Quelle/Copyright © 2003 Torsten Bronger, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26642; https://de.wikipedia.org/wiki/Orion_(Sternbild)
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Kategorie: Wissenschaft
bookmark_borderWissenschaftliche Fortentwicklung am Beispiel der Ausscheidungsfunktion bei Insekten
Heute, liebe Lesende, möchte ich Sie einmal an die Grenzen dessen führen, was man als "Letzten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis" bezeichnen kann. Dieses (bebilderte und daher recht übersichtliche) Beispiel [Quelle / aus: Tracing the evolutionary origins of insect renal function (PDF)] stellt mehrere Insektenarten gegenüber, bei denen mit einer neu entwickelten Methode spezifische Neurotransmitter untersucht wurden. Neurotransmitter sind chemische Substanzen, die eine Information zwischen Zellen übertragen und zwar spezifisch, was bedeutet: Sie sind nur bei diesem definierten Prozess wirksam.
In der Arbeit dieser Gruppe von Wissenschaftlern wird herausgestellt, wie sich die Ausscheidungsfunktion der verschiedenen Insektenarten unterscheidet, wie sie im Laufe der Evolution gewandelt wurde und von einigen Arten wieder aufgegeben ist. Es soll nicht auf Einzelheiten näher eingegangen werden, sondern lediglich gezeigt werden, welche Tiefe in einigen Wissenschaftszweigen erreicht wurde - die schiere Fülle der in den letzten Jahrzehnten erforschten Mechanismen der belebten Umwelt ist überwältigend.
Dieses Beispiel bietet zugleich die Gelegenheit Ihnen zu erklären wie sehr sich das Wissen in dieser Zeitspanne verändert hat. Als ich 1970 mit dem Biologiestudium begann gab es das Fach "Biochemie" nur als Teilgebiet der Pflanzen- und Tierphysiologie. Erste Ansätze die Struktur der Erbinformation, und der von ihr gesteuerten Stoffwechselprozesse, vertieft zu beschreiben war zu dieser Zeit ein Spezialgebiet, auf dem sich nur wenige Wissenschaftler auskannten und eine noch kleine Zahl von ihnen aktiv Forschung betrieben.
Watson und Crick hatten den Anstoß zu einer völlig neuen Forschungsrichtung gegeben, als sie 1953 die Struktur der Doppelhelix beschrieben, die alle nötigen Informationen für den Aufbau von lebenden Wesen auf unserem Planeten beinhaltet.
Das war allerdings zu meiner Studienzeit (1970 -'77) noch nicht Gegenstand der Ausbildung von Biologen.
Um den Riesensprung vorwärts besser zu beschreiben möchte ich eine Analogie aus dem täglichen Leben wählen und zu verdeutlichen, welchen enormen Fortschritt die hier vorgestellte Untersuchung bedeutet:
Stellen Sie sich die Signalgebung der Indianer mit Rauchzeichen als Beginn der Informationstechnologie vor - und dann stellen Sie dem die Technik eines Mobiltelefones der neueren Generation gegenüber! Von einer Decke, die den Rauch in einzelne Wolken teilte, zu Miniaturschaltkreisen, die aus so kleinen Bauelementen bestehen, dass man sie ohne technische Unterstützung nicht mehr erkennen kann.
Sollten Sie nun nach dem Nutzen solcher Erkenntnisse fragen - eine oft gestellte Frage, weil Forschung natürlich Geld kostet, und das muss irgendwoher kommen - nur soviel:
Wenn man an niederen Tieren Erkenntnisse gewonnen hat verfeinerte man so die Methoden solche Ergebnisse zu erreichen. Das "Werkzeug" um diese Forschung zu betreiben wird also erprobt, und steht dann für Untersuchungen auch an höheren Organismen zur Verfügung.
[Wobei ich noch anmerken will, dass es bei der Forschung stets zuerst um einen Erkenntnisgewinn geht - die Frage nach dem Nutzen stellen Menschen, denen die Freude an reiner "Erkenntnis", also letztlich dem Gewinn an Wissen, durch das kapitalistische System 'aberzogen' worden ist.]
Bildtext:[Phylogenetic distribution of the two-cell-type model for insect renal function. Consensus insect phylogeny of the insect species used in our study with superimposed character matrix. A full green circle denotes apositive, while a full red circle indicates a negative, for each category for each species. By contrast, a half green or red circle indicates that, for at least one member of that insect group, a positive or negative has been experimentally confirmed. A grey circle implies that data is not available. A coloured triangle indicates a key event in the evolution of insect renal function and control:
Green triangle, SCs arose; blue triangle, SCs adopted kinin signalling; purple triangle, kinin-signalling secondary lost. The phylogenetic relationships and error bars reflecting 95% confidence intervals of the estimated divergence times for the branching nodes were adopted from refs 32,46,63,64.]
Übersetzung des *abstracts*:
Verfolgung der evolutionären Ursprünge der Nierenfunktion bei Insekten
Kenneth A. Halberg 1,2, Selim Terhzaz 1, Pablo Cabrero 1, Shireen A. Davies 1 und Julian A.T. Dow 1
Das Wissen über Neuropeptidrezeptorsysteme ist ein wesentlicher Bestandteil des Verständnisses der Tierphysiologie.
Es ist jedoch problematisch, einen allgemeinen Einblick in die Neuropeptidsignalisierung in einer Gruppe zu erhalten, die so biologisch vielfältig ist wie die der Insekten. Hier wenden wir fluoreszierende Analoga von drei wichtigen Insekten-Neuropeptiden an, um die Architektur des Nierengewebes über systematisch ausgewählte Vertreter der wichtigsten Insektenordnungen hinweg abzubilden und einen beispiellosen Überblick über die Nierenfunktion und -kontrolle von Insekten zu erhalten.
Bei endopterygoten Insekten wie Drosophila empfangen zwei unterschiedliche transportierende Zelltypen separate Neuropeptidsignale, während bei den angestammten Exopterygoten ein einzelner allgemeiner Zelltyp alle Signale vermittelt.
Interessanterweise haben die Coleoptera (Käfer) der größten Insektenordnung einen einzigartigen Ansatz entwickelt, bei dem nur ein kleiner Teil der Zellen Ziele für die Neuropeptidwirkung sind. Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur einen universellen Nutzen dieser Technologie, sondern zeigen auch eine allgemeine Signalübertragung durch die evolutionär alten Neuropeptidfamilien, sowie eine klare funktionelle Trennung der Zelltypen, die das Signal vermitteln.
Originaltext:
Tracing the evolutionary origins of insect renal function
Kenneth A. Halberg 1,2 , Selim Terhzaz 1 , Pablo Cabrero 1 , Shireen A. Davies 1 & Julian A.T. Dow 1
Knowledge on neuropeptide receptor systems is integral to understanding animal physiology.
Yet, obtaining general insight into neuropeptide signalling in a clade as biodiverse as the insects is problematic. Here we apply fluorescent analogues of three key insect neuropeptides to map renal tissue architecture across systematically chosen representatives of the major insect Orders, to provide an unprecedented overview of insect renal function and control.
In endopterygote insects, such as Drosophila, two distinct transporting cell types receive separate neuropeptide signals, whereas in the ancestral exopterygotes, a single, general cell type mediates all signals.
Intriguingly, the largest insect Order Coleoptera (beetles) has evolved a unique approach, in which only a small fraction of cells are targets for neuropeptide action. In addition to demonstrating a universal utility of this technology, our results reveal not only a generality of signalling by the evolutionarily ancient neuropeptide families but also a clear functional separation of the types of cells that mediate the signal.
bookmark_borderWie eine Ameise unter Vielen
Like one ant among many
Sonnenuntergänge oder Sonnenaufgänge habe ich in meinen 70+ Jahren schon öfter gesehen - sie sind, wie alle Bewegungen im Universum eine von physikalischen Kräften und chemischen Prozessen abhängige Erscheinung von Himmelskörpern, hier unserer Sonne, die, wie die Physiologie unseres Körpers, in stets nachvollzieh- und erklärbarer Weise wiederkehren .... die Mathematik ermöglicht es diese Ereignisse sekundengenau vorherzusagen .... das konnten schon Völker 6.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, und zwar mit sehr viel primitiveren Möglichkeiten als wir sie heute haben.
Die Natur und das Weltall sind nicht von uns abhängig, sondern wir von ihnen. Wir sind ein Sandkorn im großen Gefüge, unser Leben hat die gleiche Bedeutung wie das Leben einer Ameise unter den vielen Abertausenden von anderen Ameisen - wir sind ein (zugegeben besonderes) Tier unter den vielen Arten auf unserem Planeten.
