kon­kur­rie­ren. Zur zoo­lo­gi­schen Betrach­tung gesellt sich daher eine bota­ni­sche Bewer­tung, die wie­der­um erfor­dert zu wis­sen wie man die­se Infor­ma­tio­nen und vor allem wo abruft.
 

5. Sind dann alle wich­ti­gen Daten vor­han­den kommt noch der Auf­wand des Schrei­bens dazu. Denn nur was sich eini­ger­ma­ßen 'locker' lesen läßt wird auch vom Publi­kum ange­nom­men. Es sei denn, man schreibt für Fach­leu­te, bei denen man ein bestimm­tes Niveau an Basis­wis­sen vor­aus­set­zen kann.
 

Vor die­sem Hin­ter­grund wird leicht deut­lich, wel­cher Irr­sinn ein Ver­such wird, eine pau­scha­le Falsch­be­haup­tung wie
"Es wird immer behaup­tet es gäbe Jahr für Jahr weni­ger Schmet­ter­lin­ge - das stimmt so nicht, in mei­nem Gar­ten flie­gen viel mehr davon her­um als in frü­he­ren Jahren!"
zu wider­le­gen!
 

A. Das ist zunächst ledig­lich eine Behaup­tung, kein Beweis des Gegenteils.
B. Es ist zwei­tens eine per­sön­li­che Mei­nung, die ohne jede Begrün­dung kei­nen Beweis­wert hat.
C. Drit­tens aber ist es etwas, was unbe­darf­te, unwis­sen­de Men­schen leicht über­neh­men und wei­ter ver­brei­ten kön­nen:
 
Wenig bis kein eige­ner Auf­wand, aber so wird Stim­mung gegen eine wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis gemacht und wer­den 'likes' ein­ge­sam­melt ....
 

Zurück zur Ausgangssituation:
Es ist tat­säch­lich so, dass es weni­ger Schmet­ter­lin­ge gibt. Das beruht dar­auf, dass beson­ders die Nes­sel­pflan­zen (Ord­nung: Rosen­ar­ti­ge [Rosa­les]; Brenn­nes­sel­ge­wäch­se [Urti­caceae]; Bei­spiel: [Urti­ca spec.] "Brenn­nes­sel") die Kin­der­stu­be, die Nah­rung für Rau­pen, sind. Da in 'moder­nen' Gär­ten ledig­lich Ästhe­tik und nicht öko­lo­gi­scher Nut­zen bedacht wer­den, sind das die Pflan­zen, die her­aus­ge­ris­sen wer­den, weil sie als 'Unkraut' gel­ten.
 

Die Fol­ge davon ist, dass der Nach­kom­men­schaft der Schmet­ter­lin­ge die Nah­rung ent­zo­gen wird - und wenn das über län­ge­re Zeit so geht, ster­ben bestimm­te Arten aus.
Ein wenig mehr Wis­sen kann da Wun­der wir­ken, denn vie­le Men­schen wür­den wahr­schein­lich gern ein paar Brenn­nes­seln ste­hen las­sen, wenn sie wüss­ten, dass sie dafür bald mehr Schmet­ter­lin­ge in ihrem Gar­ten sehen könnten.

 
Lehr­reich für Kin­der (und Erwach­se­ne)
 
Mein Rau­pen­ka­sten
Die wich­tig­sten Fut­ter­pflan­zen für Schmetterlingsraupen
Pflan­zen für Schmet­ter­lin­ge: Auf die­se 13 Arten flie­gen sie.

 

 

bookmark_borderVon kruder "Logik" und "Unkenntnis",
die zu Verschwörungstheorien führt

" .. LOCKDOWN, Das töd­li­che Heil­mit­tel. Die Zahl der Coro­na-Toten stieg in vie­len Län­dern nicht vor, son­dern unmit­tel­bar nach Ver­hän­gung eines Lock­downs — was ler­nen wir dar­aus? .. Die jetzt ver­füg­ba­ren Mor­ta­li­täts­da­ten über die ersten Mona­te des Jah­res 2020 zei­gen einen schein­bar para­do­xen Zusam­men­hang: Sobald ein Lock­down ver­hängt wor­den war, stieg die Zahl der Todes­fäl­le sofort und rasant an. Wie ist das zu erklä­ren? .. " liest man in einem Arti­kel bei "Rubi­kon", einer ultra-rech­ten Plattform. 
 
Der Autor John Pospich­al [sein Arti­kel wur­de von der "Rubi­kon" Redak­ti­on über­setzt] hat sich die 'Finan­cial Times' charts her­ge­nom­men und dann dar­an die 'lock­down' Daten ver­knüpft. Ein Bei­spiel hier als Abbil­dung ["click!" vergrößert] 
 

Charts mit Zahl der über-normalen Todesfälle

Und sie­he da, bei allen Län­dern, die er in sei­ne Betrach­tung auf­ge­nom­men hat stie­gen die Infek­ti­ons­zah­len erst nach­dem der 'lock­down' erfolgt war. Gleich­sin­nig stieg natür­lich die Zahl der Todesfälle. 
 

Nun stel­len sich also (min­de­stens) zwei Fragen:

1. War­um wur­den nur die­se Län­der, und nicht alle euro­päi­schen Län­der ver­glei­chend betrachtet?
2. Ist es ein Beweis der Kau­sa­li­tät "'lock­down' = Anstieg der Todes­fäl­le"? (oder anders aus­ge­drückt: Bedin­gen 'lock­downs' wie sug­ge­riert Todesfälle?) 
 

Der Autor selbst gibt kei­ne Ant­wor­ten - er unter­stellt ledig­lich durch sei­ne Fra­ge­stel­lung es sei eine gemein­sa­me Akti­on in vie­len Län­dern, die immer etwa zur glei­chen Zeit der Pan­de­mie­si­tua­ti­on dort erfolgte. 
 

Charts mit Zahl der über-normalen Todesfälle

Über die genaue Absicht kann nur spe­ku­liert wer­den - das Ziel jeden­falls ist, die 'lock­down' Maß­nah­men zu dis­kre­di­tie­ren. So fin­den sich in der Gesell­schaft die­ser Aus­sa­ge und des Autors denn auch bekann­te *Pan­de­mie-Leug­ner* wie der Arzt Dr. Wodarg 
 
Doch nun zurück zu mei­nen zwei Fra­gen. Die Erste ist leicht zu beantworten:
Es ist eine Aus­wahl, die die Argu­men­ta­ti­on unter­stüt­zen soll. 
 
Bei der zwei­ten Fra­ge wird es schon kom­ple­xer. Hier setzt das ein, was in der Über­schrift bereits ange­deu­tet wur­de. Es ist eine fal­sche Zuord­nung von Ursa­che und Wir­kung! Die hier von einem Lai­en getrof­fen wur­de, der offen­bar, und aus sei­nen Fra­gen ver­deut­licht, kei­ne Ahnung vom Infek­ti­ons­ge­sche­hen, von Latenz und Inku­ba­ti­ons­zeit hat. 
 
Wenn sich eine Anzahl von Men­schen gegen­sei­tig ange­steckt hat kommt es natür­lich nicht sofort, also am näch­sten Tag zu Sym­pto­men der Erkran­kung. Obwohl der Mensch schon Erre­ger in sich hat, die anfan­gen sich expo­nen­ti­ell zu ver­meh­ren. In die­se Zeit zwi­schen Ansteckung und Aus­bruch fiel - das ist die ein­fa­che und logi­sche Erklä­rung - der 'lock­down'! Es han­delt sich also um ein zeit­ver­zö­ger­tes Ereignis. 
 
Weil es bis dahin den Behör­den klar war, wie umfas­send und gefähr­lich die Pan­de­mie ist, haben sie ein 'lock­down' angeordnet. 
 


Mass­nah­men erfolg­ten also erst mit Ver­zö­ge­rung, als sich schon sehr vie­le Men­schen gegen­sei­tig ange­steckt hat­ten. Der *PEAK*, die Spit­ze der Zahl der Todes­fäl­le, resul­tiert aus der Inku­ba­ti­ons­zeit zwi­schen Ansteckung und vol­lem Aus­bruch der Erkran­kung.
 

 
 
Was geflis­sent­lich ver­schwie­gen oder weg­ge­las­sen wur­de ist die Tat­sa­che, dass in allen genann­ten Bei­spie­len durch den 'lock­down' das wei­te­re Anstei­gen der Infek­ti­ons­zah­len ver­mie­den wer­den konn­te - wäh­rend in den USA, mit sei­nen aus wirt­schaft­li­chen Über­le­gun­gen halb­her­zi­gen Maß­nah­men - die Zahl der Infek­tio­nen und die Zahl der Toten immer noch ansteigt. 
 


Die Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit die­ser Pro­pa­gan­da gegen 'lock­down' (und Mas­ken­tra­gen, in wei­te­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen die­ser Platt­form "Rubi­kon") ist auf Unwis­sen­heit und man­gel­haf­te Erkennt­nis des­sen begrün­det, was ein Virus bei sei­nem Ein­drin­gen anstellt um sich zu ver­meh­ren und wie lan­ge es braucht, um einen Men­schen im Zwei­fels­fal­le zu töten.
 

 
 
Nachsatz:
Der Autor befin­det sich aller­dings in *bester Gesell­schaft*, näm­lich mit sei­nem Prä­si­den­ten, der ja behaup­tet, wenn man weni­ger Test durch­führ­te sei­en auch weni­ger Fäl­le von Coro­na­in­fek­tio­nen zu ver­zeich­nen - was soll man ande­res von einem Men­schen erwar­ten, der sich selbst als "sta­bi­les Genie" bezeichnet?
 

Sie­he hierzu:
Kur­ze Dar­stel­lung der Immun­ab­wehr- wie u.a. Viren unschäd­lich gemacht wer­den (I).


Kur­ze Dar­stel­lung der Immun­ab­wehr- wie u.a. Viren unschäd­lich gemacht wer­den (II).


Oh, die­se Expertenflut!*update* [18.04.2020; 11:00h]
 

bookmark_borderVerkehrstote
*update* [23.06.2020]

*update* [23.06.2020]
Die nach­fol­gen­den Abbil­dun­gen beru­hen auf aktu­el­len Zah­len des Sta­ti­sti­schen Bundesamtes.
[Quel­le der ersten zwei Abbil­dun­gen; "click!" ver­grö­ßert die Abbildungen.]

" .. In den ersten vier Mona­ten 2020 erfass­te die Poli­zei ins­ge­samt rund 706.200 Stra­ßen­ver­kehrs­un­fäl­le. Das ent­spricht einem Rück­gang von 16,8 Pro­zent gegen­über dem Vor­jah­res­quar­tal. Dar­un­ter waren rund 71.100 Unfäl­le mit Per­so­nen­scha­den (-15,8 %), bei denen 783 Men­schen getö­tet wur­den. Dabei ist die Zahl der Ver­kehrs­to­ten im Ver­gleich zu den ersten vier Mona­ten des Jah­res 2019 um 11,0 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 97 Per­so­nen zurück­ge­gan­gen. Die Zahl der Ver­letz­ten sank um 18,4 Pro­zent auf rund 89.300 .. " [Quel­le]

Im inter­na­tio­na­len Ver­gleich sehen die Zah­len für Deutsch­land trotz einer feh­len­den Höchst­ge­schwin­dig­keit Jahr für Jahr bes­ser aus. Ins­be­son­de­re wenn man die USA-Zah­len ansieht, wo dort doch in weni­gen Staa­ten die höchst erlaub­te Geschwin­dig­keit 95 mph [ca, 150 km/h], durch­schnitt­lich 80 mph [ca. 130 km/h] ist. Eine bes­se­re Fahr­aus­bil­dung und stren­ge­re Prü­fung zahlt sich in einer Ver­min­de­rung von Ver­kehrs­to­ten aus.

Die nach­fol­gen­den Abbil­dun­gen beru­hen auf Zah­len aus Wiki­pe­dia und vom DVR.
[Quel­le der Abbil­dun­gen]

 

Die Über­sicht zu den Daten seit ca. 1950 zeigt, dass in den frü­hen Jah­ren der Bun­des­re­pu­blik trotz gerin­ge­rer Zahl Zulas­sung von Fahr­zeu­gen die Zahl der Todes­fäl­le pro­por­tio­nal sehr viel höher war als heute.

Das die Stra­ßen siche­rer gewor­den sind ist meh­re­ren Umstän­den zuzu­ord­nen, wobei die wich­tig­sten Para­me­ter bestimmt 'ver­bes­ser­te Tech­nik und ein­ge­bau­te pas­si­ve Sicher­heit' sowie 'redu­zier­te Geschwin­dig­kei­ten'. Zusam­men mit einem gestie­ge­nen Bewusst­sein für die Gefah­ren des Stra­ßen­ver­kehrs erklä­ren sich so die viel bes­se­ren Daten und der Rück­gang der Todesfälle.
Zu den Ursa­chen der immer noch zu oft vor­han­de­nen fata­len Aus­gän­ge bei Unfäl­len ist wei­ter unten der Ver­such einer Ein­gren­zung zu lesen - so wird es eine bestimm­te Zahl immer geben, weil sich nach all­ge­mei­ner Lebens­er­fah­rung sol­che Gescheh­nis­se nicht auf "Null" pres­sen lassen.

Ende *update*

3. Zahl der Verkehrstoten in Deutschland gestiegen
- Experte: Zu viele Raser

Noch im alten Jahr ist eine Schät­zung für die Zahl der Ver­kehrs­to­ten 2015 in Deutsch­land ver­öf­fent­licht worden:
Rund 3.450 Men­schen sol­len es gewe­sen sein (Sta­ti­sti­sches Bun­des­amt)

Im Ver­gleich zu 2013 und 2014 ist das jeweils ein klei­ner Anstieg - ins­ge­samt sehr viel gerin­ger als die 11.300 Toten Anfang der 1990er Jah­re. Die Zahl der Unfäl­le blieb mit 2,3 bis 2,5 Mil­lio­nen pro Jahr recht kon­stant. Ich grei­fe das heu­te noch ein­mal auf, weil in einem Inter­view Fahr­leh­rer und Buch­au­tor Jörg Holt­mann auf Grün­de für den Anstieg hinweist. 

Sei­ne These:
Die Tech­nik hat die Sicher­heit stark ver­bes­sert, doch jetzt greift mehr und mehr, dass die Men­schen sehr viel rück­sichts­lo­ser als frü­her fah­ren.
(Spie­gel Online)
Auch die Land­stra­ßen sind und blei­ben eine beson­ders gro­ße Gefahr. Zwei Drit­tel aller Ver­kehrs­to­ten pas­sie­ren dort. (detektor.fm)

Was all die Berich­te über die [letzt­lich wie­der] zuneh­men­de Zahl von Ver­kehrs­to­ten nicht erwähnen:

  1. Eine anstei­gen­de Zahl von Fah­rern pro­du­ziert pro­por­tio­nal mehr Tote;
  2. Der Stra­ßen­zu­stand gera­de auf 'Neben­stra­ßen' sehr viel schlech­ter als auf den Autobahnen;
  3. Gibt es viel­leicht eine Rela­ti­on Fahrer:Tote die nie zu unter­schrei­ten ist?

Letz­te­res (Fall 3) hat noch nie­mand unter­sucht, bzw. es fin­det sich dazu kei­ne Infor­ma­ti­on im sonst doch sehr umfang­rei­chen Inter­net. Ist also eine bestimm­te Zahl von Unfäl­len unver­meid­lich? Etwa ver­gleich­bar mit dem "Grund­rau­schen"* aus der Elektrotechnik? 

Über­tra­gen wir das mal auf Autos:
Gibt es eine Min­dest­feh­ler­quo­te in der Kfz-Tech­nik die zu einer Min­dest­quo­te von Unfäl­len führt? Von denen eine Min­dest­zahl für die Betrof­fe­nen töd­lich endet?
Das müß­te eine Kate­go­rie mit dem Namen "Tech­ni­sches Grund­ver­sa­gen" sein, die völ­lig unab­hän­gig vom Zustand & der Fer­tig­keit des Fah­rers immer und über­all gül­tig ist.


Ich bin recht sicher, dass es so etwas gibt. Aller­dings hören wir davon nichts, denn wel­cher Her­stel­ler wür­de schon zuge­ben, dass sei­ne Pro­duk­te nicht 100% sicher sind?
[Was nicht uneh­ren­haft wäre - weil es nir­gend­wo im Leben 100% irgend­ei­ner Sache gibt!]
 

Wer sich viel auf Land­stra­ßen bewegt (Fall 2) kennt die Situation:
Trecker fährt ohne anzu­hal­ten auf die Bun­des­stra­ße ein - der gleich­sin­nig fah­ren­de Ver­kehr macht Voll­brem­sung. Oder ein lang­sam fah­ren­der, unsi­che­rer Fah­rer kann sei­nen drit­ten oder vier­ten Gang nicht fin­den und schleicht mit 60 Km/h die Stra­ße ent­lang - wor­auf sich for­sche, eili­ge, ter­min­ge­trie­be­ne Fah­rer ver­an­lasst füh­len selbst in unüber­sicht­li­cher Stra­ßen­füh­rung ein Über­hol­ma­nö­ver zu wagen.

Schließ­lich noch Pro­por­tio­na­li­tät (Fall 1), die sich aus einer ein­fa­chen Über­le­gung ergibt:

10.000 Fah­rer = 1 Unfall
100.000 Fah­rer = 10 Unfälle
1.000.000 Fah­rer = 100 Unfälle
10.000.000 Fah­rer = 1.000 Unfälle

Abso­lut steigt die Zahl der Unfäl­le, bleibt aber pro­zen­tu­al dabei gleich. Des­we­gen sind die Anga­ben ohne die Basis der Fest­stel­lun­gen wis­sen­schaft­lich nicht genü­gend. Aus­sa­gen in rei­nen Pro­zent­zah­len sagen schon erst recht nichts aus, denn am Bei­spiel der obi­gen Rei­he erkennt man leicht, dass der pro­zen­tua­le Wert stets gleich ist. Was wohl kaum der Wirk­lich­keit ent­spre­chen wird.