Und dass der Planet Erde mittlerweile zerstört wird ist nicht zuletzt Schuld der Kirchen, die suggeriert haben Menschen seien *etwas Besonderes, nach dem Bilde Gottes* und dürften sich deswegen alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten *untertan* machen, sie ausbeuten, quälen, zerstören - weil wir etwas *Besseres* seien.
So ein Unfug.
Und nun haben wir das Dilemma!
Translation
In my 70+ years I have seen quite a few sunsets / sunrises. They are, like all movements in the universe, phenomena of celestial bodies dependent on forces of physics and chemical processes. Our sun's movement is, like the physiology of our body, happening in a regular, periodical, interconnected and comprehensible way .... science and math enables us to predict these events to the millisecond and down to the molecules that form our body .... the ancients were able to do some of this already 6,000 years before our era. And they did it with much more primitive tools than those we have at hand today.
Nature and the universe do not depend on us. We depend on them. We are like a grain of sand considering the large scale of the universe. Our life has the same value as the life of any ant among the many thousands upon thousands of other ants. We are just one animal among the many species on our planet (admittedly quite different from most others).
And the fact that planet earth is now being destroyed can be attributed to faith, churches, Christianity and the like: They suggest men & women are something special, created *in God's image* and are therefore allowed to *subdue*, exploit, torture, and destroy all other living beings on this planet - because we are supposedly somehow *better* than them.
Bullshit.
And now we have to deal with the consequences!
Added the translation; Published first 01.06.2019;01:00h.
bookmark_borderVom Kampf ....
Wie wir Alle wissen kämpfen Viele in Blogs gegen die Unwissenheit, indem sie fachspezifische Informationen verbreiten, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Von den 'Anderen', die sich lediglich auf Meinung stützen, und zu faul (oder unfähig) sind, sich einmal selbst umfassend darüber zu informieren worüber sie schreiben wollen, will ich hier nicht reden, das wurde schon zur Genüge behandelt.
Nun ist bekannt, dass es stets einen gewissen Aufwand bedeutet, wenn falsche Aussagen verbreitet werden und man sich daran macht, diese durch Fakten zu widerlegen. Der tatsächliche Aufwand muss ja noch ergänzt werden durch die Notwendigkeit, sich überhaupt erst einmal in ein spezifisches Gebiet hineinzulesen, alternative Stimmen dazu einzubeziehen, bevor man sich wagt, selbst etwas dazu zu schreiben. Selbst all das geschieht wiederum vor dem Hintergrund einer Ausbildung in verwandten Fachbereichen, die das Handwerkszeug bilden, um eine informierte Betrachtung zu beginnen.
Da dies ein sehr abstrakter Gedankengang ist, dieses Beispiel zum besseren Verständnis:
Nehmen wir an, es soll erklärt werden, warum es immer weniger Schmetterlinge gibt.
1. Die einfachste Darstellung ist lediglich das Faktum, dass weniger Tiere gezählt wurden.
2. Mehr Aufwand bedeutet es schon, bestimmte Schmetterlingsarten zu vergleichen, und deren Anzahl heute mit der vor vielen Jahren ins Verhältnis zu setzen. Hier helfen keine Mutmaßungen, hier muss man in die Vergangenheit gehen und die Zahlen erforschen.
3. Um allerdings korrekt zu sein muss zusätlich vor allem ein ökologischer Aspekt einbezogen werden, nämlich ob es eine (Reihen-) Folge von Arten in bestimmten Geländen gibt, die nacheinander auftreten und wieder verschwinden, um schließlich einer besonders in diesem Gelände erfolgreichen Art Platz zu machen.
4. Das Bild ist immer noch nicht komplett, sofern nicht die Nahrungsquellen mit untersucht und beschrieben werden, da manche Arten um bestimmte Pflanzen konkurrieren. Zur zoologischen Betrachtung gesellt sich daher eine botanische Bewertung, die wiederum erfordert zu wissen wie man diese Informationen und vor allem wo abruft.
5. Sind dann alle wichtigen Daten vorhanden kommt noch der Aufwand des Schreibens dazu. Denn nur was sich einigermaßen 'locker' lesen läßt wird auch vom Publikum angenommen. Es sei denn, man schreibt für Fachleute, bei denen man ein bestimmtes Niveau an Basiswissen voraussetzen kann.
Vor diesem Hintergrund wird leicht deutlich, welcher Irrsinn ein Versuch wird, eine pauschale Falschbehauptung wie
"Es wird immer behauptet es gäbe Jahr für Jahr weniger Schmetterlinge - das stimmt so nicht, in meinem Garten fliegen viel mehr davon herum als in früheren Jahren!"
zu widerlegen!
A. Das ist zunächst lediglich eine Behauptung, kein Beweis des Gegenteils.
B. Es ist zweitens eine persönliche Meinung, die ohne jede Begründung keinen Beweiswert hat.
C. Drittens aber ist es etwas, was unbedarfte, unwissende Menschen leicht übernehmen und weiter verbreiten können:
Wenig bis kein eigener Aufwand, aber so wird Stimmung gegen eine wissenschaftliche Erkenntnis gemacht und werden 'likes' eingesammelt ....
Zurück zur Ausgangssituation:
Es ist tatsächlich so, dass es weniger Schmetterlinge gibt. Das beruht darauf, dass besonders die Nesselpflanzen (Ordnung: Rosenartige [Rosales]; Brennnesselgewächse [Urticaceae]; Beispiel: [Urtica spec.] "Brennnessel") die Kinderstube, die Nahrung für Raupen, sind. Da in 'modernen' Gärten lediglich Ästhetik und nicht ökologischer Nutzen bedacht werden, sind das die Pflanzen, die herausgerissen werden, weil sie als 'Unkraut' gelten.
Die Folge davon ist, dass der Nachkommenschaft der Schmetterlinge die Nahrung entzogen wird - und wenn das über längere Zeit so geht, sterben bestimmte Arten aus.
Ein wenig mehr Wissen kann da Wunder wirken, denn viele Menschen würden wahrscheinlich gern ein paar Brennnesseln stehen lassen, wenn sie wüssten, dass sie dafür bald mehr Schmetterlinge in ihrem Garten sehen könnten.
Lehrreich für Kinder (und Erwachsene)
→ Mein Raupenkasten
→ Die wichtigsten Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen
→ Pflanzen für Schmetterlinge: Auf diese 13 Arten fliegen sie.
bookmark_borderVon kruder "Logik" und "Unkenntnis",
die zu Verschwörungstheorien führt
" .. LOCKDOWN, Das tödliche Heilmittel. Die Zahl der Corona-Toten stieg in vielen Ländern nicht vor, sondern unmittelbar nach Verhängung eines Lockdowns — was lernen wir daraus? .. Die jetzt verfügbaren Mortalitätsdaten über die ersten Monate des Jahres 2020 zeigen einen scheinbar paradoxen Zusammenhang: Sobald ein Lockdown verhängt worden war, stieg die Zahl der Todesfälle sofort und rasant an. Wie ist das zu erklären? .. " liest man in einem Artikel bei "Rubikon", einer ultra-rechten Plattform.
Der Autor John Pospichal [sein Artikel wurde von der "Rubikon" Redaktion übersetzt] hat sich die 'Financial Times' charts hergenommen und dann daran die 'lockdown' Daten verknüpft. Ein Beispiel hier als Abbildung ["click!" vergrößert]
Und siehe da, bei allen Ländern, die er in seine Betrachtung aufgenommen hat stiegen die Infektionszahlen erst nachdem der 'lockdown' erfolgt war. Gleichsinnig stieg natürlich die Zahl der Todesfälle.
Nun stellen sich also (mindestens) zwei Fragen:
1. Warum wurden nur diese Länder, und nicht alle europäischen Länder vergleichend betrachtet?
2. Ist es ein Beweis der Kausalität "'lockdown' = Anstieg der Todesfälle"? (oder anders ausgedrückt: Bedingen 'lockdowns' wie suggeriert Todesfälle?)
Der Autor selbst gibt keine Antworten - er unterstellt lediglich durch seine Fragestellung es sei eine gemeinsame Aktion in vielen Ländern, die immer etwa zur gleichen Zeit der Pandemiesituation dort erfolgte.
Über die genaue Absicht kann nur spekuliert werden - das Ziel jedenfalls ist, die 'lockdown' Maßnahmen zu diskreditieren. So finden sich in der Gesellschaft dieser Aussage und des Autors denn auch bekannte *Pandemie-Leugner* wie der Arzt Dr. Wodarg
Doch nun zurück zu meinen zwei Fragen. Die Erste ist leicht zu beantworten:
Es ist eine Auswahl, die die Argumentation unterstützen soll.
Bei der zweiten Frage wird es schon komplexer. Hier setzt das ein, was in der Überschrift bereits angedeutet wurde. Es ist eine falsche Zuordnung von Ursache und Wirkung! Die hier von einem Laien getroffen wurde, der offenbar, und aus seinen Fragen verdeutlicht, keine Ahnung vom Infektionsgeschehen, von Latenz und Inkubationszeit hat.
Wenn sich eine Anzahl von Menschen gegenseitig angesteckt hat kommt es natürlich nicht sofort, also am nächsten Tag zu Symptomen der Erkrankung. Obwohl der Mensch schon Erreger in sich hat, die anfangen sich exponentiell zu vermehren. In diese Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch fiel - das ist die einfache und logische Erklärung - der 'lockdown'! Es handelt sich also um ein zeitverzögertes Ereignis.
Weil es bis dahin den Behörden klar war, wie umfassend und gefährlich die Pandemie ist, haben sie ein 'lockdown' angeordnet.
Massnahmen erfolgten also erst mit Verzögerung, als sich schon sehr viele Menschen gegenseitig angesteckt hatten. Der *PEAK*, die Spitze der Zahl der Todesfälle, resultiert aus der Inkubationszeit zwischen Ansteckung und vollem Ausbruch der Erkrankung.
Was geflissentlich verschwiegen oder weggelassen wurde ist die Tatsache, dass in allen genannten Beispielen durch den 'lockdown' das weitere Ansteigen der Infektionszahlen vermieden werden konnte - während in den USA, mit seinen aus wirtschaftlichen Überlegungen halbherzigen Maßnahmen - die Zahl der Infektionen und die Zahl der Toten immer noch ansteigt.
Die Verantwortungslosigkeit dieser Propaganda gegen 'lockdown' (und Maskentragen, in weiteren Veröffentlichungen dieser Plattform "Rubikon") ist auf Unwissenheit und mangelhafte Erkenntnis dessen begründet, was ein Virus bei seinem Eindringen anstellt um sich zu vermehren und wie lange es braucht, um einen Menschen im Zweifelsfalle zu töten.
Nachsatz:
Der Autor befindet sich allerdings in *bester Gesellschaft*, nämlich mit seinem Präsidenten, der ja behauptet, wenn man weniger Test durchführte seien auch weniger Fälle von Coronainfektionen zu verzeichnen - was soll man anderes von einem Menschen erwarten, der sich selbst als "stabiles Genie" bezeichnet?
Siehe hierzu:
→ Kurze Darstellung der Immunabwehr- wie u.a. Viren unschädlich gemacht werden (I).
→ Kurze Darstellung der Immunabwehr- wie u.a. Viren unschädlich gemacht werden (II).
→ Oh, diese Expertenflut!*update* [18.04.2020; 11:00h]
bookmark_borderVerkehrstote
*update* [23.06.2020]
*update* [23.06.2020]
Die nachfolgenden Abbildungen beruhen auf aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
[Quelle der ersten zwei Abbildungen; "click!" vergrößert die Abbildungen.]
" .. In den ersten vier Monaten 2020 erfasste die Polizei insgesamt rund 706.200 Straßenverkehrsunfälle. Das entspricht einem Rückgang von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Darunter waren rund 71.100 Unfälle mit Personenschaden (-15,8 %), bei denen 783 Menschen getötet wurden. Dabei ist die Zahl der Verkehrstoten im Vergleich zu den ersten vier Monaten des Jahres 2019 um 11,0 Prozent beziehungsweise 97 Personen zurückgegangen. Die Zahl der Verletzten sank um 18,4 Prozent auf rund 89.300 .. " [Quelle]
Im internationalen Vergleich sehen die Zahlen für Deutschland trotz einer fehlenden Höchstgeschwindigkeit Jahr für Jahr besser aus. Insbesondere wenn man die USA-Zahlen ansieht, wo dort doch in wenigen Staaten die höchst erlaubte Geschwindigkeit 95 mph [ca, 150 km/h], durchschnittlich 80 mph [ca. 130 km/h] ist. Eine bessere Fahrausbildung und strengere Prüfung zahlt sich in einer Verminderung von Verkehrstoten aus.
Die nachfolgenden Abbildungen beruhen auf Zahlen aus Wikipedia und vom DVR.
[Quelle der Abbildungen]
Die Übersicht zu den Daten seit ca. 1950 zeigt, dass in den frühen Jahren der Bundesrepublik trotz geringerer Zahl Zulassung von Fahrzeugen die Zahl der Todesfälle proportional sehr viel höher war als heute.
Das die Straßen sicherer geworden sind ist mehreren Umständen zuzuordnen, wobei die wichtigsten Parameter bestimmt 'verbesserte Technik und eingebaute passive Sicherheit' sowie 'reduzierte Geschwindigkeiten'. Zusammen mit einem gestiegenen Bewusstsein für die Gefahren des Straßenverkehrs erklären sich so die viel besseren Daten und der Rückgang der Todesfälle.
Zu den Ursachen der immer noch zu oft vorhandenen fatalen Ausgänge bei Unfällen ist weiter unten der Versuch einer Eingrenzung zu lesen - so wird es eine bestimmte Zahl immer geben, weil sich nach allgemeiner Lebenserfahrung solche Geschehnisse nicht auf "Null" pressen lassen.
Ende *update*
3. Zahl der Verkehrstoten in Deutschland gestiegen
- Experte: Zu viele Raser
Noch im alten Jahr ist eine Schätzung für die Zahl der Verkehrstoten 2015 in Deutschland veröffentlicht worden:
Rund 3.450 Menschen sollen es gewesen sein (Statistisches Bundesamt)
Im Vergleich zu 2013 und 2014 ist das jeweils ein kleiner Anstieg - insgesamt sehr viel geringer als die 11.300 Toten Anfang der 1990er Jahre. Die Zahl der Unfälle blieb mit 2,3 bis 2,5 Millionen pro Jahr recht konstant. Ich greife das heute noch einmal auf, weil in einem Interview Fahrlehrer und Buchautor Jörg Holtmann auf Gründe für den Anstieg hinweist.
Seine These:
Die Technik hat die Sicherheit stark verbessert, doch jetzt greift mehr und mehr, dass die Menschen sehr viel rücksichtsloser als früher fahren.
(Spiegel Online)
Auch die Landstraßen sind und bleiben eine besonders große Gefahr. Zwei Drittel aller Verkehrstoten passieren dort. (detektor.fm)
Was all die Berichte über die [letztlich wieder] zunehmende Zahl von Verkehrstoten nicht erwähnen:
- Eine ansteigende Zahl von Fahrern produziert proportional mehr Tote;
- Der Straßenzustand gerade auf 'Nebenstraßen' sehr viel schlechter als auf den Autobahnen;
- Gibt es vielleicht eine Relation Fahrer:Tote die nie zu unterschreiten ist?
Letzteres (Fall 3) hat noch niemand untersucht, bzw. es findet sich dazu keine Information im sonst doch sehr umfangreichen Internet. Ist also eine bestimmte Zahl von Unfällen unvermeidlich? Etwa vergleichbar mit dem "Grundrauschen"* aus der Elektrotechnik?
Übertragen wir das mal auf Autos:
Gibt es eine Mindestfehlerquote in der Kfz-Technik die zu einer Mindestquote von Unfällen führt? Von denen eine Mindestzahl für die Betroffenen tödlich endet?
Das müßte eine Kategorie mit dem Namen "Technisches Grundversagen" sein, die völlig unabhängig vom Zustand & der Fertigkeit des Fahrers immer und überall gültig ist.
Ich bin recht sicher, dass es so etwas gibt. Allerdings hören wir davon nichts, denn welcher Hersteller würde schon zugeben, dass seine Produkte nicht 100% sicher sind?
[Was nicht unehrenhaft wäre - weil es nirgendwo im Leben 100% irgendeiner Sache gibt!]
Wer sich viel auf Landstraßen bewegt (Fall 2) kennt die Situation:
Trecker fährt ohne anzuhalten auf die Bundesstraße ein - der gleichsinnig fahrende Verkehr macht Vollbremsung. Oder ein langsam fahrender, unsicherer Fahrer kann seinen dritten oder vierten Gang nicht finden und schleicht mit 60 Km/h die Straße entlang - worauf sich forsche, eilige, termingetriebene Fahrer veranlasst fühlen selbst in unübersichtlicher Straßenführung ein Überholmanöver zu wagen.
Schließlich noch Proportionalität (Fall 1), die sich aus einer einfachen Überlegung ergibt:
10.000 Fahrer = 1 Unfall
100.000 Fahrer = 10 Unfälle
1.000.000 Fahrer = 100 Unfälle
10.000.000 Fahrer = 1.000 Unfälle
Absolut steigt die Zahl der Unfälle, bleibt aber prozentual dabei gleich. Deswegen sind die Angaben ohne die Basis der Feststellungen wissenschaftlich nicht genügend. Aussagen in reinen Prozentzahlen sagen schon erst recht nichts aus, denn am Beispiel der obigen Reihe erkennt man leicht, dass der prozentuale Wert stets gleich ist. Was wohl kaum der Wirklichkeit entsprechen wird.