" .. dass die Men­schen sehr viel rück­sichts­lo­ser als frü­her fah­ren .. - das ist eine aus mei­ner per­sön­li­chen Sicht unhalt­ba­re The­se. Ich habe den Füh­rer­schein seit nun­mehr 50 Jah­ren. Wenn ich dar­an den­ke wie schnell zu Beginn, in den ersten Jah­ren die ich den Füh­rer­schein hat­te, gefah­ren wur­de, obwohl weder die Tech­nik der Autos noch der Stra­ßen­zu­stand es her­ga­ben .... nein, der Ver­kehr fließt heu­te sehr viel lang­sa­mer, es gibt immer weni­ger extre­me Raser, Rück­sicht und Beson­nen­heit haben von Jahr zu Jahr zugenommen. 

Wie das so ist mit den "Exper­ten" - fragt man fünf, so bekommt man sechs Antworten ....

* Zitat WIKIPEDIA:
"Das Grund­rau­schen wird durch meh­re­re Fak­to­ren bedingt. Ein Fak­tor, der star­ken Ein­fluss auf die Stär­ke die­ses Grund­rau­schens nimmt ist die Art des Gerä­tes, ob es sich um ein akti­ves oder ein pas­si­ves Gerät han­delt. Bei pas­si­ven Bau­tei­len wird das Rau­schen durch die Brown'sche Mole­ku­lar­be­we­gung ver­ur­sacht, das Wär­me­rau­schen. Bei akti­ven Gerä­ten ist die Ursa­che in der Strom­ver­sor­gung zu sehen. Je mehr Lei­stung ein Gerät erbrin­gen muss, umso grö­ßer kann das Grund­rau­schen sein."

[Quel­le: DVR]


kraut­re­por­ter Mor­gen­post | 16.02.2016; Erst­ver­öf­fent­li­chung: 15. Mrz 2016 um 0:39h.

bookmark_borderDer Mensch ist nur 'bedingt' ein Raubtier ..?! 
Überlegungen zur wissenschaftlichen Einschätzung dieser Aussage

 
Zu der Betrach­tung eines Dia­logs in Kom­men­ta­ren zur Fra­ge der Zuläs­sig­keit des Ver­zehrs von tie­ri­schen Pro­duk­ten durch den Menschen
[ → "Wenn Ali­ens unse­re Babys essen".]

Aus­gangs­punkt des Arti­kels ist die reli­giö­se Auf­for­de­rung "Macht euch die Erde unter­tan!" - was in den letz­ten 150 Jah­ren zur fast völ­li­gen Erschöp­fung der natür­li­chen Res­sour­cen geführt hat und gleich­zei­tig den Lebens­raum für Tie­re und Pflan­zen so ein­eng­te, dass sie zu Tau­sen­den untergingen.

In den Kom­men­ta­ren war fol­gen­der Dia­log zu fin­den, den ich zum Aus­gangs­punkt ver­schie­de­ner Über­le­gun­gen neh­men will:

1. Wel­che Grund­hal­tung von A.S. und B.W. läßt sich aus den Äuße­run­gen herleiten? 

2. Sind die Argu­men­te empi­risch belegbar? 

3. Wel­che Argu­men­te sind plau­si­bel, wel­che absurd? 

4. Blei­ben die Kom­men­ta­to­ren beim Thema? 

5. Blei­ben die Kom­men­ta­to­ren bei logisch nach­voll­zieh­ba­ren Gedanken? 

Der Dia­log:

Zu 1.
Für A.S. ist der Mensch ein Raub­tier, das durch Umstän­de - wel­cher Art wird nicht näher aus­ge­führt - sei­ne gewalt­tä­ti­ge Natur gebän­digt hat. Sei­ne Betrach­tung unter­stellt, dass der Geist den Kör­per beherrscht, jedoch zu Zei­ten die Unter­drückung nicht mehr funk­tio­niert und sich dann Bahn bricht und die Sper­re wegfegt. 

B.W. hin­ge­gen ver­weist mit­tels der Betrach­tung der ana­to­mi­schen Gege­ben­heit dar­auf, dass der Mensch kei­nes­wegs 'Raub­tier' sei. Es sei auch nicht - wie behaup­tet wer­de -"Kro­ne der Schöp­fung". Dies wie­der­um ist ein Hin­weis dar­auf, dass B.W. 'Schöp­fung' als Ursa­che für die Unzu­läng­lich­keit der Men­schen ablehnt, da er sie in ande­ren Spe­zi­es viel aus­ge­präg­ter zu sehen angibt.

Zu 2.
Mög­li­cher­wei­se schon, aller­dings nimmt kei­ner der Kom­men­ta­to­ren eine sol­che Ein­schät­zung vor.

Zu 3.
Die von A.S. vor­ge­tra­ge­ne War­nung zur Vor­sicht ist aus all­ge­mei­ner Lebens­er­fah­rung nach­voll­zieh­bar und stellt inso­weit ledig­lich fest, was Vie­len bekannt sein dürf­te und unstrit­tig ist.
Dem­ge­gen­über ist der Hin­weis von B.W. auf das man­geln­de *Tötungs­werk­zeug* eini­ger Raub­tie­re, der Reiß­zäh­ne, kei­nes­wegs dien­lich, da 'töten' auch ohne die­se erfol­gen kann - inso­weit han­delt es sich um eine rhe­to­ri­sche Fin­te, die als absur­de Argu­men­ta­ti­on gel­ten muss. Hin­ge­gen ist der Hin­weis auf grö­ße­re Schön­heit nach­voll­zieh­bar - aller­dings nicht beweis­bar, da die Para­me­ter für den Begriff "Schön­heit" oder den eben­falls gebrauch­ten Begriff "Tugend(-en)" nicht benannt wer­den und inter­in­di­vi­du­ell variieren. 

Zu 4.
Ja, bei Beiden.

Zu 5.
Nein, Bei­de stüt­zen ihre Hin­wei­se und Argu­men­te auf eige­ne Beob­ach­tun­gen und dar­aus gefol­ger­te Ergeb­nis­se. Der Unter­schied ist ledig­lich der Blickwinkel:
A.S. hält einen Über­ra­schungs­ef­fekt für jeder­zeit denk­bar; B.W. hin­ge­gen sieht aus den ana­to­mi­schen Struk­tu­ren her­rüh­ren­de Defi­zi­te für eine raub­tier­ar­ti­ge Ent­glei­sung und ord­net das "Fleisch essen" als eine man­geln­de Reflek­ti­on der Lebens­um­stän­de auf dem Pla­ne­ten durch Men­schen zu. Er hält sie für genuss­be­ton­te, wenig über­le­gen­de Feh­ler der Natur.

Begriffsbestimmung(-en)
Logik
Mit Logik .. wird im All­ge­mei­nen das ver­nünf­ti­ge Schluss­fol­gern und im Beson­de­ren des­sen Leh­re – die Schluss­fol­ge­rungs­leh­re oder auch Denk­leh­re – bezeich­net. In der Logik wird die Struk­tur von Argu­men­ten im Hin­blick auf ihre Gül­tig­keit unter­sucht, unab­hän­gig vom Inhalt der Aus­sa­gen .. Jede Aus­sa­ge (zu einem 'Pro­blem') hat genau einen von zwei Wahr­heits­wer­ten, die meist als wahr und falsch bezeich­net werden.

Empi­rie
Empi­rie [Erfah­rungs­wis­sen‘] ist eine metho­disch-syste­ma­ti­sche Samm­lung von Daten. Auch die Erkennt­nis­se aus empi­ri­schen Daten wer­den manch­mal kurz Empi­rie genannt. In der Wis­sen­schafts­phi­lo­so­phie wird der Empi­rie als Erfah­rung, die zu einer Hypo­the­se führt (oder die­se auch wider­legt), die Evi­denz gegen­über­ge­stellt, also die unmit­tel­ba­re Ein­sich­tig­keit einer wis­sen­schaft­li­chen Behauptung. 

Evi­denz
Evi­denz bezeich­net das dem Augen­schein nach unbe­zwei­fel­bar Erkenn­ba­re oder die unmit­tel­ba­re, mit beson­de­rem Wahr­heits­an­spruch auf­tre­ten­de voll­stän­di­ge Ein­sicht [Der Begriff Evi­denz beschreibt die­je­ni­gen empi­ri­schen Befun­de, die Theo­rien bestä­ti­gen oder auf­grund derer Bestä­ti­gungs­ver­su­che scheitern].
Die anek­do­ti­sche Evi­denz schließt eine wis­sen­schaft­li­che Metho­do­lo­gie und somit spe­zi­ell eine not­wen­di­ge Repro­du­zier­bar­keit aus. Des­we­gen kann sie nie 'Beweis­kraft' erlangen.

Plau­si­bi­li­tät
Die Posi­ti­on des Begrif­fes als Dar­stel­lung: Absurd → Plau­si­bel → Offenkundig
Plau­si­bel ist ein Rela­ti­ons­be­griff, etwa in dem Satz "es könn­te mit einer gewis­sen Wahr­schein­lich­keit so sein" aus­ge­drückt, der eine gemein­sa­me Bezugs­grö­ße („Ver­ste­hen­s­um­ge­bung“) ver­langt, vor der eine Beur­tei­lung von Aus­sa­gen jeweils erst mög­lich wird. Bei einem Wech­sel der Bezugs­grö­ße, also einem gro­ßen Unter­schied in der Grund­ein­stel­lung der Betei­lig­ten, kann sich die Beur­tei­lung der­sel­ben Aus­sa­gen ändern, etwa .. im Kon­trast zwi­schen Lai­en und Experten.