" .. dass die Menschen sehr viel rücksichtsloser als früher fahren .. - das ist eine aus meiner persönlichen Sicht unhaltbare These. Ich habe den Führerschein seit nunmehr 50 Jahren. Wenn ich daran denke wie schnell zu Beginn, in den ersten Jahren die ich den Führerschein hatte, gefahren wurde, obwohl weder die Technik der Autos noch der Straßenzustand es hergaben .... nein, der Verkehr fließt heute sehr viel langsamer, es gibt immer weniger extreme Raser, Rücksicht und Besonnenheit haben von Jahr zu Jahr zugenommen.
Wie das so ist mit den "Experten" - fragt man fünf, so bekommt man sechs Antworten ....
* Zitat WIKIPEDIA:
"Das Grundrauschen wird durch mehrere Faktoren bedingt. Ein Faktor, der starken Einfluss auf die Stärke dieses Grundrauschens nimmt ist die Art des Gerätes, ob es sich um ein aktives oder ein passives Gerät handelt. Bei passiven Bauteilen wird das Rauschen durch die Brown'sche Molekularbewegung verursacht, das Wärmerauschen. Bei aktiven Geräten ist die Ursache in der Stromversorgung zu sehen. Je mehr Leistung ein Gerät erbringen muss, umso größer kann das Grundrauschen sein."
[Quelle: DVR]
krautreporter Morgenpost | 16.02.2016; Erstveröffentlichung: 15. Mrz 2016 um 0:39h.
bookmark_borderDer Mensch ist nur 'bedingt' ein Raubtier ..?!
Überlegungen zur wissenschaftlichen Einschätzung dieser Aussage
Zu der Betrachtung eines Dialogs in Kommentaren zur Frage der Zulässigkeit des Verzehrs von tierischen Produkten durch den Menschen
[ → "Wenn Aliens unsere Babys essen".]
Ausgangspunkt des Artikels ist die religiöse Aufforderung "Macht euch die Erde untertan!" - was in den letzten 150 Jahren zur fast völligen Erschöpfung der natürlichen Ressourcen geführt hat und gleichzeitig den Lebensraum für Tiere und Pflanzen so einengte, dass sie zu Tausenden untergingen.
In den Kommentaren war folgender Dialog zu finden, den ich zum Ausgangspunkt verschiedener Überlegungen nehmen will:
1. Welche Grundhaltung von A.S. und B.W. läßt sich aus den Äußerungen herleiten?
2. Sind die Argumente empirisch belegbar?
3. Welche Argumente sind plausibel, welche absurd?
4. Bleiben die Kommentatoren beim Thema?
5. Bleiben die Kommentatoren bei logisch nachvollziehbaren Gedanken?
Der Dialog:
Zu 1.
Für A.S. ist der Mensch ein Raubtier, das durch Umstände - welcher Art wird nicht näher ausgeführt - seine gewalttätige Natur gebändigt hat. Seine Betrachtung unterstellt, dass der Geist den Körper beherrscht, jedoch zu Zeiten die Unterdrückung nicht mehr funktioniert und sich dann Bahn bricht und die Sperre wegfegt.
B.W. hingegen verweist mittels der Betrachtung der anatomischen Gegebenheit darauf, dass der Mensch keineswegs 'Raubtier' sei. Es sei auch nicht - wie behauptet werde -"Krone der Schöpfung". Dies wiederum ist ein Hinweis darauf, dass B.W. 'Schöpfung' als Ursache für die Unzulänglichkeit der Menschen ablehnt, da er sie in anderen Spezies viel ausgeprägter zu sehen angibt.
Zu 2.
Möglicherweise schon, allerdings nimmt keiner der Kommentatoren eine solche Einschätzung vor.
Zu 3.
Die von A.S. vorgetragene Warnung zur Vorsicht ist aus allgemeiner Lebenserfahrung nachvollziehbar und stellt insoweit lediglich fest, was Vielen bekannt sein dürfte und unstrittig ist.
Demgegenüber ist der Hinweis von B.W. auf das mangelnde *Tötungswerkzeug* einiger Raubtiere, der Reißzähne, keineswegs dienlich, da 'töten' auch ohne diese erfolgen kann - insoweit handelt es sich um eine rhetorische Finte, die als absurde Argumentation gelten muss. Hingegen ist der Hinweis auf größere Schönheit nachvollziehbar - allerdings nicht beweisbar, da die Parameter für den Begriff "Schönheit" oder den ebenfalls gebrauchten Begriff "Tugend(-en)" nicht benannt werden und interindividuell variieren.
Zu 4.
Ja, bei Beiden.
Zu 5.
Nein, Beide stützen ihre Hinweise und Argumente auf eigene Beobachtungen und daraus gefolgerte Ergebnisse. Der Unterschied ist lediglich der Blickwinkel:
A.S. hält einen Überraschungseffekt für jederzeit denkbar; B.W. hingegen sieht aus den anatomischen Strukturen herrührende Defizite für eine raubtierartige Entgleisung und ordnet das "Fleisch essen" als eine mangelnde Reflektion der Lebensumstände auf dem Planeten durch Menschen zu. Er hält sie für genussbetonte, wenig überlegende Fehler der Natur.
Begriffsbestimmung(-en)
Logik
Mit Logik .. wird im Allgemeinen das vernünftige Schlussfolgern und im Besonderen dessen Lehre – die Schlussfolgerungslehre oder auch Denklehre – bezeichnet. In der Logik wird die Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht, unabhängig vom Inhalt der Aussagen .. Jede Aussage (zu einem 'Problem') hat genau einen von zwei Wahrheitswerten, die meist als wahr und falsch bezeichnet werden.
Empirie
Empirie [Erfahrungswissen‘] ist eine methodisch-systematische Sammlung von Daten. Auch die Erkenntnisse aus empirischen Daten werden manchmal kurz Empirie genannt. In der Wissenschaftsphilosophie wird der Empirie als Erfahrung, die zu einer Hypothese führt (oder diese auch widerlegt), die Evidenz gegenübergestellt, also die unmittelbare Einsichtigkeit einer wissenschaftlichen Behauptung.
Evidenz
Evidenz bezeichnet das dem Augenschein nach unbezweifelbar Erkennbare oder die unmittelbare, mit besonderem Wahrheitsanspruch auftretende vollständige Einsicht [Der Begriff Evidenz beschreibt diejenigen empirischen Befunde, die Theorien bestätigen oder aufgrund derer Bestätigungsversuche scheitern].
Die anekdotische Evidenz schließt eine wissenschaftliche Methodologie und somit speziell eine notwendige Reproduzierbarkeit aus. Deswegen kann sie nie 'Beweiskraft' erlangen.
Plausibilität
Die Position des Begriffes als Darstellung: Absurd → Plausibel → Offenkundig
Plausibel ist ein Relationsbegriff, etwa in dem Satz "es könnte mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit so sein" ausgedrückt, der eine gemeinsame Bezugsgröße („Verstehensumgebung“) verlangt, vor der eine Beurteilung von Aussagen jeweils erst möglich wird. Bei einem Wechsel der Bezugsgröße, also einem großen Unterschied in der Grundeinstellung der Beteiligten, kann sich die Beurteilung derselben Aussagen ändern, etwa .. im Kontrast zwischen Laien und Experten.
[Alle vorstehenden Definitionen in Anlehnung an die jeweiligen WIKIPEDIA Einträge]
A. Werkzeuge der Aufklärung sind: Logik und Empirie
B. Religion verabscheut zwei wesentliche Eckpunkte der Aufklärung:
Plausibilität und Evidenz [Plausibilität wird mit dem Instrument der Logik betrachtet; Evidenz beruht auf Empirie].
Religion [in Vorderasien und Europa; sogenannte "Abrahamitische Religion(-en)] hat erst versucht neue Erkenntnis zu unterdrücken und dann versucht sich so darzutellen, als ob sie stets in der Geschichte Verfechter von Erweiterung des Wissens gewesen sei .... eine dreistere Lüge und Geschichtsverfälschung gibt es nicht!
bookmark_borderTante Emmi hat das auch geholfen ....
Es graust mich immer wieder wenn ich "Erfolgsgeschichten" als Beweis für irgendeine Behandlung, Diät oder Lebensweise lesen muss. Sie kommen einfach nicht darauf sich einmal mit *richtiger Wissenschaft* zu beschäftigen vor lauter G'schaftlhuberei [Dritter Absatz].
Wer sich andauernd rundum verteidigen zu müssen glaubt hat wahrscheinlich wenig Zeit etwas konkret zu studieren, da muss eben Meinung herhalten anstatt Beweise zu präsentieren. Ein anderer Teil dieser Überzeugten hat das ansonsten eher religiös begründete Sendungsbewusstsein, das *Weltretter-Syndrom*.
Mein kürzlich verstorbener Schwiegervater, er wurde 95, hat Zeit seines Lebens eine deftige Brotzeit geschätzt. Er liebte Schinken, Aal und geräucherte Mettwürstchen. Sein Bierchen und ab und an ein Schnäpschen hat er mit Genuß getrunken. Bis vor ein paar Jahren seine ausgesuchten kubanischen Zigarren geraucht und war bis zwei Wochen vor seinem Tod mindestens drei Mal in der Woche unterwegs. Je einmal in einer seiner drei bevorzugten Kneipen. Wegen der Geselligkeit, und weil es da Soleier und Bouletten vom Tresen gab.
Jetzt wäre es billig dagegen zu halten und den Veganern das Beispiel um die Ohren zu hauen. Ich begnüge mich damit es hier so aufgeschrieben zu haben wie es war.
Sehen Sie an diesem Beispiel doch bitte die Gemeinsamkeit, nicht das was trennt:
Da ist nämlich die Tatsache, dass ein einzelner Fall - mag er auch noch so überzeugend dargestellt werden - nie der "Beweis" für eine Annahme sein kann. Es ist eine anekdotische Begebenheit, mehr nicht.
Anders als die Veganer käme ich nicht auf die Idee, diese Lebensart meines Schwiegervaters zu einer Bewegung "Wie werde ich mindestens 95 Jahre alt" machen zu wollen .... es reicht schon, wenn andere ihr "Sendungsbewusstsein" ausleben.
bookmark_borderVon "SALZ" (Teil II)
und "Multi Level Marketing" [MLM / Pyramidensystem]
oder: Die Dummen sterben nicht aus!
Teil I finden Sie → DORT
Beginnen wir mit einer kurzen Wiederholung des letzten Abschnittes von Teil I.
Dort waren die Überlegungen mit dem Thema "Definition von Verdauung und Stoffwechsel" los gegangen. Es folgte eine Betrachtung welche Mechanismen es im menschlichen Organismus gibt die die Steuerung des Wasserhaushaltes und der Salze bewirken - zunächst als Übersicht, hier im Teil II folgt nun eine schrittweise Darstellung.
Im nächsten Abschnitt habe ich auf die Vermessenheit einer Drogistin ohne einschlägige Ausbildung berichtet, die sich aufschwingt von Dingen zu reden und Empfehlungen abzugeben von denen sie keine Ahnung hat - wie sich aus ihrer Argumentation und der bodenlosen Unwissenheit ergibt die sie durch ihre Texte offenbart.
Auch die Tatsache, dass sie sich in ein MLM-System hat 'einfangen' lassen und nun auf das große Geld hofft, spricht nicht gerade dafür, das sie mit überbordender Intelligenz ausgestattet ist.
Der letzte Absatz wird nun hier weiter unten wiederholt - ein Vermächtnis an Unwissenheit und Halbwissen. Erschreckende Naivität in der Übernahme von Behauptungen aus der ESO-Szene.
Schwurbelschwatz zu "SALZ"
Die verblendete Frau Valerius-Szöke hat nun in einer Veröffentlichung zu SALZ ein paar Zeilen geschrieben, denn "Himalayasalz" gehört zu ihrem Vertriebsprogramm. Es wird etwa zum zehnfachen Preis von 'normalem' Kochsalz verkauft- und das obwohl beide Salze zu 98% identisch sind und das so genannte "Himalayasalz" lediglich durch Eisen, genauer Rost, eine rötliche Färbung hat.
Lesen Sie selbst, hier ein screenshot:
Außer dem Wort "SALZ" ist fast alles in dieser Darstellung frei erfunden. Oder es werden Beziehungen hergestellt, die es nicht gibt. Ein großer Teil davon ist gelogen. Die Aussage zum Blutdruck ist gemeingefährlicher Unsinn. Denn dadurch werden Patientenleben gefährdet.
Doch lassen Sie mich den Text in einzelnen Schritten kommentieren und die Fehlschlüsse und platten Lügen richtigstellen:
" .. Wie berichtet wird, dient die Salzsole als eine Art energetische Vorlage, da der Mensch aus dem sog. Urmeer hervorgegangen ist. Und an dieser Vorlage orientieren sich unsere Körperflüssigkeiten .. "
Erste Falschaussage:
" .. Wie berichtet wird, dient die Salzsole als eine Art energetische Vorlage.. "
Da stelle ich die Gegenfrage: Wer berichtet das? Es fehlt jeglicher Beweis für diese Behauptung.
Was ist "die Salzsole"? - es gibt sehr verschiedene Verdünnungen von Salz, die alle unter dem Begriff "Sole" laufen - welche ist hier gemeint? Das wird unklar gelassen, weil Frau Valerius-Szöke es wahrscheinlich selbst nicht weiß, denn der Text wird ihr von ihrem *Kooperationspartner Natura Vitalis* vorgegeben - ein redaktionell vorbereiteter Text den die *Partner* dann in ihre Seiten reinkopieren.
Was bedeutet " ..energetische Vorlage.. "? Worauf bezieht sich 'energetisch', welche Art von Energie ist gemeint? Chemische Energie, thermische Energie, Kernenergie, potenzielle, kinetische Energie oder Energie die in elektrischen und magnetischen Feldern steckt? Ich bezweifle, dass Frau Valerius-Szöke diese Energiearten voneinander unterscheiden könnte - sowas lernt man nicht als Drogistin.
{BILD: wikipedia commons Lizenz; GNU FDL 1.2,, erstellt von Arthur Weasley (abgerufen 12.7.2008)}
Zweite Falschaussage:
" ..da der Mensch aus dem sog. Urmeer hervorgegangen ist.. " - Der Mensch ist nicht aus dem sog. Urmeer hervorgegangen - das waren erstmal vor etwa 540 Millionen Jahren, im Kambrium, sogenannte Gliederfüßer, auf die später primitive, fisch-lurch-ähnliche Lebewesen folgten und es geschah vor etwa 420 Millionen Jahren im Devon, lange bevor der erste 'Mensch' sich vor ca. sechs Millionen Jahren aufgerichtet hat, um zukünftig auf zwei Beinen zu laufen.
Dritte Falschaussage:
" .. an dieser Vorlage orientieren sich unsere Körperflüssigkeiten .. "
Das Meerwasser der damaligen Zeit hatte eine völlig andere Zusammensetzung als die Meeresgewässer heute, deren (durchschnittlicher) Salzgehalt (Salinität) 3,5 % Massenanteil beträgt. Das entspricht einem Salzanteil von 35 Gramm pro Kilogramm Meerwasser. Im Devon war außerdem der Gehalt an Schwefel um den Faktor 5 bis 10 höher als heute - und beim Menschen ist der Schwefelanteil an den Körpersalzen nochmals um einiges geringer. Schwefel findet sich daher überwiegend in Aminosäuren gebunden.
Demgegenüber sind beim Menschen in Blut und Geweben in einem Liter Blut neun Gramm Salz gelöst, was etwa 0,9% Salzanteil entspricht. Da von einer Vorlage zu sprechen ist kompletter Unfug - oder die Unfähigkeit mathematische Vergleiche zu berechnen: Näherungsweise sind also viermal so große Salzmengen im Meerwasser gelöst [Dreisatzrechnung: 3,5% = 100; 0,9% = X] .
Da von einer "Vorlage" zu sprechen ist mehr als gewagt. Es ist falsch.
Weiter geht es im Text:
Vierte Falschaussage:
" .. Das bedeutet, dass eine derartige Solelösung eine ausgleichende Wirkung besitzt .. "
Was ist "eine ausgleichende Wirkung"? Was wird 'ausgeglichen'? Wie ist der "Normalzustand" definiert - bzw. wann beginnt die Abweichung davon? Was geschieht, wenn eine Abweichung passiert, regelt sich das von selbst ein oder ist es eine fatale Störung?
Das Meerwasser hat eine Relation von Natrium (Na+), Kalium (K+), Calcium (Ca2+) und Chlorid (Cl–) wie 94:2:2:100, im Körper des Menschen ist dieses Verhältnis 94:3:2:70 - allerdings nur im sogenannten "Extrazellulären Raum", also außerhalb von Zellen, im Blut und dem 'interstitiellen Gewebe'. Das sind Gewebe zwischen den Organen, die deren Lage fixieren und sie am Ort halten.