[Alle vor­ste­hen­den Defi­ni­tio­nen in Anleh­nung an die jewei­li­gen WIKIPEDIA Einträge]

A. Werk­zeu­ge der Auf­klä­rung sind: Logik und Empirie
B. Reli­gi­on ver­ab­scheut zwei wesent­li­che Eck­punk­te der Aufklärung:
Plau­si­bi­li­tät und Evi­denz [Plau­si­bi­li­tät wird mit dem Instru­ment der Logik betrach­tet; Evi­denz beruht auf Empirie].

Reli­gi­on [in Vor­der­asi­en und Euro­pa; soge­nann­te "Abra­ha­mi­ti­sche Religion(-en)] hat erst ver­sucht neue Erkennt­nis zu unter­drücken und dann ver­sucht sich so dar­zu­tel­len, als ob sie stets in der Geschich­te Ver­fech­ter von Erwei­te­rung des Wis­sens gewe­sen sei .... eine drei­ste­re Lüge und Geschichts­ver­fäl­schung gibt es nicht!

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bookmark_borderTante Emmi hat das auch geholfen ....

[Bild­quel­le]

Es graust mich immer wie­der wenn ich "Erfolgs­ge­schich­ten" als Beweis für irgend­ei­ne Behand­lung, Diät oder Lebens­wei­se lesen muss. Sie kom­men ein­fach nicht dar­auf sich ein­mal mit *rich­ti­ger Wis­sen­schaft* zu beschäf­ti­gen vor lau­ter G'schaftlhuberei [Drit­ter Absatz].
Wer sich andau­ernd rund­um ver­tei­di­gen zu müs­sen glaubt hat wahr­schein­lich wenig Zeit etwas kon­kret zu stu­die­ren, da muss eben Mei­nung her­hal­ten anstatt Bewei­se zu prä­sen­tie­ren. Ein ande­rer Teil die­ser Über­zeug­ten hat das anson­sten eher reli­gi­ös begrün­de­te Sen­dungs­be­wusst­sein, das *Welt­ret­ter-Syn­drom*.

Mein kürz­lich ver­stor­be­ner Schwie­ger­va­ter, er wur­de 95, hat Zeit sei­nes Lebens eine def­ti­ge Brot­zeit geschätzt. Er lieb­te Schin­ken, Aal und geräu­cher­te Mett­würst­chen. Sein Bier­chen und ab und an ein Schnäps­chen hat er mit Genuß getrun­ken. Bis vor ein paar Jah­ren sei­ne aus­ge­such­ten kuba­ni­schen Zigar­ren geraucht und war bis zwei Wochen vor sei­nem Tod min­de­stens drei Mal in der Woche unter­wegs. Je ein­mal in einer sei­ner drei bevor­zug­ten Knei­pen. Wegen der Gesel­lig­keit, und weil es da Sol­ei­er und Bou­let­ten vom Tre­sen gab.

Jetzt wäre es bil­lig dage­gen zu hal­ten und den Vega­nern das Bei­spiel um die Ohren zu hau­en. Ich begnü­ge mich damit es hier so auf­ge­schrie­ben zu haben wie es war.


Sehen Sie an die­sem Bei­spiel doch bit­te die Gemein­sam­keit, nicht das was trennt:
Da ist näm­lich die Tat­sa­che, dass ein ein­zel­ner Fall - mag er auch noch so über­zeu­gend dar­ge­stellt wer­den - nie der "Beweis" für eine Annah­me sein kann. Es ist eine anek­do­ti­sche Bege­ben­heit, mehr nicht.
 

 
Anders als die Vega­ner käme ich nicht auf die Idee, die­se Lebens­art mei­nes Schwie­ger­va­ters zu einer Bewe­gung "Wie wer­de ich min­de­stens 95 Jah­re alt" machen zu wol­len .... es reicht schon, wenn ande­re ihr "Sen­dungs­be­wusst­sein" ausleben.

 

bookmark_borderVon "SALZ" (Teil II)

und "Mul­ti Level Mar­ke­ting" [MLM / Pyramidensystem]
oder: Die Dum­men ster­ben nicht aus!

Teil I fin­den Sie → DORT

Begin­nen wir mit einer kur­zen Wie­der­ho­lung des letz­ten Abschnit­tes von Teil I.

Dort waren die Über­le­gun­gen mit dem The­ma "Defi­ni­ti­on von Ver­dau­ung und Stoff­wech­sel" los gegan­gen. Es folg­te eine Betrach­tung wel­che Mecha­nis­men es im mensch­li­chen Orga­nis­mus gibt die die Steue­rung des Was­ser­haus­hal­tes und der Sal­ze bewir­ken - zunächst als Über­sicht, hier im Teil II folgt nun eine schritt­wei­se Darstellung.

Im näch­sten Abschnitt habe ich auf die Ver­mes­sen­heit einer Dro­gi­stin ohne ein­schlä­gi­ge Aus­bil­dung berich­tet, die sich auf­schwingt von Din­gen zu reden und Emp­feh­lun­gen abzu­ge­ben von denen sie kei­ne Ahnung hat - wie sich aus ihrer Argu­men­ta­ti­on und der boden­lo­sen Unwis­sen­heit ergibt die sie durch ihre Tex­te offenbart.
Auch die Tat­sa­che, dass sie sich in ein MLM-System hat 'ein­fan­gen' las­sen und nun auf das gro­ße Geld hofft, spricht nicht gera­de dafür, das sie mit über­bor­den­der Intel­li­genz aus­ge­stat­tet ist.

Der letz­te Absatz wird nun hier wei­ter unten wie­der­holt - ein Ver­mächt­nis an Unwis­sen­heit und Halb­wis­sen. Erschrecken­de Nai­vi­tät in der Über­nah­me von Behaup­tun­gen aus der ESO-Szene. 

Schwur­bel­schwatz zu "SALZ"

Die ver­blen­de­te Frau Vale­ri­us-Szö­ke hat nun in einer Ver­öf­fent­li­chung zu SALZ ein paar Zei­len geschrie­ben, denn "Hima­la­ya­salz" gehört zu ihrem Ver­triebs­pro­gramm. Es wird etwa zum zehn­fa­chen Preis von 'nor­ma­lem' Koch­salz ver­kauft- und das obwohl bei­de Sal­ze zu 98% iden­tisch sind und das so genann­te "Hima­la­ya­salz" ledig­lich durch Eisen, genau­er Rost, eine röt­li­che Fär­bung hat.
Lesen Sie selbst, hier ein screenshot:

Außer dem Wort "SALZ" ist fast alles in die­ser Dar­stel­lung frei erfun­den. Oder es wer­den Bezie­hun­gen her­ge­stellt, die es nicht gibt. Ein gro­ßer Teil davon ist gelo­gen. Die Aus­sa­ge zum Blut­druck ist gemein­ge­fähr­li­cher Unsinn. Denn dadurch wer­den Pati­en­ten­le­ben gefährdet. 

---------- Beginn Teil II ---------- 

Doch las­sen Sie mich den Text in ein­zel­nen Schrit­ten kom­men­tie­ren und die Fehl­schlüs­se und plat­ten Lügen richtigstellen:
" .. Wie berich­tet wird, dient die Salz­so­le als eine Art ener­ge­ti­sche Vor­la­ge, da der Mensch aus dem sog. Urmeer her­vor­ge­gan­gen ist. Und an die­ser Vor­la­ge ori­en­tie­ren sich unse­re Körperflüssigkeiten .. "

Erste Falsch­aus­sa­ge:

" .. Wie berich­tet wird, dient die Salz­so­le als eine Art ener­ge­ti­sche Vorlage.. " 
Da stel­le ich die Gegen­fra­ge: Wer berich­tet das? Es fehlt jeg­li­cher Beweis für die­se Behauptung.
Was ist "die Salz­so­le"? - es gibt sehr ver­schie­de­ne Ver­dün­nun­gen von Salz, die alle unter dem Begriff "Sole" lau­fen - wel­che ist hier gemeint? Das wird unklar gelas­sen, weil Frau Vale­ri­us-Szö­ke es wahr­schein­lich selbst nicht weiß, denn der Text wird ihr von ihrem *Koope­ra­ti­ons­part­ner Natu­ra Vita­lis* vor­ge­ge­ben - ein redak­tio­nell vor­be­rei­te­ter Text den die *Part­ner* dann in ihre Sei­ten reinkopieren.
Was bedeu­tet " ..ener­ge­ti­sche Vor­la­ge.. "? Wor­auf bezieht sich 'ener­ge­tisch', wel­che Art von Ener­gie ist gemeint? Che­mi­sche Ener­gie, ther­mi­sche Ener­gie, Kern­ener­gie, poten­zi­el­le, kine­ti­sche Ener­gie oder Ener­gie die in elek­tri­schen und magne­ti­schen Fel­dern steckt? Ich bezweif­le, dass Frau Vale­ri­us-Szö­ke die­se Ener­gie­ar­ten von­ein­an­der unter­schei­den könn­te - sowas lernt man nicht als Drogistin.