Was korrekt ist: Diese Zusammensetzung ist ähnlich. Sie ist aber nicht 'identisch' und vor allem der Menge der Substanzen nach sehr verschieden.
Da die zuvor formulierten Fragen weder angesprochen noch ausdrücklich beantwortet sind darf man wohl davon ausgehen, dass es sich um aus der Luft gegriffene Behauptungen handelt, die jeglicher Bedeutung entbehren. Gewäsch ohne Inhalt das Wissen(-schaft) vortäuschen soll, mit dazwischen gestreuten wahren Aussagen, zusammenhanglos, wie so Vieles in diesem Text.
Fünfte und gefährlichste Falschaussage:
" .. Als Beispiel nehmen wir hier mal den Blutdruck. Ist dieser zu hoch, wirkt die Lösung blutdrucksenkend, ist dieser zu niedrig, wirkt die Lösung blutdruckaktivierend .. "
Wie im Teil I angesprochen, gibt es ein körpereigenes System, das den Blutdruck reguliert, das RAA-System [Renin-Angiotensin-Aldosteron-System] Es ist überwiegend in der Niere zu finden, mit Teilen im Hormonsystem, der Nebennierenrinde und dem Gehirn (Hirnanhangdrüse).
Bei diesem System handelt es sich um einen Regelkreis, dessen Regelung von zwei Faktoren abhängt.
Einerseits vom Salzgehalt des Blutes und andereseits vom Blutdruck.
Beide wiederum haben eine feste Beziehung zueinander:
- Wenn der Salzgehalt hoch ist wird mehr Wasser gebraucht um die Salze im Blut gelöst zu halten und der Blutdruck steigt.
- Wenn der Salzgehalt sinkt wird weniger Wasser gebraucht um die Salze gelöst zu halten und der Blutdruck sinkt aufgrund der geringeren Blutmenge.
Soweit noch ganz einfach, aber wie wird das praktisch, also im Körper des Menschen gesteuert?
An den Nierenkanälchen liegen bestimmte Zellen, die sowohl den Blutdruck messen, als auch eine Substanz bilden, die darauf einen Einfluss hat - das ist das RENIN
Renin wird ausgeschüttet wenn
- die Durchflussmenge an Blut sinkt
- der Blutdruck sinkt
- die filtrierte Menge an Flüssigkeit sinkt
- die Kochsalzmenge im Harn sinkt
- das sympathische Nervensystem einen Impuls gibt.
Merke:
Sinkender Blutdruck, Verlust an Salz und Wasser (= sinkendes Blutvolumen) führen zu einer Reninfreisetzung.
1. Renin bewirkt seinerseits eine Kaskade des Umbaues von Angiotensinogen zu Angiotensin I, was wiederum zu Angiotensin II verändert wird. Diese Substanz führt zu einer Verengung kleiner Blutgefäße, und weil es davon eine Menge gibt, wirkt sich das rasch auf den Butdruck aus:
Er steigt wieder an.
2. Die Nebennierenrinde schüttet unter Renineinfluß Aldosteron aus. Salz und Wasser werden aus dem Urin in den Nierenkanälchen wieder zurückgewonnen - dadurch steigt der Blutdruck.
3. Im Gehirn wird ADH (Antidiuretisches Hormon / "Vasopressin") freigesetzt - es bewirkt an der Niere eine verminderte Wasserausscheidung. Der Blutdruck steigt.
4. Die freigesetzten Substanzen bewirken zusätzlich eine Steigerung von Durst und den Wunsch Salziges zu essen - auch das fördert natürlich eine Blutdruckerhöhung.
5. Wie kann das abgebrochen werden, wenn der Blutdruck wieder den Normalwert erreicht hat?
Ganz einfach: Wenn die Menge an Aldosteron oder dem oben erwähnten Angiotensin II steigt, führt dies zu einer Rückkoppelung, genauso wie der wieder gestiegene Blutdruck, und die Reninausschüttung wird reduziert.
Wie ist nun die Aussage von oben " .. Ist dieser (Blutdruck) zu hoch, wirkt die Lösung blutdrucksenkend, ist dieser zu niedrig, wirkt die Lösung blutdruckaktivierend .. "
Wir setzen statt "die Lösung" das Wort "Salz" und bekommen folgenden Satz:
"Ist der (Blutdruck) zu hoch, wirkt Salz blutdrucksenkend, ist der (Blutdruck) zu niedrig, wirkt Salz blutdruckaktivierend .. " wobei "blutdruckaktivierend" wohl heißen soll 'der Blutdruck steigt'.
Nach dem einfachen Satz
"Wo das Natrium ist ist auch das Wasser!"
bedeutet ein größere Menge Salz immer ein Erhöhung des Blutdruckes, da mehr Wasser gebraucht wird um die Salze in Lösung zu halten.
Demnach ist die Aussage mehr Salz bewirke eine Blutdrucksenkung schlichtweg falsch, genau das Gegenteil wird bewirkt!
Der zweite Teil der Aussage ist richtig. Doch "Halt!" - hier droht Gefahr. Die Niere kann pro Zeiteinheit immer nur eine bestimmte Menge Salz entfernen. Wenn also zuviel Salz zugeführt wird - wie es Frau Valerius-Szöke so flapsig andeutet, so besteht die Gefahr einer anhaltenden Überladung mit Salz, das nicht so schnell wie nötig ausgeschieden werden kann!
MERKE:
die Annahme "SOLE" könne gefahrlos getrunken werden ist, wie oben dargestellt wurde, medizinisch und physiologisch falsch. Es bestehen zwei Gefahren:
1. Eine Überforderung der Niere mit bleibendem Nierenschaden;
2. eine Überladung mit Salz und daraus resultierend langfristig übermäßig hoher Blutdruck mit Gefahr von Hirnschlag und Herzinfarkt.
Außerdem ist kein Eingriff von Außen nötig - die Regulation von Wasser und Salz ist eine sich selbst regulierende Fähigkeit des Körpers. Wenn das einmal nicht mehr klappen sollte gebe ich Ihnen den guten Rat ihren Nachlaß zu ordnen und einen Grabplatz zu bestellen.
Das Wichtigste ist gesagt, jetzt noch die zwei letzten Sätze und das Elend hat ein Ende.
" .. Das klingt u.U. natürlich für den ein oder anderen sehr esoterisch. Sollte dem so sein, so sei einfach offen und betrachte das Ganze als eine Art Experiment und teste ein wenig herum .. " - das klingt nicht nur so, es ist so! Mit seiner Gesundheit sollte man keine Experimente machen - nur damit Frau Valerius-Szöke ihr Verkaufssoll erfüllt.
" .. Zum einen kostet es nicht viel und zum anderen kannst du dich so überraschen lassen, was geschieht. Ich bin mir sicher, du wirst angenehm überrascht sein .. "
Ja, da wird so mancher überrascht sein wie schnell sich das läppert - bei einem Preis von gut dem Zehnfache dessen, was Speisesalz kostet, kommen schnell größere Beträge zusammen. Denken Sie daran:
Der Unterschied zwischen "Himalayasalz" und Kochsalz ist derart gering, dass man Speziallabore braucht um das nachzuweisen. Für so wenig Unterschied das Zehnfache an Kosten - ohne eine Wirkung, und wenn eine Wirkung, dann die, die eigene Gesundheit dadurch zu ruinieren anstatt zu verbessern?
Ein schlechtes Geschäft für die Kunden, bei Frau Valerius-Szöke allerdings klingelt die Kasse ....
¹ Siehe die Artikel:
"Wie der Blutdruck entsteht & geregelt wird" Teile I, II, III, IV.
bookmark_borderVon "SALZ" (Teil I)
und "Multi Level Marketing" [MLM / Pyramidensystem] oder: Die Dummen sterben nicht aus!
Lassen Sie mich eingangs den Unterschied zwischen Verdauung und Stoffwechsel erklären. Das wird oft - mit oder ohne Absicht - durcheinander geworfen:
→ Alle Prozesse die sich im Darm abspielen werden unter dem Oberbegriff "Verdauung" behandelt;
→ Alle Prozesse die jenseits der Darmwand, also außerhalb des Darmes im Körper des Menschen und natürlich der Tiere ablaufen heißen "Stoffwechsel". Diese Reihenfolge von chemischen Reaktionen ist meist innerhalb von Zellen (verschiedener Art) zu finden, nur wenige Stoffwechselvorgänge finden außerhalb von Zellen statt. Sie sind dann überwiegend auf einen oder zwei Schritte beschränkt und dienen lediglich dem Ausgleich von Ladungen der beteiligten Substanzen beim Ein- und Austritt in die Zellen (oder eben aus ihnen heraus).