{BILD: wiki­pe­dia com­mons Lizenz; GNU FDL 1.2,, erstellt von Arthur Weas­ley (abge­ru­fen 12.7.2008)}

Zwei­te Falsch­aus­sa­ge:

" ..da der Mensch aus dem sog. Urmeer her­vor­ge­gan­gen ist.. " - Der Mensch ist nicht aus dem sog. Urmeer her­vor­ge­gan­gen - das waren erst­mal vor etwa 540 Mil­lio­nen Jah­ren, im Kam­bri­um, soge­nann­te Glie­der­fü­ßer, auf die spä­ter pri­mi­ti­ve, fisch-lurch-ähn­li­che Lebe­we­sen folg­ten und es geschah vor etwa 420 Mil­lio­nen Jah­ren im Devon, lan­ge bevor der erste 'Mensch' sich vor ca. sechs Mil­lio­nen Jah­ren auf­ge­rich­tet hat, um zukünf­tig auf zwei Bei­nen zu laufen.

Drit­te Falsch­aus­sa­ge:

" .. an die­ser Vor­la­ge ori­en­tie­ren sich unse­re Körperflüssigkeiten .. "
Das Meer­was­ser der dama­li­gen Zeit hat­te eine völ­lig ande­re Zusam­men­set­zung als die Mee­res­ge­wäs­ser heu­te, deren (durch­schnitt­li­cher) Salz­ge­halt (Sali­ni­tät) 3,5 % Mas­sen­an­teil beträgt. Das ent­spricht einem Salz­an­teil von 35 Gramm pro Kilo­gramm Meer­was­ser. Im Devon war außer­dem der Gehalt an Schwe­fel um den Fak­tor 5 bis 10 höher als heu­te - und beim Men­schen ist der Schwe­fel­an­teil an den Kör­per­sal­zen noch­mals um eini­ges gerin­ger. Schwe­fel fin­det sich daher über­wie­gend in Ami­no­säu­ren gebunden.
Dem­ge­gen­über sind beim Men­schen in Blut und Gewe­ben in einem Liter Blut neun Gramm Salz gelöst, was etwa 0,9% Salz­an­teil ent­spricht. Da von einer Vor­la­ge zu spre­chen ist kom­plet­ter Unfug - oder die Unfä­hig­keit mathe­ma­ti­sche Ver­glei­che zu berech­nen: Nähe­rungs­wei­se sind also vier­mal so gro­ße Salz­men­gen im Meer­was­ser gelöst [Drei­satz­rech­nung: 3,5% = 100; 0,9% = X] .
Da von einer "Vor­la­ge" zu spre­chen ist mehr als gewagt. Es ist falsch.

Wei­ter geht es im Text:

Vier­te Falsch­aus­sa­ge:

" .. Das bedeu­tet, dass eine der­ar­ti­ge Sole­lö­sung eine aus­glei­chen­de Wir­kung besitzt .. "
Was ist "eine aus­glei­chen­de Wir­kung"? Was wird 'aus­ge­gli­chen'? Wie ist der "Nor­mal­zu­stand" defi­niert - bzw. wann beginnt die Abwei­chung davon? Was geschieht, wenn eine Abwei­chung pas­siert, regelt sich das von selbst ein oder ist es eine fata­le Störung?
Das Meer­was­ser hat eine Rela­ti­on von Natri­um (Na+), Kali­um (K+), Cal­ci­um (Ca2+) und Chlo­rid (Cl) wie 94:2:2:100, im Kör­per des Men­schen ist die­ses Ver­hält­nis 94:3:2:70 - aller­dings nur im soge­nann­ten "Extra­zel­lu­lä­ren Raum", also außer­halb von Zel­len, im Blut und dem 'intersti­ti­el­len Gewe­be'. Das sind Gewe­be zwi­schen den Orga­nen, die deren Lage fixie­ren und sie am Ort halten.
Was kor­rekt ist: Die­se Zusam­men­set­zung ist ähn­lich. Sie ist aber nicht 'iden­tisch' und vor allem der Men­ge der Sub­stan­zen nach sehr verschieden.

Da die zuvor for­mu­lier­ten Fra­gen weder ange­spro­chen noch aus­drück­lich beant­wor­tet sind darf man wohl davon aus­ge­hen, dass es sich um aus der Luft gegrif­fe­ne Behaup­tun­gen han­delt, die jeg­li­cher Bedeu­tung ent­beh­ren. Gewäsch ohne Inhalt das Wissen(-schaft) vor­täu­schen soll, mit dazwi­schen gestreu­ten wah­ren Aus­sa­gen, zusam­men­hang­los, wie so Vie­les in die­sem Text.

Fünf­te und gefähr­lich­ste Falsch­aus­sa­ge:

" .. Als Bei­spiel neh­men wir hier mal den Blut­druck. Ist die­ser zu hoch, wirkt die Lösung blut­druck­sen­kend, ist die­ser zu nied­rig, wirkt die Lösung blutdruckaktivierend .. "

Wie im Teil I ange­spro­chen, gibt es ein kör­per­ei­ge­nes System, das den Blut­druck regu­liert, das RAA-System [Renin-Angio­ten­sin-Aldo­ste­ron-System] Es ist über­wie­gend in der Nie­re zu fin­den, mit Tei­len im Hor­mon­sy­stem, der Neben­nie­ren­rin­de und dem Gehirn (Hirn­an­hang­drü­se).

Bei die­sem System han­delt es sich um einen Regel­kreis, des­sen Rege­lung von zwei Fak­to­ren abhängt.
Einer­seits vom Salz­ge­halt des Blu­tes und ande­re­seits vom Blutdruck.
Bei­de wie­der­um haben eine feste Bezie­hung zueinander:
- Wenn der Salz­ge­halt hoch ist wird mehr Was­ser gebraucht um die Sal­ze im Blut gelöst zu hal­ten und der Blut­druck steigt.
- Wenn der Salz­ge­halt sinkt wird weni­ger Was­ser gebraucht um die Sal­ze gelöst zu hal­ten und der Blut­druck sinkt auf­grund der gerin­ge­ren Blutmenge.

Soweit noch ganz ein­fach, aber wie wird das prak­tisch, also im Kör­per des Men­schen gesteuert?


An den Nie­ren­ka­näl­chen lie­gen bestimm­te Zel­len, die sowohl den Blut­druck mes­sen, als auch eine Sub­stanz bil­den, die dar­auf einen Ein­fluss hat - das ist das RENIN
Renin wird aus­ge­schüt­tet wenn
- die Durch­fluss­men­ge an Blut sinkt
- der Blut­druck sinkt
- die fil­trier­te Men­ge an Flüs­sig­keit sinkt
- die Koch­salz­men­ge im Harn sinkt
- das sym­pa­thi­sche Ner­ven­sy­stem einen Impuls gibt.
 

 


Mer­ke:
Sin­ken­der Blut­druck, Ver­lust an Salz und Was­ser (= sin­ken­des Blut­vo­lu­men) füh­ren zu einer Reninfreisetzung.
 


1. Renin bewirkt sei­ner­seits eine Kas­ka­de des Umbau­es von Angio­ten­si­no­gen zu Angio­ten­sin I, was wie­der­um zu Angio­ten­sin II ver­än­dert wird. Die­se Sub­stanz führt zu einer Ver­en­gung klei­ner Blut­ge­fä­ße, und weil es davon eine Men­ge gibt, wirkt sich das rasch auf den But­druck aus:
Er steigt wie­der an.
 


2. Die Neben­nie­ren­rin­de schüt­tet unter Renin­e­influß Aldo­ste­ron aus. Salz und Was­ser wer­den aus dem Urin in den Nie­ren­ka­näl­chen wie­der zurück­ge­won­nen - dadurch steigt der Blutdruck.
 


3. Im Gehirn wird ADH (Anti­di­ure­ti­sches Hor­mon / "Vaso­pres­sin") frei­ge­setzt - es bewirkt an der Nie­re eine ver­min­der­te Was­ser­aus­schei­dung. Der Blut­druck steigt.
 


4. Die frei­ge­setz­ten Sub­stan­zen bewir­ken zusätz­lich eine Stei­ge­rung von Durst und den Wunsch Sal­zi­ges zu essen - auch das för­dert natür­lich eine Blutdruckerhöhung.
 


5. Wie kann das abge­bro­chen wer­den, wenn der Blut­druck wie­der den Nor­mal­wert erreicht hat?
Ganz ein­fach: Wenn die Men­ge an Aldo­ste­ron oder dem oben erwähn­ten Angio­ten­sin II steigt, führt dies zu einer Rück­kop­pe­lung, genau­so wie der wie­der gestie­ge­ne Blut­druck, und die Renin­aus­schüt­tung wird reduziert.
 

 

Wie ist nun die Aus­sa­ge von oben " .. Ist die­ser (Blut­druck) zu hoch, wirkt die Lösung blut­druck­sen­kend, ist die­ser zu nied­rig, wirkt die Lösung blutdruckaktivierend .. " 
Wir set­zen statt "die Lösung" das Wort "Salz" und bekom­men fol­gen­den Satz:
"Ist der (Blut­druck) zu hoch, wirkt Salz blut­druck­sen­kend, ist der (Blut­druck) zu nied­rig, wirkt Salz blut­druck­ak­ti­vie­rend .. " wobei "blut­druck­ak­ti­vie­rend" wohl hei­ßen soll 'der Blut­druck steigt'.


Nach dem ein­fa­chen Satz
"Wo das Natri­um ist ist auch das Wasser!"
 

 

bedeu­tet ein grö­ße­re Men­ge Salz immer ein Erhö­hung des Blut­druckes, da mehr Was­ser gebraucht wird um die Sal­ze in Lösung zu halten.
Dem­nach ist die Aus­sa­ge mehr Salz bewir­ke eine Blut­druck­sen­kung schlicht­weg falsch, genau das Gegen­teil wird bewirkt!

 


 
Der zwei­te Teil der Aus­sa­ge ist rich­tig. Doch "Halt!" - hier droht Gefahr. Die Nie­re kann pro Zeit­ein­heit immer nur eine bestimm­te Men­ge Salz ent­fer­nen. Wenn also zuviel Salz zuge­führt wird - wie es Frau Vale­ri­us-Szö­ke so flap­sig andeu­tet, so besteht die Gefahr einer anhal­ten­den Über­la­dung mit Salz, das nicht so schnell wie nötig aus­ge­schie­den wer­den kann!


MERKE:
die Annah­me "SOLE" kön­ne gefahr­los getrun­ken wer­den ist, wie oben dar­ge­stellt wur­de, medi­zi­nisch und phy­sio­lo­gisch falsch. Es bestehen zwei Gefahren:
1. Eine Über­for­de­rung der Nie­re mit blei­ben­dem Nierenschaden;
2. eine Über­la­dung mit Salz und dar­aus resul­tie­rend lang­fri­stig über­mä­ßig hoher Blut­druck mit Gefahr von Hirn­schlag und Herzinfarkt.

Außer­dem ist kein Ein­griff von Außen nötig - die Regu­la­ti­on von Was­ser und Salz ist eine sich selbst regu­lie­ren­de Fähig­keit des Kör­pers. Wenn das ein­mal nicht mehr klap­pen soll­te gebe ich Ihnen den guten Rat ihren Nach­laß zu ord­nen und einen Grab­platz zu bestellen.
 

 

Das Wich­tig­ste ist gesagt, jetzt noch die zwei letz­ten Sät­ze und das Elend hat ein Ende.
" .. Das klingt u.U. natür­lich für den ein oder ande­ren sehr eso­te­risch. Soll­te dem so sein, so sei ein­fach offen und betrach­te das Gan­ze als eine Art Expe­ri­ment und teste ein wenig her­um .. " - das klingt nicht nur so, es ist so! Mit sei­ner Gesund­heit soll­te man kei­ne Expe­ri­men­te machen - nur damit Frau Vale­ri­us-Szö­ke ihr Ver­kaufs­soll erfüllt.

" .. Zum einen kostet es nicht viel und zum ande­ren kannst du dich so über­ra­schen las­sen, was geschieht. Ich bin mir sicher, du wirst ange­nehm über­rascht sein .. "
Ja, da wird so man­cher über­rascht sein wie schnell sich das läp­pert - bei einem Preis von gut dem Zehn­fa­che des­sen, was Spei­se­salz kostet, kom­men schnell grö­ße­re Beträ­ge zusam­men. Den­ken Sie daran:
Der Unter­schied zwi­schen "Hima­la­ya­salz" und Koch­salz ist der­art gering, dass man Spe­zi­al­la­bo­re braucht um das nach­zu­wei­sen. Für so wenig Unter­schied das Zehn­fa­che an Kosten - ohne eine Wir­kung, und wenn eine Wir­kung, dann die, die eige­ne Gesund­heit dadurch zu rui­nie­ren anstatt zu verbessern?

Ein schlech­tes Geschäft für die Kun­den, bei Frau Vale­ri­us-Szö­ke aller­dings klin­gelt die Kasse ....

¹ Sie­he die Artikel:
"Wie der Blut­druck ent­steht & gere­gelt wird" Tei­le I, II, III, IV.

bookmark_borderVon "SALZ" (Teil I)

und "Mul­ti Level Mar­ke­ting" [MLM / Pyra­mi­den­sy­stem] oder: Die Dum­men ster­ben nicht aus!

Las­sen Sie mich ein­gangs den Unter­schied zwi­schen Ver­dau­ung und Stoff­wech­sel erklä­ren. Das wird oft - mit oder ohne Absicht - durch­ein­an­der geworfen:
→ Alle Pro­zes­se die sich im Darm abspie­len wer­den unter dem Ober­be­griff "Ver­dau­ung" behandelt;
→ Alle Pro­zes­se die jen­seits der Darm­wand, also außer­halb des Dar­mes im Kör­per des Men­schen und natür­lich der Tie­re ablau­fen hei­ßen "Stoff­wech­sel". Die­se Rei­hen­fol­ge von che­mi­schen Reak­tio­nen ist meist inner­halb von Zel­len (ver­schie­de­ner Art) zu fin­den, nur weni­ge Stoff­wech­sel­vor­gän­ge fin­den außer­halb von Zel­len statt. Sie sind dann über­wie­gend auf einen oder zwei Schrit­te beschränkt und die­nen ledig­lich dem Aus­gleich von Ladun­gen der betei­lig­ten Sub­stan­zen beim Ein- und Aus­tritt in die Zel­len (oder eben aus ihnen heraus). 

Wel­che Pro­zes­se regu­lie­ren den Salz- und Was­ser­haus­halt des Körpers?

Der zen­tra­le Mecha­nis­mus besteht aus dem Zusam­men­spiel des Ner­ven­sy­stems mit dem Hor­mon­sy­stem. Die­ses System wird als "Renin-Angio­ten­sin-Aldo­ste­ron-System" bezeich­net. Doch ver­za­gen Sie nicht, im fol­gen­den wer­de ich das ganz ein­fach erklä­ren, Sie brau­chen dazu nur Grund­kennt­nis­se der Che­mie und eini­ger Stof­fe wie Was­ser, Salz und Eiweiß - die ich alle schon in ande­ren Arti­keln beschrie­ben habe und zu denen Sie umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen im Inter­net finden.

Das *Vehi­kel*, mit des­sen Hil­fe die­ser Regel­me­cha­nis­mus arbei­tet ist das Blut (für den trä­gen Hor­mon­trans­port) und das Ner­ven­sy­stem (für die raschen, situa­ti­ven Ände­run­gen). Gleich­zei­tig mit den durch die Gefä­sse trans­por­tier­ten Infor­ma­tio­nen zu Aus­schei­dung bzw. Zurück­hal­tung von Salz und Was­ser wird so die Blut­men­ge gere­gelt - und mit ihr der Blut­druck¹ und die Herz­tä­tig­keit trägt eben­falls dazu bei.

Es dau­ert Jah­re, bis man den Zusam­men­hang zwi­schen den ver­schie­de­nen Steue­rungs- und Regel­me­cha­nis­men des mensch­li­chen Orga­nis­mus ver­stan­den hat. Dazu braucht man mehr als rei­nes Aus­wen­dig­ler­nen, man muss *erken­nen* und *über­grei­fend den­ken kön­nen* um es wei­ter­ge­ben zu kön­nen. Oder nach­voll­zie­hen, war­um sol­che Begrif­fe wie "Stoff­wech­sel­schlacken" etwas bezeich­nen was es in Wirk­lich­keit nicht gibt.

Man­geln­de Selbst­kri­tik und grund­lo­se Überheblichkeit

Da wer­den Sie, lie­be Lesen­de, erken­nen war­um es mich sehr erstaunt, wenn eine selbst­er­nann­te "Prä­ven­ti­ons­be­ra­te­rin", eine Frau Gabrie­le Vale­ri­us-Szö­ke, irgend­wo­her Infor­ma­tio­nen abschreibt - ohne den Hin­ter­grund selbst zu ver­ste­hen - und damit im Zwei­fels­fall Men­schen mit Gesund­heits­pro­ble­men nicht hilft, son­dern ihnen wesent­li­chen Scha­den zufügt. Durch völ­lig fal­sche, ja gefähr­li­che Behaup­tun­gen, die jeder Grund­la­ge entbehren.

Fast schon kri­mi­nell ist aller­dings, wenn eine Dro­gi­stin mit drei­jäh­ri­ger Leh­re sich zu einer all­wis­sen­den Rat­ge­be­rin auf­bläst und den Pati­en­ten rät zu einer bestimm­ten "Sor­te" Arzt zu gehen, den so genann­ten "Funk­ti­ons­me­di­zi­nern", also Eso­te­ri­kern, und nicht zu denen, die ihr Fach ver­ste­hen und die­sen Hum­bug ableh­nen! Kein Wun­der, denn letz­te­re Ärz­te brin­gen ihr nicht den Umsatz an Pro­duk­ten in einem Schnee­ball-System (Mul­ti-Level-Mar­ke­ting) für die sie so hef­ti­ge Wer­bung betreibt. 