Welche Prozesse regulieren den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers?
Der zentrale Mechanismus besteht aus dem Zusammenspiel des Nervensystems mit dem Hormonsystem. Dieses System wird als "Renin-Angiotensin-Aldosteron-System" bezeichnet. Doch verzagen Sie nicht, im folgenden werde ich das ganz einfach erklären, Sie brauchen dazu nur Grundkenntnisse der Chemie und einiger Stoffe wie Wasser, Salz und Eiweiß - die ich alle schon in anderen Artikeln beschrieben habe und zu denen Sie umfangreiche Informationen im Internet finden.
Das *Vehikel*, mit dessen Hilfe dieser Regelmechanismus arbeitet ist das Blut (für den trägen Hormontransport) und das Nervensystem (für die raschen, situativen Änderungen). Gleichzeitig mit den durch die Gefässe transportierten Informationen zu Ausscheidung bzw. Zurückhaltung von Salz und Wasser wird so die Blutmenge geregelt - und mit ihr der Blutdruck¹ und die Herztätigkeit trägt ebenfalls dazu bei.
Es dauert Jahre, bis man den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Steuerungs- und Regelmechanismen des menschlichen Organismus verstanden hat. Dazu braucht man mehr als reines Auswendiglernen, man muss *erkennen* und *übergreifend denken können* um es weitergeben zu können. Oder nachvollziehen, warum solche Begriffe wie "Stoffwechselschlacken" etwas bezeichnen was es in Wirklichkeit nicht gibt.
Mangelnde Selbstkritik und grundlose Überheblichkeit
Da werden Sie, liebe Lesende, erkennen warum es mich sehr erstaunt, wenn eine selbsternannte "Präventionsberaterin", eine Frau Gabriele Valerius-Szöke, irgendwoher Informationen abschreibt - ohne den Hintergrund selbst zu verstehen - und damit im Zweifelsfall Menschen mit Gesundheitsproblemen nicht hilft, sondern ihnen wesentlichen Schaden zufügt. Durch völlig falsche, ja gefährliche Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren.
Fast schon kriminell ist allerdings, wenn eine Drogistin mit dreijähriger Lehre sich zu einer allwissenden Ratgeberin aufbläst und den Patienten rät zu einer bestimmten "Sorte" Arzt zu gehen, den so genannten "Funktionsmedizinern", also Esoterikern, und nicht zu denen, die ihr Fach verstehen und diesen Humbug ablehnen! Kein Wunder, denn letztere Ärzte bringen ihr nicht den Umsatz an Produkten in einem Schneeball-System (Multi-Level-Marketing) für die sie so heftige Werbung betreibt.
Was sie noch nicht begriffen hat ist:
Nur die alleroberste Ebene verdient, alle darunter liegenden Stufen ackern und verkaufen den Mist - ohne selbst jemals angemessen zu verdienen. Im verlinkten Beispiel geht es um Jeans - die Firma hat damals groß getönt .... und ist schon weg vom Fenster .... die hoffnungsvollen Jungverdiener sitzen auf Bergen von Jeans - so wie alle, die bei "Natura Vitalis" einsteigen auf Bergen von nutz- und wirkungslosen Produkten sitzen werden.
Schwurbelschwatz zu "SALZ"
Die so verblendete Frau Valerius-Szöke, die nicht einmal erkennt welcher Masche von Betrügern sie auf den Leim gegangen ist, hat nun in einer Veröffentlichung zu SALZ ein paar Zeilen geschrieben, denn "Himalayasalz" gehört zu ihrem Vertriebsprogramm.
Lesen Sie selbst, hier ein screenshot:
Außer dem Wort "SALZ" ist fast alles in dieser Darstellung frei erfunden. Oder es werden Beziehungen hergestellt, die es nicht gibt. Ein großer Teil davon ist gelogen. Die Aussage zum Blutdruck ist gemeingefährlicher Unsinn. Denn dadurch werden Patientenleben gefährdet. Ich komme später, im zweiten Teil, dazu das zu erklären.
Teil II finden Sie → DORT
¹ Siehe die Artikel:
"Wie der Blutdruck entsteht & geregelt wird" Teile I, II, III, IV.
bookmark_borderZu "Befähigung" und "Ausbildung" im Gesundheitswesen
Wenn ich Ihnen, liebe Lesende, erzählte, dass ich kürzlich ein Buch von einem Wirtschaftsprofessor zum Thema "Warum die EU in Wirschaftsfragen inkompetent ist" gelesen habe, dann werden Sie verschiedene Gedanken dazu haben.
Vielleicht denken Sie
"Wird er uns jetzt eine Zusammenfassung des Buches liefern?"
oder
"Das muss ein ziemlicher Wälzer gewesen sein, durch den er sich da gearbeitet hat!"
oder
"Bestimmt gibt es Bücher, die genau das Gegenteil dessen beinhalten, was da im Titel des gelesenen Buches steht - hat er so etwas auch gelesen?"
Oder Sie haben möglicherweise ganz andere Gedanken ....
Kämen Sie vielleicht auf die Idee, ich sei durch die Lektüre des Buches nun ein Fachmann für EU-Wirtschaftsfragen?
Wohl kaum.
Sie wissen nämlich:
Um in Wirtschaftsfragen kompetent Aussagen zu treffen bedarf es nicht nur eines einschlägigen Studiums der Wirtschaftswissenschaften sondern zusätzlich einer jahrelangen Erfahrung in Berufsfeldern, die Wirtschaft praktisch steuern. Die im Studium erlernten Inhalte zu verstehen und in praktisches Handeln umzusetzen und das - nachweislich - erfolgreich getan zu haben ist eine ganz wesentliche Sache.
"Fachlich kompetent" wird man also nicht durch das Lesen eines einzigen Buches, bestimmt auch nicht durch das Lesen mehrerer Bücher. Da fehlt die Grundlage, und deswegen gehen Sie zu verschiedenen Vortragsveranstaltungen zu Wirtschaftsthemen, mal ein paar Stunden am Abend, mal einen Tag, mal mehrere Tage zu einem "Seminar".
Da bekommen Sie am Ende eine Teilnahmeurkunde in der steht "Frau/Herr X.Y. hat am Seminar 'Wie ich meine Finanzen ordne und richtig anlege' mit Erfolg teilgenommen" - darunter haben der Kursleiter und der Beauftragte des Veranstalters unterschrieben, beides Menschen mit Titeln, ein Dr. Dipl.-Ing. und Prof. Dr. Diplom-Volkswirt & für Finanzwesen. Das macht 'was her!
Geschafft!
Nun sind Sie nachweislich kompetent und schreiben ein Buch zum Thema "Alternative Möglichkeiten der Geldanlage - so werden Sie reich in 12 Monaten!"
Hätten Sie nun den Eindruck, dass hier ein Buch eines kompetenten Menschen vorliegt, dessen Rat Sie eher befolgen sollten als den eines Anlageberaters bei ihrer Hausbank, der drei Jahre gelernt hat, dann zweieinhalb Jahre die Sparkassenakademie in Vollzeit besucht hat und seine Tätigkeit seit mehreren Jahren erfolgreich ausübt?
Wenn Sie mir bis hierher gefolgt sind werden Sie sich nun fragen was das denn soll, denn oben im Titel steht doch "Gesundheitswesen" - was hat das denn mit Wirtschaft und Finanzen zu tun? Das, liebe Lesende habe ich lediglich als Beispiel gewählt, weil sich bei Gesundheit & Medizin sofort die Geister scheiden und Emotionen ins Spiel kommen.
Was an diesem Beispiel gelernt werden kann & soll:
Ein paar Bücher zu einem Thema gelesen zu haben, ein paar Veranstaltungen zum Thema besucht zu haben, in Seminaren zum Thema gesessen zu haben, ersetzt keinesfalls ein ordentliches, weltweit anerkanntes Studium der Humanmedizin, und schon erst recht nicht die jahrelange Erfahrung im Beruf.
Jetzt kommt der Teil auf den Sie bisher gewartet haben
- denn nun geht es um eine Karriere im Gesundheitswesen.
Eine Drogistin. Mit einer Drogistenausbildung, die als Teil der Tätigkeit eine Prüfung speziell zu 'Giftstoffen' enthält, die sie mit "ausreichend" gerade so bestanden hat. Dazu das 'Studium' von mehreren Büchern, eines davon geschrieben von einem "h.c. Doktor", ebenfalls Drogist von Beruf, der sich den Titel in Russland gekauft hat.
Weiterhin mehrere Veranstaltungen, mal ein bis zwei Stunden, mal etwas länger und dazu noch einige Seminare, über das Internet gestreamt, die über einen bis mehrere Tage dauerten.