Was sie noch nicht begrif­fen hat ist:
Nur die aller­ober­ste Ebe­ne ver­dient, alle dar­un­ter lie­gen­den Stu­fen ackern und ver­kau­fen den Mist - ohne selbst jemals ange­mes­sen zu ver­die­nen. Im ver­link­ten Bei­spiel geht es um Jeans - die Fir­ma hat damals groß getönt .... und ist schon weg vom Fen­ster .... die hoff­nungs­vol­len Jung­ver­die­ner sit­zen auf Ber­gen von Jeans - so wie alle, die bei "Natu­ra Vita­lis" ein­stei­gen auf Ber­gen von nutz- und wir­kungs­lo­sen Pro­duk­ten sit­zen werden.

Schwur­bel­schwatz zu "SALZ"

Die so ver­blen­de­te Frau Vale­ri­us-Szö­ke, die nicht ein­mal erkennt wel­cher Masche von Betrü­gern sie auf den Leim gegan­gen ist, hat nun in einer Ver­öf­fent­li­chung zu SALZ ein paar Zei­len geschrie­ben, denn "Hima­la­ya­salz" gehört zu ihrem Vertriebsprogramm.
Lesen Sie selbst, hier ein screenshot:

Außer dem Wort "SALZ" ist fast alles in die­ser Dar­stel­lung frei erfun­den. Oder es wer­den Bezie­hun­gen her­ge­stellt, die es nicht gibt. Ein gro­ßer Teil davon ist gelo­gen. Die Aus­sa­ge zum Blut­druck ist gemein­ge­fähr­li­cher Unsinn. Denn dadurch wer­den Pati­en­ten­le­ben gefähr­det. Ich kom­me spä­ter, im zwei­ten Teil, dazu das zu erklären.

Teil II fin­den Sie → DORT

¹ Sie­he die Artikel:
"Wie der Blut­druck ent­steht & gere­gelt wird" Tei­le I, II, III, IV.

bookmark_borderZu "Befähigung" und "Ausbildung" im Gesundheitswesen

Wenn ich Ihnen, lie­be Lesen­de, erzähl­te, dass ich kürz­lich ein Buch von einem Wirt­schafts­pro­fes­sor zum The­ma "War­um die EU in Wir­schafts­fra­gen inkom­pe­tent ist" gele­sen habe, dann wer­den Sie ver­schie­de­ne Gedan­ken dazu haben. 

Viel­leicht den­ken Sie
"Wird er uns jetzt eine Zusam­men­fas­sung des Buches liefern?" 
oder
"Das muss ein ziem­li­cher Wäl­zer gewe­sen sein, durch den er sich da gear­bei­tet hat!" 
oder
"Bestimmt gibt es Bücher, die genau das Gegen­teil des­sen beinhal­ten, was da im Titel des gele­se­nen Buches steht - hat er so etwas auch gelesen?"

Oder Sie haben mög­li­cher­wei­se ganz ande­re Gedanken ....
Kämen Sie viel­leicht auf die Idee, ich sei durch die Lek­tü­re des Buches nun ein Fach­mann für EU-Wirtschaftsfragen?

Wohl kaum.

Sie wis­sen nämlich:
Um in Wirt­schafts­fra­gen kom­pe­tent Aus­sa­gen zu tref­fen bedarf es nicht nur eines ein­schlä­gi­gen Stu­di­ums der Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten son­dern zusätz­lich einer jah­re­lan­gen Erfah­rung in Berufs­fel­dern, die Wirt­schaft prak­tisch steu­ern. Die im Stu­di­um erlern­ten Inhal­te zu ver­ste­hen und in prak­ti­sches Han­deln umzu­set­zen und das - nach­weis­lich - erfolg­reich getan zu haben ist eine ganz wesent­li­che Sache.

"Fach­lich kom­pe­tent" wird man also nicht durch das Lesen eines ein­zi­gen Buches, bestimmt auch nicht durch das Lesen meh­re­rer Bücher. Da fehlt die Grund­la­ge, und des­we­gen gehen Sie zu ver­schie­de­nen Vor­trags­ver­an­stal­tun­gen zu Wirt­schafts­the­men, mal ein paar Stun­den am Abend, mal einen Tag, mal meh­re­re Tage zu einem "Semi­nar".
Da bekom­men Sie am Ende eine Teil­nah­meur­kun­de in der steht "Frau/Herr X.Y. hat am Semi­nar 'Wie ich mei­ne Finan­zen ord­ne und rich­tig anle­ge' mit Erfolg teil­ge­nom­men" - dar­un­ter haben der Kurs­lei­ter und der Beauf­trag­te des Ver­an­stal­ters unter­schrie­ben, bei­des Men­schen mit Titeln, ein Dr. Dipl.-Ing. und Prof. Dr. Diplom-Volks­wirt & für Finanz­we­sen. Das macht 'was her!

Geschafft!
Nun sind Sie nach­weis­lich kom­pe­tent und schrei­ben ein Buch zum The­ma "Alter­na­ti­ve Mög­lich­kei­ten der Geld­an­la­ge - so wer­den Sie reich in 12 Monaten!"

Hät­ten Sie nun den Ein­druck, dass hier ein Buch eines kom­pe­ten­ten Men­schen vor­liegt, des­sen Rat Sie eher befol­gen soll­ten als den eines Anla­ge­be­ra­ters bei ihrer Haus­bank, der drei Jah­re gelernt hat, dann zwei­ein­halb Jah­re die Spar­kas­sen­aka­de­mie in Voll­zeit besucht hat und sei­ne Tätig­keit seit meh­re­ren Jah­ren erfolg­reich ausübt? 

Wenn Sie mir bis hier­her gefolgt sind wer­den Sie sich nun fra­gen was das denn soll, denn oben im Titel steht doch "Gesund­heits­we­sen" - was hat das denn mit Wirt­schaft und Finan­zen zu tun? Das, lie­be Lesen­de habe ich ledig­lich als Bei­spiel gewählt, weil sich bei Gesund­heit & Medi­zin sofort die Gei­ster schei­den und Emo­tio­nen ins Spiel kommen.

Was an die­sem Bei­spiel gelernt wer­den kann & soll:
Ein paar Bücher zu einem The­ma gele­sen zu haben, ein paar Ver­an­stal­tun­gen zum The­ma besucht zu haben, in Semi­na­ren zum The­ma geses­sen zu haben, ersetzt kei­nes­falls ein ordent­li­ches, welt­weit aner­kann­tes Stu­di­um der Human­me­di­zin, und schon erst recht nicht die jah­re­lan­ge Erfah­rung im Beruf.

Jetzt kommt der Teil auf den Sie bis­her gewar­tet haben
- denn nun geht es um eine Kar­rie­re im Gesundheitswesen.

Eine Dro­gi­stin. Mit einer Dro­gi­sten­aus­bil­dung, die als Teil der Tätig­keit eine Prü­fung spe­zi­ell zu 'Gift­stof­fen' ent­hält, die sie mit "aus­rei­chend" gera­de so bestan­den hat. Dazu das 'Stu­di­um' von meh­re­ren Büchern, eines davon geschrie­ben von einem "h.c. Dok­tor", eben­falls Dro­gist von Beruf, der sich den Titel in Russ­land gekauft hat.
Wei­ter­hin meh­re­re Ver­an­stal­tun­gen, mal ein bis zwei Stun­den, mal etwas län­ger und dazu noch eini­ge Semi­na­re, über das Inter­net gestreamt, die über einen bis meh­re­re Tage dauerten.

Die Frau ist schockiert weil sie bei­de Eltern­tei­le ver­lo­ren hat - und Schuld dar­an ist die "Medi­zin", nicht etwa das fal­sche Ver­hal­ten der Mut­ter. Die Dia­be­tes Typ I hat­te und immer wie­der aus Nach­läs­sig­keit unter­zucker­te und ins Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert wer­den musste.

Der Vater, an Darm­krebs erkrankt, starb trotz Che­mo­the­ra­pie und Behand­lung - ein Schick­sal, das all­jähr­lich Tau­sen­de Men­schen trifft. Schlimm, aber so ist nun mal das Leben. Man­che ster­ben frü­her, ande­re spä­ter. Ohne dass irgend­wer oder irgend­et­was als "Schuld" dar­an iden­ti­fi­zier­bar ist.

Da gibt es Men­schen wie die oben erwähn­te Toch­ter, die mit dem Ver­lust nicht fer­tig wer­den und nach "Schul­di­gen" suchen. Was liegt da näher, nicht zuerst an gene­ti­sche Dis­po­si­ti­on oder fal­schen Lebens­wan­del zu den­ken, son­dern der Behand­lung, der Medi­zin, die Schuld zuzuweisen?

Das weiß sie ganz genau, denn sie ist nun "ganz­heit­li­che Prä­ven­ti­ons­be­ra­te­rin"¹ - eine Bezeich­nung, frei erfun­den, für die es kei­ne gere­gel­te Aus­bil­dung gibt. 