Die Frau ist schockiert weil sie beide Elternteile verloren hat - und Schuld daran ist die "Medizin", nicht etwa das falsche Verhalten der Mutter. Die Diabetes Typ I hatte und immer wieder aus Nachlässigkeit unterzuckerte und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
Der Vater, an Darmkrebs erkrankt, starb trotz Chemotherapie und Behandlung - ein Schicksal, das alljährlich Tausende Menschen trifft. Schlimm, aber so ist nun mal das Leben. Manche sterben früher, andere später. Ohne dass irgendwer oder irgendetwas als "Schuld" daran identifizierbar ist.
Da gibt es Menschen wie die oben erwähnte Tochter, die mit dem Verlust nicht fertig werden und nach "Schuldigen" suchen. Was liegt da näher, nicht zuerst an genetische Disposition oder falschen Lebenswandel zu denken, sondern der Behandlung, der Medizin, die Schuld zuzuweisen?
Das weiß sie ganz genau, denn sie ist nun "ganzheitliche Präventionsberaterin"¹ - eine Bezeichnung, frei erfunden, für die es keine geregelte Ausbildung gibt.
Doch, halt!, sie hat ja doch mehr anzubieten:
- Drogistin gelernt
- ein Fernstudium zur online-Texterin und –Redakteurin abgeschlossen
- zahlreiche Kurz-Seminare, ein- und zweitägige Fort- und Weiterbildungen absolviert
- unzählige "Fachbücher" (zweifelhafter Autoren) durchgearbeitet
Das Einzige was fehlt ist eine fundierte medizinische Ausbildung, nicht einmal eine Heilpraktikerausbildung kann sie vorweisen, wo die doch schon für wenige Tausend Euro zu haben ist. Dennoch ist sie mit der Befähigung (!) die (selbsterfundene?) Bezeichnung "ganzheitliche Präventionsberaterin" zu tragen sicher, dass nur eine "alternative Medizin" die Welt, die Menschen retten kann. "Befähigung", wohlgemerkt, nicht etwa "Ausbildung" oder "Studium".
Ich gebe zu, ich habe ein Vorurteil gegen solche Menschen. Das basiert darauf, dass ich "Forschung und Beweise" für wichtiger halte als "Meinung und Wunschdenken" .... aber wer bin ich schon, der ich mit zwei abgeschlossenen Hochschulstudien als Naturwissenschaftler gearbeitet habe - da ist eine Drogistin mit vielen gelesenen Büchern und ein paar Wochenendseminaren doch bestimmt kompetenter ....
Der eigentliche Skandal ist allerdings, dass es in unserem Land erlaubt ist dergleichen Hokuspokus als "Alternativmedizin" zu bezeichnen und gutgläubige Menschen dadurch zu täuschen und zu schädigen.
¹ Das sollte uns zu denken geben:
Weitere Quellen, die Scharlatanerie entlarven:
Ⓐ Der “Ratgeber-News-Blog” ( → ratgebernewsblog2.wordpress.com) behandelt in der Hauptsache irrationale Glaubenssysteme, wie Esoterik, Anthroposophie, Alternative Heilmethoden und fundamentalistische christliche Strömungen. Eine wissenschaftliche und somit kritische Auseinandersetzung mit den Themen steht im Vordergrund.
[Eng ausgerichtete Wissenschaft]
Ⓑ Die GWUP möchte wissenschaftliches bzw. kritisches Denken und wissenschaftliche Methoden verbreiten, allgemeinverständlich erklären und echte Wissenschaft klar von Parawissenschaft abgrenzen. Auf diese Weise will sie dazu beitragen, die Anfälligkeit der Gesellschaft für parawissenschaftliche Vorstellungen und Versprechungen abzubauen.
[Breit gefächerte Wissenschaft]
Ⓒ Onkel Michasels kleine Welt: Ich bin ein ganz normaler Mensch jenseits der 40, der mit beiden Beinen im Leben steht. Meine Hobbys sind Herumlungern, Nichtstun, gegen Priester hetzen und ständige Subversion.
[Humotvoll verbrämte Wissenschaft]
Siehe auch folgende Artikel:
→ 04/2006 Homöopathische Verdünnungen ....
→ 01/2009 "Probiotisches" essen & trinken .... *update* [05.04.2019]
→ 07/2010 "Geld verdienen mit HOKUSPOKUS" ....
→ 07/2010 Noch mehr "HOKUSPOKUS" ....
→ 01/2011 "Alle Ding' sind Gift, und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist."
→ 01/2012 Dinge, die die Welt nicht braucht ....
→ 03/2013 Empörung ....
→ 04/2014 3sat
→ 06/2019 Es wirkt! Tatsächlich?
→ 10/2019 BodyFocus "Leberentgiftung" [BodyFokus Clean Body Restart]
→ 02/2020 "I did a liver cleanse" [Leberreinigung]
→ 02/2020 Was mich vom Hocker reißt ....
bookmark_borderIngwer
" .. Organfunktionen werden unterstützt und verbessert .. "
- so verspricht es der Moderator bei "GALILEO" von ProSieben für Ingwer.
Nicht, dass Sie mich missverstehen - ich koche kein Gericht mit Huhn ohne frischen Ingwer! Wenn einmal keine Knollen (botanisch: ' ..unterirdischer Hauptspross des Ingwers, das Ingwer-Rhizom.. ') vorhanden sind nehme ich als zweite Wahl Ingwerpulver.
Was mich stutzig macht ist stets eine solche Pauschalaussage - die, wenn man sie genauer betrachtet und *zerlegt* doch mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet bzw. als dann in der nachfolgenden Sendung erklärt wird.
Warum?
Weil es da nichts zu erklären gibt. Viele solche Aussagen klingen vordergründig sehr überzeugend. Da könnte man sofort zustimmen. Aber ist das wirklich richtig, was da so versprochen wird?
Schauen wir doch einmal genauer hin:
1. Welche Organe sind es?
1 a. Was bedeutet "unterstützt - auf welche Mechanismen ist das bezogen?
1 b. Was bedeutet "verbessert" - von welchem Ausgangspunkt her wird das bemessen?
1 c. Mit welcher Methode wird die Organfunktion bestimmt?
1 d. Was ist der "Normalwert" und welche Variation der Abweichung besteht?
2. Welche Funktionen dieser Organe werden unterstützt?
2a. Woran erkennt man, dass diese Organe Unterstützung nötig haben?
2b. Warum ist es angebracht diese Organe zu 'unterstützten'?
3. Welche Funktionen werden verbessert?
3a. Wie erkennt man die Funktionen die 'verbessert' werden?
3b. Ist eine Intervention unabdingbar oder fallen die Abweichungen in die allgemein bekannte Variation? [Anders ausgedrückt: Welcher Schaden entstünde, wenn man nichts tut?]
So formuliert denn auch der Bayerische Rundfunk " .. Im Netz finden sich viele Mythen um die Wirkung von Ingwer .. " und räumt sogleich mit der Mehrzahl dieser vermeintliche Wirkungen auf. Da ist der Unterschied zwischen Galileo und gebührenfinanziertem Fernsehen¹: Die mangelnde Objektivität der Gebührenfinanzierten, denn ihr Klientel (und die Anzeigenkunden) sind oft solche Firmen, die an der Grenze der Legalität formulieren was ihre Produkte - angeblich - alles können ....
Machen Sie einen einfachen Test um die Mär von den angeblichen Superkräften bestimmter Stoffe zu entlarven:
Wenn Sie den Begriff bei (beispielsweise) startpage eingeben und gleich zu Anfang stehen mehrere Links zu Seiten in deren Titeln Begriffe wie "gesund" "Wundermittel" oder "beliebt" stehen, und zwar bevor der Link zu Wikipedia kommt, dann dürfen Sie getrost davon ausgehen, dass ihnen dort ein Bär aufgebunden werden soll.
Siehe dazu auch:
"Detox" ist die neue "Entschlackung"
"Stoffwechselschlacken"
Margarine = Streichfett - mit Butter
"Probiotisches" essen & trinken .... "Actimel","Lactobacillus LC1","Yakult"
Die Detox-Lüge: Interview mit Natalie Grams in „Donna“; 9. Januar 2020 von Bernd Harder
¹ Damit auch hier kein Missverständnis aufkommt:
Beim WDR geht es nicht immer wissenschaftlich zu, da scheint eine Tendenz zu Aberglaube und Quacksalberei zu bestehen.
Ein herausragendes Beispiel für Quacksalberei auf hohem Niveau: Da werden wissenschaftlich korrekte Tatsachen mit totalem Spinnkram vermischt zu einem riesigen Betrug .... denn wie immer werden die Produkte, die angeblich helfen sollen, im gleichen Atemzug 'mitempfohlen'.