Doch, halt!, sie hat ja doch mehr anzubieten:

- Dro­gi­stin gelernt
- ein Fern­stu­di­um zur online-Tex­te­rin und –Redak­teu­rin abgeschlossen
- zahl­rei­che Kurz-Semi­na­re, ein- und zwei­tä­gi­ge Fort- und Wei­ter­bil­dun­gen absolviert
- unzäh­li­ge "Fach­bü­cher" (zwei­fel­haf­ter Autoren) durchgearbeitet

Das Ein­zi­ge was fehlt ist eine fun­dier­te medi­zi­ni­sche Aus­bil­dung, nicht ein­mal eine Heil­prak­ti­ker­aus­bil­dung kann sie vor­wei­sen, wo die doch schon für weni­ge Tau­send Euro zu haben ist. Den­noch ist sie mit der Befä­hi­gung (!) die (selbst­er­fun­de­ne?) Bezeich­nung "ganz­heit­li­che Prä­ven­ti­ons­be­ra­te­rin" zu tra­gen sicher, dass nur eine "alter­na­ti­ve Medi­zin" die Welt, die Men­schen ret­ten kann. "Befä­hi­gung", wohl­ge­merkt, nicht etwa "Aus­bil­dung" oder "Stu­di­um".


Ich gebe zu, ich habe ein Vor­ur­teil gegen sol­che Men­schen. Das basiert dar­auf, dass ich "For­schung und Bewei­se" für wich­ti­ger hal­te als "Mei­nung und Wunsch­den­ken" .... aber wer bin ich schon, der ich mit zwei abge­schlos­se­nen Hoch­schul­stu­di­en als Natur­wis­sen­schaft­ler gear­bei­tet habe - da ist eine Dro­gi­stin mit vie­len gele­se­nen Büchern und ein paar Wochen­end­se­mi­na­ren doch bestimmt kompetenter ....

 


Der eigent­li­che Skan­dal ist aller­dings, dass es in unse­rem Land erlaubt ist der­glei­chen Hokus­po­kus als "Alter­na­tiv­me­di­zin" zu bezeich­nen und gut­gläu­bi­ge Men­schen dadurch zu täu­schen und zu schädigen.

 

¹ Das soll­te uns zu den­ken geben:

Wei­te­re Quel­len, die Schar­la­ta­ne­rie ent­lar­ven:
Der “Rat­ge­ber-News-Blog” ( → ratgebernewsblog2.wordpress.com) behan­delt in der Haupt­sa­che irra­tio­na­le Glau­bens­sy­ste­me, wie Eso­te­rik, Anthro­po­so­phie, Alter­na­ti­ve Heil­me­tho­den und fun­da­men­ta­li­sti­sche christ­li­che Strö­mun­gen. Eine wis­sen­schaft­li­che und somit kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit den The­men steht im Vordergrund.
[Eng aus­ge­rich­te­te Wissenschaft] 

Die GWUP möch­te wis­sen­schaft­li­ches bzw. kri­ti­sches Den­ken und wis­sen­schaft­li­che Metho­den ver­brei­ten, all­ge­mein­ver­ständ­lich erklä­ren und ech­te Wis­sen­schaft klar von Para­wis­sen­schaft abgren­zen. Auf die­se Wei­se will sie dazu bei­tra­gen, die Anfäl­lig­keit der Gesell­schaft für para­wis­sen­schaft­li­che Vor­stel­lun­gen und Ver­spre­chun­gen abzubauen.
[Breit gefä­cher­te Wissenschaft] 

Onkel Michasels klei­ne Welt: Ich bin ein ganz nor­ma­ler Mensch jen­seits der 40, der mit bei­den Bei­nen im Leben steht. Mei­ne Hob­bys sind Her­um­lun­gern, Nichts­tun, gegen Prie­ster het­zen und stän­di­ge Subversion.
[Humot­voll ver­bräm­te Wissenschaft] 

Sie­he auch fol­gen­de Arti­kel:
→ 04/2006 Homöo­pa­thi­sche Verdünnungen ....
→ 01/2009 "Pro­bio­ti­sches" essen & trin­ken .... *update* [05.04.2019]
→ 07/2010 "Geld ver­die­nen mit HOKUSPOKUS" ....
→ 07/2010 Noch mehr "HOKUSPOKUS" ....
→ 01/2011 "Alle Ding' sind Gift, und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist."
→ 01/2012 Din­ge, die die Welt nicht braucht ....
→ 03/2013 Empö­rung ....
→ 04/2014 3sat
→ 06/2019 Es wirkt! Tatsächlich?
→ 10/2019 Body­Fo­cus "Leber­ent­gif­tung" [Body­Fo­kus Clean Body Restart]
→ 02/2020 "I did a liver cle­an­se" [Leber­rei­ni­gung]
→ 02/2020 Was mich vom Hocker reißt ....

bookmark_borderIngwer

" .. Organ­funk­tio­nen wer­den unter­stützt und verbessert .. " 
- so ver­spricht es der Mode­ra­tor bei "GALILEO" von Pro­Sie­ben für Ingwer. 

Nicht, dass Sie mich miss­ver­ste­hen - ich koche kein Gericht mit Huhn ohne fri­schen Ing­wer! Wenn ein­mal kei­ne Knol­len (bota­nisch: ' ..unter­ir­di­scher Haupt­spross des Ing­wers, das Ing­wer-Rhi­zom.. ') vor­han­den sind neh­me ich als zwei­te Wahl Ingwerpulver.

Was mich stut­zig macht ist stets eine sol­che Pau­schal­aus­sa­ge - die, wenn man sie genau­er betrach­tet und *zer­legt* doch mehr Fra­gen auf­wirft als sie beant­wor­tet bzw. als dann in der nach­fol­gen­den Sen­dung erklärt wird.

War­um?

Weil es da nichts zu erklä­ren gibt. Vie­le sol­che Aus­sa­gen klin­gen vor­der­grün­dig sehr über­zeu­gend. Da könn­te man sofort zustim­men. Aber ist das wirk­lich rich­tig, was da so ver­spro­chen wird?

Schau­en wir doch ein­mal genau­er hin:

1. Wel­che Orga­ne sind es?
    1 a. Was bedeu­tet "unter­stützt - auf wel­che Mecha­nis­men ist das bezogen? 
    1 b. Was bedeu­tet "ver­bes­sert" - von wel­chem Aus­gangs­punkt her wird das bemessen? 
    1 c. Mit wel­cher Metho­de wird die Organ­funk­ti­on bestimmt? 
    1 d. Was ist der "Nor­mal­wert" und wel­che Varia­ti­on der Abwei­chung besteht? 
2. Wel­che Funk­tio­nen die­ser Orga­ne wer­den unterstützt?
    2a. Wor­an erkennt man, dass die­se Orga­ne Unter­stüt­zung nötig haben? 
    2b. War­um ist es ange­bracht die­se Orga­ne zu 'unter­stütz­ten'?
3. Wel­che Funk­tio­nen wer­den verbessert?
    3a. Wie erkennt man die Funk­tio­nen die 'ver­bes­sert' werden? 
    3b. Ist eine Inter­ven­ti­on unab­ding­bar oder fal­len die Abwei­chun­gen in die all­ge­mein bekann­te Varia­ti­on? [Anders aus­ge­drückt: Wel­cher Scha­den ent­stün­de, wenn man nichts tut?]

So for­mu­liert denn auch der Baye­ri­sche Rund­funk " .. Im Netz fin­den sich vie­le Mythen um die Wir­kung von Ing­wer .. " und räumt sogleich mit der Mehr­zahl die­ser ver­meint­li­che Wir­kun­gen auf. Da ist der Unter­schied zwi­schen Gali­leo und gebüh­ren­fi­nan­zier­tem Fern­se­hen¹: Die man­geln­de Objek­ti­vi­tät der Gebüh­ren­fi­nan­zier­ten, denn ihr Kli­en­tel (und die Anzei­gen­kun­den) sind oft sol­che Fir­men, die an der Gren­ze der Lega­li­tät for­mu­lie­ren was ihre Pro­duk­te - angeb­lich - alles können ....

Machen Sie einen ein­fa­chen Test um die Mär von den angeb­li­chen Super­kräf­ten bestimm­ter Stof­fe zu entlarven: 

Wenn Sie den Begriff bei (bei­spiels­wei­se) start­pa­ge ein­ge­ben und gleich zu Anfang ste­hen meh­re­re Links zu Sei­ten in deren Titeln Begrif­fe wie "gesund" "Wun­der­mit­tel" oder "beliebt" ste­hen, und zwar bevor der Link zu Wiki­pe­dia kommt, dann dür­fen Sie getrost davon aus­ge­hen, dass ihnen dort ein Bär auf­ge­bun­den wer­den soll.

Sie­he dazu auch:

"Detox" ist die neue "Ent­schlackung"
"Stoff­wech­sel­schlacken"
Mar­ga­ri­ne = Streich­fett - mit Butter
"Pro­bio­ti­sches" essen & trin­ken .... "Actimel","Lactobacillus LC1","Yakult"

Die Detox-Lüge: Inter­view mit Nata­lie Grams in „Don­na“; 9. Janu­ar 2020 von Bernd Harder


¹
Damit auch hier kein Miss­ver­ständ­nis aufkommt:
Beim WDR geht es nicht immer wis­sen­schaft­lich zu, da scheint eine Ten­denz zu Aber­glau­be und Quack­sal­be­rei zu bestehen.

Ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel für Quack­sal­be­rei auf hohem Niveau: Da wer­den wis­sen­schaft­lich kor­rek­te Tat­sa­chen mit tota­lem Spinn­kram ver­mischt zu einem rie­si­gen Betrug .... denn wie immer wer­den die Pro­duk­te, die angeb­lich hel­fen sol­len, im glei­chen Atem­zug 'mit­emp­foh­len'.